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Seven 11
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Review Vox AC-4 TV
Nachdem ich meinen Fender Super Champ XD zugunsten eines Marble Bluebird Tweed Amps verkauft hatte wurde mir doch recht schnell bewusst wie unverzichtbar ein Bedroom Amp ist. Ich bin im Board als grosser SCXD Fan bekannt und dementsprechend ist es wenig verwunderlich dass ich diesen Amp der auch mit 15 Watt leise gut klang schmerzlich vermisse. Klar war also dass Ersatz her musste.Neben dem Fender interessierte mich aber auch schon länger der Vox AC4 TV um den es hier und jetzt gehen soll.
Äußeres:
Der AC4 TV ist ein schmuckes kleines Kerlchen. Als handliche Kiste kommt er daher, kaum grösser als der Celestion VX 10 Speaker welchen er beherbergt. Sein cremefarbenes Tolex bildet einen schönen Kontrast zum dunkelbraunen für Vox typischen Rautenbespannstoff. Ein güldenes Fimenlogo prangt in der oberen rechten Ecke.Wie für Amps aus den Fünfzigern üblich befindet sich das übersichtliche Bedienpanel on Top. Neben den drei cremefarbenen Chickenhead Knobs für Volume, Tone und OP Level finden sich noch der metallene Ein- Aus Schalter, eine Status Leuchte und die Input Buchse vor.
Ein Lüftungsschlitz und ein Tragegriff aus Kunststoff komplettieren die Ansicht von oben.
Auf einem kleinen Panel auf der geschlossenen Rückseite wird das Stromkabel konnektiert und bei Bedarf darf eine 16Ohm Box angestöpselt werden. Der interne Speaker hat dann Pause.
Rein äusserlich sieht der Zwerg gut verarbeitet aus.
Messen lassen muss sich der Vox an teils günstigeren Produkten wie dem Champion600, dem GA5, dem Crate V8 usw. und an doch merklich teureren wie z.B. dem Blackheart Handsome Devil, dem Laney LC15 und dem Fender Vibro und Super Champ XD
Technik:
Der AC4 TV ist ein ca. 10 Kilo schwerer 4 Watt Vollröhrenamp. Im Gegensatz zu seinem mit einer EF86 Röhre in der Vorstufe bestückter Vorgänger ist der Neue mit einer 12AX7 ausgestattet. In der Endstufe tut eine einsame EL84 in Class A ihren Dienst. Beide Röhren wurden von Sovtec geliefert, in dieser Preisklasse nicht verwunderlich, da lässt sich bei Bedarf noch nachpimpen.Vermutlich wird kaum jemanden verwundern dass sich die Bauteile auf einer Platine befinden.
Mancher Hersteller, und dies hab ich ganz gerne separiert hier wenigstens die Input Buchse und die Röhrensockel auf eigene Platinen weil eben diese den stärksten mechanischen Belastungen ausgesetzt sind.
Wie bereits eingangs erwähnt verschafft ein Celestion VX10 10" Speaker dem Amp Gehör. Diesem Speaker eilt der Ruf voraus etwas kalt und steril zu klingen.
Eine Besonderheit, und dies ist sicherlich für die meisten Interessenten DAS Kaufargument ist der integrierte Powersoak welcher drei Leistungsstufen anbietet. Vermittels des OP Level Schalters hat man die Wahl zwischen 1/4, 1, und 4 Watt. Dieser Soak ist insofern anständig gearbeitet als dass er bei Reduzierung der Leistung nicht einfach die Höhen kappt sondern diese durch im Schaltkreis vorhandene Kondensatoren anteilig passieren lässt.
Sowohl der Lautstärkeregler, als auch der für den Ton verantwortliche wirken über ihren Regelbereich recht linear.
Sound und Dynamik:
Der AC4 TV ist sich der Tradition seines Herstellers und seiner englischen Herkunft bewusst. Er richtet sich vorwiegend an den Rock, Blues und Pop Gitarristen mit starkem Fokus zum Crunch Sound.Die Charakteristik der angeschlossenen Gitarre wird authentisch wiedergegeben. Ich habe mit einer Strat mit Seymour Duncan SSL1 PU's getestet.
Der Amp kann und will seine Verwandtschaft wie schon im Namen angedeutet nicht verleugnen. Clean, und ich spreche hier und jetzt vom 4 Watt Modus ist er mit einer SC Gitarre weit oberhalb der Zimmerlautstärke unterwegs. Wer also neue Feindschaften in der Nachbarschaft etablieren, oder alte konsolidieren will ist hier schon richtig davor.
Verzerrt setzt sich dieser Trend ungehindert fort, natürlich unter weiterer Zunahme der Lautstärke. Ob dies in der Summe der Anforderungen für Proberaum ausreicht ist stark davon abhängig wie kultiviert der Rest der Bande aufspielt. Ich könnte mir vorstellen dass der Vox hier an seine Grenzen stösst.
Der Sound im cleanen Bereich ist wie schon erwähnt AC typisch. Aufgrund der geschlossenen Rückwand kommt er nicht ganz so aufgelöst und dreidimensional wie ein Fender daher, dafür aber mit sattem Pfund welches man einem Amp dieser Grösse zunächst nicht zutraut. Die Auflösung der Akkorde gelingt aber gut.
Verzerrt ist solch geschlossene Rückwand immer wieder gern gesehen. Ganz britischer Rotzlöffel haut der Vox seinem Herrchen nun ein fettes Brett entgegen. Crunch Sounds kommen so wie man es erwartet, lassen sich via Anschlag und Co. gut modellieren und klingen lang aus. Hierbei fällt noch auf dass die Zerre analog zur Volume Reglerbewegung homogen, also ohne Einbrüche einsetzt. Die Zerrintensität endet bei einem tragenden und durchsetzungsfähigen Leadsound erster Güte, wer amerikanisches High Gain erwartet muss aber woanders suchen oder ein Vorschaltgerät bemühen.
Leicht angezerrte Einstellungen machen nicht weniger Spass als die schon behandelten Extreme und bescheren dem Spieler ein breites Spektrum an Stilistiken. Der Übergang der Zerrintensität gestaltet sich wiegesagt fliessend.
Natürlich ist der Bassbereich bei einem Amp dieser Grösse weniger präsent als bei physikalsich grösseren Artgenossen. Gemessen an seinen Maßen macht der Amp aber auch diesen Job recht souverän.
Die grösste klangliche Ausbeute stellt ohne Zweifel die Wahl auf die 4 Watt Stellung bereit. Hier wird nichts beschnitten oder unterdrückt, hier zeigt der Amp seine ehrlichsten Seiten.
Die Option 1 Watt ist ein Kompromiss für das abendliche Spielen. Sowohl cleane als auch verzerrte Anteile klingen noch akzeptabel bis gut. Je mehr der Amp aufgemacht wird, je besser klingt er hier natürlich. Die so erreichbare Lautstärke darf nicht unterschätzt werden. Auch in diesem Modus kann es noch passieren dass man auf dem Sofa schlafen muss .
Der letzte Modus im Bunde, nämlich 1/4 Watt macht nur noch aufgerissen Spass, wobei auch hier noch die Option mit dem Sofa drohen kann. Aber es ist hier schon Rocken in erträglichen Lautstärken am Start. Die Dynamik aber, bleibt im Gegensatz zum originären 4 Watt Modus etwas auf der Strecke. Das Dauergrinsen im Gesicht erhält sich aber in allen Betriebsarten!
Da solcher Amp gern voll aufgerissen genutzt wird und die Charakteristik mit dem Volume Poti der Gitarre oder dem Volume Pedal geregelt wird gibts noch den Hinweis auf ein geringes Grundrauschen welches je nach OP Level differiert. Das Rauschen ist zwar wahrnehmbar, aber im akzeptablen Bereich.
Der Amp versteht sich sehr gut mit Vorschaltgeräten, mag aber eine Sache nicht:
Da mir oftmals ein Reverb unverzichtbar ist habe ich für Amps ohne dieses Feature ein EHX Holy Grail am Start. Wenn ich diese Pedal nutze komme ich natürlich nicht auf die Idee den Amp stark anzupusten ! Digitaler Effekt dem aufgerissenen Amp vorgeschaltet quittiert dieser dann tatsächlich mit übermässig starkem Rauschen. Man muss hier die Lautstärke des Amps signifikant herunterregeln um verwertbare Ergebnisse zu erzielen. Dann aber geht wieder die Sonne auf. Ein internes Spring Reverb hätte ihm auch nicht schlecht gestanden. Aber OK, ist ein Brite und da will der Purist sowas nicht sehen.
View: http://www.youtube.com/watch?v=QZrdfjSkWu4&feature=related
View: http://www.youtube.com/watch?v=iyX5zyL6i9A
Fazit:
Für knapp €250 bekommt der geneigte Gitarrist hier einen schmucken Vollröhrenamp mit Tradition aber ohne nennenswerte Schwächen angeboten. Die Möglichkeit das Teil an unterschiedliche räumliche oder zeitliche Gegebenheiten anzupassen machen ihn zum idealen Partner zum Üben oder fürs Recording.Auch als Einstiegsamp ist dieser ehrlich zeichnende Würfel ein kompromissloser Helfer auf dem Weg zum spielerischen Fortschritt. Obwohl dem Speaker ein weniger vorteilhafter Ruf vorauseilt offeriert der Amp warme, bei Bedarf spitzige Röhrensounds. Sein ansprechendes Design, die kompakte Maße und der ernstzunehmende Sound etablieren ihn zu meinem Reise- und Wozi Amp. Bisschen Jazz kann er notfalls auch.
+ Sounds
+ Power Soak
+ Optik
+ Gewicht
+ Preis
- Bassbereich leicht unterbelichtet
- Eigenschaft
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