Also die Disskussion hier beruht offenbar auf der Annahme, dass C-Dur objektiv gesehen eine Pole-Position unter den Tonarten einimmt.
Ich glaube indes, dass diese Hypothese gar nicht stimmt. Schon gar nicht außerhalb der abendländischen Musiktradion und vielleicht auch nicht einmal innerhalb der selben.
Es mag so sein, dass viele musikalische Ausbildungsvorgänge/-Strukturierungen/Schulen etc. konkreten Bezug auf C-Dur als Skale und Tonraum nehmen, aber das dürfte im Grunde nur damit zu tun haben, dass
1. die Klaviatur die "weißen" Stammtöne so leicht zugänglich macht (so auch in Verbindung mit dem a-Moll)
2. die diversen Chroma dieser Stammtöne "heute" nun einmal von dort aus namentlich gebildet werden
und
3.
die westliche Musiktheorie ihre Erklärungsversuche (wenn sie für viele Menschen verstehbar bleiben soll) auf Grundlage des do-major (also ein Modus, wie J.S. Bach sagt: ut-re-mi anlangend) veranstaltet.
Tatsache ist doch aber, dass eben auch für Guido von Arezzo klar war (und übrigens lange vor im Pytagogras etc.), dass die diatonisch geordneten Stammtöne, die von Arrezo nach den ersten Silben eines Johannes-Hymnus unter der ordenden Verwendung des Hexachords (2 Ganztöne - in der Mitte ein Halbton und wieder 2 Ganztöne) mit "ut, re, mi, fa, sol, la" benannt wurden und diese aber zusätzlich in Chroma existierten.
Das Chroma war deshalb bekannt, weil die Hexachorde durum und molle b-durum und b-molle hervorbrachten, die nunmehr nebeneinander existieren mussten. Es sind b-durum und b-molle aber eben keine zwei unterschiedlichen Töne sondern zwei Chroma (farbe) des selben Tons... so auch für andere Töne - denen jeweils Semitonia zugeordnet werden können - es sei denn sie wiedersprechen den Regeln des Hexachords an der Nahtstelle MI-FA, da hier originär ein Halbtonschritt sitzt.
So ist nun aber wenigstens ein Ursprung des wörtchens "dur" (hart) auszumachen. Als hart wurde das Hexchord auf g empfunden, weil in ihm das h als b-durum vorkam und zusammen mit dem darunterliegenden a als harter Ganztonschritt in Erscheinung tritt.
ut, re, mi etc. entsprechen nun aber in keinster weise den Tönen c, d, e - es kann sein. muss aber überhaupt nicht. Es sind relative Bezeichnungen, die eine Struktur und eine Beziehug der Töne zueinander ausdrücken!
Tatsache ist doch, das Guido den von den Mönchen am tiefsten singbaren Ton (Gamma) nannte also g und von da aus wachsen progressiv auf wärts sieben Hexachorde, die sich je in der Mitte wegen des Halbtonschritts schneiden: von G bis e'' (ein durchaus sinnvoller Stimmumfang für so einen Chor).
Die Tonarten, die sich durch die Bestimmung eines Grundtons (finalis) und durch die Position der Repercussio (des rezitationstons) ergeben haben mit C-Dur gar nichts gemein.
sie heißen dorisch, pyrygisch, lydisch und mixolydisch inkl. derer hypo-Varianten.
Das Mittelalter ist also gelinde gesagt eher eine Sackgasse, was das C-Dur betrifft.
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Da muss man schon in die Neuzeit blicken und das 15./16. Jh in augenschein nehmen.
Da gab es nämlich eine Reform des Tonartensystems durch Glareanus (so um 1550).
Da kamen nämlich neben der oben genannten acht Modi wegen der bis dahin und ab da vermehrt auftauchenden Verwendung in der Musik der 9. Modus - äolisch und der 10. ionisch ins Spiel. dazuauch noch deren Hypo-Variante.
Ionisch war vorher nur als skale nur als hypolydisch bekannt.
(Ein Umstand übrigens, der mich mal bewegte, zu bahaupten, dass die erste Fuge im WK I von Bach gar nicht richtig C-Dur ist sondern noch so ein bisschen hypolydisch.)
naja.. wie auch immer... dann kam noch J.Ph. Rameau ins Spiel und der hat sozusage als erster die harmonischen Grundbezüge, die wir im Grunde heute noch so ähnlich verwenden artikuliert und an der nach oben entfalteten ionischen skale exemplfiziert.
Und das ist auch schon in meinen Augen der kasus knaxus!
DIE MUSIKTHEORIE !!!
Wie schon gesagt wurde war die Musikthoerie seit der antike betrieben worden und gehörte im Mittelalter ins Quadrivium der septem artis liberalis, also hier mehr zu den Naturwissenschaften und Rechenkünsten.
Hier war die Musiktheorie einerseits wohl eine Zahelnspielerei - als Betrachtung von Musik aber auch eine Lehre, die auf die Praxis gerichtet war.
Ars = Wissenschaft und Kunst
Nachdem irgendwann Rameau und viele andere nach ihm angefangen hatte die Strukturen der Musik mit der Hinwendung an eine künstlerische Produktion zu strukturieren waren noch längst nicht ionische skalen auf jedem der 12 chroamtischen Töne abbildbar. Das hat die Temperatur noch nicht erlaubt.
So ist es doch verständlich, dass sich gerade der am meisten gebrauchte durale-Modus "ionisch" (ionischist zu diesem ZEitpunkt aber schon längst aus den Kirchentonarten herausgewaschen und stellt genau so wie äolisch die neuen vorherrschenden Tonartenvarianten dar: DUr und Moll) der sich nun auch noch mit Ut (der ERSTEN Silbe des Hymnus) und weiter mit, Re, Mi, Fa, Sol, La und Si wunderbar beschreiben ließ, genutzt wurde um an ihm die Wirkweisen von Tonbeziehungen und harmonischen Konzepten zu erklären und für die Musik machende Welt als einfachste Form der Darstellung aufzubereiten.
Das heißt aber eben noch lange nicht, dass nun C-Dur die wichtigste Tonart ist. Die Skale istz lediglich zu einem universellen Handwerkszeug der Musiktheorie geworden.
bleibt nur noch die Frage der Tonnamen offen.
warum nicht mehr (abgeleitet aus den Solimasationen, die ja nur relative Tonverhältnisse und Hierachien angaben) UT, Re,Mi etc. sonder c,d,e,f,g,a,h...?
diese eben beschriebene Entwicklung zur heptatonischen Betrachtungsweise unserer Tonarten fußte bei Odos von St. Maur in der von ihm favorisierten Buchstaben-Tonschrift, die er später in Tetrachorde gliederte.
hier spielte zusätzlich ein durch die Eigenartender der Temperatur begrenzter Fakt mit hinein - nämlich der tiefste gut hörbare Ton: Dieser wurde da einfach mit A bezeichnet und realisiert sich als Subcontra-A. Nach oben ist der Bereich durch c5 begrenzt.
nun gings los A B C D E F G ----> ABER HALT - es ist ja gar kein b-molle sondern ein b-DURUM...
da fragten sich die armen Leute
da machen wir, was für ein Graus,
auf dass es jeder weiß, ab heute,
aus b nen h - sieht doch ähnlich aus!!!
es soll ja bestimmt Ethnien geben, die sich daran nicht orientierten...
))
na wollen wir es den englisch-sprachigen mal selbst überlassen!!!