Friedhelms Amps sind meine neue Referenz.
Habe mir bei Friedhelm einen Princeton Reverb Killer bauen lassen, habe ihn seit ca. 3 Wochen hier und bin sehr glücklich damit. Entscheidend war für mich, dass sich Friedhelm wirklich Zeit genommen hat, um zu verstehen, was ich suche.
Ich kann selbst Verstärker bauen, auch Röhrenverstärker, hab das oft genug gemacht und weiß darum, dass das Handwerkliche dabei nur die halbe Miete ist, vielleicht sogar weniger als die halbe Miete. Vor allem braucht man ein Gespür dafür, was gut klingt, warum das so ist und wie man das hinbekommt. Hier kann man als Selbermacher ewig Zeit vertun - und diese Zeit übe und spiele ich inzwischen lieber Gitarre. Und inzwischen bin ich überzeugt: Friedhelm hat das Know-how und das Gespür, das für den Bau richtig gutklingender Röhrenamps nötig ist – und die nötige Zeit nimmt er sich auch.
Verblüfft hat mich der Vergleich seiner Amps mit meinem seit 36 Jahren gehegten und gepflegten Music Man 112 RD (mit EV12L ;-)) . Dieser Amp war immer meine Allzweckwaffe und hatte immer Bestand als Referenz gegen alle anderen Amps, die mich interessierten – bis zu dem Nachmittag in Friedhelms Werkstatt. Im A/B-Vergleich dachte ich zunächst, an dem Music Man wäre etwas kaputt. So viel lebendiger, wärmer und klarer klangen die 1,5 Amps, die Friedhelm gerade in Arbeit hatte, ebenso ein von ihm aufgearbeiteter Original-Princeton.
Mein Amp ist letztlich eine klassische Princeton A1164-Schaltung in einem Tweed-Deluxe-Gehäuse geworden, wobei sich Friedhelm bei der Auslegung des Netzteiles, des Ausgangsübertragers, der Eingangs- und Halltreiber-Röhre, der Tonestack- und Koppelkondensatoren sowie des Speakers an meiner Spielweise orientiert hat - und an meiner Lieblings-Gitarre. Das ist eine der seltenen Ibanez AS400, wie sie John Scoffield spielt, sie hat unter anderem einen sehr hohen Output mit viel Wumms in den Bässen.
Der Amp hat mit den Humbuckern der AS400 schon ganz knapp aufgedreht (ab ca. 1 oder 1,5) schon einen richtig singenden, vollen, transparenten Clean-Ton mit leichter, wohltuender Kompression und diesem sweetspot-mäßig silbrig flirrendem Glanz in den Höhen, und auch schon genug Dynamik, um bei Bossanova-Stücken (Fingerstyle) die Oberstimme noch einmal richtig klar und fett hervorzuheben. Das Herz geht auf. Bis zu Volume-Einstellungen von 5 bis 6 bleibt er clean und ist dabei lauter als ich es je brauchen werde.
Der bei Friehelms Amps sonst sehr surfmäßig ausgelegte Hall klingt mit der für mich extra schwach ausgelegten Halltreiberröhre sehr klar und verblüffend räumlich, mischt sich sehr dezent aber doch wirksam mit dem Originalsignal, das immer klar vor der Hallfahne steht. Für mich ergibt das ein sehr inspirierendes Klangfeld mit einem Sicherheit gebenden "Zuhause"-Gefühl. Auch für meine Verhältnisse recht stark eingestellt (= 8:30 bis 9:00 Uhr ;-)) stört der Hall nicht, gibt nur Raum und Ambiente.
Sowohl im Jazz-Quartet als auch in der Rock- und Schlagerband, in der ich spiele, ist der Amp mehr als laut genug. Und das, obwohl sowohl der Netztrafo, der Ausgangsübertrager und der Speaker bewusst eher auf leise bis gemäßigte Lautstärken ausgelegt wurden. Der Speaker ist übrigens keiner der üblichen Verdächtigen. Nach längeren gemeinsamen Experimenten hat Friedhelm einen 12" Warehouse Jupiter eingebaut, und damit bin ich sehr zufrieden.
Was mich eher überrascht hat, ist, wie gut der Amp mit Effektgeräten zurecht kommt. Eigentlich kommt er nicht damit zurecht, er liebkost sie geradezu. Egal ob Tubescreamer (original), Catalinbread Dirty Little Secret, Okko Diabolo plus oder Keyley-modded Boss Blues Driver - so gut haben ich die kleinen bunten Kästchen bei mir noch nie geklungen, weder an meinem Music Man 112 RD, noch an meinem Fender Super 60 oder an meinen Madamps A15MkII und J5Mk1.
Ein Wort verdient das Tremolo. Wozu braucht man Tremolo? In Verbindung mit dem Hall in Friedhelms Princeton Reverb Killer macht das Tremolo richtig Sinn. Für ein Mono-Gerät, wie es ein klassischer Gitarrenamp nun mal ist, erzeugt es in Kombination mit dem Hall eine enorme räumliche Tiefe. Das gilt übrigens nicht für Tremolo allgemein, sondern speziell für das im Amp verbaute Tremolo. Obwohl ich mehrere recht gute Tremolo-Pedale habe, darunter auch das Strymon Flint, das verschiedene Vibratotypen eigentlich überzeugend simuliert, kommt keines der Pedale an das im Amp verbaute Tremolo heran.
Insgesamt steht für mich nach gut drei Wochen täglicher Nutzung fest, dass dies der Amp ist, an dem ich anderes Equipment zukünftig messe. Die Anzahlung für meinen nächsten Amp hat Friedhelm schon. Das wird ein urknochiger Deluxe mit 5E3-Schaltung – für die wilderen Seiten des Musikerlebens.