Auch, wenn ihm im nachhinein gesehen übel nehmen muss, dass er das Ende der Rock-Ära eingeleitet hat
(), muss man trotzdem zugeben, dass Kurts Musik eben bei vielen gut ankommt. Und darauf kommts schließlich an. Als Gitarrist vergisst man es leicht mal, dass Musik nicht zum posen und "Ich-bin-viel-besser-als-du"-wetteifern da ist, sondern schlicht und ergreifend zum gehört werden. Wir Gitarristen sind viel zu sehr versteift darauf, jedem zu zeigen, dass wir die dicksten Klöten haben, aber das interessiert einfach keinen und uns passt das garnicht. "Musikhörer" wollen keine 10-minütigen Solos hören.
Ein Solo ist dazu da, einen Wendepunkt in den Song zu bringen. Da zeigt ein kleines 8-taktiges Solo über einen Durchgang ohne hohen technischen Anspruch (Als Beispiel fällt mir spontan Angels von Robbie Williams ein) oft viel mehr Wirkung als ein technisch ausgefuchstes 100-Takt Solo. Mir würden die meißten Dream Theather Songs 100x besser gefallen, wenn man mindestens die Hälfte aller Solos streichen und die andere Hälfte massiv kürzen würde. Das ist zwar sehr beeindruckend aber die Dinger sind oft soo langweilig, dass die ">>" Taste auf meinem Player schon ausgeleihert ist.
Als Beispiel möchte ich hier mal "In the Name of God" von DT anbringen. Was da ab ca. 8:30 abgeht, ist nimmer feierlich, hörts euch mal an.
Wer jetzt sagt, dass das bei Vai & Co anders ist und dass dieser sehr ausdrucksvoll spielt usw., dem muss ich zwar zunächst Recht geben, doch nützt das auch nix, denn die meißten seiner Songs (zumindest die, die ich kenn) sind trotzdem ewig lange instrumental Songs, die "den" Musikhörer nicht sonderlich interessieren, gefühlvolles Spiel hin oder her.
Es ist eben nicht so, dass technisch und harmonisch anspruchsvollere Lieder automatisch besser und eingängiger sind. Genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn ihr viele Menschen erreichen wollt, müsst ihr einfache Songs schreiben, die schlichtweg rocken oder die selbst Rentner unweigerlich dazu bringen, mit dem Fuß mitzuwippen. Und das ist garnicht so einfach, wie ihr euch das vorstellt, sondern im Gegenteil wirklich schwer. Malcom Young hat mal gesagt, zum Songwriting bräuchte man in erste Linie einen großen Papierkorb, und damit hat er, denke ich, Recht. Schaut euch mal Songs wie "You shook me all night long" von AC/DC oder "Walk of life" von den Dire Straits an. Das sind Songs, die gibt es nur einmal; sowas kann man nicht mal einfach so schnell schreiben, dazu braucht man eine göttliche Eingebung, wie man sie nur ganz selten im Leben hat.
Für uns Gitarristen ist das natürlich hart, denn wir wollen ja auch Spaß am Gitarre spielen haben und nicht nur irgendwelche einfachen Sachen daherdudeln. Dazu muss ich sagen, dass ihr euch vielleicht mal ein bisschen der Leadgitarre abwenden und der Rhythmusgitarre zuwenden solltet, denn das ist ja eigentlich die wirkliche Aufgabe der Gitarre. Rhythmus zu spielen ist garnicht so leicht, wie es sich alle denken. Es gibt äußerst wenige Gitarristen, die wirklich einen richtig tighten Rhytmus hinbringen. Viele sind zwar solotechnisch sehr weit, aber wenn sie dann mal die Rolle des Rhythmusgitarristen übernehmen müssen, dann haperts. Und ich muss euch sagen: Es kann echt saumässig Spaß machen, zu versuchen, einen Rhythmus wirklich so zu spielen, dass er ins Blut übergeht. Nehmt euch mal selbst auf, dann werdet ihr sehen, wie schwer es sein kann!
Zurück zum Thema. Wie gesagt kommt es also nicht drauf an, wie technisch perfekt ein Solo ist, sondern wie songdienlich es ist und da schneidet "Smells life teen spirit" eben ziemlich gut ab. Fast jeder kennt es und kann es mitsummen. Auch Kirk passt da rein, obwohl er auch ein ganz schöner Frickler ist, denn seine Solos passen immer gut zu den Metallica Songs, auch wenn sie oft nur schnelles Gedudel sind. Man sieht ja, wie alle schreien, wenn es mal ein Album (St. Anger) ohne Solos gibt.
Das alles soll nicht bedeuten, dass ihr gefälligst kein Vai & Co zu hören habt, sondern dass ihr auch damit abfinden müsst, zu einer musikalischen Randgruppe zu gehören. Wenn ihr ehrlich seid, ist es euch doch klar, warum Cobain weiter oben ist, als Vai, ihr wollt es nur nicht wahr haben. Es wird sich wohl nix dran ändern, dass man mit einfachen Songs mehr Leute anspricht. Man muss diese Musik aber deswegen doch nicht runtermachen. Lasst doch jeden hören, was er will. Wer in diese Top100 Liste will, muss den Geschmack derer treffen, die da abstimmen. Es gibt keine objektive Messlatte für gute oder schlechte Solos.
Zu guter Letzt muss ich noch sagen, dass ich dem Post von Hans über die 50-jährigen Gitarristen zustimme. Ich glaube die aufgezählten Gründe tragen alle ein Stück weit dazu bei. Es gibt aber trotzdem auch in der heutigen Zeit immer mal wieder gute Musiker, die man nicht außer Acht lassen sollte.