Hallo zusammen,
in diesem Thread ist ja einiges an Themen zusammen gekommen. Umgreifen mit links, Pickgeräusche mit rechts, Clawhammer, Basic Strum von Seeger, Picks und keine Picks. Nach 35 Jahren Banjounterricht (als Lehrer… ;-) fällt mir dazu einiges ein:
- In Beitrag #22 empfiehlt Jed, beim Umgreifen mit der linken Hand dem Roll der rechten Hand zu folgen. Tut das bitte NICHT. Damit erreicht ihr nur, dass ihr über die Bewegung von zwei Händen gleichzeitig nachdenken müsst. Und wenn ihr bei höherem Tempo immer wieder andere Rolls spielt – was ja eigentlich dauernd passiert – kriegt ihr einen Knoten im Hirn, weil ihr links uns rechts nicht koordiniert bekommt.
- Wenn ihr in der (verbreitetsten) G-dur Stimmung spielt, gibt es dennoch eine Möglichkeit, sich beim Umgreifen kompletter Akkorde das Leben etwas zu erleichtern. Stellt euch vor, die Finger laufen auf Schienen. Die Saiten sind dabei die Schienen. Das funktioniert in der ersten Lage beim Wechsel zwischen D-dur und G-dur sehr gut. Nehmt beim Wechsel die Finger 3 + 4 (auf Saiten 4 und 1) nur so weit hoch, dass die Saiten nicht mehr auf die Bünde gedrückt werden, aber die Finger die Saiten gerade noch berühren. Dann schiebt die ganze Hand mit Saitenkontakt der Finger 3 + 4 einen Bund höher. Während der Aufwärtsbewegung der Hand wechselt mit den Fingern 1 + 2 die Positionen auf den jeweiligen Saiten. Wenn 1 + 2 auf dem 5. Bund angekommen sind, habt ihr das Umgreifen schon hinter euch und müsst nur noch die Saiten runter drücken, schon habt ihr G-dur. Den Wechsel zwischen G-dur und C-dur in der ersten Lage könnt ihr analog dazu üben, nur dass hier der 1. Finger auf der 2. Saite als Schiene läuft. Das liest sich etwas kompliziert, aber wenn man es erstmal mit der lebenden Hand visualisiert hat, ist es sehr einfach. Das System lässt sich natürlich in allen Lagen genau so anwenden. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei übrigens noch, dass die Finger nicht mehr wild in der Gegend rumzappeln, sondern ergonimisch günstig immer schön in der Nähe der Saiten bleiben.
Beim Wechsel zwischen D-dur und C-dur in der ersten Lage müsst ihr allerdings in den sauren Apfel beißen und wirklich alle Finger komplett neu positionieren. Das muss halt geübt werden, aber möglichst unabhängig von der rechten Hand und nicht ein Finger nach dem anderen.
- Pickgeräusche: Die entstehen, wenn man mit dem Pick in eine schwingende Saite greift. Die sind u.a. lauter zu hören, wenn man in eine leere oder auf niedrigeren Bünden gegriffene Saiten langt, wenn der Pick eher parallel als winklig auf die Saiten trifft, wenn man müde ist und langsam in die Saiten greift, wenn man eher in Hals als in Brückenposition zupft, wenn Vollmond ist. Einige dieser Faktoren kann man beeinflussen. Aber generell gilt hier auch das, was Banjo im Beitrag #17 zum Daumenpickfellklackern andeutet: Sich selbst aufmerksam und kritisch zuhören und ansonsten das Unterbewusstsein arbeiten lassen.
- In Beitrag #23 bezieht sich beenie22 offenbar auf den Basic Strum aus dem Seeger-Buch. Wird je Vorliebe und gewünschtem Klang und Lautstärke mit oder ohne Picks gespielt. Wenn mit, dann eher mit Metallpicks.
- Beitrag #28: Es gibt inzwischen sehr viele Clawhammerer, die mit Pick auf dem Zeige- bzw. Mittelfinger spielen, weil ihnen die echten Fingernägel andauernd abbrechen und sie sich ungern in „Moni’s Nagelstudio“ aufhalten. Die meisten nehmen da lieber einen Plastikpick, weil der dem Fingernagel ähnlicher klingt, einige kriegen das aber auch mit einem „falschrum“ aufgesetzten Metallpick hin. Die Clawhammerer biegen und feilen gerne an ihren Picks herum, bis es passt.
So das war jetzt mal ein langer Beitrag…