Im Endeffekt ist die ganze Geschichte ja relativ simpel... Ich führe das mal für Röhrenverstärker, bei denen man auch Ampzerre nutzen möchte etwas aus:
Die meisten Verstärker klingen clean auch leise gut. Auch z.B. ein Plexi. Wo sich dann die Spreu vom Weizen trennt ist beim Overdrive. Der genannte Plexi klingt (auf sich allein gestellt) verzerrt leise NICHT gut, eben weil er das nicht leise kann. Die Zerre kommt aus allen Segmenten des Amps: PI, Endstufe und Vorstufe. Eben weil diese 3 Segmente in etwa zur gleichen Zeit anfangen zu Zerren, sind diese Amps aber auch so dynamisch (clean to mean via Volume poti der Gitarre).
Jetzt gibt es mehrere Methoden, um solchen Amps auch leise diesen Ton zu entlocken: Leistungsreduzierung via Powerscaling (London Power z.B.), Leistungsumschaltung (100W auf 50W, etc.), passive Attenuatoren hinter der Endstufe, die Leistung in Wärme umwandeln (THD Hotplate, SPL Reducer etc.), Reamping (Bad Cat Unleash, Fryette Power Station, Ultimate Attenuator, Torpedo Reload) und Post Phase Inverter Mastervolume (PPIMV). Welche der genannten Methoden am besten funktioniert ist Geschmackssache.
Als andere Möglichkeit gibt es Amps, die ihre Zerre hauptsächlich aus der Vorstufe holen. Die Endstufe ist dabei meistens so designt, dass sie möglichst lange clean bleibt. Diese Verstärker kann man recht problemlos auf Wohnzimmerlautstärke runterdrehen und es klingt immer noch gut. Die meisten modernen Amps sind so aufgebaut. Was dabei oft aber auf der Strecke bleibt ist die Dynamik, die nur in seltenen Fällen mit klassischen 1-Kanalern mithalten kann. Das wird meistens durch sogenanntes "Gain Staging" in der Vorstufe kompensiert. Der von mir oben empfohlene Ceriatone OTS20 fällt auch in diese Kategorie.
Oft ist es so, dass ein ausgewachsener 100W Amp bei niedrigen Lautstärken immer noch "größer" klingt, als ein kleiner Amp mit wenig Watt (1-5W z.B.) bei gleicher Lautstärke. Auch fühlt sich eine 4x12er bei Zimmerlautstärke immer noch anders an als ein kleiner 1x10" oder auch 1x12" Speaker. Viele schwören deshalb auch bei niedrigen Lautstärken auf Amps, mit denen man auch Stadien beschallen könnte. Was man jetzt genau benötigt ist individuell... Das oben genannte Problem mit der mm Arbeit beim Mastervolume, lässt sich bei Amps mit Loop ohne großen Aufwand recht einfach in den Griff bekommen. Ohne Loop ist es etwas schwieriger (s.o.).
Zusammengefasst muss sich der Threadersteller also erstmal klarmachen, was er eigentlich genau möchte. Genug Amp-Vorschläge gab es ja schon. Wenn man Spaß dran hat kann man auch einen aufgerissenen Marshall Plexi zuhause bei Zimmerlautstärke spielen. Ich mache das z.B. per reamping.