Das Forumstreffen in Klingenthal - Der Bericht

  • Ersteller Ippenstein
  • Erstellt am
3. Tag, Freitag, Morgens, Musikfrühstück in Markneukirchen mit anschließendem Museumsbesuch

Leider hat das mit der Schaumanufaktur nicht geklappt, obwohl Sobby im Vorfeld alle Termine ausdrücklich vereinbart und organisiert hatte. Die Schaumanufaktur hatte den Termin versemmelt, aber Sobby bewieß Flexibilität und Organisationstalent. Als Alternative dienten uns kulinarische Backspezialitäten aus dem Vogtland und ein Besuch Musikinstrumentenmuseum in Markneukirchen.


Nachmittags, Mittagessen anschließend "Training on the Job" bei Peter Richter

Peter Richter?! Absolut einmalig :great:

Abends, Abschlussessen und Jam-Session im Hotel

Diese künstlerisch, solide Akkordeon-Jam-Session-Gruppe öffnet die Tür zur einer komplett neuen Version von Tango, Musette. Rauh und gewalttätig in Einklang mit der Zeit, in welcher wir Leben.

Die Qualität der Kompositionen und Improvisationen begleitet von der tiefen persönlichen Intention jedes Musikers, platzierte das Trio in die vorderste Front des avantgardistischen Free-Jazz-Polka-Tango-Feelings . Mit dem rohen Sound, emotionsgesteuerten Break-Beats und mit einer konkreten künstlerischen Richtung zeigte Leonhard die Tendenz der zeitgenössischen Musik. Diese Drei führen die neue Vision im Tango und in der Musette an. Die Mitglieder des Trios, Andreas/Leonhard/Scheufele, mit reichlich Erfahrung in ihrem Metier, waren in verschiedenen Gruppen nicht nur als Musiker, sondern auch als Gründer und Leiter von Ensembles und an unabhängigen Orten für die Ausdehnung der musikalischen Bewegung am Akkordeon tätig; unter diesen sind "La Cumparsita"‚ die "Valse Brune" oder das "La Mer und das „Yira Yira" and diesem Abend neu enstanden und haben einmal mehr Progressive-Old-School-House-Sound-Bewegung aufleben lassen. ;)

In diesem Sinne, kann ich jedem eine Reise ins Klingenthal unbedingt empfehlen. Die 3 Tage waren richtig klasse und ich war bestimmt nicht das letzte Mal da.:great:
 
@ odenwald:

haben die deutschen nicht eine akkordeontradition mit hohner??? ^^
 
Na klar Michi, ham se. Dennoch muß man sagen, dass in Klingenthal das erste Musikinstrumentenbau-Zentrum in Deutschland war. Als Matthias Hohner 1857 seine ersten Mundharmonikas in Trossingen baute (700 Stück) wurden in Klingenthal im Jahr 1860 bereits 3 Millionen Stück im Jahr gebaut. So setzte die Harmonika-Produktion in Klingenthal bereits im Jahr 1852 ein, in Trossingen erst im Jahr 1903. Durch eine geschickte Übernahme-Politik wuchs dann die Firma Hohner in den nachfolgenden 30 Jahren zur größten Musikinstrumentenfirma der Welt. Im Jahr 1939 arbeiteten 4000 Menschen für Hohner. Dennoch konnten die Produktionszahlen von Hohner niemals die Stückzahlen von Klingenthal toppen. Als Einzelfirma war sie aber nach dem Krieg in Westdeutschland einfach bekannter als die Instrumente aus dem Osten. Zumal auch die Qualität der verfügbaren Rohstoffe besser war als die in der DDR verarbeiteten Materialien (Ausnahmen von der Regel gab es natürlich immer!).

Nach der Wende übernahmen 1992 drei Personen die Firma Weltmeister von der Treuhand: H.-P. Messner (ehem. Hohner Mitarb., Matth. Hohner (Urenkel, ehem. Hohner Vorstand), H.-D. Held (ehem. Hohner Mitarb.). Für 630.000 DM, einen Warenbestand von 30 Mio. DM und einen Sanierungszuschuss von 2,4 Mio. DM(!) vom Staat. 1995 war das Geld dann verfrühstückt, das Unternehmen fast pleite. Die ehemaligen Hohner Mitarbeiter verschwanden über Nacht. SO sieht modernes "Management bei Hohner" aus, auch, wenn es sich um ausgeschiedene, ehemalige Mitmarbeiter des Traditionsunternehmens handelte.

Natürlich ist Hohner Tradition, keine Frage. Es ist nur schade, was man daraus gemacht hat. Und wenn diese Tradition jetzt Stück für Stück demontiert und durch Billig-Produktion nach dem Willen der Shareholder (für Sebbl: asiatische Heuschrecken :D) ersetzt wird, müssen wir uns eben wieder etwas mehr mit Klingenthal beschäftigen, damit diese Tradition des kompletten Instrumentenbaus wenigstens an einem Ort in Deutschland erhalten bleibt und die Klingenthaler Instrumente zumindest eine gleichberechtigte Marktchance neben dem Namen Hohner erhalten.

Ich bin übrigens vor kurzer Zeit bei Hohner in Trossingen vorbeigefahren. Die alte Hohner-Villa ist jetzt ne´Pizzeria. Mahlzeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese künstlerisch, solide Akkordeon-Jam-Session-Gruppe öffnet die Tür zur einer komplett neuen Version von Tango, Musette. Rauh und gewalttätig in Einklang mit der Zeit, in welcher wir Leben.
Besser hätte ich es nicht formulieren können. Hat riesig Spaß gemacht zusammen zu musizieren!

haben die deutschen nicht eine akkordeontradition mit hohner???
Ich möchte darüber jetzt keine große Diskussion anzetteln. Auch in Klingenthal wohnen tatsächlich deutsche, auch wenn sie etwas seltsam sprechen - wie wir Schwaben im übrigen auch.

So gesehen ist es Müßig darüber zu streiten, wo jetzt mehr Tradition zu finden ist. Aktuell gibt es imho nur noch eine Firma, die Akkordeons nahezu vom Baumstamm bis zum kompletten Instrument in Deutschland baut. Und das halte ich für unterstützens- ja erhaltenswert. Auch wenn ich persönlich noch nie ein anderes Fabrikat als Hohner gespielt habe.

Geh doch einfach zum nächsten Treffen und schau dir die Harmona mal an. Spiele deren Instrumente und bilde dir dann deine Meinung. Ich bin sicher, dass auch du beeindruckt sein wirst.

Leonhard
 
Man muß sich einfach mal den Kopf vom Plasto-DDR-Image befreien. Das ist lange vorbei und außerdem: Meine Horch ist von 1980 und Scheufele wollte die mir glatt aus den Händen reißen (trotz Plasto-Tastatur). Kann also nicht so schlecht gewesen sein ;) Wirft man einen Blick in das Innere der Instrumente, offenbart sich erst die handwerkliche Leistung. Und bei Hohner sieht es bei den älteren Instrumenten innendrin auch nicht anders aus.

Und wie gesagt: Die Wende ist 20 Jahre her und seitdem hat auch Weltmeister den Zugang zu allen Materialien etc. Ich sags mal ganz provokant: Wenn man aus nem alten Kugelschreiber ein Akkordeon bauen kann, was kommt da erst raus, wenn man Zugriff auf den Weltmarkt hat?

Schaut man sich die Preise in Ebay an, so werden für die einfachsten Hohnerinstrumente ein vielfaches dessen gezahlt, als was vergleichbare Ostakkordeons gezahlt wird. Wer schlau ist und Ahnung hat, welches die Exportmodelle waren, greift die jetzt noch zu einem guten Preis ab.
 
Schaut man sich die Preise in Ebay an, so werden für die einfachsten Hohnerinstrumente ein vielfaches dessen gezahlt, als was vergleichbare Ostakkordeons gezahlt wird. Wer schlau ist und Ahnung hat, welches die Exportmodelle waren, greift die jetzt noch zu einem guten Preis ab.

So isses!
 
Schäufele, Deinem Bericht vom Samstag abend ist nichts hinzuzufügen, Du hast nicht nur Talent aus den Tasten was rauszuholen..... ;-)
Gruß Sobby
 
Ich möchte darüber jetzt keine große Diskussion anzetteln. Auch in Klingenthal wohnen tatsächlich deutsche, auch wenn sie etwas seltsam sprechen - wie wir Schwaben im übrigen auch.

So gesehen ist es Müßig darüber zu streiten, wo jetzt mehr Tradition zu finden ist. Aktuell gibt es imho nur noch eine Firma, die Akkordeons nahezu vom Baumstamm bis zum kompletten Instrument in Deutschland baut. Und das halte ich für unterstützens- ja erhaltenswert. Auch wenn ich persönlich noch nie ein anderes Fabrikat als Hohner gespielt habe.

Geh doch einfach zum nächsten Treffen und schau dir die Harmona mal an. Spiele deren Instrumente und bilde dir dann deine Meinung. Ich bin sicher, dass auch du beeindruckt sein wirst.


:-D ^^ ich hab eine weltmeister :p und hab die neuen schon bespielt. Das ist mir schon klar das das gute instrumente sind. Aber alleine zu sagen das auf klingenthal die akkordeon tradition deutschland haftet ist absurt.

Was wäre den eine Zeit ohne Hohner Morino?
was wäre eine Zeit ohne Hohner Gola?
Oder ohne Hohner Alpina :p

irgendwie würde da auch was fehlen


mfg
 
Hallo Sebbl,

es ist mit deutscher Akkordoentradition gemeint, daß diese Instrumente tatsächlich noch vollständig in Deutschland hergestellt werden. Da sind wir wieder bei dem Thema, ob die Gola und die Morino noch in Trossingen teilweise bzw. ganz hergestellt oder aus Italien importiert werden. Egal wie, deshalb sind sie ja nicht schlecht. Aber dadurch, daß einige von uns in dem Harmonawerk waren und gesehen haben, mit wieviel handwerklichem Geschick und tatsächlicher Handarbeit die Instrumente hergestellt werden und mit welchem Ehrgeiz sich die Leute wieder in ihrem Segment an die Spitze arbeiten wollen, da verbindet uns einfach das und wir sagen, daß das erhalten werden muß.

Ich würde mich sehr freuen, mal Fakten zu bekommen, was nun tatsächlich noch in Trossingen geschieht bzw. gebaut wird. Hohner hat einfach das Problem, daß da eine Investorengruppe dahinter steht. Inwieweit identifizieren die sich mit der Firma oder sehen sie nur den Maximalgewinn? Wo sitzen diese Investoren? Bei Harmona sind alle einschließlich der Chefin unter einem Dach. Das ist gleich ein ganz anderes Arbeiten. Oder?
 
Aber alleine zu sagen das auf klingenthal die akkordeon tradition deutschland haftet ist absurt.

Michi - das will doch niemand. Es haben sich einfach durch die deutsche Treilung zwei große Hersteller gebildet: Im Westen die Hohner AG und in Klingenthal im Osten die Fa. Weltmeister. Die einen haben die westliche Welt beliefert, die anderen die östliche und beide hatten jeweils in Ihren Märkten einen guten Ruf. Darauf sollten wir stolz sein!

Und jetzt gilt es, dieses Stückchen Kulturgut für GESAMTDEUTSCHLAND zu erhalten. Und es ist heute wirklich wurscht, wo diese Firmen sitzen.

Sorry, Wil: Wie wär es denn mal mit ner Betriebsbesichtigung bei Hohner in Trossingen? Könnte die jemand organisieren??? Hohner-Spezialisten vor! Und dann mach mer dafür auch nen neuen Thread auf...:great:
 
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Hallo odenwald,

Wie wär es denn mal mit ner Betriebsbesichtigung bei Hohner in Trossingen? Könnte die jemand organisieren??? Hohner-Spezialisten vor!

gerne - vielleicht hat ja einer der Baden-Württemberger (Stuttgarter Stammtisch etc.) einen guten Draht nach Trossingen? Oder jemand, der schon einmal in der Hohner-Werkstatt einen Lehrgang gemacht hat?
 
vielleicht hat ja einer der Baden-Württemberger (Stuttgarter Stammtisch etc.) einen guten Draht nach Trossingen?

Nicht direkt, ich werde mal meinem Instrumentenbauer fragen, ehemaliger Hohner Mitarbeiter, ich kann aber keine große Hoffnung verbreiten...
 

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