Im Rahmen dieses Threads könnte man auch mal einen Blick werfen auf einen der ungewöhnlichsten Vollmodularen überhaupt, den
ARP 2500. Das war 1970 der erste Synth aus Pearlmans Schmiede, als die noch Tonus hieß. Und der 2500, der nie wirklich in Serie gebaut wurde, sondern immer als Einzelexemplar auf Bestellung, blieb bis zum Ende von ARP auf der Preisliste, also bis 1981, wobei der letzte bestellte ARP 2500 das 1977er Exemplar für
Unheimliche Begegnung der dritten Art gewesen sein soll, das ja im Film vom ARP-Techniker Phil Dodds gespielt wurde. Ein Synth, der immer noch "Laborgerät" schreit und eigentlich auch eins war.
Auf
Muff Wiggler hab ich von
Music Machines zum einen ein Bild von einem ungewöhlichen 2500 gefunden – altes Hauptkabinett mit Überbreite (15 Slots + 4 Blindplatten), alte 5+2-Slot-Wings – und zum anderen eine Modulliste mit Modulbildern. Interessant ist auch der
hier aufgetane
Prospekt, wo man auch schön in die Module reinzoomen kann.
Ein paar Sachen sind am ARP 2500 schon ungewöhnlich. Einmal ist da die Bauweise mit Schiebeschaltermatrix oben und unten. Vorteil: keine Patchkabel, sofern man keine Flügelkabinette oder sonstiges externes Gerät antüten mußte; Nachteil: Übersprechen und große Kabinette mit wenig drin, weil großer Platzbedarf. Außerdem steht beim 2500 das Hauptkabinett für gewöhnlich auf den Keyboard(s), eine Kombination, die wie eine Einheit wirkt. Der 2500 sieht von der Seite aus wie ein überdimensionaler Minimoog Model A, nur daß die Modulblenden blank sind und nicht schwarz. Keyboard(s), weil man sich gegen einen Zusatzobolus auch zwei Tastaturen unter das Ding bauen lassen konnte. Nachteil: Man mußte die Wings auf Distanzkästen setzen, um sie mit dem Hauptkabinett in eine Linie zu bringen, und die wenigsten noch existierenden 2500 haben diese Kästen noch.
Wie man
hier sehen kann, gingen auch noch andere Kombinationen: tragbarer Wing mit tragbarer Tastatur 3604 (ja, das ist die vom ARP 2600) als Kurz-2500 oder ein ganzer 2600 mit tragbarem 2500-Wing. (Wenn man
solche Monster in Betracht zieht – ja, der hat Module, wo Blindplatten hingehören, und ja, der hat zwei Hauptkisten –, gehen sicherlich auch noch mehr Wings am Zwosechs.)
Man muß sich generall mal angucken, woraus man sich seinen 2500 zusammenstellen konnte. Fünf Tastaturen: eine tragbare monophone (die gerade erwähnte 3604), eine feste monophone, eine duophone, eine Monophon/Duophon-Split und eine Duophon/Duophon-Split. Das ist ein ARP, der kann duophon, man muß sich einfach dran gewöhnen. Wenn man's drauf anlegt, ist der 2500 sogar "richtig" zweifach polyphon mit zwei komplett separaten Synthesesträngen.
Das zieht sich nämlich auch durch die Module, unter denen es diverse Mehrfachmodule gibt. Das ist auch dadurch gerechtfertigt, daß der 2500 ein festes Raster und somit wenig Platz hat – das frühere Hauptgehäuse, erkennbar an der halbhohen Matrix oben, hat vier Blind/Patchplatten (zzgl. Netzteil) und elf nutzbare Slots, das spätere hat drei Blind/Patchplatten (dito) und zwölf nutzbare Slots, und die Wings haben zwei Blind/Patchplatten und fünf (alt)/sechs (neu) Slots. Da muß man möglichst viel mit möglichst wenigen Modulen können, darunter eben auch die Duophonie. 1023 ist also zwei relativ simple (jedenfalls im Vergleich zu den 1004-Varianten) VCOs auf einer Platte. 1003 ist zwei ADSR-Hüllkurven auf einer Platte. 1033 ist zwei DADSR-Hüllkurven auf einer Platte. 1046 ist quasi 1003 und 1033 auf einer Platte, also
vier Hüllkurven. 1016 ist je zwei Rausch- und Zufallsgeneratoren (macht Sinn) auf einer Platte. 1036 ist je zwei Sample&Holds und Zufallsgeneratoren (macht auch Sinn) auf einer Platte.
Für die Platzökonomen (auch wenn man heute so den Eindruck hat, hat sich nicht jeder damals zwei Wings dazugekauft) beinhaltet das 1006 ("Filtamp") einen Mixer mit vier Eingängen, ein VCF und einen VCA.
Das ging noch zu toppen. Mit dem 1045 war ARP seiner Zeit voraus. Ich nenne es gern "ARP Energy". Das ist nämlich ein kompletter monophoner Synthesizer mit einem Oszillator (wie die im 1023, aber ohne LFO-Stellung, weil sinnlos), einem Filter und zwei ADSR-Hüllkurven. Single-wide. Nichts für Klaustrophobiker, weil ähnlich voll mit Beschriftungen und Knobs in Kaffeekapsel-Metallic™ wie das 1046.
Oder 1050. Der Mix-Sequencer. Auch wieder doppelt vorhanden. Das Prinzip kennt man auch vom John Bowen Solaris, da nennt sich das "Rotor". Der "eigentliche" Sequencer 1027 hat übrigens drei Reihen à zehn Steps und variable Pulsbreite für den Einsatz als Gate. Er ist das einzige doppelt breite Modul.
Der wohl berühmteste ARP 2500 ist der in
Unheimliche Begegnung der dritten Art mit zwei tragbaren Wings und Doppeltastatur in einem coolen Customgehäuse, der, wie gesagt, möglicherweise der letzte ARP 2500 war.
Anläßlich seines Besitzerwechsels 2008 hat Matrixsynth Fotos und eine Modulliste gepostet. Natürlich kam auch
Packrat nicht an dem Film vorbei.
Und der wohl verrückteste ARP-2500-User ist Jean Michel Jarre, weil er mit einem von vielleicht noch 50 von den Dingern live auftritt. Der Synth dürfte sich seit round about 40 Jahren in seinem Besitz befinden; schätze, er hat ihn damals jung gebraucht erstanden. Wings hat der 2500 nicht, waren wohl im Prä-
Oxygène-Budget nicht drin. Dafür wurde die Split-Tastatur in ein Flightcase gesetzt; schätze, beim Transport kommt 'ne spezielle Case-Haube über den ganzen Apparat. Wen's interessiert, die Modulliste von links nach rechts:
- 1001 Blindplatte
- 1004t VCO
- 1023 Dual VCO
- 1023 Dual VCO
- 1045 Voltage Controlled Voice
- 1006 Filtamp
- 1006 Filtamp
- 1016 Dual Noise/Random Voltage Source (wo eine Blindplatte hingehört)
- 1047 Multimode Filter/Resonator
- 1005 Modamp
- 1046 Quad Exponential Envelope Generator
- 1050 Mix/Sequencer
- 1027 Ten-Position Sequencer
- 1002 PSU
Wie gesagt, das wird nicht er so zusammengestellt haben.
Martman