
zwiefldraader
Registrierter Benutzer
Liebe Boardler*innen,
vor mehr als eineinhalb Jahren habe ich eine hünenhafte Aufgabe auf mich genommen und wollte einige Pickups aus dem deutschsprachigen Raum testen, genaugenommen wollte ich PAF Style PUs testen. Es gibt ja bereits sehr viel über diesen Pickuptyp, den die Les Paul und die 335 bekannt gemacht haben und ohne den die Geschichte des Rock´n´Roll wohl anders klingen würde.
Dabei hatte ich mir allerlei Überlegungen angestellt, wie es möglich sein könnte, die PUs unter vergleichbaren Bedingungen (gleiche Gitarre, gleicher Amp, gleiche Einstellung, gleiches Procedere, gleiche Riffs...) zu testen, möglichst zu verblinden und das Ganze dann auch noch über einen Fragebogen auszuwerten.
Nach und nach musste ich dabei kleinere Brötchen backen. Die erste Charge habe ich tatsächlich über Codes für mich selbst verblindet (Amber, Holighaus, DBC, Rockinger, GoodTone) und sie wirklich nur über Klang und Spielgefühl beurteilen können.
Auch habe ich für jeden der PUs einen eigenen Fragebogen angelegt, um bestimmte Qualitäten abzutesten und diese auf einer verblindeten Analogskala einzuschätzen.
In der zweiten Runde (Schaller, Häussel, Palatine, Leosounds, V.I.P.) war ein Anonymisieren leider aufgrund bautechnischer Eigenheiten der PUs nicht mehr möglich. Es war also klar, dass ich weiß, um was es sich handelt.
Das übrige Procedere wollte ich gleich belassen. Aber auch hier bin ich auf Hindernisse gestoßen - zuletzt weil mein Zugang zum Auswertungsprogramm nicht mehr gefunzt hat und ich so den Fragebogen nicht mehr durchgängig beantworten konnte (in meinem Procedere strikt nach meinen Aufnahmen). Wenn das wieder laufen sollte, dann liefere ich das gerne noch nach.
Was bleibt? Es bleibt, dass ich zehn Paar Pickups getestet habe und immer nach dem selben Procedere dabei vorgegangen bin. Ich habe versucht möglichst viele Variablen ziemlich gleich zu halten - fand aber dennoch angemessen, den Saitenabstand der PUs ggfs. um ein Weniges von den Standardeinstellungen zu korrigieren, da jeder PU verdient, unter guten Bedingungen getestet zu werden.
Es bleiben meine "Tagebucheinträge" und es bleiben meine Aufnahmen.
Sicher wird das Alles für Viele zu clean sein - da das, was ich als Crunch gedacht hatte eigentlich nur ein komprimierender, eher cleaner Amp ist. Und das, was eigentlich nach Rock klingen sollte, gerade mal lässig zerrt. Geschuldet ist dies dem, dass der Looper, den ich bei den Aufnahmen genutzt habe, ein wenig leiser abgespielt hat, als das ursprüngliche Gitarrensignal gewesen war - und schon sättigt der Amp weniger als zu dem Zeitpunkt, an dem ich es eingespielt habe. Ich nenne die Aufnahme daher auch nicht mehr Crunch, sondern "Sättigungsgefühle". Das passt besser.
Hier möchte ich jetzt aus meinen Tagebucheinträgen und garniert mit ein paar Aufnahmen einen kleinen Vergleich zusammenstellen. Nur ein paar Sätzen zu meinen Eindrücken zu den jeweiligen Pickups und ein Soundbeispiel.
Zu den Häussel habe ich leider nur die ganz clean jazzigen Einspielungen, weil ich Probleme mit meinem Zoom hatte, als ich sie leihen durfte. Das ist sehr, sehr schade - denn das Häussel 1959 "Tandler" Set ist wirklich großartig und ein charaktervoller Allrounder, den ich Jedem nur ans Herz legen kann.
Was ich noch gelernt habe ist, dass es keine "objektiv" besseren oder schlechteren PUs gibt. Es Middle-of-the-Road Typen, die dazu eignen, eine möglichst große Bandbreite an PAF Humbucker Sounds abzudecken, ohne zu sehr den Klang in eine Richtung zu drücken. Es gibt Allrounder, die etwas mehr Charakter als die vormalig genannten haben, immer noch einen weiten Bereich abdecken, aber ein bisschen mehr Ecken und Kanten zeigen. Und es gibt Spezialisten. Die machen bestimmte Sachen unvergleichlich gut - was sie weniger praktisch für Anderes machen.
Aber man kann nicht einfach sagen, der Rockinger sei weniger gut als der Amber. Sie sind auf gewisse Art zu unterschiedlich angelegt.
Zu den ersten Pickups gibt es auch schon Langreviews von mir. Die werde ich hier wohl zum Teil auch zitieren. Es werden auch noch extra Langreviews weiterer PUs dazu kommen. Ob ich alle zehn Pärchen so besprechen werde... weiß ich nicht. Glaube ich im Moment noch nicht. Aber vielleicht bei langen Winterabenden...
Los geht´s.
PALATINE ELWETRITSCH
EIn Jazztyp, rauchig, eher komprimierend - aber dabei klar. Manche sagen, der Handschuhton sei so basal, dass es keine besondere Kunst wäre. Weit gefehlt. Kein Pickup im Testfeld kann das so überzeugend wie dieser Pfälzer. Am Hals ein sehr, sehr leckerer Blueston, der eine ölige, singende Qualität hat. Die Bässe sind rund und präsent im Klangbild, ohne zu dominieren. Eher die Mitten schieben sich nach vorne – und das mit viel Charakter. Wenn man ein bisschen mit den Potis spielt, entdeckt man viele unterschiedliche Klangfarben die möglich sind. An der Brücke wird das Ganze naturgemäß etwas aggressiver. Dabei behält der Ton genügend Substanz, wird nicht dünn oder klingelig, sondern eher holzig. Auch hier beißen die Höhen nicht unangenehm, zeigen aber Kontur und wieder genügend Milde, um einem nicht den Kopf abzureißen.
Daniel von Palatine Pickups - der hier im Board als @HD aktiv ist - hat mir erzählt, dass er für seine Elwetritsch ein originales PAF Pärchen durchgemessen und analysiert hat. Etwas von dem Zauber der Gegensätze ist auch in diesem Set gelandet. Gleichzeitig Transparenz und Mittenfokus, Substanz, ohne in den Bässen zu überborden, all dies. Es gibt im Testfeld aggressivere Varianten, transparentere… aber die haben dann eben nicht dieses schöne Singen im Klang, diese milde Kompression, die der Transparenz die Schärfe nimmt. Wirklich gelungen. Und gerade in meinen Heimatgefilden Blues und Jazz machen diese PUs eine gute Figur.
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SCHALLER GOLDEN 50s
Wer schon ein bisschen hier aktiv ist, hat sicherlich schon mehrere Testbeiträge vom Kollegen @GeiGit lesen können, der unter Anderem Lobeshynen auf den Schaller Golden 50 zu singen weiß. Er hat mir auch dieses Set freundlicherweise zur Verfügung gestellt und Einiges an Geduld mitgebracht. Vielen Dank hierfür an dieser Stelle.
Die Schaller stechen im Gesamtfeld hervor, haben ein paar Eigenheiten gegenüber typischen PAFs. Sie heben sich ab vom typischen „vintage PAF“ Feld, obwohl die Rezeptur ähnlich ist. Die Bobbins sind einen Tacken größer, das Spacing etwas weiter – vielleicht macht das etwas aus. Die Golden 50 sind kräftig, laut – aber ohne dabei zur Mittenorgel zu werden wie manche eher heiß gewickelten Modelle. Im Gegenteil. Der Hals PU löst sehr differenziert auf mit absoluten Spitzenwerten in der Saitentrennung. Die Mitten fast etwas scooped und zurückgenommen bei sehr klaren Höhen und tiefen Bässen.
Wenn man die Saiten schnalzen lässt, entwickelt der PU regelrecht Spank. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er gut auch an den Hals einer Tele passen würde. Der Klang ist analytisch, ohne steril zu wirken. Das ist eher Fusion als traditioneller Jazz, fast californisch im Timbre. Schön auch, dass dank der Saitentrennung trotz ausgeprägter, dunkler Bässe das Signal nicht sehr zum Matschen neigt. Also auch Rock geht richtig gut – besser als mit manch anderen, schlankeren Kandidaten. Der PU wird mit jedem Mal Gitarre in die Hand nehmen interessanter.
Das Klangprinzip setzt sich an der naturgemäß nasaleren Brücke fort. Da der PU genügend Bässe liefert, wird der Ton auch clean an der Brücke nicht dünn. Das ist richtig sparkly was da aus den Lautsprechern tönt. Dass die Noten auch hier so herauspoppen lädt ein, sich ein bisschen an Country zu versuchen. Bei Gain bleibt der Sound kompakt und klar, bissig. Achtung. Hier wird nichts beschönigt, der PU erzieht zum sauberen Spielen.
Das ist Alles richtig gut – und gleichzeitig anders. Wenn man bedenkt, dass diese PUs für relativ vernünftiges Geld zu finden sind, muss man ihnen fast Schnäppchenqualitäten zuschreiben. Das will nicht Jeder, was diese Pickups machen – aber wer genau das will, hat Schwierigkeiten bessere Kandidaten zu finden. Mit denen kann man glücklich werden.
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AMBER SPIRIT OF ´59
Bühne frei, großer Auftritt - keine Gefangenen. Die Amber haben eine ausgeprägte Direktheit und Punch, transparent glitzernde Höhen und sehr präsente Hochmitten, die dem Sound Kehligkeit vermitteln. Im Tagebuch habe ich notiert "das ist nicht B.B. - das ist Freddie King". Von clean bis mean ist dieses Set in der Lage abzuliefern - dabei aber immer charakterstark. Mit einem Tweed-Amp richtig tolle Spielpartner. An der Bridge auch noch ausreichend Fülle, aber mit "Attitude". Was heraussticht sind die Direktheit und der Anriss im Ton. Viel Dynamik. Die Höhen können schneiden, ja - aber was für eine charakterstarke Ansage. Kompromisslose Höhen, verbunden mit der oben beschriebenen Kehligkeit - dabei weniger "trocken" als viele Mitspieler im Feld.
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GOODTONE VINTAGE HOT
Der Name Vintage Hot ist für meine Begriffe ein klein wenig irreführend. Die GoodTone Pickups aus der Schweiz sind gekennzeichnet durch einen nicht zu stramm gewickelten Draht und eher leicht underwound. Was bei GoodTone Hot ist, ist bei den meisten Wicklern also normaler PAF Standard, was die Werte angeht.
Dennoch stimmt es vom Charakter irgendwie schon, denn die Vintage Hot gehören eher zu den eher direkten, vielleicht etwas rauen Kandidaten im Testvergleich. Die Saitentrennung ist gut, aber im Vergleich zurückgenommen. An der Bridge kompakter, mit vergleichsweise abgerundetem Ton. Dafür schiebt er an der Bridge in den Tiefmitten etwas mehr als die Vergleichsgruppe. Es gibt feingliedrigere Kandidaten, wobei man hier auch sehr gut mit der Tonabnehmerhöhe experimentieren kann. Etwas tiefer im Rahmen sitzend können diese nämlich durchaus auch glasig. Toll kann er aber auf alle Fälle Creme und Schmiere. Immer ein bisschen Dreck mit dabei, immer ein bisschen Grundton. Im Direktvergleich höre ich ihn wie ein charakterähnliches Upgrade zum Seymour Duncan Jazz. Tonal ähnlich angelegt, aber Alles den Tacken edler, besser... ein bisschen mehr Schweiz eben.
vor mehr als eineinhalb Jahren habe ich eine hünenhafte Aufgabe auf mich genommen und wollte einige Pickups aus dem deutschsprachigen Raum testen, genaugenommen wollte ich PAF Style PUs testen. Es gibt ja bereits sehr viel über diesen Pickuptyp, den die Les Paul und die 335 bekannt gemacht haben und ohne den die Geschichte des Rock´n´Roll wohl anders klingen würde.
Dabei hatte ich mir allerlei Überlegungen angestellt, wie es möglich sein könnte, die PUs unter vergleichbaren Bedingungen (gleiche Gitarre, gleicher Amp, gleiche Einstellung, gleiches Procedere, gleiche Riffs...) zu testen, möglichst zu verblinden und das Ganze dann auch noch über einen Fragebogen auszuwerten.
Nach und nach musste ich dabei kleinere Brötchen backen. Die erste Charge habe ich tatsächlich über Codes für mich selbst verblindet (Amber, Holighaus, DBC, Rockinger, GoodTone) und sie wirklich nur über Klang und Spielgefühl beurteilen können.
Auch habe ich für jeden der PUs einen eigenen Fragebogen angelegt, um bestimmte Qualitäten abzutesten und diese auf einer verblindeten Analogskala einzuschätzen.
In der zweiten Runde (Schaller, Häussel, Palatine, Leosounds, V.I.P.) war ein Anonymisieren leider aufgrund bautechnischer Eigenheiten der PUs nicht mehr möglich. Es war also klar, dass ich weiß, um was es sich handelt.
Das übrige Procedere wollte ich gleich belassen. Aber auch hier bin ich auf Hindernisse gestoßen - zuletzt weil mein Zugang zum Auswertungsprogramm nicht mehr gefunzt hat und ich so den Fragebogen nicht mehr durchgängig beantworten konnte (in meinem Procedere strikt nach meinen Aufnahmen). Wenn das wieder laufen sollte, dann liefere ich das gerne noch nach.
Was bleibt? Es bleibt, dass ich zehn Paar Pickups getestet habe und immer nach dem selben Procedere dabei vorgegangen bin. Ich habe versucht möglichst viele Variablen ziemlich gleich zu halten - fand aber dennoch angemessen, den Saitenabstand der PUs ggfs. um ein Weniges von den Standardeinstellungen zu korrigieren, da jeder PU verdient, unter guten Bedingungen getestet zu werden.
Es bleiben meine "Tagebucheinträge" und es bleiben meine Aufnahmen.
Sicher wird das Alles für Viele zu clean sein - da das, was ich als Crunch gedacht hatte eigentlich nur ein komprimierender, eher cleaner Amp ist. Und das, was eigentlich nach Rock klingen sollte, gerade mal lässig zerrt. Geschuldet ist dies dem, dass der Looper, den ich bei den Aufnahmen genutzt habe, ein wenig leiser abgespielt hat, als das ursprüngliche Gitarrensignal gewesen war - und schon sättigt der Amp weniger als zu dem Zeitpunkt, an dem ich es eingespielt habe. Ich nenne die Aufnahme daher auch nicht mehr Crunch, sondern "Sättigungsgefühle". Das passt besser.
Hier möchte ich jetzt aus meinen Tagebucheinträgen und garniert mit ein paar Aufnahmen einen kleinen Vergleich zusammenstellen. Nur ein paar Sätzen zu meinen Eindrücken zu den jeweiligen Pickups und ein Soundbeispiel.
Zu den Häussel habe ich leider nur die ganz clean jazzigen Einspielungen, weil ich Probleme mit meinem Zoom hatte, als ich sie leihen durfte. Das ist sehr, sehr schade - denn das Häussel 1959 "Tandler" Set ist wirklich großartig und ein charaktervoller Allrounder, den ich Jedem nur ans Herz legen kann.
Was ich noch gelernt habe ist, dass es keine "objektiv" besseren oder schlechteren PUs gibt. Es Middle-of-the-Road Typen, die dazu eignen, eine möglichst große Bandbreite an PAF Humbucker Sounds abzudecken, ohne zu sehr den Klang in eine Richtung zu drücken. Es gibt Allrounder, die etwas mehr Charakter als die vormalig genannten haben, immer noch einen weiten Bereich abdecken, aber ein bisschen mehr Ecken und Kanten zeigen. Und es gibt Spezialisten. Die machen bestimmte Sachen unvergleichlich gut - was sie weniger praktisch für Anderes machen.
Aber man kann nicht einfach sagen, der Rockinger sei weniger gut als der Amber. Sie sind auf gewisse Art zu unterschiedlich angelegt.
Zu den ersten Pickups gibt es auch schon Langreviews von mir. Die werde ich hier wohl zum Teil auch zitieren. Es werden auch noch extra Langreviews weiterer PUs dazu kommen. Ob ich alle zehn Pärchen so besprechen werde... weiß ich nicht. Glaube ich im Moment noch nicht. Aber vielleicht bei langen Winterabenden...
Los geht´s.
PALATINE ELWETRITSCH
EIn Jazztyp, rauchig, eher komprimierend - aber dabei klar. Manche sagen, der Handschuhton sei so basal, dass es keine besondere Kunst wäre. Weit gefehlt. Kein Pickup im Testfeld kann das so überzeugend wie dieser Pfälzer. Am Hals ein sehr, sehr leckerer Blueston, der eine ölige, singende Qualität hat. Die Bässe sind rund und präsent im Klangbild, ohne zu dominieren. Eher die Mitten schieben sich nach vorne – und das mit viel Charakter. Wenn man ein bisschen mit den Potis spielt, entdeckt man viele unterschiedliche Klangfarben die möglich sind. An der Brücke wird das Ganze naturgemäß etwas aggressiver. Dabei behält der Ton genügend Substanz, wird nicht dünn oder klingelig, sondern eher holzig. Auch hier beißen die Höhen nicht unangenehm, zeigen aber Kontur und wieder genügend Milde, um einem nicht den Kopf abzureißen.
Daniel von Palatine Pickups - der hier im Board als @HD aktiv ist - hat mir erzählt, dass er für seine Elwetritsch ein originales PAF Pärchen durchgemessen und analysiert hat. Etwas von dem Zauber der Gegensätze ist auch in diesem Set gelandet. Gleichzeitig Transparenz und Mittenfokus, Substanz, ohne in den Bässen zu überborden, all dies. Es gibt im Testfeld aggressivere Varianten, transparentere… aber die haben dann eben nicht dieses schöne Singen im Klang, diese milde Kompression, die der Transparenz die Schärfe nimmt. Wirklich gelungen. Und gerade in meinen Heimatgefilden Blues und Jazz machen diese PUs eine gute Figur.
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SCHALLER GOLDEN 50s
Wer schon ein bisschen hier aktiv ist, hat sicherlich schon mehrere Testbeiträge vom Kollegen @GeiGit lesen können, der unter Anderem Lobeshynen auf den Schaller Golden 50 zu singen weiß. Er hat mir auch dieses Set freundlicherweise zur Verfügung gestellt und Einiges an Geduld mitgebracht. Vielen Dank hierfür an dieser Stelle.
Die Schaller stechen im Gesamtfeld hervor, haben ein paar Eigenheiten gegenüber typischen PAFs. Sie heben sich ab vom typischen „vintage PAF“ Feld, obwohl die Rezeptur ähnlich ist. Die Bobbins sind einen Tacken größer, das Spacing etwas weiter – vielleicht macht das etwas aus. Die Golden 50 sind kräftig, laut – aber ohne dabei zur Mittenorgel zu werden wie manche eher heiß gewickelten Modelle. Im Gegenteil. Der Hals PU löst sehr differenziert auf mit absoluten Spitzenwerten in der Saitentrennung. Die Mitten fast etwas scooped und zurückgenommen bei sehr klaren Höhen und tiefen Bässen.
Wenn man die Saiten schnalzen lässt, entwickelt der PU regelrecht Spank. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er gut auch an den Hals einer Tele passen würde. Der Klang ist analytisch, ohne steril zu wirken. Das ist eher Fusion als traditioneller Jazz, fast californisch im Timbre. Schön auch, dass dank der Saitentrennung trotz ausgeprägter, dunkler Bässe das Signal nicht sehr zum Matschen neigt. Also auch Rock geht richtig gut – besser als mit manch anderen, schlankeren Kandidaten. Der PU wird mit jedem Mal Gitarre in die Hand nehmen interessanter.
Das Klangprinzip setzt sich an der naturgemäß nasaleren Brücke fort. Da der PU genügend Bässe liefert, wird der Ton auch clean an der Brücke nicht dünn. Das ist richtig sparkly was da aus den Lautsprechern tönt. Dass die Noten auch hier so herauspoppen lädt ein, sich ein bisschen an Country zu versuchen. Bei Gain bleibt der Sound kompakt und klar, bissig. Achtung. Hier wird nichts beschönigt, der PU erzieht zum sauberen Spielen.
Das ist Alles richtig gut – und gleichzeitig anders. Wenn man bedenkt, dass diese PUs für relativ vernünftiges Geld zu finden sind, muss man ihnen fast Schnäppchenqualitäten zuschreiben. Das will nicht Jeder, was diese Pickups machen – aber wer genau das will, hat Schwierigkeiten bessere Kandidaten zu finden. Mit denen kann man glücklich werden.
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AMBER SPIRIT OF ´59
Bühne frei, großer Auftritt - keine Gefangenen. Die Amber haben eine ausgeprägte Direktheit und Punch, transparent glitzernde Höhen und sehr präsente Hochmitten, die dem Sound Kehligkeit vermitteln. Im Tagebuch habe ich notiert "das ist nicht B.B. - das ist Freddie King". Von clean bis mean ist dieses Set in der Lage abzuliefern - dabei aber immer charakterstark. Mit einem Tweed-Amp richtig tolle Spielpartner. An der Bridge auch noch ausreichend Fülle, aber mit "Attitude". Was heraussticht sind die Direktheit und der Anriss im Ton. Viel Dynamik. Die Höhen können schneiden, ja - aber was für eine charakterstarke Ansage. Kompromisslose Höhen, verbunden mit der oben beschriebenen Kehligkeit - dabei weniger "trocken" als viele Mitspieler im Feld.
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GOODTONE VINTAGE HOT
Der Name Vintage Hot ist für meine Begriffe ein klein wenig irreführend. Die GoodTone Pickups aus der Schweiz sind gekennzeichnet durch einen nicht zu stramm gewickelten Draht und eher leicht underwound. Was bei GoodTone Hot ist, ist bei den meisten Wicklern also normaler PAF Standard, was die Werte angeht.
Dennoch stimmt es vom Charakter irgendwie schon, denn die Vintage Hot gehören eher zu den eher direkten, vielleicht etwas rauen Kandidaten im Testvergleich. Die Saitentrennung ist gut, aber im Vergleich zurückgenommen. An der Bridge kompakter, mit vergleichsweise abgerundetem Ton. Dafür schiebt er an der Bridge in den Tiefmitten etwas mehr als die Vergleichsgruppe. Es gibt feingliedrigere Kandidaten, wobei man hier auch sehr gut mit der Tonabnehmerhöhe experimentieren kann. Etwas tiefer im Rahmen sitzend können diese nämlich durchaus auch glasig. Toll kann er aber auf alle Fälle Creme und Schmiere. Immer ein bisschen Dreck mit dabei, immer ein bisschen Grundton. Im Direktvergleich höre ich ihn wie ein charakterähnliches Upgrade zum Seymour Duncan Jazz. Tonal ähnlich angelegt, aber Alles den Tacken edler, besser... ein bisschen mehr Schweiz eben.
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