Als ich das las, dachte ich spontan: "Das passende Thema für Ostern!"
Denn für einen gläubigen Menschen ist der Tod das Tor zur Auferstehung.
Gute (gut ausgewählte) Musik trägt, kann in der Trauer stützen, aufrichten und sie mildern, kann entspannen und die zurückgehaltenen Tränen lösen. Sie gibt der Zeremonie einen feierlichen Rahmen, überdeckt das Schlurfen der Füße, nimmt die Gedanken mit auf eine Reise ... Ohne Musik sind solche Situationen viel schwerer, trostloser ...
Ich habe erst kürzlich bei der Beerdigung eines (alten) Familienmitgliedes, das mir sehr nahe stand, Blockflöte gespielt (Solo auf der Tenor und mit Orgelbegleitung auf der Sopran). Da hätte mir ein Klos im Hals auch vieles "versauen" können. Also habe ich vorher alles gemieden, was ihn hätte verursachen können und obendrein geübt, den Hals zu entspannen, wenn ich ihn während der Vorbereitung spürte. Konzentrierte Zwerchfellstütze der Atmung leistet da gute Dienste. Die professionelle Konzentration auf die Aufgabe ebenfalls.
Ich hatte die Chance, vorher Abschied zu nehmen, hatte während der Vorbereitung häufig die letzte liebevolle Umarmung im Kopf und mich dadurch auf viele positive Gedanken konzentrieren können. Beim Musizieren müssen aber auch die ein Stück weit weg geschoben werden. Da konzentriere ich mich auf die Musik!
Die Absprachen für den Gottesdienst liefen über Internet. Und dann hieß es, früh am Morgen ins Auto steigen (ca 1,5 Std. Fahrt) und sich gut 1Std vor der Messe mit den (unbekannten) Musikern auf der Orgelbühne zur Anspielprobe treffen. Es mussten nur ein paar Kleinigkeiten geklärt werden und dann haben wir einfach "nur" wunderschön musiziert. (Ich hab's aufgezeichnet und mir die Musik in den Tagen danach immer wieder angehört.) Die Mitmusiker waren halt Profis.
Es war vereinbart, dass ich 15 bis 20 Minuten vor der Messe eine musikalische Meditation starte, während derer nach und nach die Gäste kamen. Ich konzentrierte mich auf meine Musik und die damit verknüpften positiven Gefühle und ließ die Musik von der
Orgelbühne aus durch den großen Raum schweben. Der weiche Klang der Tenor-Blockflöte tat mir und den Menschen, die sich da nach und nach versammelten gut. (Die positive Resonanz war später überwältigend.) Ich hatte unter anderem (für die Zuhörer unbekannte) Melodien aus Terpsichore von Praetorius ausgesucht. Die lassen sich sehr unterschiedlich interpretieren (von fröhlich tänzerisch bis dramatisch ausdrucksvoll). Für mich war es eine liebevolle musikalische Umarmung des Verstorbenen. Doch als ich musizierte, habe ich alle Gedanken an etwas anderes weggeschoben, um mich auf die Noten und die Musik konzentrieren zu können. Es war dieselbe Konzentration, wie ich sie auch im Unterricht benötige. Da dürfen mich auch keine privaten Gedanken und Emotionen ablenken. Sonst spiele ich nur lauter "Blödsinn". Es hat auf alle Fälle gut getan, hoch oben auf der Orgelbühne mit den Musikern "allein" zu sein, keine traurigen Gesichter sehen zu müssen oder ein Schluchzen zu hören. So war es wesentlich leichter, das alles auszublenden. Ohne das geht es nicht. Sonst wären meine im Auferstehungsglauben begründeten positiven Emotionen sicherlich vom Mitgefühl mit den Trauernden überrollt worden.
In diesem Sinne:
Frohe Ostern!
Und viel Erfolg!
Lisa