Bilder beim Gesangsunterricht - eine Notwendigkeit? Wie wirken sie?

Kenshi
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Hey Leute,

Ich hoffe ich mache hier kein Doppelthema auf.

Es gab vor einiger Zeit ja schonmal die Diskussion über den didaktischen Sinn und Unsinn von Bildern im Gesangsunterricht mit denen man gewisse Prozesse beim singen veranschaulichen will.
("Sing durch ein Loch in der Schädeldecke" oder auch "Stell dir vor du bist eine Tanne und atmest durch deine Zweige".)

Zugegeben, ich habe lange Zeit am Sinn dieser Bilder gezweifelt weil sie mir nicht wirklich geholfen haben und ich auch bei meinen Schülern nicht das Gefühl hatte, dass sie von sowas profitieren. Meine Anweisungen sind lange Zeit eher "mechanischer" Natur gewesen, obwohl ich dabei nie Estill'sche Detailversessenheit an den Tag gelegt habe.

Ich hatte bei Bildern immer das Gefühl, dass man irgendwann den Schüler damit überfrachtet, wenn man für jedes Detail ein Bild nutzt und habe eher versucht mit auditivem Feedback zu arbeiten.
Im letzten Jahr hatte sich dann aber doch immer wieder der (sparsame) Einsatz von Bildern in meinen Unterricht geschlichen, vor allem zum Anpassen der Stimmmasse in der Höhe.

Nun habe ich vor einer Weile (ursprünglich mehr aus persönlichem Interesse) eine Ausbildung zum Hypnosetherapeuten gemacht, was meine Sicht auf "Bildhaften Gesangsunterricht" dann doch etwas gewandelt hat.

Ein Teil der Ausbildung beschäftigte sich mit ideomotorischen Effekten. Die werden in Hypnose zum Beispiel benutzt um jemandem zu suggerieren, an seinem Arm hinge ein Ballon, wodurch sich der Arm in Trance scheinbar ohne das Zutun des Hypnotisanden zu heben beginnt. Vorraussetzung dafür ist allerdings, dass der Hypnotisand voll im Erleben ist und auch eine emotionale Verbindung zur Situation hat (z.b. durch Aussuchen des Ballons, Lieblingsfarbe, Kindheitserinnerung).

http://de.wikipedia.org/wiki/Carpenter-Effekt
http://de.wikipedia.org/wiki/Ideomotorisches_Gesetz
http://de.wikipedia.org/wiki/Ideo-Realgesetz

Als ich das gehört hatte, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen!

Es ist ja schon länger klar, dass in der Stimme unwillkürliche, durch Emotionen gesteuerte Effekte ablaufen:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/05/stimme-charakter-launen-krankheiten

Doch der konkrete Zusammenhang zwischen Emotionen, Ideomotorik und Bildern im Gesangsunterricht ist mir in dieser Form erst seit kurzem klar. Ich hatte mich bislang immer gefragt warum auch vermeintlich unemotionale Bilder so oft funktionieren.

Meine Gedanken dazu:
Singen geht (häufig) mit einem Zustand veränderter (fokussierter) Aufmerksamkeit und Wahrnehmung einher und ist damit einer Trance nicht unähnlich. Außerdem ist singen eine der wenigen Tätigkeiten die einen Großteil des Gehirns und vor allem beide Gehirnhälften aktiviert. Deswegen wirkt singen auf viele Menschen auch entspannend oder gar therapeutisch.

Häufig tritt dabei etwas ein, was man in der Psychologie als "Flow" bezeichnet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Flow_(Psychologie)

Jedoch ist dieser Zustand im Unterricht nicht immer gegeben, sei es durch (selbst gemachten) Leistungsdruck, Stress oder einfach weil jemand einen schlechten Tag hat. Hypnotiseure bezeichnen sowas als Set und Setting die gemeinsam den sogenannten "Rapport" zwischen Therapeuten und Hypnotisanden ergeben. Und wenn der gute Rapport fehlt, taugen auch die beste Situation und das beste Bild nichts.

Meiner Erfahrung nach scheint jedoch genau dieser Geisteszustand (Guter Rapport, Flow, fokussierte Aufmerksamkeit) für die Wirksamkeit von "Bildhaftem Unterricht" ausschlaggebend zu sein, da das Bild (ähnlich einer hypnotischen Suggestion) nur dann aufgenommen und vor allem gelernt wird, wenn der Schüler entsprechend emotional involviert ist. Dann funktionieren selbst vermeintlich "unemotionale" Bilder.

(Interessant ist übrigens auch, dass ein aufgenommenes und gelerntes Bild nicht jedes mal erneut hervorgekramt werden muss, sondern ins Muskelgedächtnis überzugehen scheint.)

Jetzt ist es ja so, dass das denken und kommunizieren in Bildern anscheinend einen Zugang zu Stimmfunktionen bieten die dem willentlichen Zugriff - zumindest für den Laien - verborgen sind.

Meine Frage deshalb:

Ist es überhaupt sinnvoll auf Bilder zu verzichten wie es viele moderne Systeme vorschlagen? Berauben wir uns damit nicht einer Facette der Stimmbildung?

Und außerdem:

Wie stellt ihr, in euerer Rolle als Lehrer oder auch als Schüler, sicher, dass ihr einen guten Rapport in der Stunde habt? Achtet ihr da überhaupt drauf?
 
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Ist es überhaupt sinnvoll auf Bilder zu verzichten wie es viele moderne Systeme vorschlagen? Berauben wir uns damit nicht einer Facette der Stimmbildung?

Nein, es ist nicht sinnvoll. Das ist auch einer meiner größten Kritikpunkten an vielen sog. funktionalen Systemen.

Unser Gehirn kann und will mit Bildern arbeiten. Bilder sind oft ein unmittelbarerer Zugang als Wörter - nicht umsonst basieren alle Techniken von Gedächtnisweltmeistern auf dem Erinnern von Bildern.

Ich bin bis heute froh, dass meine erste Gesangslehrerin viel mit Bildern und mit Körpergefühl gearbeitet hat - für einen Naturwissenschaftler wie mich war das ein wirklich sinnvoller "Gegenpol", sonst wäre ich wohl auch über die Maßen physiologieversessen.

Das Wichtige ist, dass die Bilder kein Selbstzweck sind, sondern naheliegen. Manche Pädagogen versuchen es mit so abstrusen Bildern, dass den Schülern Bezug und Verständnis fehlen. Ich denke, am besten funktionieren Bilder, die auf Urempfindungen und -bedürfnissen basieren. :)
 
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Ich ergänze mal, dass auch im (klassischen) Instrumentalunterricht durchaus mit Bildern gearbeitet wird, die sich zum Teil auch im allgemeinen Sprachgebrauch wiederfinden. Ein "perlender Lauf" (-> Wasser/Bach) wäre so ein Beispiel.

Nun bin ich ja auch beruflich aus der technisch-wissenschaftlichen Ecke - aber mir Klangbildung ohne Bilder vorzustellen fällt dann doch etwas schwer. Ich finde das schon deshalb wichtig, weil mir die Vorstellung, einen Ton anhand technischer Parameter zu formen, nicht behagt. Wie soll das gehen: Ansetzen, Messwerte kontrollieren, nachjustieren...? Ich stelle mir vorher vor, was ich tun will. Dann ist es nur noch eine Frage der Übung, ob es gelingt. (Ich habe leider eher wenig Übung...)

Zum Stimmsitz habe ich z.B. das Bild einer Luftkugel, die ich formen kann. Das hilft mir, zu antizipieren, wie ich einen Ton anstimmen muss. Von atmenden Bäumen und dergleichen würde ich mich wohl eher irritiert fühlen. Mir ist wichtig, dass Bild und physisches Empfinden übereinstimmen.
 
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Ich habe bei früheren Lehrern viel über Bilder und Vorstellungen gelernt und verwende sie in meinem Unterricht - mit Erfolg und bisher guten Erfahrungen. Wichtig ist, daß man als Lehrer genügend Einfühlungsvermögen, Empathie und Phantasie mitbringt, um die Bilder individuell einzusetzen oder neue zu erfinden - manchmal auch gemeinsam mit dem Schüler. Nach Schema F funktioniert so etwas jedenfalls nicht. Aber mit den Jahren hat man so einen Erfahrungsschatz angesammelt, daß die Bilder einem nur so zufliegen - jedenfalls geht es mir so.

Wäre ein Schüler vollkommen physiologieversessen und/oder wollte nach Estill & Co. singen lernen, würde ich ihn woanders hinschicken - ich wäre auch nicht die passende Lehrerin und dann hat das ganze wenig Sinn. Habe ich auch schon das eine oder andere Mal gemacht.
 
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Ist es überhaupt sinnvoll auf Bilder zu verzichten wie es viele moderne Systeme vorschlagen? Berauben wir uns damit nicht einer Facette der Stimmbildung?
Es ist nicht sinnvoll auf irgendetwas explizit zu verzichten. Warum auch? Was funktioniert, funktioniert. Egal ob es sich um Bilder von lila Wolken, nachmachen von Donald Duck oder gezieltes Aktivieren von irgendwelchen Muskeln handelt. Meiner Meinung nach ist es am Ende immer das Muskelgedächtnis, das für den Lerneffekt verantwortlich ist. Dafür ist es halt wichtig, die zu trainierenden Muskelgruppen immer wieder koordiniert im korrekten Muster anzuspannen. Wodurch man das auslöst, ist letztendlich einerlei und vor allem individuell sehr verschieden. Warum sollte man also den Pool an "Triggern", die einem zur Verfügung stehen, um gesangsförderliche Effekte zu erzielen, beschränken?

Genau genommen fällt mir kaum ein System ein (auch kein moderens), das gar nicht mit Bildern arbeitet. Einzige Ausnahme ist vielleicht Estill, wobei da das eigentliche didaktische Konzept ja relativ im Dunkeln liegt (also wie konkret geübt wird), weil es halt kein Buch gibt, in dem das didaktische System vorgestellt wird.

Bei CVT finden sich zu jedem Mode z.B. viele verschiedene Trigger, neben akustischen immer auch Bilder (sogar mit Zeichnungen im Buch). Bei 4 Pillars of Singing (TVS) ist "Visualization" eine der 4 "Säulen des Gesangs".

Meiner Meinung nach bezieht sich der Zustand des "Flow" nicht nur auf Bilder. Wenn der "Flow" nicht da ist, funktionieren auch andere Übungen schlechter oder nicht. Das hat nicht einmal nur mit der mentalen Situation zu tun. Viele Muskelgruppen, die fürs Singen entspannt und flexibel sein sollten (Atemmuskulatur, Kiefer, Nacken, etc.), sind in einem mental angespannten Zustand überspannt. Dann lässt sich die korrekte, für Gesang taugliche, Einstellung nicht mehr oder nicht mehr so leicht erreichen und kann entsprechend auch nicht ins Muskelgedächtnis einprogrammiert werden.
 
Kommt wohl auf die Bilder an.

In den Jahren, in denen ich hier so quer gelesen, sind mir die Analogien/Imitationen am Sinnvollsten erschienen. Es soll sich anfühlen "wie beim Gähnen", "lachen wie eine Hexe", "fauchen wie eine Katze", "Kermit der Frosch" ... usw. Eher als "Stell dir vor du bist eine Tanne und atmest durch deine Zweige".

Also eben Dinge, die man ebenfalls - auch ohne bereits singen zu können - mit der Stimme machen kann.
 
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Ohne Bilder würde bei mir beim Singen gar nichts gehen. Und es geht mir da wie Foxx: bei mir bestünde sonst auch immer die Gefahr, zu verkopft ans Ganze ranzugehen.

Das Entscheidende, damit Bilder funktionieren scheint mir:

Wichtig ist, daß man als Lehrer genügend Einfühlungsvermögen, Empathie und Phantasie mitbringt, um die Bilder individuell einzusetzen oder neue zu erfinden - manchmal auch gemeinsam mit dem Schüler.

0815-Bilder bringen gar nichts. Der GL darf zwar durchaus einen "Bilder-Fundus" haben aus dem er sich bedient, muss aber sehr sensibel darauf reagieren, ob das Bild beim betreffenden Schüler auch funktioniert. Und wenn nein, dann bloss nicht darauf beharren! Vielleicht ist ein Bild auch mal ein guter Ansatz aber noch nicht optimal und der Schüler entwickelt es selber nach seinen Bedürfnissen weiter. Oder er bringt eben gleich seine eigenen Vorschläge.

Bei mir selber ist es so: es gibt Bilder wo es sofort klick macht. Bei anderen ist das nicht der Fall, die probiere ich in aller Ruhe zuhause noch ein bisschen aus, kann sein, dass sie dann doch plötzlich funktionieren, kann sein das nicht und dann wird das Bild halt verworfen.

Die Pflicht des Schülers bei der ganzen Sache ist, dass er dem GL schnell mitteilt, wenn er mit einem Bild definitiv nichts anfangen kann. Zwar sollte ein einigermassen sensibler GL das mit der Zeit auch selber merken, aber längere unproduktive Leerläufe können mit einem kommunikativen Schüler sicher besser verhindert werden.

@Kenshi
Das "emotionale Involviert sein" (vom Schüler und mit gewissen Grenzen auch vom GL) das du erwähnst, scheint mir hingegen ohnehin ein ganz wichtiger Faktor für erfolgreich verlaufende Gesangsstunden zu sein. Egal ob grad Bilder verwendet werden oder nicht.

- - - Aktualisiert - - -

Es soll sich anfühlen "wie beim Gähnen", "lachen wie eine Hexe", "fauchen wie eine Katze", "Kermit der Frosch" ... usw.

Wobei "lachen wie eine Hexe" ja genau genommen auch ein Bild ist, denn was machst du, wenn dir das jemand sagt: du stellst dir vor, du bist eine Hexe und tust in dieser Funktion das entsprechende. Das Bild wäre dann also zB. "fiese Hexe".
 
Für micht ist die Genauigkeit ebenfalls ein wichtiger Aspekt.

Meine Lehrerin will etwa, dass ich "offener" singe. Aber was soll hier offen heißen, auf technischer Ebene? Mund weiter auf, Rachenraum weiten, Hals weiten? Was davon kann ich bewusst, was davon muss ich noch üben? Der Begriff alleine bringt uns kaum weiter, auch eine weitere Definition wird nur schwer möglich sein.

An dieser Stelle kommt das Bild: "Stell dir vor, du hast eine heiße Kartoffel im Mund!" Ich mache auf, gleichzeitig aber nicht gespreizt (da die Mundstellung so sein muss, dass die "Kartoffel" nicht rausfällt), lasse so viel wie möglicher locker - und erreiche genau die Offenheit, welche meine Lehrerin wollte. Es ist also eine Art von Vereinfachung der Kommunikation, weswegen ich auch privat hier und da gerne Bilder verwende, wenn es sich für mich grad anbietet.

Ich verwende beim Singen Bilder übrigens auch nur zum Üben, nur bei schwierigen Stellen beim Auftritt - da möchte ich dann aus einem anderen Gefühl heraus darauf zurückgreifen, und nicht über den Umweg des Bildes. Vor allem lenkt es mich beim Auftritt von der Interpretation ab, was jetzt gerade in meinen Fokus gerückt ist.

Wie wichtig der Rapport ist, kann ich persönlich schwer sagen. Ich war immer zugänglich bei Bildern, und meine Lehrerin hat das auch immer schön dargestellt - nicht einfach "Stell dir vor du stehst in einer Kirche auf einem Hocker und musst mit deiner Stimme die Kuppel füllen", sondern ausführend "Der Hocker ist klein, du musst also ganz fix da stehen, damit er nicht umfällt, genau", und die Kuppel wird mit beiden Armen gezeigt, WIE groß sie ist. Da hab ich mich fast immer drauf einlassen können. Möglicherweise fällt das Anderen schwerer, die da nicht so gern so etwas versuchen.

PS: Das "Atmen durch die Zweige" ist etwas, was ich mir in einem bestimmten Kontext als hilfreich vorstellen könnte... ich hab für mich das Bild "Ein Opel fährt meinen Hals hinauf gemacht", welches wohl auch nur für mich in dieser Situation damals funktioniert hat. ;)
 
Ich kann mit Bildern gar nichts anfangen. Ich erschließe mir alles übers Hören. Wahrscheinlich ist das Grundvoraussetzung für autodidaktisches Lernen. Ich probiere Sachen einfach aus bis sie funktionieren.
 
Nur Bilder zu verwenden würde bei diesem Ansatz (Erfahrungswerte aus der Hypnose in einen Unterricht einfliessen lassen) etliche Schüler vernachlässigen.
Es gibt ausser "visuellen Typen" auch andere. Würde mir jemand erzählen, ich solle durch meine Zweige atmen, würde ich mir einen anderen Lehrer suchen müssen.
Ich hab nämlich keine Zweige... und atme entweder durch den Mund oder die Nase. Ich würde für denselben Lernprozess mit solchen bildlichen Beschreibungen wesentlich länger brauchen als zB bei einfachem Vormachen, weil ich mir das zunächst einmal "übersetzen" müsste. Dazu müsste ich zunächst mal in Erfahrung bringen, was eigentlich in dem Menschen vorgeht, der durch Zweige atmet. Wahrscheinlich durch Beobachtung... oft unterstützen sich die Bilderverwender ja durch subtile Handlungen (also quasi subtiles Vormachen).

Zu den Wahrnehmungstypen: http://www.topos-online.at/html-texte/wahrtyp.htm
 
Ausschließlich mit Bildern zu arbeiten funktioniert natürlich nicht - aber ich denke, das macht hier auch keiner.
Ich mache/singe oft vor, lege auch mal Hand an (manche Leute finden bzw. spüren ihre Atemmuskulatur am Anfang nicht) und wer möchte, kriegt auch eine physiologische Erklärung. Zweige habe ich noch nicht bemühen müssen, ich glaube, meine Bilder sind nicht so kompliziert, aber meistens funktionieren sie gut.
 
Also bei den Zweigen würde ich vermutlich auch nur kritisch eine Augenbraue heben. :D

Ich denke man sollte das Wort "Bilder" aber auch nicht streng aufs Visuelle beschränken. Wenn es um das Aktivieren der Stütze geht, lasse ich Schüler sich gerne mal vorstellen, dass sie jemanden auf der anderen Straßenseite sehen, der ihnen z.B. noch Geld schuldet und sie ihm deshalb hinterrufen. Das würde ich jetzt auch als verallgemeinernd "Bild" bezeichnen, aber im Grunde geht es darum, sich in eine akute Situation zu versetzen.
 
Wobei "lachen wie eine Hexe" ja genau genommen auch ein Bild ist, denn was machst du, wenn dir das jemand sagt: du stellst dir vor, du bist eine Hexe und tust in dieser Funktion das entsprechende. Das Bild wäre dann also zB. "fiese Hexe".

Wobei bei mir die Assoziation eher der Klang ist, den man im Ohr hat - aus Film, Fernsehen, Hörspiel wasauchimmer.

Bilder, die ein Körpergefühl während des Singens beschreiben sollen, würden wohl nicht so gut bei mir funktionieren. Aber will mich als Autodidakt bei diesem Thema auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und spreche nur von meinen ganz subjektiven Erfahrungen. Die gehen bei mir ähnlich wie bei Don Onkelai übers Hören. Ein klein wenig wohl auch übers Visuelle (Wie guckt jemand, wenn er so singt usw).
 
Ich kann mit Bildern gar nichts anfangen. Ich erschließe mir alles übers Hören. Wahrscheinlich ist das Grundvoraussetzung für autodidaktisches Lernen. Ich probiere Sachen einfach aus bis sie funktionieren.
Als autodidaktischer Klavierspieler muss ich aber sagen, dass ich auch hier gerne Bilder verwende. Mir hilft es etwa auch zu SEHEN, wie mein Lieblingsklavierspieler das Instrument bedient, um mir davon viel abzunehmen - zusätzlich zu den Klangvorstellungen, die ich habe. Ich geb mir da dann auch selbst Bilder, um mir neue Konzepte, die ich entdeckt habe, leichter zu merken.

Halt also wohl weniger mit Autodidakt, sondern mehr mit generellen Typenfrage zu tun.

@Thema selbst
Was meine GL auch gut macht (ist wohl noch Erwähnenswert) ist, dass sie eine ganz einfache Grafik bei sich hängen hat, wo man den menschlichen Kopf von der Seite sieht. Das heißt, sie erklärt immer auch praktisch was passiert ("Der Ton bleibt hier hängen, weil du an der Stelle noch etwas zumachst"), und nimmt dann gern Bilder, damit man da rauskommt. Wobei das auch auf das Alter des Schülers ankommt - bei den Jungen, die noch viel weniger Gespür haben kommen halt vor allem die Bilder zum Einsatz.
 
Ich denke auch, dass es eine Frage des Typs, oder des gerade offenen Lernkanals ist. Manche Schüler kommen mit für ihre Situation passenden Bildern sehr gut zurecht und andere Schüler überhaupt nicht. Notizen - ein gewisses Buchführen - was bei welchem Schüler tendenziell greift und was nicht, finde ich sehr hilfreich.
Bilder können auf jeden Fall einen wichtigen Aha-Effekt auslösen, aber das wichtigste ist m.M. nach, dass der Schüler selbst lernt den Unterschied zwischen seiner individuellen guten und schlechten Klangerzeugung in Worte zu fassen. Das ist für Anfänger noch schwierig, stärkt aber die eigene Wahrnehmung sehr. Dabei stelle ich fest, dass die Schüler ihre Stimmphänomene unterschiedlich verbalisieren. Einige machen das dann tatsächlich über Bilder, wieder andere über das Körpergefühl u. A. - je nachdem.
 
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Also bei den Zweigen würde ich vermutlich auch nur kritisch eine Augenbraue heben. :D

Ich denke man sollte das Wort "Bilder" aber auch nicht streng aufs Visuelle beschränken. Wenn es um das Aktivieren der Stütze geht, lasse ich Schüler sich gerne mal vorstellen, dass sie jemanden auf der anderen Straßenseite sehen, der ihnen z.B. noch Geld schuldet und sie ihm deshalb hinterrufen. Das würde ich jetzt auch als verallgemeinernd "Bild" bezeichnen, aber im Grunde geht es darum, sich in eine akute Situation zu versetzen.

Ich meine auch, dass es mehrere Arten von "Bildern" gibt, nicht nur visuelle. Ein Beispiel für ein "Gefühlsbild" ist die Anweisung, sich vorm Einsatz vorzustellen, man sei fast am Verdursten und würde den Mund in Erwartung des ersten Tropfens Wasser öffnen.
Auch beim Tanzen oder Reiten wird von etlichen Lehrenden sehr viel mit solchen Gefühlsbildern gearbeitet.
 
Ich war die letzten Tage mal ein wenig neugierig und in Experimentierlaune und habe mal ein paar von meinen vertrauteren (und erfahreneren) Schülern per Hypnose in Trance versetzt und mit ihnen ein paar Suggestionen ausprobiert. Die Ergebnisse waren (für mich) wenig überraschend, aber doch interessant genug, dass ich sie teilen möchte.

Ein paar Erkenntnisse:

Eine milde, auch von absoluten Hypnoseanfängern induzierbare Trance reicht meist völlig aus. Der Schüler kann dabei sogar stehen und, noch komplett in Trance, auch anstrengende Passagen ohne Beeinträchtigung singen. Der Text muss allerdings auswendig gelernt sein. ;)
Der Stimmklang ist dabei allgemein voller und die Tendenz zur ungesunden Singweise (vor allem mit zuviel Masse) geht stark zurück.

Der Erfolg ist allerdings stark davon abhängig wie sehr (und vor allem wie schnell) sich jemand auf die Situation einlassen kann. Und wer vorher nicht mindestens Ansatzweise singen kann lernt es dadurch auch nicht. Wer allerdings das Grund-Handwerk beherrscht und z.B. Probleme hat alles zu einer funktionierenden Einheit zusammen zu setzen, kann hier sehr profitieren.

Als sehr effektiv hat sich erwiesen, den Schüler eine Passage vorher erst "im Kopf" singen zu lassen. So wird, wie z.B. auch in der Sporthypnose, erst das optimale Ergebnis visualisiert und dann umgesetzt. Sämtliche in der Trance gesungenen Passagen können dann auch im Wachzustand in der selben Qualität abgerufen werden.

Sehr schön war auch zu hören, dass die meisten Schüler das singen in diesem Zustand als sehr frei und angenehm und bisweilen sogar rauschhaft beschrieben haben.

Bin sehr gespannt, wie sich das noch einsetzen lässt.
 
Also im Sportbereich hab ich schon mal davon gehört, dass Spitzenathleten Abläufe im Kopf durchspielen und das ziemlich exzessiv. Aus eigener Erfahrung und durch viele User hier weiß ich, dass viele Leute Probleme haben sich beim Singen fallen zu lassen und sich auszudrücken. Wenn Hypnose dagegen hilft, warum nicht? Ich glaube sogar, dass die meisten Menschen nicht frei singen können, weil sie sich nicht gehen lassen können.
 
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Wenn Hypnose dagegen hilft, warum nicht?

... ich wundere mich nur, warum und woher man das kann.


Aus eigener Erfahrung und durch viele User hier weiß ich, dass viele Leute Probleme haben sich beim Singen fallen zu lassen und sich auszudrücken.

Ich sag jetzt was Böses und entschuldige mich schon vorher: Ich war als Schüler schlecht in Naturwissenschaften und und habe gern Musik gemacht. Die Konsequenz war, dass ich Mathe abgewählt habe und Musik LK genommen habe.

Daher die Frage: Warum tun Menschen Dinge, geben viel Geld dafür aus, lassen sich in Trance versetzen, statt etwas zu tun, wozu sie begabt sind?
 

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