Bunte Warenwelt: Zunehmende Vielfalt erschwert den Durchblick

  • Ersteller Auchentoshan3
  • Erstellt am
Das ist dann aber eher ein Thema fürs Philosophie Forum als für die E-Gitarren Ecke.

ich zitiere die Überschrift und Intention des Biergartens:

"Hier passen Themen, die in den anderen Bereichen nicht passen. Plaudereien, Smalltalk, wobei wir aber schon darum bitten, dass die Thematik auf Gitarren bezogen bleibt. "

und dass Gitarren kaum "entsorgt" werden, hat uns schon ein eigener thread gelehrt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Im Ernst: man muss Strats dann nach nem Jahr um n Drittel billiger verkaufen, nur weil das "neue" Modell andere Farben und ne andere Hardware hat...mal wieder....:ugly:...

Wenn ich mir die Gebrauchtpreise so ansehe und von meiner Erfahrung aus gehe, habe ich in dem Moment, in dem ich den Laden mit einer neuen Fender (um beim Beispiel zu bleiben) verlassen habe bereits einen Wertverlust von einem Drittel bis die Hälfte. Da brauche ich kein halbes Jahr warten ;) :D

Habe einem Kumpel versucht, sich im Fender-Jungle zurecht zu finden. Ich bin fast nicht durchgestiegen und 100% sicher ob ich richtig lag bin ich mir immer noch nicht, aber da seine Wahl auf ein bestimmtes Signature-Modell gefallen ist, war das mit den "Stangenserien" eh egal :)


EDIT: hab den Beitrag von Bernie falsch gelesen, bzw verstanden:embarrassed:

trotzdem bleibt die Aussage:)
 
Es ist ein existentielles Problem für Andere, eine Folge des Luxusses von Wenigen. Global betrachtet.

Aber das Überangebot ... das ist doch eine direkte Folge der Nachfrage. Man entwickelt doch nicht planlos drauf los, sondern sieht einen Bedarf für etwas, weil das Bestehende nicht alle Anforderungen so erfüllt, wie es die Käufer gern hätten.

Deren Anforderungen sind verschieden - also stellt man verschiedene Produkte der Gruppe XY her. Dazu kommt, daß in einer Marktwirtschaft, die uns offensichtlich so gut gefällt, daß wir nichts dagegen unternehmen, grundsätzlich eine beliebige Anzahl an Anbietern auftreten kann ... was zu mehrfachen Lösungen desselben Problems führt, worin auch die für uns positive Konkurrenzsituation begründet ist, die zumindest bei objektiv bestehenden Problemen (also bei funktionellen Defiziten, die nichts mit Geschmack zu tun haben) zur Bevorzugung der besten, effektivsten, günstigsten und wirksamsten Lösung führt.

Da, wo Geschmack zählt ... sagen wir mal, Pickups ... naja, welchen Grund hätte Seymour-Duncan, einen bestimmten Pickup-Typ in einer bestimmten Weise nicht herzustellen, wenn, sagen wir mal, EMG oder DiMarzio diese Nische bereits besetzt hat? Im Grunde hat da garkeiner einen Grund, irgendwas zu unterlassen, solange es Nachfrage gibt. Dann gibt es eben mehrere nahezu identische Produkte - dann wird es über Image, Preis, etc geregelt.

Am Ende verwundert es mich regelmäßig, daß das Handeln der Industrie gerade an dieser Stelle, manchmal auch sehr heftig, kritisiert wird. Es ist eine Antwort auf das, was die Kunden haben wollen. Nicht nur da, auch da, wo unverantwortlich oder sogar in jedem vernünftigen Sinn falsch agiert wird, tut die Industrie das nur, weil die Kunden mit ihrer Nachfrage, ihren Möglichkeiten und ihren Kriterien genau das von der Industrie haben wollen. Wiesenhof betreibt auch nicht aus Bösartigkeit diese Hühner-KZs, sondern aus Gewinninteresse. Bösartigkeit setz ich in der Branche sowieso voraus, oder mindestens Ignoranz (ist quasi gute Sitte da...) ... wie auch immer, wenn es den Kunden so wichtig wäre, daß das netter zugeht, wäre das Gewinnmaximum auf diese Weise nicht zu erreichen und dementsprechend würden die Unternehmen anders handeln.

Das Verhalten der Industrie ist einfach nur ein Spiegel, in den ihre Kunden schauen. Das mag manchmal erschrecken, aber manchmal tut das ein normaler Spiegel ja auch.

Würde niemand rumjammern, weil er Harnstofflösung in seinen Diesel tanken muß, gäbe es keinen Grund, mit der Software zu betrügen (auf sone Idee kommt ein Ingenieur auch erst, wenn ein Ökonom ihn dazu zwingt - i.A. mögen Ingenieure Funktionalität ... nicht das Vortäuschen derselben ... sind stolz auf eine gute Lösung, nicht darauf, daß etwas so tun kann, als sei es eine...).

Kurz: Wir wollen das. Wir kaufen so, daß die Industrie annimmt, daß wir das wollen, und das nimmt sie so weitgehend zurecht an, daß sie damit Erfolg hat, bzw die, die damit keinen haben, verschwinden wieder, bzw die Produkte verschwinden. Wir wollen 400 Optionen bei gleichartig aufgebauten TOM-Brücken, wir wollen dasselbe nochmal, aber mit Graphitreitern, dasselbe nochmal, aber mit Rollen, dasselbe in einteilig, dasselbe in Gold, Silber, Platin und Kupfer, wir wollen 100 Pickups, die sich geometrisch, elektrisch und magnetisch nicht relevant unterscheiden, wir wollen das alles von mehreren Firmen.

Was wir nicht wollen ... naja, größtenteils gibt es das nicht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Der Overkill an unterschiedlichen Waren zum gleichen Zweck hat eine Schattenseite, die auch schon wissenschaftlich untersucht wurde: Mehr Auswahl, mehr Vielfalt in allen Preislagen, verunsichert den Konsumenten, setzt ihn (völlig unnötig) sogar unter Streß.
Nun könnte man argumentieren: Wie im real existierenden Sozialismus darf es auch nicht sein, wo es für eine Anforderung nur 2-3 Produkte gab, die dann auch noch in so geringen Mengen produziert wurden, das man sie fast nie kaufen konnte.
So sehe ich das im Prinzip auch, aber die Warenflut schießt inzwischen dramatisch über das Ziel hinaus und irgendwie verliert man auch den Glauben an den Sinn und Zweck dieser Methode, weil dabei zunehmend immer mehr für den Müll produziert wird, dabei immense Ressourcen verschwendet werden. Wenn sich dann noch geplante Obsoleszenz darunter mischt, wird es richtig albern.

Es ist auch nicht so, dass die Vielfalt wirklich vorhanden wäre- vieles ist ja nur Schein. Im E-Gitarrenbereich sieht man das an Effektpedalen und Amps sehr schön- fast immer die gleiche Soße, 100fach aufgewärmt und minimal verändert in ein neues Gehäuse gesteckt.

Wenn man sich die Folgen überlegt, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Ist der originale Tubescreamer von Ibanez nicht inzwischen auch deswegen so aberwitzig teuer, weil er 1000fach kopiert wurde? Das Gegenargument eines Konsumenten ist dann immer: "Der ist so teuer, ich kaufe lieber die Kopie.." ;)
 
Mir persönlich macht es Spass, mich bei Bedarf (soll heissen: wenn ich etwas brauche oder haben will) erstmal online durch ein großes Angebot zu arbeiten, eine Shortlist zu erstellen und diese dann im Laden durchzutesten. Oder hier im Forum nach Erfahrungen und weiteren Empfehlungen zu fragen. Im Fall meines TubeScreamers kam da eine interessante Empfehlung, und diese habe ich dann tatsächlich geordert, es wurde ein BIYANG OD-8, und ich bin nach wie vor sehr davon angetan. Hätten es ein original TS oder der Mini TS auch getan? Natürlich, aber meiner gefällt mir nochmal minimal besser für meine Zwecke.

Heute vor einer Woche allerdings habe ich im etwas größeren Stil zugeschlagen und bin mit einer neuen Strat aus dem Laden gegangen. In diesem Modell https://www.thomann.de/de/fender_classic_series_60_strat_pf_frd.htm sind endlich Features vereint, die ich seit über 20 Jahren haben will - eine 60s Strat mit dem V-Neck-Shaping (wie man bei anderen Online-Händlern nachlesen kann), was eigentlich ein typisches 50s Feature ist (bislang gibt es das nur bei Signaturemodellen aus oder aus dem Custom Shop, für mich mit deutlich über 3k EUR leider grade nicht erschwinglich). Also bin ich in den Laden gegangen, habe die Gitarre angespielt, sie sehr gemocht und daher gekauft. Natürlich ist das nur wieder alter Wein in neuen Schläuchen, aber eben eine Kombination vorhandener Features, die es vorher mWn nicht in der mittleren Preisklasse gab.

Nach fast 40 Jahren des Gitarrenspieles spiele ich also eine Strat (genauer gesagt mehrere, und eine 335 und eine LesPaul jr.-artige Gitarre von Hamer) über einen TS in einen Boogie-Röhrenamp. Im Einschleifweg ein Multieffekt für etwas Echo. Soll noch mal einer sagen, ich wäre da nicht progressiv und höchst individualistisch unterwegs! :ugly:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Klar hat das eine Schattenseite, aber wer verursacht die denn?

Schlußendlich eine unkritische Bevölkerung, die im Kaufen von Dingen eine Art Erfüllung bis Lebenszweck sieht. Wenn man schon mit Begriffen wie Einkaufserlebnis werben kann ... ich weiß nicht, ich fand es bisher meistens eher lästig, daß ich z.B. Schuhe ersetzen muß, wenn sie kaputt sind, und dann wohin muß, wo ich sonst garnicht hin wollen würden täte. Ich finde Schuhgeschäfte langweilig. Ein erstrebenswertes Erlebnis sehe ich darin nicht, vielleicht laß ich mich aber auch nur zu wenig darauf ein.

Wie auch immer - es ist ... alles nicht so einfach. An den Extremen werden wir keine sinnvolle Position finden, wie meistens. Vermutlich gibt es keine Möglichkeit, eine weitgehend freie, globalisierte Marktwirtschaft irgendwie abzuschaffen, also liegt es am Ende in einem wesentlichen weiter gefaßten Begriff der Eigenverantwortung, als er von Merz und solchen Figuren propagiert wird, an uns, innerhalb dieses Systems langfristig sinnvoll zu agieren.

Da muß ich allerdings zugeben, verlassen wir Instrumente und sonstige Einschränkungen auf Produktgruppen oder Branchen, und auch die rein ökonomische Sichtweise, das wird am Ende ein Thema, das die gesamte Lebensführung betrifft und betreffen muß.
 
Das ganze ist nun tatsächlich schon ein Luxus-Problem. Immerhin, aber auch keins, dass uns in ernsthafte Schwierigkeiten bringt,denn bei dieser Schweme, gleicht dann auch oft ein Ei dem anderen und so gesehen ist es auch nicht so wichtig über jedes Detail den Überblick zu haben.

So gab es "früher" eine Hand voll (mehr oder weniger) bewährter Overdrive Pedale. Da war es schon notwendig, die Unterschiede zwischen einer Proco Ratte und einem Ibanez Tube Screamer zu kennen, weil man sonst evtl. zum komplett falschen Produkt gegriffen hätte.
Heute gibt es gefühlt 30 Tubescreamer auf dem Markt, die alle in etwa das gleiche leisten.
Wenn ich da das letzte Quäntchen an Sound Nuance herausfiltern möchte, steht mir eine schwierige Aufgabe bevor. Ich kann aber auch einfach den TS nehmen, der mir vom Preis und Design her zusagt und der wird dann auch wie ein TS klingen.
Bei den Gitarren ist es eigentlich noch einfacher. Da sind die Modell Bezeichnungen doch Schall und Rauch. Was zählt sind die Specs.: Bei einer Strat: SSS oder HSS, welche PUs, Rosewood oder Maple Hals, Griffbrettradius, Kopfplattenform, Tremolo Typ/Modell, Korpusholz und last but not least Preis.

Das Blöde ist natürlich, dass Firmen wie Fender, die so eine riesen Palette von ähnlich Gitarren zu sehr unterschiedlichen Preisen anbieten, durch die Sortimentsupdates all die Erfahrungswerte was Preisleistungsverhältnis angeht, dadurch nichtig machen.
 
Aber das Überangebot ... das ist doch eine direkte Folge der Nachfrage. Man entwickelt doch nicht planlos drauf los, sondern sieht einen Bedarf für etwas, weil das Bestehende nicht alle Anforderungen so erfüllt, wie es die Käufer gern hätten.

Das Verhalten der Industrie ist einfach nur ein Spiegel, in den ihre Kunden schauen. Das mag manchmal erschrecken, aber manchmal tut das ein normaler Spiegel ja auch.

Ja, das glaubt man heutzutage noch gern, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt. Vielleicht war das früher so, als die Menschen wirklich Dinge brauchten um sie zu haben, nicht um "Altes" zu ersetzen. Heutzutage sind es Marktforscher, Psychologen, Verhaltensforscher und andere die mit daran beteiligt sind, wie man ein Produkt an den Mann bringt. Jeder Hersteller von Konsumprodukten weiß doch inzwischen, wie man ein Produkt schmackhaft macht, dass die Nachfrage nachträglich künstlich erzeugt wird. Sicher geht das auch mal daneben und die erwartete Nachfrage kommt nicht, aber dann werden die Güter nach einer gewissen Zeit als Schnäppchen angepriesen und der potenzielle Käufer in den Glauben verbracht viel Geld zu sparen (was schon Irrsinn an sich ist: sparen tue ich dann, wenn ich nichts kaufe was ich nicht dringend brauche). Der Gewinn fällt geringer aus, oder es tut auch mal weh, aber wirklich schlimm ist es trotzdem nicht - das nächste Produkt steht ja schon parat und die Forscher haben bis dahin herausgefunden, warum das andere sich nicht gut verkauft hat. Die potenziellen Käufer werden nach und nach daran gewöhnt, regelmäßig "Neues" zu kaufen.

Es kann mir doch keiner erzählen, dass z.B. die einundreißigste Version des Tubescreamer nur deswegen im Laden liegt, weil eine Nachfrage (im Vornhinein schon) bestanden hat. Viel eher hat sich jemand Gedanken gemacht, wie man ein "neues Produkt" (vielmehr eine Weiterentwicklung eines bestehenden Produktes) vermarkten kann, hier und da was daran geschraubt, dem Kunden vermittelt, dass es viel besser ist als andere und dass er dies braucht.
Es wird sicher auch gute Weiterentwicklungen geben, das streite ich gar nicht ab, aber hier ist die Grenze zum subjektiven Empfinden oft so dünn, dass es letztlich keinen Unterschied gemacht hätte, das "Alte" zu behalten.
Ich möchte das alles auch nicht verallgemeinern, was sich zum Teil leider nicht vermeiden lässt, weil es hier ansonsten ausartet. Auswahl und Alternativen sind gut, wir wollen ja möglichst wenig Monopole und frei entscheiden dürfen was wir kaufen, aber was inzwischen so vor sich geht, sprengt jeglichen vernünftigen Rahmen.
Und ich bleibe dabei: der Kunde bestimmt den Markt schon lange nicht mehr - er wird geplant und zielgerichtet geführt. Es funktioniert, weil die wenigsten hinterfragen was passiert und weil habenwollen doch meistens siegt...

Und nochmal der Schwenk zu Gitarren: ich sehe bei bestem Willen nur wenig positives in der steigenden Vielfalt. Ginge es hier um z.B. Farben/Muster würde ich es noch verstehen - die Lackierung einer Gitarre zu ändern würde, für mich zumindest, einiges an Aufwand bedeuten. Und die Farbe bestimmt für mich mit, ob ich eine Gitarre haben möchte oder nicht. Wer weiß, ob ich daheim nicht ganz andere stehen hätte, hätte es sie in Farben gegeben die mir zusagen. Eine Rote sieht ganz klar anders aus als eine Grüne (für die meisten zumindest) und ist tatsächlich ein Unterschied der nicht nur grenzwertig und kaum rein subjektiv ist... Aber die ganze Fummelei in den Details, dass man daraus dann direkt neue Modelle machen muss, das ist zuviel des Guten. Einzelteile kann ich selbst tauschen und das Angebot (da sind wir wieder...) ist ja en masse vorhanden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Heutzutage sind es Marktforscher, Psychologen, Verhaltensforscher und andere die mit daran beteiligt sind, wie man ein Produkt an den Mann bringt. Jeder Hersteller von Konsumprodukten weiß doch inzwischen, wie man ein Produkt schmackhaft macht, dass die Nachfrage nachträglich künstlich erzeugt wird.
Würde ich auch so sehen. Es gibt oft viel zu viele Leute, die unnötig mitverdienen. Die Vielfalt wäre auch für mich persönlich "angenehmer", wenn es hier noch einen Laden gäbe, wo man einfach mal was anspielen kann. In Der Stadt geht das ja mit Sicherheit-wenn man sich die beiden großen Git-Bauer "Leisten" kann. Aber nur "online" durch die Angebote wühlen ist dann doch erschlagend. Man weiß am Ende nicht mehr, wo man anfangen soll zu suchen oder zu gucken. Oder was man sich schon alles angeguckt hat.
 
Ja, das glaubt man heutzutage noch gern, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt. Vielleicht war das früher so, als die Menschen wirklich Dinge brauchten um sie zu haben, nicht um "Altes" zu ersetzen. Heutzutage sind es Marktforscher, Psychologen, Verhaltensforscher und andere die mit daran beteiligt sind, wie man ein Produkt an den Mann bringt. Jeder Hersteller von Konsumprodukten weiß doch inzwischen, wie man ein Produkt schmackhaft macht, dass die Nachfrage nachträglich künstlich erzeugt wird.

Ich glaube da wird die Musikinstrumentenindustrie etwas zu wichtig gesehen. Klar, die Gewinnmargen sind schon ordentlich bei 2 Brettern, die aneinander geschraubt werden oder bei Zubehör und Effekten, aber ob davon wirklich Psychologen, Marktforscher und Verhaltensforscher im großen Maße bezahlt werden wage ich doch zu bezweifeln. So lange Nestle oder ähnlich große Konzerne den Musikinstrumentenmarkt für sich entdecken ist das doch etwas weit hergeholt.
 
Das ist einerseits zu kurz, andererseits zu weit gegriffen.

Kunden haben Macht. Soviel, wie sie sich selbst zugestehen und sich durch Informationen und deren Einbeziehung in Kaufentscheidungen schlicht nehmen.

Da landen wir allerdings eher bei Alltags-Käufen als bei Dingen, die man relativ selten kauft wie Instrumente.

Wir lassen es mit uns machen. Nichts, garnichts, kann irgendeine Industrie tun, wenn es ihren Kunden nicht gefällt. Und alles kann sie tun, wenn ihre Kunden gleichgültig sind.

... und dann sieh dich mal um ... wir (wir als ganze Gesellschaft) haben präzise auf den Punkt die Industrie, die wir verdienen - und deren bitterste, wehrloseste und ausgenutzteste Opfer sind wir noch lang nicht, nur weil man uns unnütze Glitzerschühchen oder irgendsoein Zeug andreht (da kann man eher auf die dritte Welt verweisen, auf ganze Ökosysteme bis rauf zur gesamten Biosphäre, auf Tiere, ...).

Dazu gefällt mir ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn ... wenn die Kunden, die Konsumenten, sich im selben Maß professionalisiert hätten wie die Anbieter? Wenn sie systematisch jede Firma untersuchten danach, wieviel Geld sie für wertschöpfungsfremdes Zeug ausgibt, wie sie mit Rohstoffen, mit Arbeitern, Umwelt, Tieren, etc umgeht - und jeder darüber vollständig und umfassend informiert wäre, und vor Allem interessiert wäre (die meisten dieser Informationen sind irgendwo aufzutreiben, aber schon einen einzelnen Einkauf nachzuvollziehen, von dem man gerade mal ein paar Tage Freßchen daheimhat ... in "The Ethics of what we eat" (oder so) von Peter Singer und ... wie hieß denn der noch ... haben sie das mal gemacht - verschlossene Türen an den meisten Stellen, Offenheit vor Allem da, wo man mit verantwortungsvollerem Handeln auch schon wirbt...).

Ja, was wäre dann?

Dann ginge das nicht.

Was wäre, wenn den meisten Konsumenten alles egal wäre, was sie nicht sehen?

Dann ... wäre wäre nicht wäre, es ist ist.

Um wieder zur Musikinstrumentenindustrie zurückzukommen - klar erheben die irgendwie, wo welcher Bedarf besteht, damit sie genau das anbieten können. Wollen alle ein möglichst großes Stück vom Kuchen, und ist der Kuchen größer, wer verübelt es den Essenden, daß es sie nicht stört?

Aber da sind wir doch bereits von vorneherein in einem Luxussegment in dem Sinn, daß erstens man keine Gitarre zum Leben braucht, zweitens wenn man die Notwendigkeit einer Gitarre an sich anerkennt oder voraussetzt (weil man irgendein Hobby braucht, damit man glücklich ist - für nen Anderen wäre das z.B. ein Rennrad oder sonstein Sportgerät, oder ne Trompete, ... egal), und daß diese vernünftig spielbar ist, funktioniert - naja, dann landen wir irgendwo am unteren Ende von Squier und Epiphone, was die Notwendigkeiten angeht, und darüber ist weiterhin alles Luxus.

Kauft man nun in so einem Markt etwas, denke ich, ist der Markt heute zwar unübersichtlich und vielleicht sogar übersättigt, aber auch das ist Folge unseres Konsums, unserer Entscheidungen, unserer Unterschiedlichkeit, und unserer Kriterien. Und da kann man schon, denke ich, der Meinung sein, daß, wer sich einen Bedarf einreden läßt, daran eben selbst schuld ist.

... und auch ich habe Dinge, die ich nicht brauche und im Prinzip nur benutze, um festzustellen, daß ich sie nicht brauche. Klar, jedem passiert das - aber das ist meine Schuld. Ich wars, ich habs verkehrtgemacht, und niemand sonst.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@Alex_S. , Du meinst die entwickeln viel aus dem "Bauch" heraus? Durchaus möglich, wobei ich annehme, dass neue Serien bei den Grossen, also zB die Umbenennung und teilweise neuen Features bei Fender durchaus abgetestet werden. Da werden paar Prototypen gebaut und an ausgewählte Endorser/ Musiker gegeben. Hat ja schon Leo Fender gemacht.
Wird bei anderen nicht viel anders sein. Yamaha wiederum wäre tatsächlich in einer Grösse, dass ich ihnen da viel akribische Markt- und Produktforschung zutraue. Die bedienen aber nicht nur den E-Gitarrenmarkt, sondern sind eigentlich bei allem was mit Musik zu tun hat dabei.

Und ja, ich als Konsument hab es in der Hand, ob die Modelle erfolgreich werden oder nicht. Ich bin zB, nach einigen Modifikationen, mit meiner Standard Mexico Strat seit einigen Jahren sehr zufrieden, nehm immer wieder mal eine American in die Hand, wenn ich in einem Laden bin. Und stelle fest, die hat für mich nicht genug Mehrwert, dass ich sie mir jetzt wünschen würde.
Aber das ist ja ok, es gibt genug andere, die finden das schon und sollen sie sich doch diese Gitarren kaufen.
Schwieriger ist es für mich bei Effektpedalen: da ist ein Überblick tatsächlich schwer und ein Vergleich via YT ist auch nicht das Wahre - am Computer klingt ein Pedal schnell mal gut...
 
Bevor hier die Welt in Gänze gerettet wird, möchte ich darauf hinweisen, dass wir uns im E-Gitarren Sub befinden und das Politik OT seit geraumer Zeit geschlossen ist. Also entweder ihr bezieht euch auf die Frage des TE oder klärt die Weltrettung in einem anderen Forum.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Auswahl und Alternativen sind gut, wir wollen ja möglichst wenig Monopole und frei entscheiden dürfen was wir kaufen

Auch wenn ich das jetzt völlig aus dem Zusammenhang nehme, ich glaube, wir haben es zunehmend mit Monopolen zu tun, bedingt durch die Machtkonzentration auf wenige Konzerne, die sich massenhaft Markenrechte einkaufen und halten. Im Lebensmittelbereich sieht man das in gravierender Form (vgl. hier: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/bild-982323-727884.html ). Gibson ist letztlich genau an den Konzept jüngst gescheitert: Man wollte sich zu breit aufstellen- so kann Warenvielfalt auch nach hinten losgehen.

Die Sache mit dem "frei entscheiden was wir kaufen" würde ich auch in Frage stellen, zumal der Mensch überhaupt keine Entscheidungen ohne Einfluss von außen trifft.
Im Prinzip gilt da, was du richtig beschreibst: Wir werden in unserem Konsumverhalten mit psychologischen Tricks gelenkt.

ob davon wirklich Psychologen, Marktforscher und Verhaltensforscher im großen Maße bezahlt werden wage ich doch zu bezweifeln.

Man muss dafür keine Fachleute beschäftigen, darüber gibt es schon lange gute Bücher und das typisch amerikanische Geschäftsgebahren kann man auch von anderen Branchen abschauen.
Die E-Gitarre von Leo Fender ist dafür eigentlich ein gutes Beispiel: Billigste Produktion, gemischt mit modernsten Markennamen und buntem, an die Mode der Zeit angepassten, Autolack... Die Stratocaster war so futuristisch wie ein Raumschiff, genau wie die Straßenkreuzer damals.
 
Die Stratocaster war so futuristisch wie ein Raumschiff, genau wie die Straßenkreuzer damals.
Und heute immer noch eine Schönheit-für mich. Und die Tele erst, vor allem puristisch. Das liebe ich heute noch an ihr :) Viel mehr Modelle baucht man doch eigentlich gar nicht.
 
Ich schau mir die Vielfalt an...und kauf nix davon:)

In meinem Helix ist alles drin, eine Gitarre reicht mir auch.



Derzeit hab ich allerdings extremes GAS für Werkzeuge und muss feststellen, dass die Auswahl und Vielfalt dort fast genauso groß ist. Nun googel ich eben 10 Stunden am Tag über Stichsägen, Oberfräsen, Kreissägen..und und und :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@Alex_S. , Du meinst die entwickeln viel aus dem "Bauch" heraus?

Nein, da wird natürlich schon "Marktforschung" betrieben. Aber das sollte man jetzt nicht hochstilisieren. Das ist ja auch keine Geheimwissenschaft und man darf nicht vergessen:
Anwendung von Marktforschung und andere Marketingtechniken sind keine Garantie für den Erfolg eines Produktes.
Es sind diese Techniken außerdem heute ja jedem zu Verfügung. Dem kleinsten Effekt- oder Pickupschrauber bis zu Fender und Gibson.
Da wird sich dann das durchsetzten, was der Markt verlangt.
Der verlangt aber auch Individualität.
Wie erreicht man Begehrlichkeit bei Zubehör? Entweder besonders teuer oder selten, also z.B. Limitiert oder von Boutiqueherstellern.
 
@Captain Knaggs aber selbst beim Helix kann man noch trefflich philosophieren, ob lieber als Rackversion, als Floorboard in normal oder LT, als Stomp oder "nur" als FX in Frage kommt.
...oder doch lieber ein Headrush, GT1000, Kemper oder AX8...

(...und auch wenn Line6 explizit damit wirbt, da ist (für mich) kein Fuzz dabei, das selbiges von meinem "Analog" Board ersetzen kann. Die vorhandenen sind "ok", aber keine (IMO) ausreichend authentischen Repliken...)
 
Nein, da wird natürlich schon "Marktforschung" betrieben. Aber das sollte man jetzt nicht hochstilisieren.
Ich denke das wird zum Teil so ablaufen, wie ich oben skizziert hab: es gibt neue Entwürfe, die sich vielleicht auch aus Kundenwünschen zB im Custom Shop ergeben. Und Prototypen werden dann an ausgewählte Musiker verteilt.
Ich glaub nämlich, dass ist eine der Aufgaben des Custom Shop: nicht nur teure Modelle zu bauen, sondern eben auch als Ohr in die Musikerwelt um zu filtern was denn so alles gewünscht wird. Mit dem Vorteil, dass sich die Masterbuilder bzw. die Entwickler dort ein wenig kreativ austoben dürfen...
 
Die Welt retten wir hier nicht, keine Bange. Das tut man nicht, indem man rumsitzt und was schreibt. Nichtmal, wenn man was Richtiges schreibt.

Aber ... ich finde, man macht es sich zu leicht, wenn man so tut, als wäre man als Konsument hilflos den Konzernen ausgeliefert, die einem ein nicht unterdrückbares Kaufbedürfnis ins Gehirn setzen ... zabernd oder so - klar, auf allen wirksamen Kanälen wird geworben, oft bis es wehtut angesichts der Penetranz und Dummheit, klar, heute wird das mit Algorithmen und so weiter zugeschnitten - aber wir wissen doch, daß das passiert, und nicht erst seit gestern, und wenn wir in einer solchen Umgebung agieren, sollten wir wissen, daß es eine solche Umgebung ist und dementsprechend, bevor wir wieder was kaufen, einen Moment innehalten und diese Entscheidung reflektieren - brauche ich das? Muß es so teuer sein (oder kann es so billig sein - siehe diese Bigsby-Kopien für nen Zwanziger...)? Tut es, was es soll, soviel besser als das, was ich schon hab, daß der Kauf und der Preis gerechtfertigt sind? Hab ich alle Alternativen durch? Ok, Letzteres mag hin und wieder dauern, aber wenn man diese Entscheidung nicht täglich treffen muß - dann dauert sie halt. Ich kaufe nicht jede Woche eine neue Gitarre ... das darf mir schon einige Zeit an Vergleichen und Entscheiden wert sein, die muß ich mir dann eben nehmen, oder ich laß das Jammern sein.

Wir sind doch nicht dumm. Man steigt doch auch nicht in einen Boxring und wundert sich, daß es da auffe Fresse gibt ... wir wissen, wer woran warum welches Interesse hat, was wir in seinem Sinn tun sollten, und was er tut, damit wir das tun. Klar ist das nicht immer richtig, und oft sehr weit von edlen Motiven entfernt (wenn auch teils berechtigt - klar sollte eine Firma das, was sie anbietet, erfolgreich anbieten wollen, auch das ist richtig im Sinn z.B. der Mitarbeiter, die von was leben müssen, nicht allein der Anteilseigner oder Chefs wegen...), manchenfalls ist es auch wirklich bösartig (Nestlé hat ein unerträgliches Verhältnis zu Trinkwasser - aber nur das Wohl der Konsumenten im Sinn, sieht man ja schon am Emblem mit Nest und kükenfütterndem Vogel ... Moment, verkauft Nestlé Kotze als Kindernahrung???), und je ignoranter und gleichgültiger wir sind, umso einfacher machen wir es den schäbigsten Anbietern.

Aber wir wissen das. Wir rennen da nicht naiv und mit anderen Erwartungen in eine ausgefuchste Falle, die uns überrascht. Wir wissen das, schon ewig, schon als Kinder wissen wir das.

Es scheint uns aber nicht so weit zu stören, daß wir ernsthaft etwas dagegen unternehmen würden. Es gibt vereinzelt organisierten oder systematischen Boykott, meist eher Produktgruppen als Firmen betreffen (siehe z.B. Vegetarier oder Kunden von Ökostrom oder so), aber das ist nicht der Normalfall.

Bei Instrumenten ... naja, da seh ich einerseits tatsächlich sich ändernde Anforderungen, durch die Weiterentwicklung der Musik (sowas wie "Metal-Gitarren" gab es sicher nicht vor Metal ... und so weiter), Fortschritte in andern Bereichen können da durchschlagen (Elektronik, siehe z.B. aktive Gitarren - Fertigungstechnik, siehe maßgefertigte Brücken - Werkstofftechnik unter dem Druck ökologischer Folgenreflexion, siehe Holzsorten und Verarbeitungsmethoden, Verbundwerkstoffe etc). Der Kunde, der immer das Beste haben will, naja, der will eben das Beste, das man gerade machen kann. Da man insgesamt eher mehr machen kann als früher, wird das Beste in diesem Sinn immer besser. Da sind oft die Entwickler dann auch echte Überzeugungstäter.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben