Hi!
Naja. Das ist -wie so oft- natürlich immer Geschmacksache. Ich habe auch eine 62er BF und selbst Udo Pipper, der ihn zum Check hatte, hat in den höchsten Tönen von der Kiste geschwärmt. Ich mag den auch ganz gerne, aber für mich hat der einfach nicht das gewisse Etwas, das ich bei meinem ollen 76er Silverface Reverb hatte...
Ich hol´ mal etwas weiter aus
Als großer Fender-Fan (insbesondere der verschiedenen Amp-Serien! Bei Gitarren bevorzuge ich tatsächlich Gibson und ähnliche...) hatte ich das Glück, schon viele verschiedene (auch alte) Amps zu spielen.
Ich fand ALLE klangen gut, hatten etwas "besonderes", und am liebsten hätte ich auch ALLE behalten - aber das war leider nicht immer möglich/machbar...
Fender-Amps waren in den späten 50er Jahren (mit den "narrow-panel" Tweeds) schon so gut, dass es kaum noch besser werden konnte - aber das (nicht mehr besser werden) kam natürlich damals nicht in Frage
Und so war die "brownface"-Periode (1960-´63) eine Art Experimentier/Übergangs-Zeit - mit tollen, und nicht-so-tollen Ergebnissen.
Die Amps sollten "mehr können", "cleaner" sein, die alten Tweed-Bezüge waren anfällig/wurden schnell schmutzig, und so kam man zum strapazierfähigen "Tolex".
Auch klanglich wollte man möglichst viel "ungewollte" Verzerrung (von denen die meisten Tweed-Amps natürlich reichlich hatten) vermeiden, und versuchte die Schaltungen "cleaner", und die Amps GRÖSSER zu machen.
Es war schon ein großer "Design-Sprung" die Bedienelemente NACH VORNE zu verlegen, aber einen 40-Watt Amp (als Topteil) auf eine fette 1x15", oder 2x12"-Box zu stellen war - "unheard of"
Und als 1963 der "Vibroverb" erschien (der erste Fender-Amp mit eingebautem Hall!) waren wir schon fast am Ziel unserer Wünsche!
Leider haben Leo und sein Team unterdessen auch ein paar gute Sachen aus der Tweed-Era "weggelassen"... so klingt z.B. ein Tweed Deluxe deutlich schöner/größer/breiter als ein brownface Deluxe. Der ist zwar (eigentlich) lauter/tighter - klingt aber nicht so "groß".
Die "kleinen" brownface Amps (Princeton/Deluxe) klingen tatsächlich sehr "mittig" und ein bisschen "eng".
Es gibt ein paar gute youtube-Videos zum Fender "Chris Stapleton"-Princeton - und da kann man das auch gut hören.
Bei den größeren brownface Amps (Super, Pro, Bandmaster, Concert...) ist das nicht so auffällig, weil ihre Klangregelung variabler/effektiver ist, und man eine gute Balance zwischen "rough" und "sweet" finden kann.
Offenbar waren diese Dinge auch Leo und seinem Team aufgefallen, und so entwickelten sie schon ziemlich bald (1963) eine komplett neue Reihe von Amps ("blackface"-Era) die (je nach Modell) mit geringen Änderungen von 1963 bis 1981 gebaut wurde - und bis Heute zu den beliebtesten Amp-Designs überhaupt gehört.
Ein blackface Fender (bzw. ein ähnlicher silverface) bietet DEN Fender Clean-Sound (schöne, runde Bässe und "funkelnde" Höhen), und (durch eine deutliche Absenkung der Mitten) den berühmten "see through" Sound.
Diese Amps bieten aber ausserdem auch einen tollen Overdrive-Sound - wenn man sie denn LAUT genug aufdrehen kann
Der tolle Overdrive-Sound der bf/sf Fenders scheint aber weithin nicht so bekannt zu sein...
Vor Kurzem hatte ich dazu noch ein Erlebnis mit einem Freund und meinem ´66er Deluxe.
Der Amp klingt (ab "8") wie Pete Townsend auf "Live at Leeds" - und mein Freund bekam ganz große Augen und sagte, er hätte immer gedacht Fender-Amps wären eher so für cleane Sounds
cheers - 68.