Gestern war ein extrem heißer, sonniger Sommertag. Am Abend betrat ich die Kirche. Es war angenehm kalt darin.
Ich bin weder als Tourist noch als Kunsthistoriker dorthin gekommen. Der Grund für meinen Eintritt in die Kirche ist auf dem nächsten Foto zu sehen – ganz links. Ja, Musik machen – Spielen beim Gottesdienst.
Ist Ihnen auf den beiden Fotos auch was Interessantes aufgefallen? Um diese Fresken und Gemälde schaffen zu können, waren einst sauberer weißer Kalkputz und eine saubere neue Leinwand erforderlich. Das Ergebnis ist jederzeit auf dem Foto zu sehen. Wissen Sie, was ein sauberer Kalkputz oder eine saubere Leinwand für einen Musiker bedeutet? Ja: die Stille. Wenn Ihnen hochwertige Stille zur Verfügung steht, können Sie echt schöne Musik machen! Und damit nutzen wir auch Ausdrücke in der Musik, die von Malern, Fotografen und Grafikern verwendet werden: dunkles Register, helle Mixturen, strahlende Trompeten, farbige Töne. Es reicht aber aus, die Hände von den Tastaturen zu nehmen, und schon stellt sich wieder die ursprüngliche vollkommene Stille ein. Die Bilder und Gemälde an den Wänden bleiben erhalten, die Töne und Akkorde - so monumental und kraftvoll sie auch sein mögen - jedoch nicht. Sie verschwinden in diesem Moment, bis man die Tasten wieder berührt. Und das ist das Wunderbare an der Musik. Jedes Ende des Spielens ist ein Versprechen auf einen Neuanfang, auf das Spielen eines neuen Werkes. Und deshalb liebe ich Musik, obwohl ich auch Gemälde und Architektur bewundere.
Liebe Grüße, Vladimir