Mach .009 er drauf.
Du machst dir, gerade am Anfang , das Leben unnötig schwer.
Kann ich nur unbedingt unterstreichen. Auf einer Strat sind .010er für Finger ohne länger erworbene Hornhaut schon ziemlich stramm, und bei einem Ganzton tuts dann den meisten schon ein bisschen weh, die noch nicht jso arg lang spielen. Das Resultat ist dann auch, dass die Finger instinktiv wieder etwas nachgeben, denn der Körper betrachtet Schmerzen als Warnsignal. Das dürfte auch ein wichtiger Grund dafür sein, dass Deine Bends in den Videos immer etwas "flat" sind, d.h. der eigentliche Zielton gar nicht oder nur ganz kurz erreicht wird, der Finger erreicht oder hält die Position nicht, die Tonhöhe sinkt. Der Druck lässt aber auch in Richtung aufs Griffbrett nach, und die Saite liegt nicht mehr so fest auf dem Bund auf - der Ton stirbt ganz ab.
Musik macht man vor allem anderen mit dem
Gehör, und das gilt besonders bei einem Instrument wie der Gitarre, das die Tonhöhe nicht einfach korrekt vorgibt wie ein Klavier. Und das gilt ja nicht erst bei Bendings, sondern geht schon beim Greifen der Akkorde los.
Ich bin der Meinung, dass man das Gehör und damit auch die sog. Tonbildung wesentlich besser trainieren kann, wenn man es den Fingern nicht auch noch in mechanischer Hinsicht schwer macht. Von daher sind auf einer Strat mit der längeren Mensur (die schon zu spürbar höherer Saitenspannung führt) .009er Saiten völlig ausreichend. Und nicht zuletzt hält man durch einen etwas reduzierten Kraftaufwand einfach auch länger durch, sprich: man kann länger am Stück üben
.
Über einen "fetten Blues-Ton" kannst Du Dir in späteren Jahren noch genug Gedanken machen. Ich persönlich stehe dazu, dass ich mich auch nach über 30 Jahren nicht unnötig quälen will und spiele bei E-Standard-Stimmung einen Hybrid-Satz .009-.046, also praktisch die hohen Saiten vom .009er und die Bassaiten von .010er Satz. So habe ich stramme Bässe und Diskantsaiten, die ich ziehen kann, soweit ich es will. Ich war vielleicht nicht immer der Fleißigste beim Üben, und oft genug gab es einen besseren zweiten Gitarristen in der Band, aber über meinen Ton (und ich meine nicht einfach den Sound) hat sich nie einer beschwert. Ich hab mich auch immer selbst gut gehört, ohne besonders laut aufzudrehen, was in dem Punkt eigentlich immer ein gutes Zeichen ist. Es geht also. Im Übrigen gibts auch jede Menge
richtig guter Solisten, die dünne Saiten spielen, ich nenne hier nur mal Billy Gibbons und Brian May.
Ein schöner, stabiler Solo-Ton ist mMn viel weniger vom Equipment abhängig als von der Spieltechnik. Nicht zuletzt ist für die Tonbildung auch die rechte Hand wichtig, in welchem Winkel das Pick auf die Saite trifft, und ganz wichtig: die Abstimmung zwischen linker und rechter Hand. Es geht also um Kontrolle. Und für die ist es nach meiner Erfahrung im Zweifelsfall besser, die Saitenlage etwas zu erhöhen statt der Saitenstärke. Insbesondere bei Bendings hat das den Vorteil, dass etwas mehr "Fleisch unter die Saite" kommt, also die Fingerkuppe die Saite besser packen kann. Das erleichtert die besagte Kontrolle.
Wer vorwiegend Rhythmus spielt und da Wert auf ultimative Durchschlagskraft á la Malcom Young legt, mag mit dicken Saiten besser liegen. Aber in den Lagen, in denen er sich vorwiegend bewegt hat, war das auch nicht so hinderlich. Und ganz sicher ist es
nicht nötig, um die Saiten bei Bendings am Absterben zu hindern.
Gruß, bagotrix