Eine Weile habe ich mich hier mit der Frage beschäftigt, warum sich in meinem Thread der ein oder andere sehr geschätzte Gitarrenbauer hier bei Musiker Board nicht mit einem Beitrag beteiligt, ich vermute mal, dass es zum einen daran liegt, weil es hier schon in der Vergangenheit einige Threads mit dem Thema Deckenriss(e) gab, und zum anderen vermute ich, dass der ein oder andere denken mag " Warum geht der Tischler, der kein Instrumentebauer ist, nicht gleich damit zum Gitarrenbauer ?
.. und genau da war ich heute !
Instrumentebau (Gitarren & Geigen, seit 1989) Zrock, Hindenburgdamm 77 in Berlin
Ein Mitte 50 jähriger zierlicher Mann hinter der Theke begrüßte mich mit einem Lächeln, als ich den Musikerladen betrat, ich stellte mich kurz vor und Herr Zrock war (aufgrund eines vorherigen Telefonats) sofort im Bilde.
Mit Argusaugen betrachtete er an meiner Ortega Konzert-Gitarre die Decke, das Griffbrett, den Hals und anschließend in das Schallloch und fühlte dann innen mit den Fingern im Bereich der aussen sichtbaren Deckenrisse.
Seine ersten Worte waren: " Das Holz der Gitarre war während der Herstellung zu feucht, das ist die Ur-Ursache, die Deckenrisse gehen nicht komplett durch und müssen vor ca. einem Jahr entstanden sein, das muss oder kann man nicht unbedingt sofort erkennen, da es zunächst nur ein Haarriss war und im Bereich dicht neben den Griffbrett fällt das bei einer dunklen Decke nicht sofort auf. Übeltäter sind in diesem Fall unterschiedliche Hölzer mit verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten aus nicht ein und der gleichen Charge bei Holzdecke, Griffbrett und Halsklotz oder Halsblock innen." Das ist immer wieder das Problem mit Einsteiger- und Mittelklasse-Gitarren aus subtropischen oder tropischen Herstellungsländern." Dazu kommt das leicht geschrumpfte Griffbrett im Klangkörper-Bereich, das gegen die Holzfaser für Überspannung der Decke gesorgt hat, das allein war jedoch nicht ausschlaggebend, vielmehr die gesamte Konstellation."
"Viel machen
mit einer Garantie kann man da nicht, entweder Sie machen nichts und warten noch ein weiteres Jahr ab was passiert, oder Sie entschließen sich zu einer Reparatur
ohne Gewährleistung. Nur die Risse schließen wird da nicht ausreichen."
Ich fragte den Gitarrenbauer was er denn im Falle einer Reparatur machen würde, und er meinte, "die Risse ausspanen (nicht aussplitten) mit Zedernspan/Leimgemisch verschließen und im Rissbereich neu lackieren, von innen würde er links und rechts jeweils einen Holzwinkel setzen und mit der Decke und dem vor der Decken-Querleiste (Verbalkung) über dem Schallloch auslaufenden Halsklotz verbinden." Das ganze würde dann ca. 90 € kosten, inclusive Abfeilen und Abrunden der überstehenden Bünde."
Nach einer kurzen Denkpause und dem Hintergedanken, dass die Gitarre damals, vor 4 Jahren einen Anschaffungswert von 875 € hatte, entschloss ich mich für die Reparatur, auch auf die Gefahr hin, dass es in der Decken-Region erneut zu Problemen kommen könnte. Die 90 € Reparaturkosten erscheinen mir günstig, eine Garantie kann ich in meinem Fall nicht erwarten und das ist mir die Gitarre wert !
In 14 Tagen ist die Gitarre fertig und abholbereit, danach werde ich noch einmal von innen Fotos machen, und diese hier im Thread posten,
das mit den Winkeln hat mich doch neugierig gemacht
Richelle im Beitrag Nr. 66 Absatz 5 auf Seite 4 und S. Tscharles mit Beitrag Nr. 8 auf Seite 1 und mit Beitrag Nr. 53 auf Seite 3 waren auf der richtigen Spur
und
und
..aber ein dickes und herzliches DANKESCHÖN AN ALLE die hier mit ihren hilfreichen Beiträgen den Thread so richtig spannend gemacht haben !!
und
an Vester, hatschipu, slowmover und der GmbH & Co. KG
Und Tschüss !