Ich kann El Guitarreros Aussage ein wenig nachvollziehen, stimme aber LeGatos Ausführung zu.
Ich möchte nur von einem Erlebnis erzählen, wo ich eine ähnliche Diskussion im realen Leben hatte. Auf einer selbst veranstalteten Party tauchte plötzlich ein Promoter/Manager (in seinen eigenen Worten) mit seiner neuesten Entdeckung auf und musste (das arme) Mädel erstmal schön rumzeigen und überall vorstellen.
Jedenfalls kam ich mit ihm ins Gespräch und er schwärmte, dass das Mädel schon vor tausenden Leuten auf großen Bühnen stand. Sie sei eine achso gute Künstlerin mit einer wahnsinns Stimme. "Wow, sie schreibt auch eigene Songs?" War meine Reaktion. - "Nein, Coversongs, die alle mitsingen können."... Mag sein, dass es an meiner schon eingetretenen Bierlaune lag. jedenfalls sagte ich ihm provokant, dass sie keine Künstlerin ist, sondern jemand mit scheinbar viel Talent.
Ich erklärte ihm, dass ein Künstler, wie ein Maler, ein Architekt, Bildhauer oder halt ein Komponist etwas aus seinen Gefühlen und seinen Gedanken erschaffen kann. das Kunstwerk besteht schon vor vollendung zu großen Teilen in dessen Vorstellungen. Ich versuchte ihm milde zu erklären, dass auf dieser Party einige Musiker rumlaufen, die das bestimmt genauso sehen.
Er packte mich am arm und ich sollte ihm diese Musiker vorstellen, ob diese wirklich genauso dumme Ansichten haben wie ich.
Das lustige war, dass mir jeder der besagten Musiker zustimmte (auch Leute, die bisher nur gecovert haben). Darauf wurde der Kollege richtig ätzend und sah sich und sein Schaffen (das Mädel, was er eher wie ein Hündchen behandelte, als einen "Star") angegriffen. Außer rumbrüllen und ein paar schwache versuche die Party zu sprengen, blieb es aber dabei. Den Kerl und seine Hündchen habe ich dann nie wieder gesehen.
Vielleicht wollte El Guitarrero auch ausdrücken, dass in unserer heutigen Zeit die Leistung Kunst zu erschaffen nicht mehr richtig gewürdigt wird. Jeder kann sich bei Bohlen und co hinstellen. Wenn man dazu etwas Glück hat und im Trend liegt (Talent brauch man mittlerweile ja nun auch nicht mehr) bekommt man einen Plattenvertrag, Auftritte, ein paar Songs vorgesetzt und ist nach einem halben Jahr wieder weg von der Bildfläche.
Coversongs spielen dabei immer eine große Rolle. Ein neues hochwertiges langlebiges "Produkt" zu erschaffen dagegen überhaupt keine. Das führt sogar soweit, dass der eigentliche Komponist nicht mal gekannt wird. Ok, bei den früheren Blues und Rock'n'Roll-Sachen war das auch nie eindeutig. aber felsenfest vor Millionenpublikum zu behaupten Limp Bizkit hätte Behind Blue Eyes geschrieben ist echt ein Armutszeugnis.
An alle coverbands, die richtig Schweiß und Leidenschaft in ihre Arbeit stecken, macht weiter so. Nur muss ich zugeben, dass mein Platz vor der Bühne von jemand anderem ausgefüllt werden muss (der höchst wahrscheinlich auch mehr Spass hätte, als ich Miesepeter

).