Ich finde die Fragestellung sehr interessant und auch sinnvoll, auch und gerade die Frage nach der Armbanduhr, und überhaupt nach einem passenden und angemessenen Bühnenoutfit. Letzteres Interesse wird hier ja auch weitgehend geteilt, während der Armbanduhr von den meisten keine Bedeutung zugemessen wird.
Für mich trifft aber diese Anmerkung auf den Punkt,
es ist ein alltägliches Accessoire, das für mich in den Alltag gehört und nicht auf die Bühne.
denn ich sehe es genauso, die Uhr ist ein Symbol für den Alltag schlechthin, der für viele mit Gehetzt-Sein, Stress und Zwang zu tun hat. Damit will ich keinesfalls der Unpünktlichkeit der Wort reden, im Gegenteil ist es eine absolute Selbstverständlichkeit, bzw. sollte es sein, z.B. sein Konzert pünktlich zu beginnen und auch schon vorher bei der Anspielprobe selbstverständlich pünktlich und vorbereitet zu erscheinen.
Dieser Thread zeigt aber sehr deutlich, dass der Betrachtungswinkel bei einem solchen Detail wie der Armbanduhr offensichtlich Genre-abhängig ist.
Dazu muss ich erwähnen, dass ich so gut wie gar nicht im Pop/Rock-Genre zu Hause bin, sondern vorwiegend in der "Klassik" und in Richtung Avantgarde.
Bei einigen eigenen Projekten, wo ich live-Improvisationen zu Bilder-Projektionen, dazu meist mit Zuspielungen mache, die zudem eher meditativer ausgerichtet sind, geht es mir gerade darum, das Publikum sozusagen aus dem Alltag zu "entführen", heraus zu holen. Bei diesen Konzerten wäre für mich das Tragen einer Armbanduhr wirklich konträr zu dieser Intention, da diese eben
das Symbol des Alltages schlechthin ist.
Das Timing dieser Programme ist im übrigen durch die vorprogrammierte Bilderfolge gewährleistet, wobei die Zuspielungen ebenfalls in dieses Timing eingebunden sind.
Ansonsten ist es im "klassischen" Genre sehr unüblich, beim Auftritt eine Armbanduhr zu tragen, bei vielen Instrumenten (z.B. Geige, Cello) stört die meisten so ein Teil am Handgelenk auch.
Wenn es äußere Umstände gibt, die das Beachten der Zeit erforderlich machen, weil z.B. Sets in einer bestimmten Länge mit dem Veranstalter abgesprochen sind (geschieht öfter bei unserem Salonensemble), dann haben wir natürlich die Uhr im Blick. Wobei man so eine kleine Armbanduhr ganz einfach auf dem Notenpult ablegen kann, so dass sie für das Publikum nicht einsehbar ist.
Es würde schon irritierend wirken, wenn die Musiker regelmäßig auf ihre Uhren schauen würden, so, als ob sie das Ende ihres Auftritts herbei sehnen würden.
In einem konkreten Fall hatte ich aber auch schon mal
demonstrativ eine Armbanduhr am Handgelenk. Das machen wir schon mal in einer Formation, mit der wir Programme im Genre einer Mischung aus Ambience/Elektronik/Akustik spielen. Dabei tragen wir manchmal weiße Kittel (wie Wissenschaftler) und dazu passen dann auch tatsächlich Armbanduhren. Da die Folge der Programme fest liegt und die Dauer der Stücke sehr präzise getimet ist, gibt es keine Probleme, den Überblick zu verlieren oder zu überziehen. Die Uhren sind daher reines Accessoire, wir blicken daher auch nicht auf sie, zumal wir bei den weitgehend improvisatorischen Konzepten (über kompositorische Elemente) voll und ganz auf das Zusammenspiel konzentriert sind.
Gruß, Jürgen