Hallo Gincool,
wir haben mit unserer Band vor einigen Jahren auch mal eine solche Auflage
herstellen lassen. 500 CDs.
In den folgenden Jahren habe ich unter anderem fünf Jahre in der Musikindustrie
verbracht. Erst zwei Praktika, dann eine Ausbildung und dann wurde ich
Produktmanager bei einer der großen Plattenfirmen.
Tipp:
Wenn ich noch mal in deiner Situation und ... so nehme ich an ... auch
noch mal in deinem Alter wäre, würde ich mir einen sehr genauen *Plan* machen,
welche
Ziele ihr überhaupt erreichen möchtet.
Aus deinen Fragen glaube ich erkennen zu können, dass du / ihr
einen solchen Plan nicht habt.
Was ich damit vereinfacht sagen möchte:
Ihr habt offenbar kein klares Ziel vor Augen. Richtig?
Wenn ich noch mal meine 'erste CD-Auflage' mit einer Band machen
würde, dann würde ich ... aus heutiger Sicht ... ein Ziel definieren,
mit mehreren Unterzielen, die ... am aller-wichtigsten ...
bis in's Detail gehen.
... Bei vielen Musiker stößt man mit solchen Vorschlägen leider auf
Granit. ... Und dann kommt später bei den Musikern meistens die Frage auf:
"Warum wurde aus unserer Band nichts", "Warum hat sich unsere
CD-Auflage nicht verkauft" ... und dergleichen.
Wie auch immer. Also, mich würde interessieren *was ihr erreichen
möchtet*. ... Sozusagen '
wie intensiv' ihr die Sache angehen wollt,
oder auch nicht. ... Und dann könnte ich sicherlich einige, gezielte
Tipps geben. Vorausgesetzt, du möchtest. (?)
Zu deinen Fragen:
Geplant sind 300-500 CDs mehr verkaufen wir in absehbarer zeit eh nicht (wenn wir überhaupt 200 schaffen sind wir schon glücklich
), also macht auch eine GEMA Anmeldung kein Sinn oder? D.h. ich brauch fürs Presswerk einen GEMA freistellungsantrag.
Richtig. Die GEMA ist ... auch, wenn viele etwas anderes glauben ... ein *reiner* "Geld-Verteiler". Das bedeutet Musik*verwerter* (Radiostationen, CD-Hersteller, Discos, Fernsehsender und so weiter) GEBEN Geld. Und Musik*ersteller* (also Komponisten, im Falle der GEMA) ERHALTEN Geld. Mehr macht die GEMA nicht.
Tipp:
Deine
GEMA-Rechnung als Musiker ist einfach:
- GEMA-Aufnahmegebühr (Ausgaben; also minus)
- GEMA-Jahresbeitrag (Ausgaben; also minus)
- GEMA-Gebühr für CD-Herstellung (Ausgaben; also minus // in diesem Fall
bist du ja selbst der CD-Hersteller und nicht dein Label.)
+ GEMA-Einnahmen durch Rundfunk-, TV-, Internet-Einsätze etc.
und Einnahmen an die Künstler für CD-Herstellung (Einnahmen; also plus)
- GEMA-Bearbeitungsgebühren (Abzüge von den Einnahmen; einige Prozent;
also minus)
= dein GEMA-Ergebnis.
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WAHRSCHEINLICH, so wie du es schilderst, würdest du unter'm Strich
bei einem 'Minus' rauskommen. Denn wenn du die CDs nur herstellen
lässt und das Geld für die Herstellung (als Künstler) später wieder bekommst,
fehlen natürlich einige Prozente des Geldes. ... Die besagte Bearbeitungsgebühr.
Nur durch eine Reihe von Radio- und ggfls. TV-Einsätzen ... oder durch
eine Reihe von Live-Gigs ... kannst du das Geld wieder reinholen und eventuell
sogar bei einem 'Plus' rauskommen.
Tipp: Frag dazu am besten mal direkt bei der GEMA in München an.
Zitat eines klugen Mannes (Gene Simmons von KISS; sagte
sinngemäß):
"The most efficient connection between two people is a straight line."
Also: "Die effektivste Verbindung zwischen zwei Leuten ist eine direkte Linie."
... ein direkter Austausch.
Tipp:
Nachmelden kannst du die Produktion übrigens bis ca. 1 Jahr im Nachhinein.
Daher würde ich ... wie du schon sagst ... Freistellung beantragen.
wie läuft das ganze mit Labelcode? kümmert sich da das presswerk drum oder wir?
Das macht in der Regel ihr.
Bitte unterscheiden zwischen einem *Presswerk* (der Fabrik, die wirklich
CDs herstellt) und einer *Agentur* (also ein 'Vermittler', der sich eventuell
sogar mit dem Slogan 'Wir stellen eure CDs her' in's Rampenlicht setzt).
Eine *Agentur* könnte das ggfls. in ihren Leistungen mit drin haben.
Ein *Presswerk* stellt in der Regel nur CDs her.
Labelcode beantragen ist ganz einfach:
www.gvl.de anfragen.
Die nennen dir alle Details. Ist übrigens kostenlos.
Tipp: Übrigens musst du nur die CDs mit einem Sticker versehen, die du
auch an's
Radio bzw. TV sendest! Nicht die komplette CD-Auflage.
Viele verstehen diese Sache mit dem Labelcode nicht so ganz.
(
Hintergrund, weshalb ich '
Sticker' sage: Da wir hier von einer Erstauflage
sprechen, kannst du den LC erst nach der Pressung ... per Sticker, als Aufkleber,
... aufkleben. Denn Bedingung ist bei der GVL die Einsendung eines professionell
hergestellten Tonträgers. ... Beziehungsweise, neuerdings, ist es bei Absprache
auch möglich ohne gepresste CDs einen LC zu erhalten. Details dazu bitte
bei der GVL erfragen. Die können das alles exakt erklären.)
Ab der zweiten Auflage, wenn du deinen Labelcode hast, kannst du ihn natürlich
direkt in das Artwork, also die CD-Gestaltung, mit einbauen.
Info zum Labelcode: Der Labelcode dient *ausschließlich* zur Erfassung
von RUNDFUNK- und TV-Einsätzen. Es handelt sich nur um eine Nummer, die
RADIOstationen (und so weit ich weiß auch Fernsehsender) zur Abrechnung
mit der GEMA verwenden. (Übrigens: Die GEMA zahlt dann Geld an die GVL,
damit auch die ausübenden Künstler, sowie die beteiligten Musikproduzenten
bezahlt werden.) Könnte sein, dass der LC auch für andere Verwerter (Discos
etc.) relevant ist. Aber *nicht* für einen Tonträger-Vertrieb!
Beim Vertrieb wird der LC zwar auch in den Produkt-Daten erfasst, hat aber eher
Informations-Zwecke. Keine Abrechnungs-Zwecke.
Einer meiner Vorredner verwechselte den
Labelcode (kurz LC) offensichtlich
mit einem
Barcode! ... Großer Unterschied!
Ein Barcode (im Volksmund: Stichcode oder 'Scannerkassen-Code') dient
dem VERTRIEB zur Verrechnung. Und zwar mit einer
Firma.
Ein '
Label' ist ja etwas anderes als eine Firma. Auch, wenn
möglichweise beide mit dem gleichen Namen benannt sind.
Aber das klären wir vielleicht der Einfachheit halber bei Bedarf
in einem anderen Thread.
Einen BARCODE zu bekommen ist wesentlich aufwändiger und
man braucht ein etwas ausgefuchsteres Wissen, als für einen Labelcode.
Also kurz: das sind zwei völlig verschiedene Sachen.
Labelcode: Für
Radios etc. zur Verrechnung der Zahlungen mit der GEMA.
Barcode: Für den
Vertrieb zur Verrechnung mit dem Endverbraucher
und der Firma, die die Ware geliefert hat. (Scannerkassen; Warenwirtschaftssysteme).
Tipp:
Falls du einen
Barcode, also eine so genannte
European Article
Number, einrichten lassen willst(?), hier:
http://www.gs1-germany.de/content/index_ger.html
... Eine solche EAN kostet allerdings ca. 100 Euro pro Jahr, weil du eine Firmen-
Nummer ... integriert in die Nummer des Handelsstrichcodes ... brauchst.
Die muss registriert sein. ... Wie angedeutet: Das ist ein etwas spezielleres
Gebiet.
Oder allgemein: Was müssen wir VOR dem Pressen erledigen/beachten und was erledigt dass Presswerk für uns?
Tipp:
Bitte oben 'Agentur' oder 'Presswerk' unterscheiden.
Ein reines Presswerk, wie beispielsweise
http://www.gzdm.cz/ (das ist das
günstigste, das mir persönlich in Europa bekannt ist), presst ausschließlich
Ware. Alles andere, Gestaltung etc., bietet allerdings fast jede
(Vermittlungs-)Agentur an. Es gibt in Deutschland unzählige solcher Agenturen,
aber nur eine Hand voll Presswerke. 4 oder 5 Presswerke; und schätzungsweise
mehrere hundert 'Vermittler' die dann 'CD-Pressung' als Dienstleistung
anbieten. (Also weitervermitteln und Musikern mit entsprechendem 'Know how'
über die CD-Herstellung zur Seite stehen.)
2. Punkt: Wie kriegen wir das ganze los?
Auf Konzerten zum verkauf anbieten is klar und über unsere website (nen minishop könnte man selbst basteln und das ganze dann "privat" versenden) verkaufen auch, aber geht das ganze auch irgendwie "professioneller"
Was gibts noch für möglichkeiten? wir haben bisher nur daran gedacht so viele Webradios wie möglich zu bemustern und uns bei so einer art netlabel anzumelden die uns zu itunes und co bringen (dooload.de gut/schlecht?). aber da gibts sicherlich noch mehr möglichkeiten oder ?
Danke schonmal im Vorraus
Frage "2." ist ... so finde ich ... die wesentlich interessantere!
... Es gibt eine ganze Menge Möglichkeiten, wie ihr das angehen könnt.
Was erfahrungsgemäß leider *nicht* funktionieren wird, ist, dass ihr ein paar
CDs in Eigenherstellung ... ohne präzise Zielsetzung ... fertigen lasst und
sich für diese CDs dann professionelle Vertriebe interessieren.
Das ist eher die Ausnahme. Ich kenne sehr viele Fälle, wo die Musiker
'auf ihren CDs sitzengeblieben' sind. Und nur wenige Fälle, wo die Musiker
einen sehr guten Vertrieb und Umsätze gemacht haben.
Letzteres war in allen Fällen, die mir bekannt sind (... und das sind einige ...)
immer verbunden damit, dass sich die Musiker fest vorgenommen hatten,
einen solchen Vertrieb 'zu kriegen'.
Bevor wir zu diesem Thema ('Wie kriegen wir das Ganze los') in's Detail
gehen, müsstest du ... für mein Empfinden ... mal sagen, sozusagen
'wohin die Reise denn gehen soll'.
... Und dann kann ich dir bzw. euch ... wenn du noch möchtest ... einige, detaillierte
Tipps geben.
Beste Grüße & alles Gute für euch!
Nils