@Antipasti:
Also für mich ist I will survive einer der ganz wenigen Songs, bei dem meinem Melodie- und Ästhetik-Sinn tierisch einer abgeht, salopp ausgedrückt.
Ok, ernsthaft: Der Song ist mitterweile leider schon ziemlich ausgelutscht - aber für mich hat er eine sehr, sehr geile Melodie, die nahe geht.
Aber haste schon mal in die Noten geschaut?
Da sind scharenweise verschiedene rhythmische Figuren.
Nacheinander z.B.
Achtel+2 Sechzehntel, Sechzehntel+Achtel+Sechzehntel, 2 Sechzehntel+Achtel; teilweise nacheinander, zwischendurch sind hier und da Ligen drin, so dass überall Synkopen auftauchen etc.
Das Interessante an dem Song ist ja, dass gerade auf Grund dieser rein auf dem Notenblatt erscheinenden komplizierten Struktur es recht viele Möglichkeiten zur Improvisation gibt, wie paradox es klingen mag.
Sprich:
Keep thinking I.........could never live without you by my side ("beschleunigt" nach den ...)
oder:
Keep thinking I could never live without you by my side (etwa gleich bleibend)
Die Struktur ist schon, den Noten nach, nicht von schlechten Eltern.
Ich habe bei mir hier z.B. auch ein Beatles Complete rumfliegen.
Es ist unglaublich, wie viele Songs/Songparts mit den simpelsten, teilweise sich von Song zu Song wiederholenden rhythmischen Strukturen geschrieben wurden -
Oder dass sich die Songs deswegen unbedingt sehr ähneln müssen.
Und dann gibt es noch einige Songs, deren rhythmische Struktur komplizierter ist.
Beispiele such ich nachher mal raus, hab jetzt keine Lust.
Aber nimm Queen´s I will rock you:
4 Viertel, 2 Achtel. I-will-I-will-rockyou.
Und vergleich das mal mit Angels:
She offers me protection, and lot-of-love and affection
Whether I´m right or wrong...
Nur mal pauschal gesagt: Je weniger Leute einen Refrain nach dem 1. Hören mitsingen können, desto komplizierter ist a) die Melodie (harmonisch, z.B. zu viele/zu große Intervallsprünge) b) der Rhythmus oder c) beides zusammen.
Und ich sag mal so: Ich kenn nicht soooo viele Leute, die die Verses von I will survive originalgetreu wenigstens nachgröhlen können - zumindest so, dass der Rhythmus halbwegs stimmt.
Aber umso mehr Leute, die We Will Rock You singen können - naja, eigentlich ganze Stadien von Leuten.
Oder Football´s Coming Home ("Football´s coming hooomee..." =Viertel, Viertel, Achtel-Viertel-Achtel-->gebunden...) - auch haufenweise Leute.
@Punkanalysen:
Hey, ich bin der letzte, der was gegen innovative Ideen hat.
Aber Fakt ist halt, dass praktisch alle Punkrefrains, noch mehr als in anderen Musikstilen, auf Mitgröhlen ausgelegt sind.
Ich muss das wissen, wir hatten mit unsrer Band so manchen Auftritt mit anderen Amateuren wie wir, und rate mal, wie viele Punkbands auf eine Metalband kamen.
Naja, wenn man von jenen absieht, die "Metölllll" brüllten, und schlechten Punk mit Double-Bass-Begleitung spielten.
Aber halt, Gegenfrage:
Was wäre dann für DICH eine komplizierte rhythmische Struktur - in der Popmusik, wohlgemerkt -, wenn du I will survive (die Strophen - wobei der Song ja praktisch nur aus ihnen...egal... ^^) für eine einfache hältst?
Jazz müssen wir vorn vornherein ausschließen, da hier die komplizierten Notationen oftmals wenig Sinn machen, denn der Sänger und die Musiker interpretieren den Song in diesem von Impovisation gekennzeichnetem Stil ohnehin jedes Mal aufs Neue.
Klar, es ist immer eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Aber angesichts diverser
Lieder ohne eine einzige Synkope, deren Refrainmelodien aus puren Vierteln und Achteln bestehen, wirkt I will survive mit x Varianten des Mikrotimings doch recht komplex.
Ist ja auch nur meine Meinung, die niemand teilen muss.