Ist m. E. allerdings eine rein theoretische Sache und nur im Zusammenhang dieses Turnarounds zu verstehen.
Theoretisch: Ja. Aber nicht nur im "Zusammenhang dieses Turnarounds", sondern jedes Turnarounds mit Quintfallbeziehungen - daher hat die Kenntnis des zugrunde liegenden Kadenzmodells eine unmittelbare Praxisrelevanz.
Allein für sich stehend kann man ja einen F6 nicht von Dm7/F unterscheiden.
Das ist auf dem Papier zwar richtig - Akkorde sind aber nicht Rumpelstilzchen und stehen daher meist nicht allein im Walde
...
Die Fortführung liefert das Unterscheidungskriterium, und das ist im Sinne korrekter Stimmführung nicht beliebig:
Doch. Durch den Grundton ...
Das stimmt so nicht: F6 (F a c d) und Dm7/F sind in Tonmaterial und Voicing identisch, daher haben sie auch eine (erstmals von Rameau festgestellte) Doppelfunktion (
double emploi), nämlich als Subdominante oder Doppeldominante. Trotzdem kann man sie funktional anhand der Dissonanzauflösung leicht auseinanderhalten:
Folgt die I, ist liegt IV5/6 vor (6 von IV steigt zur 3 von I: d -> e), folgt V, ist IIm7 (als Doppeldominante) anzunehmen (7 von II fällt zur 3 von V: c->h).
Bei einer einfachen IV-V Folge (d.h. ohne "charakteristische Dissonanz" 5/6) ist abzuwägen, ob es sich bei der IV um eine "verkappte II" handelt, wovon z.B. bei I-VI-[II]IV-V auszugehen ist, oder um ein "funktional totes Intervall", bei dem es keinen unmittelbaren Bezug zwischen IV-V gibt, wie z.B. bei I-IV | V-I (Halbschluss I-IV, dann V-I-Ganzschluss).