Boutique Pickups - Alles nur Voodoo?

  • Ersteller Enkin Fled
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...Auch finde ich diesen Band- Livekontext Hinweis etwas merkwürdig. Was ist denn z.B. mit Aufnahmen?...

Ich möchte Dein "merkwürdig" gern erläutern. Alles eigene Erfahrung, kein angelesenes Wissen. Im Bandkontext sind Frequenzen aufgeteilt. Jedes Instrument hat bzw. braucht seine eigenen Frequenzbänder, um sich durchzusetzen. Hast Du zwei Strats, ist es schwierig, wenn beide ziemlich gleich klingen. Hinzu kommen die auf Bühne und im Proberaum gefahrenen, relativ hohen Pegel, sowie örtliche Gegebenheiten. Alles zusammen kann schnell dafür sorgen, dass z.B. ein sehr teurer Pickup, der ungünstigerweise noch auf einer nicht gut dazu passenden Strat montiert ist, die daheim saugut klingt, jetzt klanglich einfach untergeht im Vergleich zu relativ billigen, aber mittig-fett klingenden Pickups einer zweiten Strat, die u.U. klanglich eine bessere Basis bietet. Da muss man viel an der PA gegensteuern, aber spiele mal in verschiedenen Locations - da gibt es keine Standardeinstellung.

Bei Aufnahmen wiederum ist es ganz anders. Als wir im Studio gespielt und aufgenommen haben, klang wieder jedes Instrument ("jede Spur") völlig für sich allein. Man bekommt über Kopförer die anderen Spuren und spielt seine eigene Spur drauf oder drüber. Hast Du einen guten Mixer, hört man plötzlich wieder geradezu aber sowas von "mutterseelenallein auf weiter Flur" gnadenlos jede eklatante Schwäche oder Stärke sowohl von der eigenen Spielweise als auch vom eigenen Instrument. Das ist fast wieder so oder sogar noch mehr, weil man steht jetzt auch noch unter Druck, eine ordentliche Nummer abzuliefern, als würde man daheim völlig vertraut jede Nuance hören. Hast Du einen netten Mixer, dann "hilft" er nachsichtig etwas beim Sound nach. ;)

BTW: war für mich z.B. dazumals ein Grund, meinen ansonsten auf der Bühne bevorzugten Bugera 50-Watter, der dort absolut ausreichte, im Studio aber sowas von fix gegen einen handwired und clean klingenden Morgana-Amp einzutauschen... ;)
 
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Ich finde, wenn ein Pickup qualitativ gut hergestellt ist, ist der Rest Geschmackssache.
Das kann dann auch schonmal ein Tonerider für 40€ sein.
Vor kurzem bin ich durch einen Tausch an eine Am Standard Strat mit Fat 50's Pickups aus dem
Fender Custom Shop gekommen, Neupreis eines Sets ca. 200€.
Ehrlich gesagt, finde ich die PUs ziemlich gut, man sieht, dass sie von Hand hergestellt sind etc., aber
wenn ich einfach nur den Sound haben wollte, würde ich auch etwas vergleichbares
für den halben Preis finden.
Marken wie Tonerider, GFS, Artec, Fender Mexiko usw. bieten den Klang auch deutlich günstiger, bei einfacherer aber
trotzdem annehmbarer Qualität (Spulkörper aus Plastik etc.).

Der teuerste Pickup, den ich bisher hatte war ein Seymour Duncan Antiquity PAF in einer Gibson Les Paul, der mich aber nicht sehr begeistert hat.
Ich fand ich ihn irgendwie fade und leblos - zumindest an meiner Erwartungshaltung gemessen.
Das Ding kostet neu immerhin 180€. Ganz schön heftig für einen einzelnen Pickup.

Übrigens:
Ein User aus einem amerikanischen Forum hat mehrere namhafte Pickups verglichen und festgestellt, dass viele
nahezu identisch in ihrer Übertragungscharakteristik (bzw. im "Klang") sind - trotz augenscheinlich unterschiedlicher Konstruktion und unterschiedlichem
Marketingkonzept.
Sehr deutlich wird das am Beispiel Fender Texas Special und Fender Fat 50's.
Der User hat tatsächlich zwei Pickups aus beiden Serien gefunden, die zwar unterschiedlich konstruiert waren in Sachen Magnete, Windungen, Drahtsorte etc.
aber in der Übertragungscharakteristik nicht voneinander zu unterscheiden sind.
Sprich: Sie "klingen" gleich.
Es ist schon sehr kurios, dass Fender hier mit einem komplett unterschiedlichen Ansatz bei beiden PUs das selbe Ziel erreicht.

Hier sind die Kurven von Fat50's und Texas Special aus besagtem US-Forum.
Man könnte glatt übersehen, dass es zwei Kurven sind, da sie fast deckungsgleich sind:
Zebk744.png


Hier der Texas Special aus der ersten Abbildung im Vergleich mit einem Mexiko Standard Pickup.
Deutliche Unterschiede:
3maAZSw.png



Hier der Link, wirklich sehr interessant:
http://www.strat-talk.com/threads/m...-between-a-fat-50-and-a-texas-special.390958/
 
Zuletzt bearbeitet:
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^ Das sind schöne und sauber gemachte Messungen mit Erregerspule. Und unter der Maßgabe, dass in der Konstruktion der beiden PUs ja wenig Unterschiede sind (augenscheinlich), was die genaue Ausformung des Wechsel-Magnetfeldes angeht und welche Teile der Spule liegen wie im Magnetfeld, ist ist sehr naheliegend und nachprüfbar das Klangverhalten sehr ähnlich ist, muss es auch sein.

Die elektrischen Eigenschaften eines PUs allein betrachtet liefern aber noch kein ausreichendes Indiz für den genauen Klang, weil das nur die zweite Hälfte der Übertragungsfunktion ist.

Die erste Hälfte folgt aus dem, wie eben das Wechselfeld im Detail, im Betrieb mit einer tatsächlichen Saite statt der Erregerspule, aussieht und wie es in die Spule einkoppelt.

Wenn das stark verschieden ist bei zwei ansonsten "elektrisch gleichen" PUs, wird's auch deutlich anders klingen, aber die Grundfärbung im Frequenzgang bleibt die gleiche, daher immer noch sehr verwandte Gesamtklangeigenschaften.

Ich bin davon überzeugt dass es gute wie eher mäßige Kombinationen dieser Hälften gibt, von den Billigheimern bis zur preislichen Oberliga gleichermaßen, eine gewisse Mindestqualität voraussetzend. Anteilig also bei den teuren auch mehr von den guten, hoffentlich...
 
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Ich finde, dass die Fat 50's beispielsweise den Klang ein bisschen komprimieren.
Leicht crunchy klingen Akkorde sehr kompakt und tight, bei meiner zweiten Strat ist das anders, da brechen Bass und Treble immer ein bisschen aus - das, was man allgemein als "offenen" Klang beschreibt.
 
Sobald die Töne ab 17. Bund beim Ziehen abbrechen ist irgendwas faul...:gruebel:

Das ist dann die Gitte, aber nicht die PU's...
 
Ich mag Tv Jones Pickups sehr und finde dass diese jeden Cent wert sind.
Jeder Pickup den ich von Tv Jones bisher hatte hat mir gut gefallen.
 
Es kommt ganz auf die Gitarre an, das wurde hier bereits geschrieben und es gibt hier im Board genügend Beispiele, wo jemand bestimmte Pickups wollte, sie aber dann an der Gitarre montiert überhaupt nicht überzeugen konnten. Ich war neulich in einer großen Stadt am Rhein in einem großen Musikaliengeschäft in einer extra abgetrennten Gitarrenabteilung, um eine sehr hochpreisige Gitarre zu testen.
Mir hat die tonale Performance nicht gefallen, zu muffig, Coil split brachte nicht den richtigen Biss (den ich dann erwartete).
Auf alle Fälle plauschte ich mit dem Abteilungsleiter. Eine wesentliche Forderung ist, dass der Kunde wissen sollte, wo es tonal hinzugehen hat (losgelöst von irgendwelchen PU-Bezeichnungen).
Er beschrieb einen Kunden, der sich für ein bestimmtes Gitarrenmodell amerikanischer Herkunft mit drei Tonabnehmern und zwei Cutaways interessierte. Der Verkäufer empfahl zwei bestimmte Gitarren. Der Kunde fragte, welche PUs? Händler: PU-Name, der mit einer zweistelligen Jahreszahl daher kommt, die mit 5 beginnt und 4 aufhört. Kunde: Die sollen doch total scheiße klingen, so was will ich nicht.
Der Kunde betrachtete sich die Wand, legte sich dann selber auf eine Gitarre fest, die er nun antesten wolle.
Nach einer nicht weiter erläuterten Zeitspanne kam er aus dem Anspielzimmer. Hey, total geiler Klang. Genau so sollte sie sein. Was sind da für welche drin?
Händler: 54er.
Kunde: Echt?
Händler: Ja!

Replacement-PUs (und eben auch solche Boutique-Klassifizierten) sollte man meiner Meinung nach erst ausprobieren, dann ggf. noch nachjustieren (und ggf. auch den Amp anpassen), gefällt´s einem nicht: raus damit.
 
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Hi,

Pickups müssen passen-Standard Ware hin, Boutique Ware her...und die Gitarre dazu muss was können-denn die Dinger können nur das abnehmen was an Klangpoteziai aus der Gitarre (plus Gitarrist und dessen klangerzeugende Spieltechnik) rauskommt, deswegen sind es ja Tonabnehmer...sie klingen nicht selbst sondern nehmen nur Klänge ab.

Oh ja, klingt wie abgedroschene Phrasen ist aber meiner Meinung nach die Wahrheit! Beispiele gibt`s viele:

-Nick Page hat früher Amber Pickups verwendet. Nun ja, seine Gitarren sind sehr speziell und so wollte seine "Baron" damit nicht so richtig klingen. Zu fett, zu viel Sustain, zu cremig, von allem viel zu viel. Mit anderen Pickups hat er dieses Phänomen auch gehabt. Also half nur eines: selbst wickeln-und das tut er jetzt. Was soll ich sagen, das Ergebnis ist beeindruckend! Holz, Sustain, Luft, Durchzeichnung-unglaublich wie dynamisch das atmet nur weil nun die Pickups passen.

-Fender Texas Specials: klingen auf eher schweren dicken Strats ätzend schrill und substanzlos. Auf leichten flinken Strats klingen sie fett, kraftvoll und crisp ohne scharf zu klingen. Der Unterschied ist so gross, dass man nicht glaubt dass das die gleichen Pickups sind!
Dieses Phänomen ist wunderbar zu beobachten wenn man in verschiedenen Läden SRV Fenders testet-die leider sehr unterschiedliche Qualität haben aber immer Texas Specials.

-Eastman Thinline T184MX, bestückt mit 59er Duncan Set. Diese leichte super gemachte Semi klingt mit dem Set so knackig, räumlich, luftig und ultraedel, dass man nie und nimmer Standardware vermuten würde...perfect Match!

usw usw...

Natürlich muss z.B. ein "Ray Gerold" einen gewissen Betrag aufrufen, denn es wird alles einzeln in Handarbeit gefertigt, entwickelt, versteuert...und er muss ja auch von was leben. Dennoch sind auch seine ausgefuchsten Kunstwerke nur Magnete und Spulen-und er weiß das und macht erst gar keinen Voodoo Kult drumrum sondern überzeugt (neben top Abnahmeeigenschaften) durch Multi-Funktionalität die den Preis dann wieder rechtfertigt...
Auf einer guten und passenden Gitarre klingt das dann auch super...so what?

Mein persönliches Fazit: schraub doch jeder drauf was er will-obs passt oder nicht hängt ab einer gewissen Qualität nicht mit dem Preis zusammen!

Bernie
 
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Und was mich immer wundert, ist Art und Weise, wie Leute sich heutzutage Gitarren aussuchen.... .

Wenn mir der Sound einer Gitarre nicht gefällt, dann kaufe ich sie nicht. Und wenn er mir gefällt, habe ich keinerlei Grund, alle 2 Wochen neue PUs 'reinzuschrauben, damit die Gitarre dann eben doch anders klingt.

Da scheint mir doch das gute , alte "Warum brauchen wir das? Weil es das gibt!" eine wesentliche Rolle zu spielen. Ich habe vor Jahrzehnten, als diese Mode mit den Austauschpickups aufkam und die ersten DiMarzios die Läden schwämmten, auch zwei PUs meiner Strat getauscht. Und habe es bitter, wirklich bitter bereut!

Spätestens, als ich sie wieder verkaufen wollte.... .

Nichts verbessert den Gesamtsound mehr als a) besseres Spielen und b) ein besserer Verstärker. Nicht einmal eine "bessere" Gitarre.

Ach so, eins muss ich noch loswerden, ohne allerdings eine völlig andere Diskussion beginnen zu wollen. Hier stand, ein PU könne nur das abnehmen, was an "Klangpotential" in einer Gitarre stecke. Das mag bei der Abnahme mit einem Mikrofon so ein, aber ein Pickup nimmt keinen "Klang" ab , sondern eine Schwingung.
Was ja auch der Grund dafür ist, dass der unverstärkte Klang einer E - Gitarre nichts, rein gar nichts , mit dem verstärkten Klang zu tun hat. Der PU nimmt nicht den Klang der Gitarre ab, wie ein Mikrofon, sondern die Schwingung der Saite. Das eine Ergebnis hört man direkt mit seinen Ohren, das andere ist die "elektrische Umsetzung" der Schwingung der Saite. Diese beiden Wahrnehmungen haben aber nicht zwangsläufig viel miteinander zu tun, sie sind eigentlich nur Parallitäten.

Wenn tatsächlich ein "Klang" abgenommen werden würde, dann dürfte sich das Klangergebnis nicht radikal ändern, sondern lediglich "unverfälschter" wiedergegeben werden. Das ist aber genau das, was offensichtlich bei Austausch - Tonabnehmern nicht gewünscht ist, eigentlich sogar das genaue Gegenteil...... .
 
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Ach so, eins muss ich noch loswerden, ohne allerdings eine völlig andere Diskussion beginnen zu wollen. Hier stand, ein PU könne nur das abnehmen, was an "Klangpotential" in einer Gitarre stecke. Das mag bei der Abnahme mit einem Mikrofon so ein, aber ein Pickup nimmt keinen "Klang" ab , sondern eine Schwingung.
Was ja auch der Grund dafür ist, dass der unverstärkte Klang einer E - Gitarre nichts, rein gar nichts , mit dem verstärkten Klang zu tun hat. Der PU nimmt nicht den Klang der Gitarre ab, wie ein Mikrofon, sondern die Schwingung der Saite. Das eine Ergebnis hört man direkt mit seinen Ohren, das andere ist die "elektrische Umsetzung" der Schwingung der Saite. Diese beiden Wahrnehmungen haben aber nicht zwangsläufig viel miteinander zu tun, sie sind eigentlich nur Parallitäten.

Wenn tatsächlich ein "Klang" abgenommen werden würde, dann dürfte sich das Klangergebnis nicht radikal ändern, sondern lediglich "unverfälschter" wiedergegeben werden. Das ist aber genau das, was offensichtlich bei Austausch - Tonabnehmern nicht gewünscht ist, eigentlich sogar das genaue Gegenteil...... .


Das ist so nicht ganz richtig, es kommt auf das Mikrofon an.
Bei einem dynamischen Mikro (z.B. für Gesang) befindet sich eine Metallmembran vor einer Magnetspule. Durch die Schallwellen beim Ansingen des Mics wird die Membran in Schwingung versetzt und das Magnetfeld ändert sich, was dem Mechanismus einer schwingenden Gitarrensaite über dem Pickup entspricht.
Beide male ist es ein metallenes Objekt, welches vor einem Magneten in Schwingung versetzt und die dadurch entstehende Schwankung elektronisch umgewandelt wird um den Klang zu erzeugen.

800px-Tauchspulenmikrofon.svg.png
 
Hi Emptypockets,

mit dem was das Aussuchen einer Gitarre angeht gebe ich dir vollkommen Recht.

Hmm, was Magnetpickups angeht möchte ich etwas widersprechen. Meiner Ansicht nach nehmen sie sehr wohl den Klang der Gitarre ab-und zwar ÜBER die Saitenschwingung. Die Eigenschaften dieser Saitenschwingung entstehen doch durch den Klang des Instrumentes. Eine Saite ist wie eine Membran, die den Klang aufnimmt und dann eben magnetisch abgetastet wird.
Und so findet man bei guten Instrument/Pickup Kombis doch sehr wohl den Eigenklang prägnant im PU-Sound wieder-schon mal ne richtig gute E-Gitarre direkt ins Mischpult oder ein Aufnahmegerät gespielt? Jazzer machen sowas oft und das Ergebnis klingt erstaunlich nach der Gitarre selbst.
Wer hat ausserdem die Regel aufgestellt, dass ein Pickup den Klang einer Gitarre nicht verfärbt abnehmen darf? Deswegen bleiben doch viele Charakteraspekte des Instrumentes erhalten.

Meiner Erfahrung nach ist ein PU erst mal ein PU und es ist von der Klangkette her kein grosser Unterschied ob er Schwingungen über die Saite aufnimmt deren Klang durch das Holz geprägt ist oder von der Decke deren Klang durchs Instrument und von der Saite geprägt ist...
 
Das ist immer die Jagd nach altem, nach der sog. guten alten Zeit. Ob die so gut war, bezweifle ich. Heute wird bei Gitarristen nur noch zurück geschaut, was der Gegenwart daran hindert, die nächste beste gute Zeit zu werden. Damals gab es keine ultrateuren Treter. Besser sind sie nicht. Nur im Kopf. Besser ist das, was mehr gefällt.

Botique, Voodoo... alles Mist mMn.

Da verkennst du aber auch, dass "damals" z.B. Amps und Zerrpedale auch so aufgebaut wurden, wie es heute "Boutique" Builder machen - eben solide Komponenten und ein ordentlicher Anteil an "Handarbeit", qualitativ manchmal (nicht immer!) deutlich besser als das, was man heute an 0815 Ware so bekommt.

Was glaubst du, warum sich heute generell im Elektronikbereich (ganz egal ob Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte o.a.) eine "Wegwerfmentalität" herausgebildet hat?

Oft werden die Geräte sogar schon von vornherein so konstruiert, dass sie irgendwann den Geist aufgeben oder zumindest wird das wissentlich in Kauf genommen - damit der Kunde sich nach Ablauf der Garantiezeit mal schön ein neueres Produkt kauft.
Es wird wesentlich mehr weggeworfen statt repariert, wie das früher der Fall war. Das finde ich sehr schade.

Dass man das Streben nach Wertigkeit und Langlebigkeit der Produkte jetzt pauchal als "Voodoo" und mit "alles Mist" so herabwürdigt - und solch ein Beitrag auch noch mit so vielen Likes beklatscht wird - finde ich ungut.

Dass manche "Boutique" Gerätschaften nicht mehr das beste P/L Verhältnis haben, sehe ich auch so. Aber hier gilt eben das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
 
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Naja, es ist wohl eher eine philosophische Frage als eine technische.

Mir ist das Wirkprinzip eines Mikrofons klar, wenn ich auch kein großer Physiker bin.... .

Es ist doch aber ein ganz entscheidender Unterschied zwischen einem Mikrofon und einem PU:

Ziel eines Mikrofons ist doch prinzipiell, den Klang genauso wiederzugeben, wie er rein akustisch direkt im Ohr ankommt. Dies zu erreichen, wird höchster Aufwand betrieben. Je weniger Färbung, umso besser - und teurer.

Der E - Gitarrem PU hat aber eine andere Aufgabe: er ist entscheidend für die Formung eines Klanges. Es geht bei ihm nicht darum, ein möglichst unverfälschtes Ergebnis zu erzielen. Denn das wäre ziemlich ernüchternd, wenn man sich 'mal den rein akustischen Klang einer E - Gitarren anhört. Das ist nicht weit entfernt vom Klang eines Tennisschlägers, mit wohl nicht nur ich als Kind das Gitarre - Spielen simuliert habe ....:D.

Das heisst, er macht aus einer schlichten Schwingung in einem Magnetfeld etwas, was wir als gewünschten und bekannten Klang einer E - Gitarre identifizieren.

Aber, wie ich oben schon schrieb: dieser Klang hat nichts mit dem "echten", reinen Klang einer E - Gitarre zu tun, weil dieser die Verstärkung des Klanges durch einen Hohlraum fehlt. Also, sagen wir es ehrlich: eigentlich klingt jede Solidbody, teuer, billig, alt oder neu, nach nichts, was auch nur entfernt irgendetwas angenehmes hat. Man hört was. Aber das ist es auch schon.

Dass verschiedene Gitarre, verschieden klingen, ist natürlich klar. Verschiedene Parameter, bringen eben verschiedene Ergebnisse. Aber da klingt nichts besser oder schlechter, sondern nur anders. Ich habe jedenfalls noch keine CD gehört, bei der die E - Gitarren unverstärkt nur mit Mikros aufgenommen wurden..... .
 
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Ja, fast klinisch neutral bei Gitarren sind z.B. Piezo-Pickups. Ich finde sie furchtbar und frage mich bis heute, wieso jemand ernsthaft diesen Klang haben möchte.
 
Weil man damit auch ganz interessante Akzente setzen kann, wenn man sie zu Magnetpickups mischt:



Zweitens ermöglicht ein Piezopickup auch Modellinggitarren wie Variax.
Drittens kann man damit nun mal - abhängig von Piezosystem und dessen Justieroptionen und dem passenden Amp - mit einer E-Gitarre mehr oder minder einen abgenommenen Akustikgitarrenklang zum Besten geben.
 
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Da verkennst du aber auch, dass "damals" z.B. Amps und Zerrpedale auch so aufgebaut wurden, wie es heute "Boutique" Builder machen - eben solide Komponenten und ein ordentlicher Anteil an "Handarbeit", qualitativ manchmal (nicht immer!) deutlich besser als das, was man heute an 0815 Ware so bekommt.

Das ist leider nicht immer so. Die sind oftmals genauso billig hergestellt. ;) Und dass damals alles besser verarbeitet wurde stimmt so nicht.

Dass man das Streben nach Wertigkeit und Langlebigkeit der Produkte jetzt pauchal als "Voodoo" und mit "alles Mist" so herabwürdigt - und solch ein Beitrag auch noch mit so vielen Likes beklatscht wird - finde ich ungut.

Bitte richtig lesen: Weder habe ich was pauschalisiert, noch habe ich überhaupt erwähnt, dass es Mist ist. Von herabwürdigen ganz zu schweigen. Ich sprach davon, dass ICH es Mist finde - daher das "mMn". Und was ich Mist finde, ist nicht das ganze Voodoo/Botique Equipment-Gedöns an sich, sondern dieses Denken, was momentan so im Trend ist. (Das Equipment an sich ist eigentlich meist einfach nur überteuert...!) Heute wird nur noch dem hinterher gejagt, was es nicht mehr heutzutage gibt. Man versucht oftmals, mit Equipment das wettzumachen, was man eigentlich nur durch üben erreicht. ;) Ich finde, die Gitarristen-Szene hat sich wahnsinnig geändert.

Aber hier gilt eben das Prinzip von Angebot und Nachfrage.

Das ist richtig. Die könnten auch einen Haufen Schei*e ins Gehäuse stecken oder Billig-Eigenbau Elektronik:Viele werden behaupten, dass das gaaanz toll klingt und der Preis gerechtfertigt sei.
 
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Und dass damals alles besser verarbeitet wurde stimmt so nicht.

Das habe ich nicht geschrieben. Sondern "manchmal (nicht immer!)" - das hast du sogar zitiert.

Bitte richtig lesen: Weder habe ich was pauschalisiert, noch habe ich überhaupt erwähnt, dass es Mist ist.

Auch das habe ich nicht geschrieben, sondern dass ich es ungut finde, wenn "man" (konkret du - und alle, die deinen Beitrag geliked haben) das alles als Mist bezeichnet - und ja, das ist eine Herabwürdigung, was denn sonst?

Heute wird nur noch dem hinterher gejagt, was es nicht mehr heutzutage gibt. Man versucht oftmals, mit Equipment das wettzumachen, was man eigentlich nur durch üben erreicht. ;) Ich finde, die Gitarristen-Szene hat sich wahnsinnig geändert.

Dass sich solch ein Gedanke aufdrängt, kann ich durchaus nachvollziehen - und auch, dass es immer Sympathien für diese "da geh ich doch lieber üben" oder "geh lieber üben!" Statements gibt.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, müsste man das "früher" jetzt etwas genauer definieren. In den 90ern gab es auch schon Fachzeitschriften, in denen immer wieder die neuesten Gitarren, Amps und Effekte über den Klee gelobt wurden (Hallo G&B!).
Allerdings war die Auswahl nie größer als heute. Damals hat man halt oft das genommen, was im Musikladen vorrätig war oder was einem ein sehr ambitionierter Verkäufer aufgeschatzt hat.
Ob es jetzt "gut" oder "schlecht" ist, dass es dank Internet und Globalisierung eine sehr viel größere Auswahl und einen sehr viel umfangreicheren Informationspool gibt - auch hinsichtlich des Einflusses auf die eigene Bereitschaft, sich mit dem Gitarrespiel an sich auseinanderzusetzen - das sei mal dahingestellt. Ich denke, dass es diejenigen, die heute "nie so recht zufrieden" mit ihrem Equipment und sehr empfänglich für GAS Attacken sind, früher auch schon gab. Warum soll dieses Phänomen jetzt neu sein? Es wird halt nur die letzten Jahre in Internetforen anhand der vielen Diskussionen, die dort stattfinden, sichtbar.

Ich meine aber, dass Gitarrenmusik, vor allem revolutionäre Gitarrenmusik, wenig Stellenwert hat in diesen Tagen.
Es gab hier auch schon einige Threads, in denen mehrere Leute die Erkenntnis geteilt haben, dass es kaum mehr echte neue Gitarrenhelden gibt, die es nicht vor 20 Jahren auch schon gab. Ebenso scheint das Gitarristenvolk recht konservativ zu sein und schätzt eben gerade diese Sounds, die "Rockgeschichte" geschrieben haben. Dass man dann gerade für diese alten Schätzchen an Gitarren, Amps und Effekten ein Herz hat, kann ich durchaus nachvollziehen - trotz all der Unperfektheiten. Warum sollte denn sonst jemand noch eine handeslübliche Vintage Strat oder Les Paul spielen - also "Baukasten" Gitarren mit einem nicht so perfekt arbeitenden Vibrato oder Komfortmöbel mit Anfälligkeiten zu abbrechenden Kopfplatten?
Der Grund ist einfach - es ist "authentisch", es ist "the Real Deal" - das ist bei einer so persönlichen und individuellen Sache wie "Musik machen" unheimlich wichtig, eben "wie es sich anfühlt". Genau aus dem Grund gibt es Leute, die keinen Kemper spielen, sondern lieber einen alten Vollröhrenamp mit all seinen "Macken" - genau aus diesem Grund gibt es "Relic" Gitarren und "Boutique" Amps - genau aus diesem Grund gibt es Leute, die mit viel Liebe zum Detail aus alten Materialen (oder künstlich gealtert) Pickups wickeln.

Man muss es ja nicht genauso handhaben und kann sich ganz pragmatisch "modernes" "funktionierendes" Equipment anschaffen und nutzen.
Aber dann doch bitte einfach die anderen machen lassen, die es eben anders wollen. Und auch diejenigen, die damit Geld verdienen - sofern es nicht so abläuft wie z.B. bei den Gibson Fake Bumblebees - da mach ich auch nicht mehr mit!).
 
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Genau aus dem Grund gibt es Leute, die keinen Kemper spielen, sondern lieber einen alten Vollröhrenamp mit all seinen "Macken" -

Das sind dann so Formulierungen, bei denen ich nervös werde.... .

Es wird doch wohl eher umgekehrt ein Schuh draus, oder? Das klingt ja fast so, als wäre mittlerweile der Kemper der Standard und würde von Millionen von Gitarristen genutzt, und nur ein kleiner Rest unverbesserlicher Nostalgiker spielt noch diese archaischen Röhrenamps mit all ihren Macken.
 
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Das sind dann so Formulierungen, bei denen ich nervös werde.... .

Du weißt, aber hoffentlich, wie ich es gemeint habe?
Was manch einer aus rein technischer und pragmatischer (verfügbare Features, Transportabilität, Reproduzierbarkeit der Sounds etc.) Sicht als "Macken" erachtet - stellt für den anderen eben eine Summe von charakterstarken Merkmalen dar, die genau das ausmachen, was für ein gutes Spielgefühl und darüber hinaus für die richtige Inspiration sorgt.
Das ist übrigens auch der Grund, warum die ganzen Kemper Profile nach wie vor Namen von Originalamps tragen - weil man eben "doch" den Originalsound haben möchte - und auch die Gewissheit (!), dass es der Originalsound ist. Sonst könnte man das Profil statt "Friedman Brown Eye Einseinself" auch "British Boutique Modern Hi-Gain Sound" (auch wenns ein Ami ist, schon klar) nennen.
 
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Also mich interessiert der Kemper überhaupt nicht, ich kann den Hype nicht nachvollziehen.
Ich finde das Teil sowas von unsexy.
Dabei finde ich (analoges) Amp-Modelling ansonsten sehr interessant und es muss definitv nicht immer Röhre sein.
 
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