Amp - welche Leistung braucht man wirklich?
Moin.
Das kann man so pauschal nicht sagen.
Warum kann man das nicht?
Das hat drei Gründe:
1. Zuverlässigkeit/Vergelichbarkeit der Wattangaben
Wattangaben sind teilweise relativ nichtssagend. Viele billige Transen-Amps haben recht hohe Wattangaben, nehmen wir z.B. mal 60 Watt RMS bei 10% THD als Beispiel.
Diese Angabe hilft nur nix, denn bei 10 % THD klingt es schaurig.
So schaurig, dass das niemand nutzten kann oder will.
Real nutzbar sind im Beispiel vielleicht 44 Watt Impulsspitzenleistung, also vielleicht etwa 30 Watt Sinusleistung.
Bei einem Röhrenamp kann es wieder anders aussehen. Der hat z.B. laut Hersteller 30 Watt RMS bei 5% THD. Dreht man dieses Amp weiter auf, dann liefert er vielleicht 32 Watt Sinus/45 Watt Musikleistung bei 15% THD und klingt dańn vielleicht erst richtig gut.
Man sieht also, die Wattangaben sind z.T. eher nichtssagend.
Übrigens wird auch bei Röhrenamps oft nicht die korrekte Musikleistung angegeben, die (wichtigere) Sinusleistung eigentlich so gut wie nie.
2. Speaker-Wirkungsgrad
Wenn wir ein und den selben Amp einmal an eine Box mit einem Speaker mit 95 dB Wirkungsgrad hängen, und dann an einen Speaker mit 102 dB Wirkungsrad, wird man einen sehr deutlichen Lautstärkeunterschied hören. 6 dB mehr bedeutet: doppelter Schalldruck, was das menschliche Ohr als etwa 60% lauter empfindet.
Und dabei ist die Frequenzabhängigkeit noch völlig unbetrachtet.
Wenn zwei Speaker den selben Schalldruck abgeben, der eine besonders um die 1 KHz bis 3 KHz, der andere eher im Bereich 120 bis 400 Hz, dann werden wir den ersten Speaker als lauter empfinden.
3. Fast am wichtigsten: Anwendungsfall
Wie viel Lautstärke ich brauche, hängt von sehr vielen Faktoren ab.
Ein wichtiger Faktor ist die Musikrichtung und die Lautheit des Drummers.
Eine Rolle spielt auch die Art des Sounds (clean, crunchy, high-gain).
Bei Highgain brauche ich oft etwas mehr Lautstärke, um neben einem lautem Drummer gehört zu werden, da hierbei z.T. höhere, gut hörbare Frequenzen wegkomprimiert werden und die Dynamik es Cleansounds meistens wegfällt.
Wie viel Watt oder besser Lautstärke ich aus dem Amp benötige, hängt auch davon ab, wie stark mein Speaker/meine Box bündelt, ob ich über PA spiele und ob ich ein brauchbares Monitorsystem habe.
Im Falle einer (guten) PA-Abnahme und eines guten Monitoring komme ich auch mit wenig Watt aus bzw. kann ganz ohne Endstufe spielen (d.h. mit 0 Watt) und mit einem Modeller oder Preamp mit Redbox direkt in die PA gehen; hören tue ich mich (und die Mitmusiker auch) dann über das Monitorsystem.
Pauschalangaben sind also schlicht unmöglich!
So, um nun doch ein paar brauchbare Praxisangaben zu machen für den Proberaum (wo ich weder Monitor noch PA habe):
- für Blues, Country, Schlager/Tanzmucke, Oldies bis zu gemäßigtem Rock reichen 15 Röhrenwatt i.d.R. aus, halbwegs leistungsgradstarker Speaker vorausgesetzt.
- Für etwas härteren Rock bis Classic Metal sollten 30 Röhrenwatt ausreichen, auch bei Cleanparts und lauterem Drummer,
- und für den richtig heftigen Metal, mit ebenso heftigem Drummer, sollte ich mit 50 Watt Röhrenpower auskommen; 100 Watt schaden aber auch nicht.
Das aber nur als gaaaaaanz grobe Richtschnur.
Da die Leistungsangaben bei Transenamps oft (noch) unzuverlässiger sind als bei Röhrenamps, beziehe ich mich auf Röhrenamps; zumal man Röhrenamps klanglich gesehen eher am Limit fahren kann als Transenendstufen.
Ich gehe von Normaltunig aus. Spielt man in Dropped C oder eine 7-Saitige oder so, schaden ein paar Watt mehr auch nicht, da man bei tieferen Tönen mehr Lautstärke braucht, um gehört zu werden.
Band-O-Lero