Chet Style oder wie auch immer sich das nennt - wie baut man diese Technik auf?

  • Ersteller Joachim_H
  • Erstellt am
J
Joachim_H
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
15.07.24
Registriert
20.06.04
Beiträge
2.918
Kekse
6.190
Hi, habe auch zwei Beispiele von meinem favorit country playing style.
Heißt der nun Chet Style oder Nashville Guitar?

Listen:
http://www.youtube.com/watch?v=EPVgqGHCI8o&feature=related
http://de.youtube.com/watch?v=n-c66SJPuUI

Das mit dem Daumen fällt mir schonmal schwer, ihn unabhängig den Walking Bass zupfen zu lassen. Aber auch so klingts nicht schlecht, wenn der Daumen eher synchron zu so manchem Finger, der die Diskantsaiten zupft, nen Rhythmus hinlegt.


-- Wie kann ich mir diese Technik halbswegs raufschaffen.

-- Welche Akkorde bzw Akkordwechsel kommen bei dieser Technik besonders gut zur Geltung. Ich vermute, in erster Linie die 7er und die normalen Dur sowie May7 und May6.

-- Das mit den Hämmer ons + dem Gepicke innerhalb der Akkorde habe ich schon so einigermaßen geschnallt. Bis auf den kleinen Finger bekomme ich Zeige-, Mittel-, und Ringfinger dahin, wo sie sollen. Aber der dumme Daumen hüpft halt synchron zu deren Zupfrhytmus auf den Basssaiten mit_ zwar im Wechsel auf zwei Saiten__da wars dann schon.

-- Das mit dem Rhythmus funktioniert auch, und da kann man sogar verschiedene Anschlagen, wirklich geile Sache, diese Zupferei. Ich denk mal, in der Technik kann man jeden Song interpretieren und spielen.

Was macht den Chetstyle aus, daß er klingt wie er klingt?
Sind es die Rythmusmuster oder die verwendeten Akkorde, in denen man sich bewegt.
Also das mit dem Rhythmus drängt sich mir auf, weil ich einige probiert habe.

Gruß,
Joachim
 
Eigenschaft
 
Ich bin leider auch alles andere als ein Experte auf diesem Gebiet. Ich bin auch eher in dem Stadium, dass ich versuche, mir diese Spielweise anzueignen. Bin also auch für weitere Erläuterungen dankbar.

Ich spiele solche Sachen übrigens als Hybrid-Picking mit Plek. Generell versuche ich, mein Plek immer spielbereit zu halten - auch zum Beispiel beim Tappen. Das bringt eben den Vorteil, dass ich problemlos zwischen verschiedenen Spieltechniken wechseln kann.
Vom Prinzip her sollte es aber keinen großen Unterschied machen, ob man den Daumen, ein Daumenplek oder eben ein normales Plek benutzt.

Ein paar Sachen habe ich vielleicht doch schon rausgefunden:

1.) Das A und O für flüssiges Spielen ist, dass man den Wechselbass praktisch "automatisiert" zum Laufen bringt. Das fiel mir am Anfang sehr schwer, weil man so eine "polyphone" Spielweise gerade im Rock eigentlich nicht gewöhnt ist. Ich habe mir deshalb zunächst nur wenige Töne auf den Diskantsaiten genommen und mich darauf konzentriert, dass der Bass funktioniert. Wenn man das mal drin hat und sich über die tiefen Töne keine Gedanken mehr machen muss, kann man sehr viel leichter auf den höheren Saiten "experimentieren".

Nebenbei: Außer bei einigen Turnarounds ist das eigentlich kein "walking bass" im eigentlichen Sinne, sondern "nur" ein simpler Wechselbass mit Akkordtönen bzw. gelegentlich mal einem Erweiterungston.

2.) Entscheidend für den Sound ist gutes Abdämpfen der Bass-Saiten. Wenn die ungedämpft nachklingen, fehlt dem Ganzen der "Dampf".

3.) Rhythmik: Man hat ja diesen geraden Wechselbass auf 1,2,3 und 4. Deshalb bietet es sich an, auf den Diskantsaiten häufiger mal auf die "Zwischenzählzeiten", also die "1 und", 2 und " usw. einzusetzen.

4.) Töne: Wie du schon vermutet hast, machen sich große Sexte und kleine Septime immer gut. Man kann auch mal eine blue note (bzw. das, was in einer moll-Skala vom selben Grundton aus die blue note wäre) einstreuen: Man kann also auch in einem A-Dur bzw. A-mixolydisch Kontext ruhig mal ein Es spielen. Für pseudo-chromatische Sachen bieten sich auch moll- und Dur-Terz hintereinander (vorzugsweise aufwärts gespielt) an. Auch große und kleine 7 kann man so verwenden. Ich mache das immer so, dass ich vom Akkord-Griffbild ausgehe und mir dann die entsprechenden Töne in der Nachbarschaft zusammensuche.

5.) Hammer-ons, pull-offs und auch bendings auf den den Diskantsaiten nicht vergessen: Hammer-ons und pull-offs geben nicht nur mehr Speed, sondern klingen eben auch interessanter. Und nicht vergessen: Ruhig mal Leersaiten verwenden.

Ich hoffe, ich konnte Dir wenigstens ein bisschen helfen. Ansonsten warte ich auf die Leute, diese Technik wirklich beherrschen. ;)
 
Hallo und vielen Dank für die Informationen. Das ist ja schon ne ganze Menge, was da zusammenkommt.

-- Abdämpfen der Bässe: Hmm, sollten perkussiv angeschlagen werden, um das Klangbild nicht zuzumatschen und der Melodie Raum zu geben. Macht mir nochn bissel Ärger, aber ist in Arbeit.

-- Wie schlägt man die Bässe an: Da nehme ich den Daumennagel. Hat sich bei mir so eingebürgert. Daumenplek und Hybrid-Plek sind für mich in der Handhabe zu schwierig, da bekomme ich bei chromatischen Läufen und Licks nur Probleme, was den Fluß angeht. So habe ich dann alle losen Gegenstände beiseite gelegt.:)

-- Das Bassspiel zum Automatismus machen in kleinen Schritten: Klingt sehr plausibel. Ja, das wird bestimmt ein hartes Stück Arbeit. So fange ich am besten an.

So wie Du das beschreibst, hast Du schon einige Erfahrung mit diesem Stil. Hut ab.:eek:

Das hier hab ich noch gefunden:
http://www.youtube.com/watch?v=yAqsULIDJFE&mode=related&search=
und sein Gezupfe innerhalb des vereinfachten E Dur scheitert bei mir schon am Wechselbass.
Es ist aber beeindruckend, wie toll das klingt mit scheinbar einfachen Mitteln.


Besten Dank. Bin auf weitere Beteiligung am Thread gespannt.
Gruß,
Joachim
 
[lurk mode off]

Ich spiele diese sachen eigentlich am liebsten mit daumenpick, weil man dadurch den handballen fast automatisch richtig auf die bassaiten legen kann und den knackigen wechselbass hinkriegt. Nackt geht es aber auch, die handhaltung ist dann eine etwas andere.

Die unabhängikeit des daumens zu trainieren braucht zeit, halbes jahr oder so :)

Ich denke, der stil lebt sehr stark vom gegensatz zwischen dem tight und knackig gespielten bass und der synkopisch und verziert gespielten melodie, ich würde die wurzeln im ragtime suchen. 6er, 7er und 9er akkorde kommen gut, grenzen würde ich da aber keine setzen (schau dir nur mal Buster B. Jones an).

Hier noch ein video, wo Pat Kirtley die technik schön an "I am a Pilgrim" zeigt:
Teil 1
Teil 2

Gruss, Ben
 
Die unabhängikeit des daumens zu trainieren braucht zeit, halbes jahr oder so :)

Hallo, Ben!
Ein halbes Jahr:eek:
Klingt erstmal nach einer langen Durststrecke mit Grundübungen.
Die Sache ist es mir wert. Was soll man sonst spielen in Situationen,
wo man mit sich alleine ist_und was vor allem nach was klingt.
Übrigens gutes Lehrmaterial von Pat. Mal sehen, ob ich den Song "I am a pilgrim"
als Einstieg und zu Übungszwecken hernehme.

Dank Dir,
Joachim
 
Hallo! Das meiste wurde eh schon gesagt - möchte nur ergänzen: diese Spielweise nennt sich eigentlich Travis Picking - nach Merle Travis, der das quasi "erfunden" hat (Chet Atkins hat's dann "verfeinert", und die frühen Rockabilly-Gitarristen, wie Scotty moore, haben eine vereinfachte Variante davon gespielt, weniger Melodie-bezogen, mehr Riff-/Lick-mäßig).
Unter dem Begriff "Travis Picking" findest Du auch jede Menge Lehrbücher, tw. auch Videos bei YouTube.
Mein Gitarrenlehrer hat mir die Basics dazu beigebracht, er spielt's James Burton-mäßig mit normalem Plektrum und Fingerpick auf dem Mittelfinger, Chet und Merle verwendeten Daumenpicks, ich persönlich tu mir ganz ohne Picks am leichtesten.
 
Hi,

ein Meister dieser Technik ist Tommy Emmanuel. Einfach mal auf YouTube eingeben und Spaß haben. Auch Brian Setzer verwendet diese Technik.

@Blue Gator: Sehr schöne Beschreibung und Anleitung :great:

Gruß,

Paul
 
Hallo, miteinander!

Aha, TRAVIS PICKING nennt sich der Stil.
Das werde ich meiner Suchmaschine berichten.
Ich hab Merle noch nie in dem zarten Alter gesehen,
wußte halt nicht, daß er der Vater des Stils ist.
Danke für die Links, Roman.

Mod_Paul, Du hier, nicht in der Jazzecke.:)
Tommy ist der Wahnsinn, da hast Du recht.
Ich will nicht wissen, wieviel Horn auf seinen
Fingern ist. Das ist ja schon Quälerei, was er
da betreibt.:eek::D

Thanx,
Joachim
 
hm, da hab ich doch auch was vor an den langen Februarabenden ...

habe auch noch was sehr hübsches gefunden, vielleicht ein guter Zwischenschritt, auch wenn die meisten von uns den Song sicher eh können.

Sozusagen ein halber Chet: Luther Perkins Lesson :) (damit hab ich dann auch schon zu tun, aber die Basstechnik ist ja dieselbe)

http://www.youtube.com/watch?v=YAn57Tvbw8I&feature=related

Beachtlich, dass Perkins auf dieserAufnahme eliminiert wurde, so dass man nur die Gitarre hört, die man auch sieht.
 
Mod_Paul, Du hier, nicht in der Jazzecke.:)
Tommy ist der Wahnsinn, das hast Du recht.
Ich will nicht wissen, wieviel Horn auf seinen
Fingern ist. Das ist ja schon Quälerei, was er
da betreibt.:eek::D

Thanx,
Joachim

Hey, schau auf mein Bild. Sieht das aus, als ob ich aus der Jazzecke komme? ;) Nee, ich mag vieles, und lasse mich gern inspirieren. Und hier im M-Board habe ich echt schon so viele interessante Sachen kennengelernt, die ich vorher nicht kannte. Egal welches Genre.

Emmanuel spielt meines Wissens mindestens 11er. Ich hab ihn schon ein paar mal live gesehen. Ich wollte mich sozusagen mit eigenen Augen überzeugen, dass er das alles alleine macht. Er macht es!:great:
Ein Gitarrenkollge hat mal ein Workshop mit ihm zusammen gemacht, und sich kaum getraut seine Gitarre in die Hand zu nehmen, obwohl Emmanuel sehr nett sein soll.
Emmanuel wird aber nicht müde zu erwähnen, dass sein großes Vorbild Chet Atkins ist.

Gruß,

Paul
 
hm, da hab ich doch auch was vor an den langen Februarabenden ...

habe auch noch was sehr hübsches gefunden, vielleicht ein guter Zwischenschritt, auch wenn die meisten von uns den Song sicher eh können.

Sozusagen ein halber Chet: Luther Perkins Lesson :) (damit hab ich dann auch schon zu tun, aber die Basstechnik ist ja dieselbe)

http://www.youtube.com/watch?v=YAn57Tvbw8I&feature=related

Beachtlich, dass Perkins auf dieserAufnahme eliminiert wurde, so dass man nur die Gitarre hört, die man auch sieht.

Hallo!

Hmmm, ich höre Johnny Cash ganz deutlich heraus, oder wie meinst Du das?:redface:
Gute Anleitung mit Tabs, prima.

Gruß,
Joachim
 
Aha, TRAVIS PICKING nennt sich der Stil.

Jein. ;) Was Merle Travis gemacht hat, war eigentlich nochmal was Spezielleres: Der spielte bekanntlich nur mit Daumen bzw. Daumenplek und Zeigefinger. Andere Leute benutzen eben auch noch andere Finger.

Es hat sich wohl eingebürgert, bei Country Finger Style mit ständigem Wechselbass allgemein von "Travis Picking" zu sprechen. Aber wie gesagt: Merle hatte da seine ganz eigene Methode.

/Erbsenzähler-Modus off :D
 
Hallo!

Hmmm, ich höre Johnny Cash ganz deutlich heraus, oder wie meinst Du das?:redface:
Gute Anleitung mit Tabs, prima.

Gruß,
Joachim

ja, Johnny Cash schon, aber nicht seinen Gitarristen :) Hat mir gut gefallen, auch wenn ich etwas Probleme habe, diesen Sound in der Band unterzubringen, ohne dass er total absäuft ... wahrscheinlich spiele ich zu schlampig oder palm-mute zu stark.

Please note that I did take out Luther's guitar via panning and put myself in there.
 
Ach so, alles klar.

Panning=Trenning: Wenn man Glück hat, sind bei den damals entstandenen Aufnahmen die Stereogötter anbei gewesen, sodaß Karaokeabenden nichts im Wege steht?

Wieso meinst Du, daß dieser glasklare, laute Sound absäuft? Sorry, habe nicht soviel Ahnung von PA und Bandkontext.

Joachim
 
o_O Scotty Anderson kannte ich noch gar nicht. Da muss ich mich mal näher damit befassen.

Meister dieses stils ist, respektive war, sicherlich auch Marcel Dadi. Bei dem verlinkten lied "Saturday Night Shuffle", das von Merle Travis ist, hört man, glaube ich, den ragtime-ursprung noch ganz gut heraus. Von Dadi gibt es auch einige lehrvideos auf der tube.
Dann nicht zu verachten Thom Bresh, seines zeichens sohn von Merle Travis.
Und dann wäre als empfehlung noch Buster Jones, von dem es auch noch ein paar lehrvideos auf YouTube (und, wie man hört, gute Lehr-DVDs) gibt.

Gruss, Ben
 
Jein. ;) Was Merle Travis gemacht hat, war eigentlich nochmal was Spezielleres: Der spielte bekanntlich nur mit Daumen bzw. Daumenplek und Zeigefinger. Andere Leute benutzen eben auch noch andere Finger.

Wieder was dazugelernt, wußte ich noch gar nicht... :great:

Zu Marcel Dadi: von dem gibt's auch ein gutes Lehrbuch zu dem Stil, aus dem hat mir damals mein Gitarrenlehrer die Anfängerübungen rausgenommen (aber recht viel weiter bin ich dann nicht damit gekommen...)
 
Hi,

SCOTTY ANDERSON wurde schon des öfternen in die Runde geworfen, der Arme.:(
Dabei ist doch mein alllerallererster Link im ersten Post von SCOTTY.
Steht auch über dem Video bei YOUTUBE, und ich habe mit Absicht einen seiner besten Clips ausgesucht, wo Sound und Bildqualität stimmen. Und genau durch diesen Clip kam eigentlich der Thread zustande. Den Clip hatte ich mir jeden Tag eingepfiffen, weil mich der Sound und die Spielart nicht mehr losließ.


Fortschritte und Übungsmaßnahmen: Zuerst versuche ich, den Daumen ruhig zu stellen an irgend einer der Basssaiten, während ich die Melodie auf den Diskantsaiten einstudiere. Es ist schon schwierig, den Daumen dort am Platz zu halten, wo doch auf den dünnen Saiten das Wiesel tanzt.
Das wäre die erste Unabhängigkeitserklärung des Daumens.

Joachim
 
Hi,

SCOTTY ANDERSON wurde schon des öfternen in die Runde geworfen, der Arme.:(
Dabei ist doch mein alllerallererster Link im ersten Post von SCOTTY.
Steht auch über dem Video bei YOUTUBE, und ich habe mit Absicht einen seiner besten Clips ausgesucht, wo Sound und Bildqualität stimmen. Und genau durch diesen Clip kam eigentlich der Thread zustande. Den Clip hatte ich mir jeden Tag eingepfiffen, weil mich der Sound und die Spielart nicht mehr losließ.

Ooops, nachdem ich den Rest vom Thread durchgelesen hatte, hatte ich das schon wieder verschwitzt... :rolleyes:
Anscheinend ist Mr. Anderson jetzt Endorser für Kustom-Verstärker - gute Wahl (beiderseits)!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben