Berufsmusiker? Wer kann davon leben?

  • Ersteller the_gun
  • Erstellt am
Hallo !

Was mich bei den Diskussionen cover vs. Selbstgemachtes immer stört ist die strikte Einteilung in:
Eigenes = Gut (also erstrebenswert) cover = böse ("ordentliche" Musiker machen das nur um sich zu prostiutieren) DAS STIMMT SO EINFACH NICHT !
Es ist zweifellos schön und gibt einem persönlich sehr viel wenn man selbst gute Musik schreibt, diese öffentlich präsentieren kann und das Ganze dann auch noch dem Publikum gefällt.

Es kann aber auch ein genauso tolles Gefühl sein, wenn man nach einer Cover-Auftritt mit glücklichen und mitmachendem Publikum völlig verschwitzt von der Bühne geht.

Es gibt durchaus Leute die Coversongs spielen weil sie das gerne tun.
Und ich habe auch schon viele selbstgeschriebene Songs gehört, die man besser nicht öffentlich
präsentiert hätte - und ich spreche hier nicht über Geschmack der ja relativ ist, sonder einfach über
handwerklich schlecht gemachte Songs entgegen jedem Gesetz der Musiktheorie. Oder Sänger(innen)
mit einer Intonation wie eine Polizei-Sirene.

Genauso gibt es gute, mittelmässige und derart schlechte Coverbands dass manche auch verboten gehörten.

Trotzdem hat jeder im großen Bereich "Musikbusiness" seine Daseins-Berechtigung.

Um allerdings von Musik leben zu können muss man sehr oft Kompromisse eingehen. Und das betrifft sogar die Superstars die ja auch von ihrem Label abhängig sind.

Für mich persönlich muss ich sagen: Ich liebe es gute Titel mit guten Mitmusikern zu covern.
Und ich bin einfach nicht so kreativ gute "vorzeigbare" Songs selbst zu schreiben.
Trotzdem habe ich derben Respekt vor Leuten die das können.

Alles in allem sollte man für sich das beste aus Allem herausholen. Und wenn es dann zum Leben reicht: super ! Wenn nicht muss man eben anderweitig seine Brötchen verdienen.

ciao

bluebox
 
Ich spiele jedenfalls lieber einen guten Cover als eine zusammenkonstruierte, bemühte Eigenkomposition.

Und bei den Covermusikern gibt es ja auch die, die in einer Top40-Band das spielen 'müssen', was das allgemeine Publikum so hören wll und die, die sich aus der Musik dieser Welt die schönsten Stücke zusammensuchen, die sie gerne spielen wollen.

Beides finde ich aber nicht verwerflich. Man bereitet Menschen eine Freude und hat (hoffentlich) selber auch Spass dabei. Was soll daran verkehrt sein? Anderen Menschen schöne Stunden zu bereiten sehe ich auch als einen - wie von Mr. Bullinsky gefordert - Dienst an der Gesellschaft. Musik ist natürlich ein gutes Medium um eine 'Message' zu transportieren, aber Musik hat auch einen Wert für sich allein genommen.

Banjo
 
... Und ich bin einfach nicht so kreativ gute "vorzeigbare" Songs selbst zu schreiben ...

das sind ganz viele von denen, die es trotzdem machen auch nicht - bei denen ist nur die Selbstkritik auf Null oder drunter!

Es gibt schon genug schlechte Songs auf dieser Welt, wir brauchen eigentlich nicht noch weitere davon...
 
Was jetzt auch ein bissl ueberzogen ist.
Ich spiel gern meine schlechten Songs vor 5 Betrunkenen :D
Ehrlich, das gibt mir mehr als Covern. Ich will aber auch nicht davon leben - zugegeben :)

cu
matzin
 
Es gibt schon genug schlechte Songs auf dieser Welt, wir brauchen eigentlich nicht noch weitere davon...

Das war einer meiner Gründe, damit aufzuhören. Und wenn ich mir alte Aufnahmen anhöre, muss ich sagen: ein weiser Entschluß. Das war einfach nicht gut (genug). Ich war nicht kreativ und einfallsreich genug, um wirklich gute Songs hervorzubringen. Am ehesten waren´s noch die Texte, aber das reichte eben nicht.
Soviel Realismus und Selbstkritik muss einfach sein, sonst geht man in dem Business sowieso recht schnell unter und fährt frustriert Taxi.

Abgesehen davon - ich habe selten so viele hervorragende, handwerklich versierte Leute kennengelernt wie bei den Covermusikern - und die meisten davon bei den Jazzern.
 
Ja das ist eben wieder so ein Punkt.
Also Cover-Musiker muss man eher mehr Handwerker sein, als Künstler. Das ist überhauptnicht abwertend gemeint, im Gegenteil!
Wer als Musiker so flexibel ist, dass er die verschiedensten Stile wirklich versiert spielen kann und ein umfangreiches repertoire von "Satisfaction" bis hin zu komplizierten Jazz-Standards allein im Kopf hat, der hat wirklich was drauf.
Es gehört eine wirklich große Portion Musikalität, technisches Können UND seelisches Engagement dazu ein guter Covermusiker zu sein.
Die jenigen, die nur eigene Sachen machen, profitieren zwar auch davon, wenn sie technisch versiert sind, aber sie haben oft nicht diesen Anspruch.
Warum auch?
Jeder kann sich hinstellen mit C-F-G und sagen "Das ist mein Song!".
Niemand kann ihm vorwerfen dass sei nicht künstlerisch, denn schließlich har ER ja den Song geschrieben. Und manchmal gehört gerade Dilettantismus zu "guter" Musik. Dann heißt es aber eben statt "gut", "echt"!

Man nehme Kurt Cobain. Gitarre spielen konnte der nicht wirklich. Aber er war kreativ. Er hat nie den Anspruch gehabt Skalen zu beherrschen etc. Er wollte sich ausdrücken, hat ohne Rücksicht auf Theorie seine Riffs gebastelt und er hatte Erfolg. Wenn er ein gestiefelter Kater mit Superstrat, und Tapping-Soli gewesen hätte man ihm das nicht abgekauft.

Oder die Stones:
Wenn die Stones nicht die Stones wären, sondern heute als Newcomerband mit den Sachen auftauchen würden, die sie damals gespielt haben und vor allem WIE sie gespielt haben, dann würden die keine Müde Mark damit verdienen. Aber mittlweile sind die Stones eben ein Produkt für sich, etwas eigenes. Sie haben eine Geschichte, ein Image und sie gehörten Damals eben zu einer neuen Entwicklung. Das macht die Stones heute aus. Aber sie sind keine wirklich perfekten Musiker.
Ich fänd sie nicht halb so geil, wenn man ihnen bei genauerer live-Betrachtung nicht immer diesen Stones-typischen Dilettantismus ansehen könnte. Aber eine Stones-Coverband hingegen, die es technisch nicht draufhat, fänd ich zum Kotzen.

In Richtung Cover-Musik und Jazz (irgendwie ein seltstamer gemeinsamer Kamm..?) ist das aber umgekehrt. Wer es hier nicht drauf hat, kann nicht sagen "Das ist aber mein Stil".
Natürlich kann jeder das Plek halten wie er will, oder die Klampfe so hoch oder tief hängen wie er will, intonieren wie er will.
Aber niemand kann sagen "es ist eben mein Stil unrhythmisch zu spielen".

Dafür hat dieser jenige aber vielleicht die besseren Einfälle, was Melodien angeht
usw usw usw


ich glaube zumindest, dass man das beides grob so gegenüber stellen kann.
 
Also Cover-Musiker muss man eher mehr Handwerker sein, als Künstler.

Ich nehme zur Kenntnis und glaube dir, dass du das wirklich nicht negativ meinst. Ich würde trotzdem widersprechen: Das künstlerische gehört nämlich zum Handwerk dazu.
Ich bin auch eher jemand der an diesem "Handwerk" der Musik Spaß hat. Beim Musikmachen ist mein Instrument das wichtigste, was, mit wem und wofür ich spiele ist mir egal, es macht mir einfach Spaß. Auch wenn ich nur in meinem Zimmer Etüden übe.
Das künstlerische fließt da natürlich immer mit ein, Technik ist die Grundlage, durch musikalische bzw. künstlerische Gestaltung (Dynamik, Ausdruck, Phrasierung, timing, Groove, Gefühl,...) wird Musik bzw Kunst daraus.
Musik zu komponieren, ist mMn eine ganz andere Baustelle. Nicht jeder Musiker muss auch eigene Musik schreiben, wie schon gesagt wurde, kommt da in vielen Fällen Mist raus, den keiner hören will.
 
Du hast vollkommen recht mit dem was du sagst.
Im Prinzip haben wir das gleiche unterschiedlich erklärt.
Man kann Musik eben nicht komplett in Handwerk und Kunst teilen. Das ist einfach idiotisch, weil alle musikalischen und kreativen und technischen Abläufe und Aspekte von Musik kompliziert miteinander verwoben sind.
:)
 
Also Cover-Musiker muss man eher mehr Handwerker sein, als Künstler. Das ist überhauptnicht abwertend gemeint, im Gegenteil!

Mit dieser Aussage sprichst Du rundum allen Klassik-Musikern das Künstler-Attribut ab :gruebel: Die covern nämlich alle. Ob die das wohl auch so sehen, dass Du das nicht abwertend gemeint hast?

Auch die Interpretation einer fremden Komposition ist Kunst.

Man kann Musik eben nicht komplett in Handwerk und Kunst teilen. Das ist einfach idiotisch[...]

Ts ts, wer würde so etwas auch behaupten... ;):)

Banjo
 
Zuletzt bearbeitet:
@Banjo
na zum Glück hast du alle Beiträge genau gelesen...vor allem den, der genau über deinem steht.
mensch mensch mensch, dieses forum ist gold wert...

Oh Mann ey langsam verliere ich echt die Lust an diesem Forum. Das ist zwar unfair, weil mir hier auch schon geholfen wurde, aber es gibt so viele hier die ihre beiträge einfach nach dem motto "immer gegenhalten" verfassen.
Respekt jungs und mädels!

Und um die Unklarheiten zu beseitigen:
Ich möchte niemandem den Künstlerstatus aberkennen oder so. Keineswegs!
ach was red ich
 
Ich hab den Beitrag gelesen, ich hab ihn sogar zitiert.

Trotzdem steht etwas vorher noch eine ganz andere Aussage von Dir, die ich so nicht stehen lassen wollte. Wenn Du mal so und mal so schreibst, musst Du auch Antworten zu 'so' akzeptieren, nicht nur zu 'so'.

Auf jeden Fall volles :great: zu Beitrag #48, um auch alle Unklarheiten zu beseitigen.

Banjo
 
Ok, unklar ausgedrückt - zur Kenntnis genommen. Deswegen habe ich ja den zweiten Beitrag noch geschrieben.
Dann können wir ja das Kriegsbeil wieder begraben.


:great:
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat von Mr. Bullinsky
Wieso will eigentlich niemand in kleineren, wie auch größeren Orten, zum Stadtfest ne Band hören, die ihre eigene Musik schreibt?!

Weil man da saufen und feiern will. Und eben auf dem Tisch mitgröhlen und das geht nur wenn man die Lieder kennt.
"Die Band war gut" heißt nämlich aus dem Otto-Normal-Musikkonsumentendeutsch übersetzt:
"Die Band hat Lieder gespielt die ich kenne und gern (weil oft!!!) höre.

GERN WEIL OFT nicht OFT WIEL GERN
Grundlagen der BWL

Also, ich nenne das "klassisches Konditionieren"!



...



Mein abschließender Satz in Anlehnung an meine vorherigen Beiträge zu diesem Thema:

Wer keine Haltung hat, braucht Moden!

:igitt:
 
Hallo an alle versammelten Musiker in diesem Forum!

Mich würde mal interessieren, wie viele von euch hier mit der Musik richtig Geld verdienen und eventuell davon sogar leben können?!
Was macht ihr für Musik, welches Instrument, welche Jobs?
Wie seit ihr dahin gekommen, wie war eure Laufbahn?
Und wie sind eure Tips für die Menschen, die es "wirklich schaffen wollen" von der Musik zu leben, egal auf welche Art?

Ring frei!!!

Wenn du nicht zufällig Vitamin-B, also z.b. einen "Onkel" in einer Plattenfirma hast, wirds momentan recht schwer schnell auf die "große Bühne" zu kommen, zumindest mit traditionellen Methoden.

Wie hier schon öfters angemerkt wurde, sind erstmal Auftritte bei Feiern, Hochzeiten, Stadlfesten, Firmenfeieren usw, wohl das einträglichste. (PS: Da such ich auch grad Leute :D )

Ansonsten solltest du das Mucken auch anders hinterlegen, dass wenn dich jemand gesehen hat und gut fand auch nachher problemlos wieder finden kann.
Dazu brauchts wohl einen eingängigen Bandnamen, eine MySpace Page, und vielleicht eine Webseite haben. Ein paar Demo-Songs, das geht heute ja auch recht einfach, diese dann bei kostenlosen MP3 Seiten einstellen und immer auf dich Bezug nehmen. Auch gut sind auch Videos bei z.B. Youtube. Versuch soviel "Spuren" wie möglich zu hinterlassen, damit es einfach ist dich zu erreichen.

Natürlich kommt es halt auch immer auf das Instrument an, dass du spielst. Oben genanntes und vieles was sonst noch hier als Antworten steht, bezieht sich halt auf Instrumente, mit denen man gut U-Musik machen kann. Z.B. als Harfinist ist das wohl etwas schwieriger. Es geht zwar auch, aber da fallen halt viele Auftrittsmöglichkeiten weg, und du musst spezifischer suchen.

Ich hoffe ein wenig geholfen zu haben, aber wie hier schon öfters angemerkt wurde: Berufsmusiker = Beruf = Arbeit, leicht wird es heute fast keinem mehr gemacht. :gruebel:

Bis denn

Sascha
 
@ Sascha

wie war, wie war.
also dieser ganze web-kram ist heute einfach unentbehrlich. youtube, myspace, facebook usw. sind im Prinzip Mindestanforderungen für ne Band die ein Publikum erreichen will.
Manchmal verbringe ich in einer Woche mehr Zeit damit, unsere ganzen Band-Profile im Web zu pflegen (und ich bin kein web-profi, also dauert das entsprechend), als wir proben. aber es muss halt eben sein. musikvideo haben wir auch schon gedreht. aber heutzutage ist das kein cooler bonus, sondern ebenfalls minimum!
wir haben uns zb auch lange zeit gegen diesen klassischen teenie-band-merch gewehrt, aber auf unserem letzten Gig haben wir dann doch tatsächlich buttons verteilt. und die gingen weg wie warme semmeln...

es ist schon verrückt.
 

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