Hi miteinander,
habe gerade diese Diskussion gelesen und möchte einige - u.a. grundsätzliche - Anmerkungen dazu loswerden. Wird also ein längerer Beitrag...
1. Klanglicher Eindruck ist m.E. letztlich gerade im Instrumenten-Bereich eine sehr subjektive Angelegenheit und wird von so extrem vielen Faktoren beeinflußt: Plektrum (und Anschlag), Saiten, Gitarre, Pickups, Kabelweg (via Bodentreter) zum Amp, Amp (Röhren Vor- und Endstufe), Gain, Box (offen, geschlossen, Thiele, Holz), Speaker.
2. Um meine klanglichen Einschätzen nachvollziehbar(er) zu machen, hier zunächst mein Equipment, meine Musik sowie im Anschluß generelle Bemerkungen zur Psychoakustik:
Gibson Les Paul (57er, 59er HC) und Gibson ES-336, ES-346 (demnächst, s.a. Beitrag zur 336, 346 ), Ernie Ball Regular Slinky 10 - 46 (wechsle aber die 46er gegen eine 42er), Cordial, Planet Wave oder Monster Cable --> Finetone-Röhren-Impedanz-Buffer, Roger Mayer Vision Wah, Banzai New Rising Sun, Fulltone II, MXR Flanger über Banzai-Looper (klaut sonst mächtig Ton), Peterson Strobe Tuner --> H&K Duotone Head/EHX Holy Grail Reverb (modifiziert von Frank Finkhäuser: Class A, 100/50 Watt Option (oder Combo, ebenfalls mod.) --> Boxen: House of Speakers Custom Made Closed Back 2 x 12 mit C V30 und 2 x 12 mit Weber Blue Alnico, Ruby Tubes open back 2 x 12 mit C V30, Tone Tubby 2 x 12 mit Hemp Cone (s.a. tonetoys). Außerdem habe ich noch 2 Celestion G12H-30 sowie einen Eminence Legend 121, die ich schon in diverse Gehäuse zum Test eingebaut habe.
Die bevorzugte Musikrichtung ist Blues und Blues-Rock. Das Amp-Setting (wer was damit anfangen kann): Clean - Vol12, B/M/H 12, Drive: Gain12, Master15, B13/M12/H12. Ges.-Master: 9-10 (das ist nicht sehr laut)
3. Speaker-Vergleichstest
Vorneweg: ich habe früher für das Magazin AUDIO geschrieben und habe mich professionell mit dem Vergleichen von "Klangerzeugern" beschäftigt. Es ist sehr schwierig, sich einigermaßen objektiv mit dem Thema "Ton" auseinanderzusetzen und schon kleine Unterschiede in der Lautstärke verfälschen Eindrücke in großer Weise - die Psychoakustik schlägt zu, u.a. in dem sie dem lauteren Eindruck den Vorzug gibt etc. Hinzu kommen geschmackliche Unterschiede: was der eine als "heiser" im oberen Mitteltonbereich empfindet, schätzt der andere als geiles "cut through mix". Da das menschliche Gehör außerdem nicht über einen linearen Frequenzgang verfügt, sondern je nach Lautstärke bestimmte Frequenzen mehr oder weniger empfindlich wahrnimmt (besonders empfindlich für Mittelfrequenzen).
Zudem - das sollte man nicht unterschätzen - ist man auch ein Gewohnheitstier... Ein westfälisches Zitat sagt dazu: "...was der Bauer nicht kennt, dass isst er nicht". Obwohl man sich ja vornimmt, neues (besseres) zu entdecken: Wie wahr ist dieses Zitat...
Wenn man sich die Frequenzschriebe der Speaker anschaut und versucht eine Beziehung zum subjektiven Höreindruck herzustellen, dann wird m.E. deutlich, dass sich die tonalen Unterschiede offenbar überwiegend im Bereich zwischen 1 kHz und 4 kHz abspielen. Leider ist die Auflösung der Diagramme so klein, dass man die "gehörten" Unterschiede diagrammmäßig nicht nachvollziehen kann. Schade eigentlich, weil es eine Vorauswahl erschwert und man unnütz Geld für Experimente ausgeben muss...
Im Ergebnis geht es m.E. nicht um "gut" oder "schlecht", sondern schlicht um "anders". Es muss einfach persönlich gefallen und vor allem: es soll Spaß machen.
Zu den Speakern:
Die "Referenz" (die auch vielen anderen einigermaßen im Ohr sein dürfte) bei den klanglichen Einschätzungen ist also der V30: "mehr Mitten" meint also --> im Vergleich zum V30 etc.
Nach Jahren mit Celestion V30 war ich auf der Suche nach einer weiteren Verfeinerung meines Tons.
Was mich zunehmend bei den V30 störte: der manchmal etwas "brizzelige" Hochtonbereich, der m.E. etwas smoother sein könnte. Außerdem sagt man dem V30 ein "Mittenloch" nach, das man in der Tat subjektiv (nicht nach Frequenzschrieb) zu anderen Speakern so empfinden könnte. Manchmal fehlt da ein kleines bißchen "Bauch"...
Weber Blue Alnico
Da war ja noch die 2x12er mit den Webers. Also kam die mal zum Zuge. Prima Speaker...alles dran: guter Bass, angenehme Höhen, gute Mitten. Aber: betont etwas die unteren Mitten. Das kollidierte mit meinen vocals (Baritonlage), die dadurch etwas überdeckt wurden. (Trotzdem, da geiler Ton, ist dieses Kapitel noch nicht abgeschlossen.)
Tone Tubbies Hemp Cone
"Auf der weiteren Suche" hatte ich bei Tonetoys (und dann im Netz) die ToneTubby-Lobpreisung gelesen. Membran aus Hanf? Kein Cone-Cry?
Was EC und Carlos spielen, kann ja nicht schlecht sein. Also habe ich eine 2x12er open back bestellt.
Ein guter Speaker - ohne Zweifel. Niemals harsch in den Höhen, nice bottom, aber in dem Mitten sehr "präsent" - gegenüber dem V30. Bei Single-Notes toll, bei Akkorden vielleicht schon einen Hauch zu viel(?).
Celestion G12H-30
Dann habe ich mal die G12H-30 eingebaut. Gute Bässe, aber etwas viel Mitten und Höhen. Nicht grundsätzlich unangenehm, aber nicht mein Ding: ich empfinde sie in den oberen Mitten als etwas zu "hart". (Ich weiß: es gibt ne Menge Leute, die schwören drauf, aber für mich war das eben nichts).
Eminence Legend 121
Hatte kürzlich einen Eminence L121 ersteigert. Der hat mich sehr verblüfft und positiv überrascht. Im Vergleich zum V30 etwas mehr obere Mitten, aber im Hochtonbereich sehr sweet. Könnte vielleicht einen Hauch mehr Bass vertragen, aber das läßt sich noch gut mit dem Bass-Regler ausgleichen. (Zuviele Höhen sind da meist schwieriger, weil das Wegregeln schnell Muff und Leblosigkeit mitbringt).
Eminence Legend V12, Red, White & Blues, Cannabis Rex
Die werde ich mir jetzt besorgen und antesten. Außerdem müssen noch ein Red White and Blues sowie ein Cannabis Rexs dran glauben...
Sobald ich Hörerfahrungen habe, werde ich sie nachreichen.
Noch ein Wort zum Preis: Irgendwo stand Richtung Eminence: für den Preis okay. Was soll das bedeuten? Der V30 oder G12H-30 werden nicht dadurch besser, dass sie teurer sind...Ich jedenfalls wäre froh, bei Eminence meinen Speaker fürs Leben zu finden und vielleicht dafür deutlich weniger bezahlen zu müssen. Immerhin kosten die Celestion mittlerweile > 120 Euro...
Und hier noch was für die Gerüchteküche: ich besitze eine Reihe V30 - darunter ältere aus der englischen Fertigung und welche aus der neuen chinesischen Fertigung. Kann es sein, dass die chinesischen Exemplare etwas anders klingen? Und werden wir bald einen Run auf die englischen erleben? Wie teuer darfs denn werden?
Ein heißes Eisen? - die etwas tiegründigere Beschäftigung mit diesem Thema vermisse ich übrigens etwas bei den Fachzeitschriften, z.B. hochauflösende Frequenzschriebe, Klirrmessungen, Frequenzgänge von Gehäusen (Resonanzen verschiedener Hölzer, Auswirkungen von Bauweisen, z.B. Verzahnung, Versteifung, Dämmung...) etc., um eine bessere Beziehung zwischen Hören und Technik erzielen zu können. Weniger Mystik, weniger Glaubenssätze und mehr objektive Aufklärung würde allen helfen, vor allem bei der Vermeidung unnützer Ausgaben fürs "Ausprobieren"... Ein wirklich gutes, positives Beispiel war letztens der Vergleichstest der Humbucker-PUs in G&B!
Würde mich sehr freuen, ein paar Leute zu finden, die Spaß daran haben, sich etwas intensiver mit Klang auseinander zu setzen und nach Ursachen für die Unterschiede zu suchen, sich auszutauschen, gemeinsam Equipment auszuprobieren...
Komme aus dem Raum Dortmund. Wer Lust auf solche Themen und Meetings hat, kann mich gerne anmailen.