Noch ne kleine Anmerkung: "Americana" sollte man nicht mit "Alt.Country" gleichsetzen...
Americana ist ein viel weiterer Begriff, der auch außerhalb der Musik verwendet wird, für Filme, bildende Kunst, alte Autos, Kleidung, Essen, was weiß ich - ist halt alles,was den mythisch aufgeladenem Klischeebild von Amerika/Wilder Westen/weites Land/Cowboys/CocaCola/Pickup Trucks/BlueJeans/HarleyDavidsons/etc. entspricht.
Auch in der Musikszene gab's den Begriff schon lange vor Alt.Country, weil eben Leute wie Hank Williams, Johnny Cash, aber auch Bob Dylan, CCR (DIE Americana-Band schlechthin, die zu Zeiten, als das grade ziemlich unpopulär - Stichwort "British Invasion" - war, diese musikalischen Amerika-Mythen wieder aufgriffen), Chuck Berry, und viele mehr da reinpassen; gern wird für sowas ja auch die Bezeichnung "Roots Rock" verwendet, weil hier (Rockabilly, Blues, Country) eben die Wurzeln der Rockmusik liegen (deswegen sollte man "Roots Rock" ja auch nicht mit "Classic Rock" verwechseln, letztere bezeichnet ja eher die Spät-60er/70er Sachen a la Stones, Hendrix, Clapton, AC/DC, Deep Purple, etc.).
Alt.Country selber ist ja auch ein sehr unpräziser Begriff, weil da rein musikalisch sehr unterschiedliche Sachen drunter fallen - das ist eher eine Haltungs-/Einstellungssache, Alt.Country geht halt mit einer unabhängigen, nicht vordergründig kommerziellen, liberalen, "linken", intellektuelleren, vom Punk Rock beeinflussten Attitüde an ein bisher vorwiegend konservativ besetztes und völlig durchkommerzialisiertes Thema wie Country Music heran - und greift natürlich auch auf die alten Americana-Motive zurück, allerdings nicht ohne diese ironisch oder kritisch zu brechen...
Den kulturellen/gedanklichen Hintergrund kann man halt, will man Kulturphänomene wie Musik betrachten, halt nicht ausser Acht lassen, ganz im Gegenteil; ansonsten sollte man eher von Spieltechniken (Travis Picking, Chicken Picking, Double Stops, etc.) reden - die eben in den verschiedensten Ausprägungen von "Country Music" vorkommen, in anderen nicht - also auch keine definitorische Kraft haben.
Das "Problem" (welches ja eigentlich keines ist), das sich Musikrichtungen nicht klar abgrenzen lassen, gibt's ja nicht nur bei Country Music - was ist z.B. R'n'B? Die 50er-Jahre-Mischung aus swingendem Jazz, bluesigen Gitarren und Gospel-Sängern die weltliche Texte interpretiere? 60er-Jahre Soul-Pop a la Motown/Stax/Temptations/BookerT/Otis Redding? 80er-Jahre Hupfschnepfen-Dance-Pop a la Whitney Houston/Mariah Carey? HipHop mit Gesang? Trifft es alles, und wieder auch nicht...
Bei der Country Music kommt halt dazu, dass es sich dabei um einen in den 40er/50er Jahren künstlich von außen für Vermarktungszwecke geschaffenen Oberbegriff handelt, unter dem extrem unterschiedliche Musikarten und Musiktraditionen zusammengefaßt wurden...
Aber die Musiker selber hat das ohnehin nie gestört (außer vielleicht denen, die sich von der Country-Fließband-Musikmaschinerie in Nashville in eine Form zwängen und vermarkten lassen mussten...), die besseren haben immer fleißig zwischen den Genres gewechselt oder mit Musikern aus anderen "Lagern" kooperiert.
Ich find eine Unterzeile also nicht besonderns notwendig (aber auch nicht übermäßig störend) - würd man wirklich alle Subgenres aufzählen, die irgendwie unter Country fallen, würd man wohl eine halbe Seite brauchen...