Die Übung von McCoy ist auf jeden Fall eine gute, die kannte ich so noch gar nicht.
Allerdings erscheint sie mir - je nach Kenntnisstand des Spielers - unter Umständen schon fast zu schwierig zu sein (zumindest wenn nicht vorher andere Sachen recht sicher sitzen). Man kann die Übung trotzdem versuchen, sollte sich aber bei Misserfolg nicht entmutigen lassen und ggf. mit etwas einfacherem anfangen.
In meinen Augen ist ein sinnvolles Vorgehen (und zwar letztlich alles ohne Noten aufzuschreiben, nur die Akkordsymbole):
1) Akkorde ohne viel Nachdenken überhaupt erstmal aufbauen können, also recht sicher sein darin, zumindest in der Grundstellung jeden denkbaren Dreiklang ad hoc zu "treffen". Zunächst mal nur dur und moll, dann "gängige" Vierklänge wie 7er und major7, vielleicht noch add9 (klingt immer sehr schön an der richtigen Stelle), und schließlich die Dinge, die man immer wieder mal braucht, nämlich sus2 / sus4, verminderte und übermäßige Akkorde.
2) Als Übung zur Treffsicherheit und als erster Einstieg in die Stimmführung, Kadenzen spielen. Beginnend bei C-Dur in der Grundstellung, wäre die erste "enge" Kadenz dann C (c-e-g), F (c-f-a), G (h-d-g), C (c-e-g). Die geht man dann (mit Basstönen, z.B. Grundton in der linken Hand als Oktave gegriffen) solange durch bis das zum Metronom bei mindestens 80-100 bpm klappt. Systematisch auch die anderen Umkehrungen in gleicher Weise (also mit möglichst "kurzen Wegen") üben. Und dann ab dafür, einmal rund um den Quintenzirkel. Wenn das am Anfang jenseits von 3 Kreuzen oder bs nicht gut klappt, nicht aufgeben. Wenn das in C, G, D, A, F, Bb und Eb "sitzt" hat man 90% der Pop-/Rockliteratur schon erschlagen. Ach ja, und die Mollkadenzen nicht vergessen
3) Quintfallsequenzen - damit kann man dann auch schon etwas spielen, wo schon die "Etüde" einen Songcharakter bekommt. "Autumn Leaves" ist ein schöner Song zum Üben - quer durch alle Tonarten.
4) ...da könnte man jetzt die Übung von McCoy einstreuen, um von den zuvor gelernten Schemata wieder wegzukommen. Diese Schemata sind aber wichtig, weil sich in der Popliteratur ganz viel um genau diese "Changes" dreht. Zwischendurch kann man auch die "Geißeln der Kompositionslehre", das altbekannte "Bohlen-Viereck" C-G-Am-F und seine Verwandten mal durch die Tonarten prügeln. Mit diesen 4 Akkorden kann man übrigens schon ein abendfüllendes Programm bestreiten:
http://www.youtube.com/watch?v=oOlDewpCfZQ
5) ...und damit die Motivation nicht auf der Strecke bleibt, immer wieder mal passend zum Kenntnisstand sich an einfachen Leadsheets versuchen...