Na dann woll mer mal. Zu Anfang ein kleiner Teil über den Einkauf bei Aldi, den ich mir nicht verkneifen konnte. Wen's nicht interessiert, der überspringe ihn einfach. Wen es kaum interessiert - das Fazit gibt's ganz unten. Wen es gar nicht interessiert - wartet einfach auf den nächsten Beitrag im Thread
Is a bisserl lang geworden... naja, ihr seid selber groß und wisst, was ihr lesen wollt.
Der Einkauf
Donnerstag Nacht (nach Informatiker-, Studenten- und Musiker-Tagezeitrechnung), 5 Minuten vor 8. Verschlafen steig ich aus dem Auto und stelle mich hinten in der Schlange an. Bleibe nicht lange letzter. Ob die wohl auch alle an das Tablet ran wollen? Nicht dass ich noch nie was gekauft hätte, was beim Aldi im Angebot ist - aber nicht morgens am ersten Angebots-Tag.
Die Uhr zeigt 3 vor 8. Es ist verdammt kalt. Hat wahrscheinlich niemand vor dem Laden übernachtet, auch wenn manche fast schon so aussehen.
Mustere die Leute. Überwiegend Hausfrauen. Ein paar ältere türkische Mitbürger (in Damiler-City mit 25% Migranten-Anteil nichts ungewöhnliches), wie man sie sonst um jede Tageszeit im orientalischen Restaurant findet - silbergraue Haare, wenig Zähne und ein stoisches Lächeln; ihr wisst wen ich meine, mit ihren Frauen. Ein Bauarbeiter in orangener Warnschutz-Hose, dessen Kollegen schon offensichtlich ungeduldig am Transporter warten. Ein paar Männer in Anzug und Krawate, vorgefahren in dicken Autos mit Stern vorn drauf.
Wollen die alle ein Tablet? Bestimmt! Die Hausfrauen und Älteren für ihre Männer, Kinder oder sonst wen aus der Sippe. Der Bauarbeiter bestimmt auch. Die Anzugsträger sowieso. Es ist 2 vor 8. Sobald die Tür sich öffnet, werde ich rein rennen müssen und mir mein Gerät erkämpfen!!
8 Uhr, die Türen öffnet sich. Die Masse strömt zügig, aber nicht hektisch, hinein. Ich trotte mit. An der Kasse stehn schon Leute und wedeln wild mit Geldbeuteln und Geldscheinen in der Luft herum. Ich gehe erst mal nach hinten, wo normal das technische Zeug steh (zumindest im Aldi Süd). Kein Tablet. Gehe den Gang auf der anderen Seite des Regals wieder vor. Kein Tablet. Stelle mich an der Kasse mit der kürzesten Schlange an, um zu zahlen - und da wird mir klar, wie so was funktioniert: Das Zeug wird direkt neben der Kasse verkauft.
Noch zwei Leute vor mir - und nur noch ein Tablet an der Kasse. Gut, die werden hoffentlich gleich Nachschub aus dem Lager holen. Der türkische Herr zeigt auf die Verpackung: "Diese da bitte!" Die Verkäuferin zieht das Gerät über den Barcode-Leser. Hab ich ihr Murmeln richtig verstanden - "das war das letzte"?! "Macht 400€", sagt sie zu dem Mann. Mit einem 50er in der Hand überlegt er kurz, meint dann: "Ah, nein, will so einen mp3-Player." Ah, gut. Bleibt noch der Bauarbeiter vor mir. Die Kassiererin hat keine Lust, die Ware zu stornieren - fragt erst mal die Schlange entlang. "Wollen Sie so ein Gerät?" "Ne, ich brauch nur den Wasserhahn da!" Puh, das ging noch mal gut - ich bin dran.
Es ist 3 Minuten (!) nach 8 als ich mit dem LETZTEN Tablet des Ladens unterm Arm zum Auto gehe.
Das Produkt
Okay, zu den Fakten. Kurz zum
Zubehör: Kopfhörer und HDMI-Kabel hab ich noch nicht ausprobiert. Die Kunstleder-Tasche is ganz nett für den Transport im Rucksack etc., eine Schutzhülle mit Aufsteller wie man sie bei iPad-Usern oft sieht wäre wünschenswert gewesen. Das USB-Kabel ist bislang auch noch eingepackt. Das Ladekabel ist angenehm lang (nicht zu lang), hat ein kleines Klettband für den Zusammenhalt - geht leider auf den proprietären Anschluss an der Unterseite. Von der Haltung her kein Problem, da sich die Oberfläche in jede Richtung drehen lässt. Ich fürchte nur, dass die USB-Buchse nicht zum Aufladen verwendet werden kann - was heißt: Zusätzliches Netzteil mit herum tragen, kein Aufladen im Auto etc.
Das beiliegende Fett-Wegputz-Tuch wird hin und wieder gebraucht, tut seinen Dienst sehr gut.
Zur
Hardware: Scheint stabil gebaut zu sein. Die Hinterseite ist so eine Art leicht gummiertes Plastik - dürfte meiner Meinung nach noch etwas stärker gummiert sein, der Haptik wegen. Spaltmaße sind gut. Die Slot-Abdeckungen für microSD- und SIM-Card sind mir suspekt - die sollte man nicht zu oft benutzen. Erster Minus-Punkt, der mir auffiel, waren die Hardware-Buttons (ein/aus, leise, laut). Sitzen einen Ticken zu tief im Gehäuse. Vor allem letztere beiden, da sie oben sind und man sowieso erst mal mit der Hand über das Gerät fassen muss. Schutz vor versehentlichem Drücken ist meiner Meinung nach unnötig, da dies bei normaler Tablet-Benutzung eh nicht vorkommt.
Die Position des prorpietären Anschlusses hätte meiner Meinung nach auch links bei den andern sein dürfen - ich hab in den vielleicht 14h Benutzung bisher das Ding meist querkant gehalten, da stört der Anschluss von unten. Okay, hab das Ding um 180° gedreht und gut war's, aber seitlich wäre der Anschluss in meinen Augen besser aufgehoben gewesen.
Um noch bei einem Hardware-Kritikpunkt zu bleiben: Die Kamera is nix. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen. Die Frontkamera ist für Skype aber gut genug.
Positive Seiten der Hardware: Der Akku hält wirklich, was versprochen wird! Nach dem ersten Lade-Zyklus hatte ich das Gerät geschätzte 8,5 Stunden mit aktivem Display im Einsatz, und ca. 45min mit ausgeschaltenem Bildschirm - WLAN ein, sonst aber keine weitere Interaktion von meiner Seite aus.
Das Display ist toll - anfällig auf Finger-Fett und Spiegelung wie vergleichbare Geräte, hat aber eine super Einsicht von extremen Winkeln und ist schön leuchtstark und kontrastreich. Die unterliegende Hardware lässt das ganze sehr flüssig laufen. Vereinzelte kurze Hänger gibt's, aber nichts was auffällt.
Die Lautsprecher sind unten gar nicht schlecht angebracht - man merkt deutlich, dass der Sound nicht von hinten kommt (das ist positiv). Qualitativ und lautstärkemäßig okay, bei beidem noch Luft nach oben. Die Qualität am Kopfhörer-Ausgang hab ich noch nicht getestet.
Okay, ab zur
Software. Ein kurzer Blick in die Schnellstarter-Anleitung: Mehr als Ladegrät anschließen und "das da dort ist der Einschaltknopf, drück den lange bis es vibriert" stand da nicht. Strom dran und los.
Das Gerät startet mit blinkend-glitzenrdem Schriftzug inclusive Sound - das muss ich ihm noch irgendwie abgewöhnen. Einen gmail-Account hab ich, seit ich mein Smartphone besitze. Trotzdem erst mal überspringen - hab mich noch nicht am heimischen WLAN angemeldet. Was aber nach kurzer Standard-Prozedur (Lizenz bestätigen, Einstellungen zur Positions-Ortung, Synchronisierung, Datenschutz,...) so ziemlich die nächste Aktion war. Nachdem ich die MAC-Sperre kurzzeitig rausgenommen und mein Passwort letztendlich richtig eingegeben hatte, ging auch alles.
Ohne davor ein Honeycomb ausführlich in der Hand gehabt zu haben, scheint mir, dass am System selbst von Medion nur sehr wenig angepasst wurde. Es gibt eine eigene Update-App für System- und sonstige Updates (gleich noch mehr dazu), die etwas tiefer eingreift, aber das war's auch schon.
Medion-Software
Nach kurzem Check hab ich erst mal aufgeräumt - Aldi Talk App, Aldi Foto-Print, AutoBild, ComputerBild Spiele, xyz-Hotelfinder und so weiter erst mal runter geworfen. Die restlichen Medion-Apps haben sich im Lauf des Tages auch als unbrauchbar herausgestellt. Die interessanteste dabei war so eine Art Galerie, die Musik, Bilder und Videos verwaltet und anzeigt / abspielt. Nachdem sich in einem Spielfilm in avi (ein knappes GB groß) beim Vorspulen über die Zeitleiste das Bild gehängt und der Ton wieder von vorn anfing, flog auch diese App. Es waren noch zwei Spiele drauf, welche wohl die Fähigkeiten des Tegra Grafik-Chips zur vollen Geltung bringen sollten. Die erste hab ich geöffnet, die fing direkt mal an, "Updates" zu ziehen. Nachdem sie nach vielleicht 20...30 Sekunden immer noch bei einem Prozent stand (die App hat sich nicht gehängt , andere Anzeige-Elemente haben fleißig angezeigt, was konkret gerade geladen wurde), wollte ich abbrechen. Der Zurück-Button hat nicht funktioniert, also musste ich zurück auf den Homescreen und den Task killen. Ähnlich beim anderen Spiel: Das hat sogar erst gefragt, ob es knapp 600MB Spieldaten runterladen darf (und freundlicherweise empfohlen, dies nur per WLAN zu tun). Außer dem Okay-Button gab's leider keine Auswahl und auch hier ging das "zurück" nicht - also wieder zum Homescreen und den Prozess killen.
Das waren 3 ganz ganz große Minuspunkte - nicht fürs Tablet, aber für die vorinstallierte Software. Geht ja mal gar nicht!!
Aber das beste kommt gleich noch. Ich also ab in den Android-Market und ein paar wichtige Apps installiert. (Muss das Ding unbedingt mal rooten und google Maps etc entfernen, spätestens nach dem ich OSMAnd gekauft hab - nur zu empfehlen.) Irgendwann poppte der Medion-Updater auf und meldete, dass es ein System-Update, ein Update für Maps und "andere Anwendungen" gibt. Hab das Ding erst mal weg gedrückt, weil ich wie gesagt grade noch anderweitig am Installieren war. Pech gehabt - der Market hat nichts mehr heruntergeladen oder installiert. *grrrrr* Also den Updater laufen lassen (incl. Neustart). Und was muss ich sehen? Die nativen Anwendungen, die ich bis dahin schon gekickt hatte, waren alle wieder da. Boah - DAS hat mich geärgert! Der Speicherplatz ist auf dem Ding mit effektiv 28GB kein Thema, aber dieses Verhalten ist für mich ein ABSOLUTES No-Go!!!
Android und sonstige Apps
Gut, wieder runter mit dem Sch*** und weiter vom Market installiert - ging wieder. Und ab diesem Punkt gibts eigentlich nur noch positives zu berichten. Okay, negativ fiel mir noch auf, dass die Apps inzwischen in Größen daher kommen, da bleibt einem die Spucke weg. Hier 10MB, dort 8, dort 12, 16,... was sind das für Entwickler
(Das ist auch ein Punkt, an dem ich regelmäßig an die Grenzen des Smartphones stoße, selbst nach dem root.)
Wie gesagt, das Ding läuft flüssig, der Akku hält gut. Das Verhältnis von Pixeln zur Bildschirmdiagonale ist für ein Tablet* gut: Nicht zu grob, nicht zu klein. Gut lesbar auch aus flacheren Winkeln, nicht ermüdent (und ich hab das Ding quasi den ganzen Tag und die halbe Nacht benutzt).
*hatte das Tablet eigentlich immer etwas näher an den Augen gehabt, als ein (Sub)Notebook normalerweise
Surfen ist toll, Schreiben geht auch echt gut. Was mir an der (ich glaub standard Android) Tastatur nicht gefällt, ist, dass Sonderzeichen und Zahlen nur explizit nach Umschalten vorhanden sind, nur sehr wenige durch längeres Drücken. Werd demnächst mal schauen, wie sich Swype auf dem Tablet macht (nutze ich am Handy seit längerer Zeit). Hab sogar hier im Forum schon ein paar Beiträge damit geschrieben, was ich am Handy nur sehr sehr selten gemacht hab. Die Spracherkennung ist überraschend gut!!
Ob ich mir noch eine Bluetooth-Tastatur dazu hole, werd ich irgendwann später entscheiden.
Mit dem Tablet hab ich endlich wieder in die Welt des Lese-Stoffs zurück gefunden - viele Bücher kompakt und einfach mitnehmen senkt doch irgendwie die "Hemmschwelle", auch wenn ich bei Gelegenheit gerne ein Buch zur Hand nehme.
Zu Lesen gab's aber primär irgendwelche PDFs von Dozenten, stecke gerade mitten in der Prüfungsvorbereitung. Hier hat das Tablet eine der Anforderungen, die ich an so ein Gerät hab, voll erfüllt: Man kann sich beim Lesen in deutlich angenehmere Positionen begeben als vorm Notebook oder Desktop-Rechner. Und trotz des Gewichtes (zugegeben - hatte am Abend etwas Muskelkater in den Armen) meiner Meinung nach deutlich angenehmer zu lesen und zu handlen als ein fettes, wissenschaftliches Lehrbuch.
Auch 20.000 Leagues Under the Sea als Einschlaf-Lektüre hab ich am Tablet sehr entspannt gelesen, eigentlich entspannter als sonst mit Büchern: Klappt nicht von selbst zu, kann man (spätestens mit rotation lock) halten wie man will (egal ob man auf einer geraden oder ungeraden Seite ist) und liest sich trotzdem noch gut, auch die Augen ermüden wie gesagt nicht stärker als normal. Gut, ich bin 14...16h Bildschirm-Gucken am Tag gewohnt, trotzdem.
Aber bevor ich mit dem heiklen Thema jetzt noch nen Glaubenskrieg anfange, hör ich lieber mal damit auf
Das Einlegen von microSD-Karten (war übrigens der einzigen Punkt bei dem ich das Handbuch konsultiert hab, der Rest war für mich selbsterklärend) geht im laufenden Betrieb. Wie gesagt, die Abdeckung ist mir ein bisschen suspekt. Das System erkennt die Karte. Bei Bedarf kann man sie, wie vom Rechner gewohnt, mit einem Klick unmounten und entfernen.
Eine SIM-Karte hatte ich bisher noch nicht drin. Muss mal noch überlegen, ob ich das überhaupt mache oder am Tablet mit WLAN durchs Leben komme. Hab im Notfall ja noch das Handy zum Tethern.
Gut - wird langsam Zeit für ein
Fazit, nech
- Hardware ist gut, macht Spaß
- Außenkamera für ihren Zweck nicht wirklich brauchbar
- SIM-Card, HDMI-Out und Kopfhörer-Buchse noch nicht getestet, ebensowenig USB-Verbindung zum Rechner
- Medion-vorinstallierte Software zum kotzen - sch*** Update-Verhalten noch dazu
- Android an sich und sonstige eigenen Apps tun super, flüssig
- macht Spaß, bleibt bei mir, Preis/Leistung super
Was mir fehlt, ist OpenVPN für die Uni. Mal schaun ob es was ohne root gibt, oder mal schaun ob sich das Ding rooten lässt (dann wird noch mal aufgräumt in den Apps).
MfG, livebox