Beratung: Akkordeon für klassische Musik

  • Ersteller fingerspitzengefühl
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Mein Credo als Musikpädagoge wäre also, jedes Stück, auch Hänschen Klein, mit größter Hingabe, Feinfühligkeit und Achtsamkeit auf seinem Instrument zu spielen, dabei kreativ zu sein und sein Instrument wirklich zu SPIELEN anstatt es nach Vorschrift zu BEDIENEN. So lernt man das Instrument kennen, verwächst mit ihm und beherrscht es mit der zeit besser. Und ist nicht "Sklave" der Noten und des genauen Spiels nach Vorschrift, das "genaue Spiel" stellt sich mit Zunahme des Gefühls für das Instrument ganz von selbst ein. Das ist womöglich eine Utopie meinerseits, aber je länger und intensiver ich mich mit dem Instrument und der Musik befasse, desto eher neige ich zu dieser Sichtweise (der selbst nur sehr schlechte Lehrer als Kind hatte und von Woche zu Woche Stücke abgehobelt hat ... :/ leider )


Ganz, ganz vielen DAnk, Malineck;

dass gerade Du, als Musik-Pädagoge, das mal so engagiert zum Ausdruck bringt!! - Auch wenn ich nur ein ganz simpler, anfängerhafter Laien-Spieler bin, aber in diesem Punkt bin ich Dir ohne jeden Abzug "seelen-verwandt". - Ich wünschte, das würde meine Frau auch so sehen; die ist nämlich studierte Lehrerin für klassische Gitarre; vertritt aber üblicherweise ein exaktes Blatt-Spiel, ohne ein fehlendes Komma oder I-Pünktchen - und das wird aus meiner Sicht dem eigentlichem MEdium der Musik, eine Sprache, die auf jedem Teil der Erde verstanden werden kann, nicht wirklich gerecht.


Hans aus Achberg
 
der selbst nur sehr schlechte Lehrer als Kind hatte und von Woche zu Woche Stücke abgehobelt hat
So eine Klavierlehrerin hatte ich jahrelang -
als Kind nimmt man das so hin, im Glauben ,
das müsste so sein...

Ich glaube aber es gibt verschiedene Typen von Menschen,
die sich die Musik auf ganz unterschiedliche Art erschließen.

Wir hatten mal ein Kind in der Nachbarschaft ,
das hat sich im Alter von 5 Jahren aus purer Begeisterung selbst Gitarre beigebracht.
Die Fortschritte waren unglaublich - er hat sich Musik angehört ( heavy metal ) und versucht die Töne zu finden.
Mit einer unendlichen Ausdauer und Begabung.
Mit 12 Jahren war er schon in einer Band mit weitaus älteren Mitspielern,
die Eltern mussten immer einen Studeneten mieten, da sie sich selbst nicht auf die Metal Konzerte trauten,
die er dauernd besuchen wollte. Er ist heute Rockmusiker.
Viele Jazzmusiker , die von Kindsbeinen an mit der Musik groß geworden sind,
haben auch nie Noten gelernt. All das, was andere sich jahrelang in Scalenübungen auftun ,
haben sie sich fast abgehört , als könnten sie die Töne vor einem inneren Auge bildlich sehen.

Dann gibt es die , die stoisch ihre Etüden üben ,
stundenlang , tagelang , rauf und runter.
Streng nach dem Notenpapier, wie die Lochkarten an einem alten Computerlesegerät.
Die dann vielleicht dieses Gerüst brauchen, um auf dieser Basis eine musikalische Identität zu entwickeln.

Und wahrscheinlich gibt es noch Typen dazwischen ...
ich gehöre weder eindeutig zu dem einen , noch zu dem anderen.
Aber gewiss ist , daß viele Wege zum Ziel führen,
solange man in der Lage ist auf sich selbst zu hören ?
 
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Nicht zuletzt bin ich ein Fan von Originalliteratur für Akkordeon, weil man wenigstens da relativ sicher sein kann, dass der Notenschreiber weiß, was er tut und warum er Stücke so und nicht anders schreibt.
Wenn er selbst Akkordeon spielt...
Mir ist aber auch eine Vielzahl von Originalmusik untergekommen die erst eines Arrangements bedurften.

Meist gibt es engen Kontakt zwischen Komponisten und Interpreten so dass es nicht selten ein Spezialarrangement eines einzigartigen Interpreten mii einzigartigem Instrument ist.
wenn man vernünftige Arrangements vorliegen hat und ggf auch ein Hörbeispiel. Sehr viele Dinge lassen sich gar nicht zu Papier bringen, die dann einen enormen Effekt haben beim spielen.

So lange der eigene Stil und andere Grundlagen noch nicht gefunden sind, ja.
Anderenfalls ermuntere ich zu mehr Mut zu einer eigenen "vielleicht falschen" Fassung, die aber zumindest die Chance hat, selbst eine neue Vorlage zu sein.

ES MANGELT AN GUTEN ARRAGEMENTS :) und das ist eine nicht zu unterschätzende kreative anspruchsvolle Arbeit ... :/

Genau, und ich schrieb schon an anderer Stelle, dass ich die Bewertung der Schöpfungshöhe eines Arrangeurs im Vergleich zum Komponisten als zu niedrig empfinde.

Max meint aber, dass jemand mit viel Ausdruck sowohl ein schlechtes Arrangement als auch ein schlechtes Instrument ausgleichen kann.
 
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Wenn er selbst Akkordeon spielt...
Mir ist aber auch eine Vielzahl von Originalmusik untergekommen die erst eines Arrangements bedurften.
Oh, das betrifft aber in der Regel Musik, die kein Normalsterblicher spielt :) Das meinte ich nicht unbedingt.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

So lange der eigene Stil und andere Grundlagen noch nicht gefunden sind, ja.
Anderenfalls ermuntere ich zu mehr Mut zu einer eigenen "vielleicht falschen" Fassung, die aber zumindest die Chance hat, selbst eine neue Vorlage zu sein.
Absolut, ich meinte da eher technische Vorgaben, Ausdrucksspiel beispielhaft, das kann man dann erst mal überhaupt einüben und natürlich so verwenden, wie und wo es einem gefällt
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Genau, und ich schrieb schon an anderer Stelle, dass ich die Bewertung der Schöpfungshöhe eines Arrangeurs im Vergleich zum Komponisten als zu niedrig empfinde.

Max meint aber, dass jemand mit viel Ausdruck sowohl ein schlechtes Arrangement als auch ein schlechtes Instrument ausgleichen kann.
Sehe ich mittlerweile auch so. Es gab ja auch alte Meister, die gerade aufgrund ihrer Kunst der orchestralen Instrumentierung von Komponisten zum Lernen aufgesucht wurden, eben weil das eine große Kunst ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
ok! ... Das Thema nimmt grad eine Richtung ein, von der ich nicht sicher bin, ob das noch dem Anfang entspricht und ob das die Quintessenz aus der Diskussion ist, welches Akkordeon man braucht um "Klassik" zu spielen.

Ich fasse mal zusammen, was ich verstanden habe:

  • Originalliteratur die für ein anderes Instrument geschrieben wurde, kann gar nicht auf dem Akkordeon richtig gespielt werden, wenn es nicht zuvor entsprechend (neu)arrangiert wurde.
  • Melodiebass ist keineswegs notwendig um "Klassik" zu spielen - es bedarf nur eines entsprechend pfiffigen Arrangements dann geht das - also das passende Arrangement vorausgesetzt dann kann man eine Bach´sche Invention problemlos auf dem Standardbass oder entsprechend auf einer Steirischen oder Club spielen.
  • Die eingangs gemachte Feststellung, dass man, wenn man s richtig angehen sollte, dass da dann eigentlich kein Weg an einem Melodiebass vorbeiführt ist entsprechend den letzten Posts hier eher obsolet - ein Standardbass reicht völlig aus (soweit ich den Konsens der letzen Posts verstanden habe) - es bedarf lediglich eines enstprechend kreativen und freien Umgangs mit dem Originaltext.
  • Wenn man nach Noten spielt, dann kann man eigentlich keine richtige "Musik" machen - erst wenn man sich von den Noten befreit und das Ganze seiner Situation anpasst um kreativ gestaltet, kann man wirklich gefühlvoll spielen. Der originale Notentext ist da dann eher zweitrangig und eher als tendentielle Richtschnur zu sehen.

Ich gebe zu, die letzten Posts haben mich definitiv verwirrt und ich frage mich, ob ich die letzten Jahre grundlegend falsch gespielt habe und alles vergeudete Zeit war. Bzw. die Vorschläge, die entsprechenden Notentexte erstmal entsprechend umzuarrangieren, überfordern mich eigentlich komplett und ich frage mich, ob ich der Sache überhaupt gewachsen bin, oder ob ich nicht besser die Finger davon lassen sollte. Denn eigentlich dachte ich, dass ich seit Jahren Klassik spiele...aber wenn ich das alles so lese, dann gewinne ich mehr und mehr den Eindruck dass ich eigentlich nur so vor mich hin stümpere, weil ich wenn möglich beim Notentext bleibe.... und ich vielleicht ganz einfach die Finger davon lassen sollte!:gruebel:
 
Lieber @maxito - alles Ansichtssache.
Das beste Beispiel für unsere "großspurigen" Sprüche - dass jeder Notentext mehr oder weniger bearbeitet, interpretiert, angepasst werden muss, ist doch Dein alter Meister :).

Bei Bach würde ich eigentlich keinen Anlass sehen viele Veränderungen vorzunehmen. Aber was er aus der Aria gemacht hat, geht zumindest mir ein ganzes Stück zu weit.

Insofern - jeder wie er denkt.
Du wirst auch beim Wettbewerb 7 Juroren = 7 Meinungen haben. Wenn sich jemand derart frei am Text vergreift, wird immer der ein oder andere dabei sein, der sich über fehlende Werktreue aufregt und schlechte Punktzahl gibt und der andere feiert die Bearbeitung.

Manchmal sind Verbiegungen des Textes auch nur Not, oder der effektivste Weg um etwas der persönlichen Meinung nach am überzeugendsten rüber zu bringen, während ein anderer überhaupt kein Problem hat, alles Original zu spielen und trotzdem überzeugend zu sein.
Wenn jemand unterfordert ist, baut er 1000 Noten ein um sich wohl zu fühlen, der andere fühlt sich von 1000 Noten überfordert und lässt den ganzen Schnickschnack weg und es ist besser als je zuvor... :biggrinB:
 
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Eben, es ist unter dem Strich eine reine Geschmacksfrage, weniger eine Frage der Notwendigkeit.

und zum Stümpern: Quatsch:)

ich dachte ja auch, ich würde das M2 für die entsprechend typische Literatur relativ gut für einen Hobbyisten spielen können.

naja… Knöpfe finde, ok.
Nachdem ich dann tiefer in die Materie schnuppern durfte, hab ich keine Lust mehr, die alten „gut beherrschten“ Sachen wie Jahrzehnte lang gewohnt zu spielen.

das dürfte für alles gelten.
man macht Musik und lernt immer dazu, und schwupps ist das Musizieren von gestern nicht das, was man heute spielen würde. Immerzu.
Das ist eigentlich in jedem Fertigkeitsbereich so und muss auch so sein.
Unterm Strich für die Ausgangsfrage:
M2 wurde probiert, macht Spaß
Wie spielt es sich mit M3? -> ausprobieren!
Bei Gefallen beibehalten und sich entwickeln lassen, bei „naja, nett aber ob ich’s tatsächlich „brauche“ -> im Auge behalten, vlt kommt der Durchbruch ja noch
Bei: Ach Gott, was ein Geknote: erst mal sein lassen aber aufmerksam bleiben

da der Fragesteller ja noch nicht so lange M2 spielt, fällt das „Altgewohnte“ ja weg, so dass die Schwelle für ein wiederum neues System sicher niedriger ist als bei alten Hasen :D
 
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Nochmal ich,
irgendwie beschäftigt mich die Demotivationsreaktion jedes mal.
Eigentlich geht es doch nur darum, wie man sich sich sein Stück aneignet und es sich mit ihm bequem macht.
Wenn der Originaltext und M3 passt, hast Du wenig Arbeit beim Überlegen. Ist doch super.

Auf jeden Fall ist M3 gut zu haben, falls einem M2 nicht reicht oder nicht gefällt, bzw wenn es einfach da steht und gut klingt.

Schade dass @klangtaucher sich nicht so sehr an diesen Diskussionen beteiligt. Er adaptiert ja auch oft Klassik auf M2.
Wird seine persönlichen Gründe haben.

Ich übe gerade am Grock und adaptiere vorn von M2 auf M3 weil es mir besser gefällt.

Aber es wird dadurch nicht einfacher und vielleicht bereue ich es am Ende, weil es dann zu schwer für aus dem Ärmel geschüttelt wird.

Übrigens würde ich gern öfter mit Heidi diskutieren, weil ich 90 % ihrer Sachen deutlich anders spielen würde. Aber ich weiß inzwischen, dass jede Diskussion sinnlos ist 😃
 
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Ich habe bisher still mitgelesen, weil ich meine verfügbare Zeit eher für das aktive Akkordeonspielen einsetze, und mich über die vielen weitgreifenden Gedanken gewundert, die sich manche über die MII - MIII - Unterschiede machen.

Ich selbst, MII-Spieler aus Überzeugung, was nicht zuletzt meinem Alter geschuldet ist, spiele so manches aus Klassik und Barock, auch manchen Chopin (Romantik!), wobei ich sehr genau auswähle und darauf achte, dass die Beschränkung meines MII-Akkordeons nicht oder nur wenig störend auffällt. Manche schöne Musik muss man als Akkordeonist aber einfach beiseite lassen - weniger wegen der MII - MIII - Frage oder der notwendigen Transposition sondern wegen der instrumententypischen Eigenschaften des Akkordeons.

Im Übrigen ist meine Beobachtung, dass mein MII-Instrument, das auf der Bassseite als tiefsten Ton das E hat, eine Morino, wegen des entsprechenden Oktavumbruchs für wesentlich weniger solche Stücke geeignet ist, als meine anderen MII-Instrumente, die als tiefsten Ton das G haben.

Wirklich interessieren würde mich zwar ein Quintkonverter, aber wegen meiner sehr fortgeschrittenen Reife (s.o.) und dem nicht existenten Gebrauchtmarkt, wird das wohl nichts mehr.

@Klangbutter: Wer ist 'Heidi', etwa Deine bessere Hälfte?

Viele Grüße

morino47
 
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Wer ist 'Heidi', etwa Deine bessere Hälfte?

Ja genau.
Ich mache mir eigentlich auch keine Gedanken über das Thema. Wenn ich den Notentext spiele, merke ich einfach was für mich funktioniert uns was nicht. Intuitiv suche ich nach etwas passendem, was für mich gut klingt und auf meinem Instrument funktioniert.
Als Kind habe ich mir keine Gedanken gemacht, während der Ausbildung dafür umso mehr. Jetzt ist die Grübelei größtenteils wieder weg.

Manche schöne Musik muss man als Akkordeonist aber einfach beiseite lassen - weniger wegen der MII - MIII - Frage oder der notwendigen Transposition sondern wegen der instrumententypischen Eigenschaften des Akkordeons.


Das sind wahrscheinlich die Formulierungen, die von Leuten im Lernmodus vollkommen ernst genommen werden und einschüchternd wirken.

Für mich würden manche Stücke auch nicht in Frage kommen weil ich sie nicht zu meiner Zufriedenheit interpretieren kann.
Andererseits fordern sie gerade heraus. ... Künstlerisches Risiko, Experimentierfreude, die auch vorwärts bringt, wenn es misslingt.
 
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Wenn der Originaltext und M3 passt, hast Du wenig Arbeit beim Überlegen. Ist doch super.
So sehe ich das auch !
Originalliteratur ist zudem auch fast überall zugänglich ,
in Klaviernotierung sogar oft in verschiedenen Versionen.
Man kann also manches vom Blatt spielen , oder sich collagenhaft aus verschiedenen Vorlagen die passenden Passagen zusammensuchen.

Bei Noten die für M2 notiert sind, lässt man dann vielleicht ein eigentlich verheißungsvollens Stück liegen,
weil einem die Interpretation des Arrangements nicht liegt ?

Tendentiell würde ich aber für mich sagen,
daß ich bei Musik , die ich spieltechnisch im M3 nicht bewältige,
da vielleicht im Bass zuviel Notenmaterial steht
oft ganz gut im M2 weiterkomme.

So z.B. hier das Original :
https://musescore.com/user/35230830/scores/6373067

hier in einer sehr vereinfachten Version :
https://musescore.com/user/2538606/scores/2240561

die sich dann mit leichten Anpassungen
dirket am M2 spielen lässt
(hatte ich (zwei)mal als Rätsel eingestellt ) :
 

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Das sind wahrscheinlich die Formulierungen, die von Leuten im Lernmodus vollkommen ernst genommen werden und einschüchternd wirken.

Für mich würden manche Stücke auch nicht in Frage kommen weil ich sie nicht zu meiner Zufriedenheit interpretieren kann.
Andererseits fordern sie gerade heraus. ... Künstlerisches Risiko, Experimentierfreude, die auch vorwärts bringt, wenn es misslingt.

Mit meinem "beiseite lassen" wollte ich niemandem die Lust auf Experimente nehmen oder ihn gar einschüchtern. Aber ich will mal 2 Beispiele nennen, die für mich und auch andere deutlich zeigen - das ist nicht hypothetisch, das habe ich erfahren - , dass bei aller Experimentierfreude das künstlerische Fiasko bei manchen Stücken vorhersehbar ist, und dass es deshalb besser ist, solche Musik für eine Akkordeoninterpretation zu meiden.

1. Das (romantische) Violinkonzert von Tschaikowski: gehört und gesehen auf YouTube, unglaublich virtuos interpretiert von einem (vielleicht russischen) Knopfakkordeonisten. Schade um die monatelange, vielleicht jahrelange Arbeit des Interpreten. Ich und auch andere bekommen bei diesem Stück das Original nicht aus dem Kopf, und dagegen ist die Akkordeonversion nur seelenloses Technikgeklappere, weit entfernt von der berührenden Musik Tschaikowskis.

2. Die Träumerei von Schumann: gehört und gesehen live bei einem Konzert, gespielt von einem bekannten deutschen Klassikakkordeonisten, technisch perfekt und meiner Meinung nach maximal interpretiert auf dem Akkordeon. Hier gilt aber dasselbe wie unter 1. angemerkt.

Warum sollte man denn so kritische Stücke mit Gewalt auf dem Akkordeon versuchen, wo das musikalische Scheitern fast mit Händen zu greifen ist, und wo es doch so endlos viele klassische Stücke gibt, die man mit viel größerer Aussicht auf eine befriedigende Interpretation auf dem Akkordeon angehen kann. Das ist sicher die Meinung eines Laienspielers. Der Profi, der schon vieles an dankbarer Literatur durchgearbeitet hat, hat vielleicht die Experimentierfreude, die Grenze des künstlerisch befriedigend Spielbaren neu zu ziehen, er muss aber auch bereit sein, das Scheitern zu akzeptieren und das Publikum zu verschonen.
 
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So z.B. hier das Original :
https://musescore.com/user/35230830/scores/6373067

hier in einer sehr vereinfachten Version :
https://musescore.com/user/2538606/scores/2240561

die sich dann mit leichten Anpassungen
dirket am M2 spielen lässt
(hatte ich (zwei)mal als Rätsel eingestellt ) :
Wobei obiges ja auch "nur" ein klavier-Arrangement ist. Das Original von Fauré ist ja orchesttral gefasst mit Querflöte als Melodiestimme und Harfe als Hauptbegleitung.
Die vereinfachte ist quasi ein Leadsheet, das man mit jedem Instrument bzw. einer kleinen Besetzung frei interpretieren kann.
Hier könnte man z.b. die Melodiestimme die nah am Original liegt (Fassung 1) ziemlich beibehalten und die Harmonien der 2. Fassung nutzen um sich eine Begleitung nach eigenem Gusto zu basteln. Da fänd ich eher das Hören des Orchesterstücks als Grundlage ganz gut und daraus die zur Harmonie passenden Klänge - oder auch mal Gegenstimmen in Bass oder Diskant einzubauen.

Oder man spielt es mit M2 wie es im Leadsheet steht und - wenn man Lust und Muße hat- baut hin und wieder etwas ein, was das Ganze klanglich auffüllt. Muss es aber nicht.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Mit meinem "beiseite lassen" wollte ich niemandem die Lust auf Experimente nehmen oder ihn gar einschüchtern. Aber ich will mal 2 Beispiele nennen, die für mich und auch andere deutlich zeigen - das ist nicht hypothetisch, das habe ich erfahren - , dass bei aller Experimentierfreude das künstlerische Fiasko bei manchen Stücken vorhersehbar ist, und dass es deshalb besser ist, solche Musik für eine Akkordeoninterpretation zu meiden.

1. Das (romantische) Violinkonzert von Tschaikowski: gehört und gesehen auf YouTube, unglaublich virtuos interpretiert von einem (vielleicht russischen) Knopfakkordeonisten. Schade um die monatelange, vielleicht jahrelange Arbeit des Interpreten. Ich und auch andere bekommen bei diesem Stück das Original nicht aus dem Kopf, und dagegen ist die Akkordeonversion nur seelenloses Technikgeklappere, weit entfernt von der berührenden Musik Tschaikowskis.

2. Die Träumerei von Schumann: gehört und gesehen live bei einem Konzert, gespielt von einem bekannten deutschen Klassikakkordeonisten, technisch perfekt und meiner Meinung nach maximal interpretiert auf dem Akkordeon. Hier gilt aber dasselbe wie unter 1. angemerkt.

Warum sollte man denn so kritische Stücke mit Gewalt auf dem Akkordeon versuchen, wo das musikalische Scheitern fast mit Händen zu greifen ist, und wo es doch so endlos viele klassische Stücke gibt, die man mit viel größerer Aussicht auf eine befriedigende Interpretation auf dem Akkordeon angehen kann. Das ist sicher die Meinung eines Laienspielers. Der Profi, der schon vieles an dankbarer Literatur durchgearbeitet hat, hat vielleicht die Experimentierfreude, die Grenze des künstlerisch befriedigend Spielbaren neu zu ziehen, er muss aber auch bereit sein, das Scheitern zu akzeptieren und das Publikum zu verschonen.
Da kann ich nur zustimmen. Wie ich oben schon schrieb, gibts bestimmte Stücke - gerade vieles aus der Romantik- die wirklich ans Klavier gehören, weil die sich eben da etwas ganz Feines für die Möglichkeiten des Klaviers haben einfallen lassen, was auch am Originalinstrument schon recht anspruchsvoll zu interpretieren ist.
Ich seh da zur Zeit auch - außer einer völlig neuen Idee (die ich nicht habe) - kaum schöne Möglichkeiten des Ausdrucks auf Nicht-Klavier, respektive Akkordeon.

Ich seh aber auch, dass es noch viel Luft fürs Akkordeon generell gibt, die noch nicht ausgeschöpft ist. Da sind die Pianisten viel viel weiter, meiner Ansicht nach. :/
 
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Vielleicht darf ich nochmals auf jene Zusammenfassung rekurrieren; ein Ab-Stractum:

  • Die eingangs gemachte Feststellung, dass man, wenn man s richtig angehen sollte, dass da dann eigentlich kein Weg an einem Melodiebass vorbeiführt ist entsprechend den letzten Posts hier eher obsolet - ein Standardbass reicht völlig aus (soweit ich den Konsens der letzen Posts verstanden habe) - es bedarf lediglich eines enstprechend kreativen und freien Umgangs mit dem Originaltext.
  • Wenn man nach Noten spielt, dann kann man eigentlich keine richtige "Musik" machen - erst wenn man sich von den Noten befreit und das Ganze seiner Situation anpasst um kreativ gestaltet, kann man wirklich gefühlvoll spielen. Der originale Notentext ist da dann eher zweitrangig und eher als tendentielle Richtschnur zu sehen.
Als "Linguist", nicht als Akkordeon-Spieler, würde ich diese Zusammenfassung tatsächlich eher als tendenzielle Ver-Kürzung verstehen, die der künstlerischen Freiheit des jeweiligen (live-) Interpreten von "Texten" Zügel anlegen will. - Und das würde auch mir tatsächlich fremd sein.

Im Kunsthaus Bregenz traten einmal zwei Photographen in einer Diskussion gegeneinander an; die Eine photogaphierete mit 35-mm-Cinefilm, der Andere saß "bloß" am laptop und programmierte irgendwelche (proto-) mathematische Reihen aus 0-0-0-1-1-0-0-1- etc.; denn mehr ist das ja eigentlich gar nicht!

Es stand die Behauptung im Kunstsaal, dass nur der Cinefilm ein (einziges/einzigartiges) Original darstelle; nicht aber jene (banal-mathematische - und jhederzeit variable) Programmierung, die eigentlich nie ein Original herstellen könne.


Nun, ich dachte, es sei der Vor-Sokratiker Hesiodos gewesen, der die Thesi aufstellte, Niemand könne zweimal in ein und denselben Fluss steigen. - Und das stützt die These vom "Original". - Umgekehrt ruft sie geradewegs aber auch dazu auf, die dem Menschen eigene Freiheit kreativ gebrauchen zu lernen, um - der platonischen Abbild-Diskreditierung zuwider - in immer neuen Anläufen zu einer Wiederholung des Urbildes (Original) in unendlichen Interpretationen, seien es NAch-Bilder oder (bloße) Abbilder, ein Leben der Unendlichkeit einzuhauchen.

Und in dieser Diskussion stehe ich eher auf dem Zutrauen in die dem Menschen ureigenen Freiheit - und das heißt hier, der Interpretation sogenannter "Originale".



Hans aus Achberg
 
Wenn man nach Noten spielt, dann kann man eigentlich keine richtige "Musik" machen - erst wenn man sich von den Noten befreit und das Ganze seiner Situation anpasst um kreativ gestaltet, kann man wirklich gefühlvoll spielen. Der originale Notentext ist da dann eher zweitrangig und eher als tendentielle Richtschnur zu sehen.

Auch wenn ich die obigen Diskussionen in letzter Zeit auch eher so interpretiere, dass das Original eher nur eine unverbindliche Empfehlung ist, wird das dann doch was anderes.

Es ist (zumindest) für mich nach wie vor ein Unterschied ob die originale, angedachte Form so nicht spielbar ist, weil es das Instrument nicht hergibt (Z.B. Pedaleinsatz am Klavier), weil manche Funktionen so nicht vorhanden sind (Keine Fußpedale wie bei der Orgel) oder so nicht gehen, weil das Instrument grundsätzlich anders bedient wird ( Z.B. Triangel), oder ob man das nicht so spielen will, weil man s so nicht kann ( zu schwer für s eigene Können), oder nicht will (keine Lust auf Dur etc.)!

Wenn ich das, was ich aus den obigen statements entnehme, auf Literatur übertrage, dann könnte das in etwa so aussehen.

Z.B. An Schillers´s Lied von der Glocke:

erster zu klärender Punkt: könnte das ein Nichtschwabe überhaupt original wiedergeben, weil des schwäbischen "Akzents" nicht mächtig weil nur des hochdeutschen mächtig?
... Wenn das dann schon nicht gegeben ist, brauchts dann überhaupt eine wortgetreue Wiedergabe des Textes?

... oder weil einem als Einsteiger das zuviel Text ist, den man sich nicht merken kann, vom Text ablesen keinen freien Vortrag ermöglicht und man eh grad keine Lust auf Happy-end hat und sich eher ein düsteres Finale vorstellt..


dann könnte aus:

Fest gemauert in der Erden
steht die Form, aus Lehm gebrannt
...
...
...
Friede sei ihr erst Geläute


werden:

Form in Boden
Glocke rinn -
Sabotage!
nix bim-bim



Das ist, glaube ich, so trotz alledem nicht gedacht!:gruebel:

..und drum bin ich nach wie vor der Ansicht: Wenn ein Notentext Klassik,Barock Renaissance... so ausformuliert dasteht und mit Akkordeon gespielt werden will/soll, dass trotzdem versucht werden sollte, so nach wie möglich an die notierte Notenfassung ranzukommen - zumindest wenn das Original für ein chromatisches Tasteninstrument geschrieben wurde. Und da sind wir wieder sehr schnell bei Melodiebassintrumenten. Und was instrumententechnisch so nicht direkt umsetzbar ist, dafür sollte man sich überlegen, wie man das annähern oder anders stimmig nachempfinden kann.

Klar, wenn man Gitarrenstücke, oder noch weiter vom Akkordeon entfernte Instrumentenversionen auf Akkordeon spielen will, dann muss man den originalen Rahmen deutlicher verlassen.

Aber für ein zweihändiges chromatisches Instrument geschrieben bin ich nach wie vor der Ansicht, sollte man schon versuchen möglichst nahe an das Original ranzukommen... und dann ist Melodiebass sehr schnell absolut angesagt. Alles andere , freier interpretierte ist meiner Auffassung nach nicht das Stück gespielt, sondern ein Stück gespielt das von der Vorlage xyz inspiriert wurde und somit eine eigene Kompositon - Aber nicht das Stück das zur Vorlage diente. (Siehe die leichten Unterschiede der obigen beide Versionen vom Lied von der Glocke :D)
 
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Ja, maxito;

eigentlich kann ich ja hier gar nicht kompetent mitsprechen. - Mir sind oihnehin noch zwei Punkte gekommen:

- a) Mein Verweis auf Hesiod erfordert eine Korrektur: Es ist Heraklit, der dieses "Fluß-Beispiel/Theorem" schon vor etlichen hunderten Jahren auf den Punkt gebracht hatte; also nicht Hesiod; vgl. W. Capelle. Die Vorsokratiker, S.132-133. - Ich bitte hier um NAchsicht.

- b) Zu Deiner Antwort: Ja, da bin ich durchaus zum großen Teil bei Dir, wie Du es hier sagst! - Du mienst - und das teile ich auch vollends - dass es einen ganz grundlegenden Unterschied darin gibt, ob man technisch gut oder sehr gut spielt, oder, wie ich als bloßer Laie und Amateur, eben nur sehr, sehr mittelmäßig; - man darf, so verstehe ich Dich, fehlendes Spielkönnen - und Spieltechnik nicht einem Entlass-Brief von Freiheit zur Improvisation verwechseln. - Ja, das kann ich ganz gut verstehen. - Und dann, wie Du sagst, gibt es "Stücke", Noten, die sich dem Instrument Akkordeon aufgrund der spezifischen Bauweise und Spielweise, die das Akkoerdeon nun mal mit sich bringt, eher sperren, als "motivieren".


Ich selber habe mich ja mal völlig übernommen, als mich meine Frau dazu ermunterte, doch mal eine Version von Scarlatti umzuschreiben und auf dem Akkordeon zu spielen. Obgleich ich an diesem Vorhaben irgendwie noch festhalte, wird es genau so ausfallen, wie Du es sagst: Hier gibt es Passagen, die man mit dem Akkordeon quasi nicht spielen kann; und dann muss man die "umschreiben" - ob die dann aber auch einfach zu spielen sein werden, ist etwas ganz, ganz anderes. Für mich als schlecht geübter LAie muss ich dann nochmals eine sehr, sehr "abgespeckte" Version heraus destillieren. Und dann stellt sich tatsächlich die Frage, wäre das dann noch überhaupt Scarlatti??


Danke, maxito, dass Du so sachlich auf meinen Beitrag geantwortet hast; aber das hilft mir wieder, das Akkordeon etwas mehr zu verstehen!!


Eigentlich wollte ich mich nämlich (auch) mal aus dem klassischen Akkordeon-Image, Schifferklavier, et. al., heraus-spielen oder mal darüber hinaus gehen. - Vom schwarzwald-Wochenende erhoffe ich mir dazu gute Anregungen.


Hans aus Achberg
 
doch mal eine Version von Scarlatti umzuschreiben und auf dem Akkordeon zu spielen. Obgleich ich an diesem Vorhaben irgendwie noch festhalte, wird es genau so ausfallen, wie Du es sagst: Hier gibt es Passagen, die man mit dem Akkordeon quasi nicht spielen kann; und dann muss man die "umschreiben" - ob die dann aber auch einfach zu spielen sein werden, ist etwas ganz, ganz anderes.

Wobei es gerade von Scarlatti eine ganze Menge Stücke gibt, die man (zuminderst mit Melodiebass) sehr nahe am Original spielen kann.... ich glaube , ich habe sogar im Anfall von Wahnsinn hier im Hörprobenbereich sogar schon mal n Stück von Scarlatti eingestellt - allerdings auf MIII gespielt... Wenn nur MII zur Verfügung steht, dann muss man schon noch deutlich stärker und genauer die Stücke selektieren... aber gibts bestimmt auch welche, die gut übertragbar sind.

Eigentlich wollte ich mich nämlich (auch) mal aus dem klassischen Akkordeon-Image, Schifferklavier, et. al., heraus-spielen oder mal darüber hinaus gehen. - Vom schwarzwald-Wochenende erhoffe ich mir dazu gute Anregungen.
da bin ich gantz sicher, wirst du genügend Anregungen bekommen, die dich auf neue Ideen bringen:)
 
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Danke, maxito!!

Hans aus Achberg
 
Das absolut beruhigende Fazit dieser Diskussion ist für mich, dass sich jede/r, aber auch wirklich jede/r, egal auf welchem Level, auf welchem Instrument und mit welchem Repertoire, sich hier wiederfinden und bestätigt fühlen kann. Mein Ding, danke ;)
 
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