Nach der etwas fragwürdigen Geschäftspolitik dieses Herstellers war das leider auch nur eine Frage der Zeit. Irgendwie hatte ich nach Auflage der überaus gewöhnungsbedürftigen, neuen DC-Serie und den Flamed-Maple-Griffbrettern - beide als mehrfach gewünschte Kundenoption propagiert, wovon im US-Forum komischerweise kaum was zu hören war - schon das Gefühl, dass es einige langsam leid sind.
Die Gitarren sind qualitativ über jeden Zweifel erhaben, die Hälfte der Produktpalette hängt optisch aber immer noch irgendwo in einem Mischmasch aus 80ern und 90ern fest und lahmt dementsprechend in den Verkaufszahlen. Dazu kommen eine seltsam-konservative Einstellung gegenüber grundlegenden Customshop-Optionen wie zumindest mehr als ein Halsprofil und variable Mensuren, sowie stellenweise nicht nachvollziehbare Einschränkungen bei der Hardware (weder beim Wilkinson-Tremolo, noch bei Potis mit genormten Abmessungen und Selbstverständlichkeiten wie einem FloydRose auf einer Gitarre mit Pickguard hat sich irgendetwas getan).
Nach dem Vorstoß, den die Marke seit 2004 mit der CT-Serie hingelegt hat kam nach Einführung der CS 2007 kein echter Knaller mehr. Manchmal frage ich mich, ob das Unternehmen gezielt versucht zu gute Reputation zu vermeiden, was ja ziemlich unlogisch wäre. Aber die Anzeichen deuten alle darauf hin. Und letzendlich ist Carvin immer noch ein Hersteller, der alle bereiche zu bedienen versucht. Was natürlich bei traditionell angehauchten Gitarristen schon ein Geschmäckle hinterlässt, weil hier die ganze Leidenschaft eben nicht in die Entwicklung und Herstellung von Instrumenten einfließt sondern man den Eindruck erweckt, mit allen Bräuten schlafen zu wollen
Da dies bei Carvin immer schon so war, sollte man sich nicht beschweren. Allerdings ist es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten doch mal eine Überlegung wert, welche Geschäftszweige sich lohnen und welche nicht. Insbesondere das Gitarrensegment ist eine Art Grundgerüst für diesen Hersteller, denn mit den Saiteninstrumenten fing damals alles an. Und dieses wird seit einiger Zeit wieder sträflichst vernachlässigt.
Der eigentliche Hauptgrund dürfte wohl sein, dass in den Euro-Ländern inzwischen keiner mehr kauft, weil unsere Währung gewaltig an Wert verloren hat. Noch vor einem halben Jahr konnte man den Dollarwert der Gitarre 1:1 mit einem €-Zeichen dahinter ersetzen. Was also 1500$ kostete war mit allen Zusatzkosten bei uns 1500€. Heute zahle ich für eine solche Gitarre um die 300 € drauf. Lohnt sich also nicht mehr. Mal sehen wie es weitergeht. Aber Carvin ist für mich erstmal passé, nicht unbedingt nur aus wirtschaftlicher Sicht. Sehr schade.