Zurück auf Anfang: meines Erachtens ist es wichtig zu unterscheiden, ob eine Übungssituation vorliegt oder ein musikalischer Vortrag.
Bei einem musikalischen Vortrag spiele ich natürlich auf Nummer sicher und das heißt, möglichst niemals bis zum letzten bisschen Luft in der Lunge.
Dann kommt fast zwangsläufig, weil reflektorisch viel zuviel neue Luft in die Lunge, die man vermutlich gar nicht richtig managen kann, weil die Situation direkt in eine Verspannung führt.
Wichtig finde ich, die Atmung zu normalisieren und natürlich ablaufen zu lassen. Das sogenannten "tief atmen" wird oft genug falsch verstanden und leider teilweise auch falsch gelehrt.
Meine Anregungen in Beitrag #6 zeigen Übungen in die Richtung, die auf dem Instrument nützlich ist.
Man kann das sehr gut auch mit dem Instrument üben.
1. Herbert L. Clarke Technical Studies, Study 1 entsprechend der Anweisung aus der Erstausgabe
http://imslp.org/wiki/Clarke's_Technical_Studies_for_the_Cornet_(Clarke,_Herbert_Lincoln)
Hier liegt der Schwerpunkt auf dem körperlichen Training, wie immer gilt: mit wachem Geist üben und beobachten, was im Körper abläuft. Bemerkt man Verspannungen, so unterbricht man die Übung und lockert sich wieder. Dann die Übung wiederholen und dabei darauf achten, nicht in die Verspannung zu kommen.
Bei positiver Einstellung zur Übung kommt mit der Zeit sogar Spaß auf, ein paar Minuten täglich reichen.
Beim Komplex Atmung - Luftführung - gute Tonqualität geht es um Balance, die erreicht man am besten durch Konzentration auf das Tun (idealerweise Flow), eine gute Vorstellung vom Ziel (gutes Körpergefühl, guter Klang) und kleine Korrekturen an den Stellschrauben.
2. Lange Töne
Diese Übung bildet ein Gegengewicht zur erstgenannten Übung und die Einatmung entspricht dem "Rose riechen". Der Schwerpunkt liegt auf der Klangformung, der Ton wird so "schön" wie möglich gespielt.
In deinem Stadium kann ich
nicht empfehlen, bewusst tief einzuatmen, weil das wahrscheinlich zu Verspannungen führt. Offensichtlich atmest Du
zuviel Luft ein für das, was Du anschließend durch das Instrument ausatmest.
Gerät der Körper bereits (in diesem Fall zwangsläufig) beim Einatmen unter Spannung, ist eine optimale Ausatmung schwer bis unmöglich, denn eigentlich funktioniert der Prozess anders herum viel besser:
fokussiert Ausatmen (angemessene Spannung) - Einatmung (Loslassen, Entspannung) - Spielen druch Ausatmung (angemessene Spannung) usw.
So entwickelt man automatisch eine angemessen "tiefe Atmung".
Viele Schüler fangen statt dessen mit einer Einatmung an. Das ist aber ungünstig, solange die optimalen Atmungsroutinen noch nicht aufgebaut sind.
Gruß Claus