Bebop Scalen

[Funkeybrother]

Denk dran, dass man in einer II V I-Verbindung auf der I grundsätzlich lydisch und nicht ionisch spielt

Öhm...mit Aussagen wie "GRUNDSÄTZLICH spielt man dieses und jenes..." sollte man grundsätzlich VORSICHTIG SEIN - insbesondere, wenn es um Jazz geht.
Dir scheint noch nicht ganz klar zu sein, was mit dem Begriff "Avoid-Note" eigentlich gemeint ist. So wie Du ihn verwendest, wäre ja die Dur-Tonleiter GRUNDSÄTZLICH nicht zu gebrauchen - wie auch alle anderen Skalen, die irgendwelche Avoids enthalten.
Und warum das ausgerechnet in den Zusammenhang mit einer II-V-I-Verbindung bringst, verstehe ich auch nicht.

 

[Claus]

Denk dran,...grundsätzlich lydisch und nicht ionisch ...

Könntest Du das denn belegen (Jazz-Harmonielehre, stilbildende Aufnahmen)?
Im Bebop wäre für mich ein schönes Beispiel z.B. Confirmation, es widerspricht deiner Annahme.

Es steht in klingend F Dur und hat eine 8 taktige AABA Form. Im Turnaround vom 8. zum 9.Takt spielt Bird Gm7 C7 | F .
Dieses F (Tonika) ist kein lydisch, sondern enthält wie schon das Thema im ersten Takt ein Bb auf der 3. Ein Bb gibt es in den F Dur Akkorden der A-Teile noch ein paar mal, lydisch konnte ich bei keiner II-V-I im Stück entdecken.

Ich habe den Eindruck, dass im Bebop das schlichte Dur (ionisch) auf der Tonika den Normalfall darstellt und Quarten in Akkorden der Tonika nicht zwangsläufig alteriert werden.

Sehr ausführlich werden Bebop Scales und ihre Verwendung in mindestens 2 Veröffentlichungen von David Baker behandelt: How To Play Bebop und Jazz Improvisation.

 

[CUDO II]

Denk dran, dass man in einer II V I-Verbindung auf der I grundsätzlich lydisch und nicht ionisch spielt, da die "4" eine avoid-note ist und von der "#4" ausgetauscht werden muss. Dann klingt das mit der "b6" auch schon ganz anders!

Das ist schlicht und einfach FALSCH!!!

 

[HaraldS]

Das ist schlicht und einfach FALSCH!!!

Und wie wäre es dann richtig?

deadlysorrow: die 4.Stufe ist eine avoid-Note, so sehe ich das auch. Aber trotzdem: das heisst IMHO nicht zwingend, daß die Skala danach ausgewählt werden muss. Oder behauptest du, daß die Skalenauswahl so zu erfolgen hat, daß keine avoid-Notes enthalten sind? Das fände ich sehr merkwürdig...

Harald

 

[Claus]

Denk dran, dass man in einer II V I-Verbindung auf der I grundsätzlich lydisch und nicht ionisch spielt, da die "4" eine avoid-note ist und von der "#4" ausgetauscht werden muss...

"muss"?
Ich kenne kein lydisch auf der Tonika nach Auflösung von II-V Verbindungen im Bebop. Ganz sicher nicht als "muss", wenn überhaupt. Aber Gegenbeispiele sind natürlich willkommen.

Confirmation sehe bis dahin als ein gutes Beispiel für meine Sicht. Zugleich belegen in diesem Stück die F-Major Akkorde, wie entspannt der Umgang mit "Avoid Notes" sein kann.
Die nicht alterierte Quart fällt hier im Tonika-Akkord immer wieder auf eine volle Zählzeit.

Daraus ergibt sich, dass bei einer II-V-I Verbindung der I-Akkord als einfaches Dur gespielt wird, also "ionisch".
Ein lydisch an dieser Stelle klingt "moderner" oder "interessanter", es wäre von daher in Improvisationen also keine schlechte Wahl. Dementsprechend findet sich bei Jamey Aebersold (Vol 3) eine #4 häufig in den Beipiel-Linien über II-V-I im Schlussakkord.

...von der "#4" ausgetauscht werden muss. Dann klingt das mit der "b6" auch schon ganz anders!

Sicher, aber das ist im Konzept der Bebop Scales so nicht vorgesehen.
Die "b6" in der Bebop Major Scale ist nur ein chromatischer Durchgangston, um der Improvisation den Fluss einer acht-tönigen Skala zu geben.
Es sollte nicht als "bedeutsamer Ton" wie bei einer Akkorderweiterung missverstanden werden, daher würde ich gar nicht von einer "b6" sprechen wollen. Genauso wenig wie von einer "j3" (Durterz) in der Bebop Dorian Scale oder einer "j7" (Major 7) in der bekannten Bebop Dominant Scale.

 

[CUDO II]

deadlysorrow sollte es jetzt aber geschnallt haben.

Dank an Harald und Zonquer.