Ausstrahlung als Keyboarder auf der Bühne

  • Ersteller Florian H.
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Servus,

ich hatte vor ca. 2 Monaten meinen ersten (recht kleinen, nicht mal 50 Leute) Auftritt als Volksmusik-Duo. Ich habe am Keyboard nur den Bass gespielt weil das die einzige Möglichkeit war.
Die einzige Möglichkeit, um WAS zu tun?

Ich persönlich glaube, dass Dir Tipps von Anderen überhaupt nichts bringen. Es sei denn, Ihr habt als Duo nun einen Major-Deal und bekommt einen Stylisten, Personal Coach und Public Relations Berater zur Verfügung gestellt. Wenn es dann ein Playback-Gig beim Silbereisen oder Zarella werden soll und Du Erfolg haben willst, auch wenn Du so gar nicht Du selbst auf der Bühne bist, dann hörst Du den Dreien zu, schaust immer nach vorne in die Kamera, lernst ein paar Moves straight on the beat und denkst an Deine Lieblingsspeise oder, Verzeihung, besten Sex.

Wenn Du auf der Bühne Du selbst sein willst, schau Dir keine Videos von Dir oder Deiner Band an, ändere nichts an Dir, verkauf Dich nicht - zeige Dich. Wenn Eure Gigs nicht auf der Karnevalsbühne ablaufen - vergiss das Dauergrinsen von Henning Krautmacher, wenn Kamera in der Nähe ist, und mach nicht künstlich den mit Schalk geimpften Kamera-Clown.

Ich habe mehr als 20 Jahre Tanzmucke und Karnevalsgigs hinter mir. Bei Tanzmucke war ich als Keybo auch noch 10 Jahre male Leadsinger und habe auch den weiblichen Gesang noch mit 2.Stimme oder Harmonizer-Support ins rechte Licht gerückt. Da hat man halt Tage, wo es läuft mit dem Publikum und Du Dir den oder die ein oder andere/n auf der Tanzfläche ausguckst und ein bisschen flirtest und mit Deiner Rolle kokettierst. Wenn Du kein spontaner Typ bist, lass die Ansagen jemand anderen machen.
Und wenn man schlechte Tage hatte (gesundheitlich oder keine Interaktion mit Publikum), dann nimmt man sich selbst schützend automatisch zurück.
Bei den Karneval-Kurzgigs ist das "grinsend, winkend auf die und von der Bühne" fast schon Pflicht. Da hatte ich als Keybo das Glück, am Anfang hinten zu stehen und glücklicherweise nicht immer voll im Scheinwerferlicht. Den Supercoolen zu mimen mit Sonnenbrille und der Bewegungsintensität eines südamerikanischen Amazonas-Faultieres macht keinen Sinn. Also: Gar nichts spielen. Zieh das im Proberaum Erarbeitete durch und gut is.
Selbstreflektion ist immer gut. Bei mir kam dadurch die Erkenntnis, dass ich die "gespielten" Auftritte, also wo ich ne Rolle auf der Bühne übernehme, nicht mehr mag und will. Das heißt nicht zwangsläufig, dass man keine bezahlten Auftritte mehr machen darf.
Infolge von Routine wirst Du selbst merken, was spielerisch und bühnenshowtechnisch miteinander kombinierbar ist, ohne Mist zu spielen und den Chaplin raushängen zu lassen oder als Keybo die Fachwelt in den Boden zu spielen und gleichzeitig aussehen wie der Tastenfreak von The Sparks.
 
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Dieses Album hatte mir ein jazzbegeisterter Kollege überlassen, weil es ihm zu "heftig" war. Das habe ich zuhause erst einmal mit meinen damals ca. 5 und 7 Jahren alten Kindern gehört. Wir haben uns vor Lachen weggeschmissen. Später hat es dann noch einen Abnehmer gefunden, der es zu schätzen wusste!
 
Auch wichtig: Als Taster ist es nicht Deine Aufgaben für Stimmung und gute Laune beim Publikum zu sorgen, den Job haben andere (in einer Partyband). Dein Job ist es, die anderen gut aussehen zu lassen und (zusammen mit Drummer und Basser) für einen Reibungsosen musikalischen Ablauf zu sorgen.

Tut mir sorry. Aber da bin ich seit einiger Zeit anderer Meinung. Vor allem, wenn es um die "Begleitung" von Diven geht.
Ich habe Piano von klein auf bis zur Musikschule und Jugend musiziert gelernt. Auch die ersten Jahre Bühne mit der Tanzcombo können schon mal Lehrjahre werden. Und ich sehe mich in einer Band verdammt nochmal nicht als Kellner oder Regieassistent für Sangesbarden. Die gehören für mich zum Gesamtprodukt des Songs, der Band, des Auftritts. Und müssen mit Ihrem Gesang den Song so gut wie möglich "aussehen" zu lassen (wie alle anderen Musiker auch).
Hier geht es auch nicht um Eifersüchteleien oder Konkurrenz oder wer im Rampenlicht des Publikums steht (das ist schon mal unbestritten). Ich diene als Keybo dem Song, dem Programm der Band und nicht evtl. wechselnden egozentrischen Selbstdarstellern am Mikro. Ich würde davon noch Abstriche machen, wenn ich den Stagekeyboarder für Maffay oder Bon Jovi abgeben würde, aber in diesen Sphären geht es um Deren Songs und Image.
Habe ich schlechte Erfahrungen gemacht?
Ja, ja, ja und nicht zu knapp. Es waren Sänger und Sängerinnen dabei, die konnten es sich leisten ( Legionäre). Und es waren eben auch die, die in der Probe Ihr Repertoire schnell runtersingen, ein bisschen über den Sch... Sound und ein wenig mehr Hall meckern und rein gar nichts zur Entwicklung des Programms beitragen. Oder die, bei denen bezgl. der Intonation heute die Temperatur nicht stimmt - aber bei jeder blue note des Keybos oder Gitarristen vorwurfsvoll nach hinten gucken. Oder von 5 angesagten Sonderproben für Gesang und background mindestens 3 absagen oder um Stunden zu spät kommen.
Alles passiert!
Ich will Teamworker am Mikro - womit und wie der den Saal auf den Kopf stellt, unmoralische Angebote bekommt oder unter den Schulterklopfern zusammenbricht, ist mir dann Schnuppe.
 
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Servus,

ich hatte ... Auftritt als Volksmusik-Duo.

Ich würde auf YouTube ein paar Live-Videos aus Deinem Genre suchen... einfach nachmachen.

Also so? Zieh eine Fantasie-Uniform an, setz ein dämliches Lächeln auf, noch einen dämlicheren Hut, dann reicht es aus, mitzuschunkeln?



Nix für ungut. :prost:
Sorry, could not resist. Und eigentlich ist das ja keine Volksmusik, sondern Volkstümliche Musik.

Grüße,

Kokopelli
 
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Volksdümmliche Musik.

Da gibt es von Georg Seeßlen eine bittersüße Analyse dazu.

Aber die beiden haben was drauf, sind jahrelang als Tanzmusiker getingelt (sangen bei Boulevard Bio auch sehr schön a capella Lucille zweistimmig) und waren froh, endlich mal ein sicheres Einkommen zu haben.

Wenn ich an meinen verstorbenen Onkel denke, wie glücklich ihn die Musik der Flippers gemacht hat, dann respektiere ich auch diese Art von Unterhaltungsmusik.

Obiger Titel übrigens geschrieben von G. G. Anderson.
 
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Meine Musik ist das auch nicht. Aber wenn man in dem Genre unterwegs ist, muß man das genauso machen wie die Wildecker Herzbuben. Die Menschen sind begeistert und die Kasse klingelt ...:nix:

Viel Grüße,
McCoy
 
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Na ja, ich bin seit mittlerweile 40 Jahren auf Bühnen unterwegs, die meiste Zeit als Tanzmucker, und nicht nur da wird vom Publikum mehr als nur rein musikalisches Abliefern erwartet. Ohne Frage wird dort natürlich schon mehr ‚Entertainment’ - wenn ich in diese Diskussion mal einen Begriff einbringen darf - erwartet, als das bei der Nicht-Dienstleistungs-Mucke der Fall ist. Aber ein gewisses Maß an Authentizität möchte ich schon wahren. In die Tanzmucke bin ich in Bands eingestiegen, wo schon ältere und in diesem Metier erfahrenere Kollegen spielten. Die eine Band war bei uns im Dorf die angesagte Band, die von Anfang an erfolgreich durchgestartet sind, wobei ein herausragendes Merkmal gerade des Drummers und Keyboarders, ein immer aufgesetztes breites Grinsen war, was den beiden Brüdern den Spitznamen die Monkeys einbrachten, was nichts mit der Band aus den 60ern zu tun hatte (die übrigens Monkees geschrieben wurde), sondern eher an die Ähnlichkeit mit grinsenden Affen gemein hatte.
Mir hat man eher immer vorgeworfen, dass ich auf der Bühne zu ruhig und zurückhaltend war, wenig Mimik, kein Lächeln, wenig Bewegung - also langweilig. Mein Fokus lag immer mehr auf Musik als auf Entertainment. Daher hab ich auch die Kommunikation mit dem Publikum immer den anderen überlassen. Bis ich irgendwann mal aus der üblichen 4-Mann-Band raus als Duo losgezogen bin. Mein Mitmusiker (Gitarrist) war noch zurückhaltender als ich, und da ich quasi Bandleader war, musste ich diesen Part übernehmen. Geht auch, wenn‘s muss, auch ohne dämliches Grinsen, aber trotzdem Blickkontakt mit dem Publikum, zu dem ich mich immer erinnern und durchdringen musste. Irgendwann fällt‘s einem dann leichter, will sagen, man kann es lernen.
Irgendwann hab ich die Tanzmucke dann mal deutlich runtergefahren und meinen Fokus auf Rock-Cover gelegt. In der ersten Band war ich Leadsänger, das hat nicht wirklich funktioniert, denn dazu war ich zu wenig Diva und keine Frontsau, was dort definitiv erwartet wird, mehr als das freundliche Grinsen eines Tanzmuckers.
Als Keyboarder war es da für mich einfacher. Die Action machen die Sänger vorne am Bühnenrand. Trotzdem habe ich meinen Spaß, mehr als bei der Tanzmucke, weil die Musik gefragt ist, vor allem die, die ich machen möchte. Und das kann man mir dann auch ansehen, vorausgesetzt, ich beherrsche meine Parts, bin sicher und muss mich nicht die ganze Zeit auf meine Sheets und Tasten konzentrieren.
 
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Ausstrahlung auf der Bühne ist definitiv Übungssache. Das können die allerwenigsten Menschen von Anfang an, aber je häufiger man auf der Bühne steht und je routinierter man sein Programm abrufen kann, desto mehr kann man sich auf die Performance und das "Entertainment" konzentrieren. Möglichst jeden Gig oder gar jede Probe mitzufilmen und in der Gruppe das ganze zu evaluieren, ist eine sehr gute Möglichkeit um schnell besser zu werden.

Ganz wichtig finde ich, sich selber zu kennen und auch ehrlich zu sich selbst zu sein. Es gibt kaum etwas unangenehmeres als ein Typ auf der Bühne, der auf Krampf versucht etwas zu sein, was er eigentlich nicht ist. Menschen merken schnell, wenn etwas unehrlich ist und honorieren im Gegenzug aber auch, wenn man sich authentisch und verletzlich zeigt.

Ein ganz wichtiger Tipp, den ich seit ich dieses Video in allen Lebensbereichen anwende (vor allem, bevor ich auf die Bühne gehe!!) ist, das Gehirn mit Körpersprache auszutricksen:


Es klingt dämlich, aber funktioniert! Vor dem Gig zwei Minuten lang wie ein Idiot jubeln, schon ist man entspannt und selbstbewusst und strahlt das auch merklich aus. Ist ein schönes Ritual, was man mit seinen Mitmusikerinnen machen kann um sich vor dem Konzert ein bisschen "aufzuhypen" ;-)
 
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Obwohl ich kein großer Neil Young Anhänger bin, finde ich das absolut lässig, persönlich:



Überhaupt, hat man ein Publikum, das wirklich zuhört, kann man sich viel menschlicher und authentischer zeigen :)
 
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Die Wildecker Herzbuben hatten schon Bühnenpräsenz, soweit ich das beim Fernsehen mit meinen Eltern vor vielen Jahren erinnern kann, insofern mission accomplished.
#Herzilein Unglaublich, aber irgendwie mochte ich diesen Titel immer, auf meiner realen Party Playlist freilich von den Leningrad Cowboys.

Gruß Claus
 
#Herzilein Unglaublich, aber irgendwie mochte ich diesen Titel immer, auf meiner realen Party Playlist freilich von den Leningrad Cowboys.

Sehr guter Hinweis, von den Leningrad Cowboys kann man sehr viel in Sachen Bühnenpräsenz lernen. Insbesondere wenn sie zusammen mit dem 'Red Army Choir' auftreten.

Trotz völlig unterschiedlichem Auftreten kommen beide authentisch rüber.
Na gut, ist nicht gerade Volksmusik...

Grüße,

Kokopelli
 
Das kommt ganz drauf an, was du spielst und wie du es spielst. Das heißt, das ist auch von Musiker zu Musiker unterschiedlich.

In deinem Fall wird es wohl eine Kombination aus Konzentration und Unterforderung gewesen sein, weil du einfach nur der Dödel warst, der den Baß gespielt hat. Etwas, was mit einer Hand und zwei, maximal drei Oktaven zu erschlagen gewesen wär, ist eben nicht sehr erfüllend.

Bei mir war's mal so, mal so. Manche Songs waren so simpel, da konnte ich nebenher noch anderweitigen Quatsch machen. (Höhepunkt: Ich spiel einhändig, Leadsänger/2. Keyboarder vor mir spielt einhändig, Großteil der Band klatscht im Takt die Hände, wir zwei klatschen jeweils eine Hand zusammen, weil wir nur die eine frei haben.) Andere waren so diffizil, da brauchte ich ständige Konzentration.

"Boogie Wonderland" wiederum war so komplex, daß es zum Paradoxon wurde. Die Nummer war nämlich wirklich nur mit Routine machbar, also quasi im Vollautomatikbetrieb. Und so konnte ich in Steve-Porcaro-Pose 40 cm hinter den Tasten stehen und das Soundfeuerwerk mit entsprechender Gestik begleiten.

Da fällt mir eine Story ein, die ich vor vielen Jahren in einem anderen Forum gelesen hab. Ich glaub, da ging es um einen Keyboarder in einer Coverband und eine Art Eventmanagerin oder so. Die sah der Band zu und beklagte sich, daß der Keyboarder nicht die ganze Choreographie der übrigen Band mitmachte. Der entgegnete, das kann er nicht auch noch erledigen bei all dem, was er hinter den Tasten macht. Wollte sie erst nicht glauben und nicht akzeptieren.

Dann hat er gesagt, sie soll mal zu ihm kommen und ihm mal auf die Finger gucken. Dann hat sie gesehen, wie er da wie der letzte Bekloppte rumgefuchtelt hat, um auch noch den letzten Pieps originalidentisch abfeuern zu können. Da wurde ihr klar, daß er da nicht auch noch Choreographie machen konnte.

Oder halt die Abba-Methode: Du bleibst schön zu Hause und Deine Avatare machen den Rest.
Wenn du die technischen Mittel nicht hast, geht auch die Kraftwerk-Methode: Stell dir eine motorisierte Schaufensterpuppe auf. Kannst ja sparen, brauchst ja nur einen motorisierten Arm.

So ganz möchte ich das nicht stehen lassen. Es ist die Verantwortung der gesamten Band, sich neben der Musik auch mit der Bühnenpräsenz zu beschäftigen. Ein Keyboarder, der stocksteif und lustlos agiert, mag als einzelner nicht ins Gewicht fallen. Sobald aber die Rhythmusgruppe geschlossen eine Ausstrahlung wie der gute alte Postbeamte hat, wird es für eine Band schon schwer, live mitzureißen.
Kommt wohl auch drauf an, ob man in einer Rockband Teil der Rhythmusgruppe ist oder in einer Nicht-Rockband verantwortlich für mehr als die Hälfte des Bandsound.

Bei mir kam dazu, daß ich fast immer in 2. Reihe hinter noch einem Keyboarder stand.

Rick Wakeman von Yes bewegt sich auch nicht großartig, besticht eher durch ausgefallene Klamotten, und wirkt auch durch seine Keyboardburgen präsent.
Wakeman hat genügend damit zu tun, zwischen etlichen Tastaturen zu wechseln. Allerdings ist das genau das, was die Leute von ihm sehen wollen. Wakeman ist die Mutter aller Burgherren.

Einfachstes Mittel gegen sauertöpfisches Aussehen ist vermutlich Mitsingen (auch ohne Mikrofon)… geht natürlich nur bei Vokalmusik.
Hab ich auch gemacht bei einigen Songs, aber mit Mikro (geht nix über amtlichen Satzgesang, und wir hatten ja nur vier Gesangsstimmen insgesamt). Und ich war primärer Rapper.

Unterm Strich hat mich unser Leadsänger/2. Keyboarder auch mal als "Rampensau" tituliert.

Sehr guter Hinweis, von den Leningrad Cowboys kann man sehr viel in Sachen Bühnenpräsenz lernen. Insbesondere wenn sie zusammen mit dem 'Red Army Choir' auftreten.
Koko pls.



Martman
 
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