Hi theyoungangus,
nicht gleich die Flinte ins Korn schmeißen, auch wenn das Paragraphendeutsch erst mal erschreckend und einschüchternd wirkt - übrigens auch für Erwachsene, die mit dieser speziellen Amtssprache nicht vertraut sind.
Sich erst mal mit Band (oder einem erwachsenen Mitglied der Band) und den Eltern zusammensetzen. Warum?
Ohne Eltern geht eh nichts - wenn die Dir keine Erlaubnis dafür geben, wird es schwierig bis unmöglich.
In diesem Gespräch an den Grundlagen arbeiten: warum ist das für Dich und Deine Entwicklung sinnvoll, wie entwickelst Du Dich dabei, was bedeutet es für Dich und die Band? Auch "schwierige" Fragen nicht ausklammern: Wie verbindest Du das mit der Schule? Welche Konflikte können entstehen, wie willst Du damit umgehen, wie die Band (wenn es beispielsweise vermehrt um Proben vor Auftritten geht oder um Auftritte in Klausurzeiten etc.?).
Das meine ich übrigens nicht nur im Sinne einer Beruhigung Deiner Eltern: Du selbst solltest eine gewiss reizvolle, aber sehr unsichere "Karriere" (falls man das im jetzigen Stadium überhaupt als eine bezeichnen kann) nicht gegen einen guten Schulabschluss setzen. Das würde ich - und würden andere auch - ebenfalls einem beispielsweise ambitionierten und talentierten jungen Fußballspieler raten.
Für alle nachvollziehbar und als Orientierung wichtig sind beispielsweise Vereinbarungen wie: "Der derzeitige Notenschnitt wird auf jeden Fall gehalten, wenn die Noten absinken, werden die Zeiten für die Musik so lange reduziert, wie der Notenspiegel wieder steht." Gleiches gilt, wenn es um die "Arbeitszeit" geht. Das ist zwar in den Paragraphen so geschrieben, dass es auf ein Beschäftigungsverhältnis gemünzt ist, es ist aber bestimmt kein Fehler, wenn man das auch bei einer freiberuflichen Tätigkeit zu grunde legt. Da würde ich beispielsweise alle Proben rausnehmen, weil die zum Hobby und zur Freizeit zählen, alleine die Zeiten für Auftritte und Touren inklusive An- und Abreisezeiten sollten hier eine Rolle spielen.
Dann Argumente sammeln und Vereinbarungen formulieren, die den Aufsichtsbeauftragten (Eltern, Jugendamt, Schule) eine Sicherheit geben, dass hier an das Wesentliche gedacht und dass ausreichend vorgesorgt ist. Übliche Vorbehalte sind eben: geht auf Kosten der Gesundheit, der schulischen Entwicklung, generelle Überforderung, erhöhtes Risiko bei Begegnungen mit Alkohol, Drogen, Leuten mit "negativem Einfluss". Um es andersrum zu formulieren: Natürlich ist es wichtig, dass staatlicherseits vorgesorgt wird, dass Kinder und Jugendliche, beispielsweise von verantwortungslosen Managern oder anderen Leuten, ausgenutzt und "verbrannt" werden. Kinder und Jugendliche unterliegen ja deshalb einem besonderen Schutz, weil sie in der Regel gegenüber Erwachsenen, die nicht unbedingt ihr Bestes im Auge haben, benachteiligt sind und über den Tisch gezogen werden.
Darüber hinaus: Generell alles vermeiden, was nach Beschäftigungsverhältnis aussieht (was es ja wohl auch nicht sein wird): Der junge Mensch ist wie die anderen Bandmitglieder zunächst mal interessiert, auf künstlerischem Gebiet weiter zu komen und sich zu entwickeln. Dazu zählen auch Auftritte. Die Einnahmen sind prinzipiell freiberufliche Einnahmen, falls ein Überschuss entsteht, wird das ganz normal dem Finanzamt gemeldet. Hier im Gespräch auch klären, dass hier alles transparent verläuft: Die Band macht monatlich oder quartalsweise eine Aufstellung über Einnahmen, Ausgaben und eventuelle Überschüsse, die Eltern können / sollten sich bereit erklären, diese Abrechnungen zu prüfen und dem betreffenden jugendlichen Menschen daraus wiederum Geld zu geben für Instrumente, Musikunterricht und vielleicht eine Aufstockung des Taschengeldes.
Das alles sind Dinge, die erheblich zu einer positiven Gesprächsatmosphäre gegenüber beaufsichtigenden Ämtern bzw. den dort sitzenden und entscheidenden Personen beitragen. Alleine, dass man sich um solche Dinge schon Gedanken gemacht haben, sorgt in der Regel dafür, dass man beiderseits konstruktiv zusammenarbeitet, um dem jungen Menschen gefährdungsfrei seine musikalische (und mögliche spätere berufliche) Entwicklung verfolgen kann. Man tut gut daran, das mögliche Konfliktfeld "Entwicklung des jungen Menschen" vs. "Gefährdung des jungen Menschen" ernst zu nehmen - letzteres ist nämlich das Aufgabengebiet der beaufsichtigenden Ämter, wobei sie sich eben ohne treffende Einwände auch nicht einer positiven Entwicklung des jungen Menschen in den Weg stellen dürfen.
So - viel geschrieben - erst mal sacken lassen und einen Plan entwickeln.
Herzliche Grüße
x-Riff