Rein theoretisch seh ich das in etwa so, und ich versuche das mal intelell zu umschreiben, obwohl der Komponist oder Improvisator kaum so denkt während der Arbeit wie ich das im Folgenden beschreibe.
Tension und Resolution - Spannung, Entspannung oder Intensivierung
Tensions (Töne mit Spannung) sind Töne mit harmonischer Spannung (harmonic tensions), oder Töne in melodischer Spannungsabfolge (melodic tension) . Die als Tensions empfundenen Töne einer vertikalen Akkordstruktur verlangen im generellen Fall eine Spannungs-Veränderung bei Weiterschreitung zum nächsten Akkord. Natürlich ist eine Weiterschreitung notwendig, um überhaupt Spannung und Entspannung zu erzeugen. Ein einzelner Akkord der gehalten oder repetiert wird, hat meistens nur eine statische Ausstrahlung, die dann aber mit anderen musikalischen Phänomenen belebt werden kann, z.B mit dynamischem Rhythmus, Akzentuierung, Gewichtungen, Hervorhebungen, Artikulationen etc..
Harmonische Spannungen können je nach Struktur und Weite verschieden wirken. Bei engen bis mittelweiten Voicings (Stimmlagen) kann nur dann eine Spannung vorhanden sein, wenn eine zweite Note sich in unmitelbarer Nachbarschaft befindet. In jedem spezifischen Fall einer Stimmlage sind andere Spannungen am wirken, und die Möglichkeiten wie man ein Akkord setzen kann sind schier unerschöpflich.
Um einen spezifischen Fall von Spannung sprachlich zu erläutern, bedarft es einer akuraten Beschreibung, am besten mit beigefügten Notenmaterial.
Bei sehr weiten bis extrem weiten Stimmlagen nehmen Spannungen zwischen zwei oder mehreren Tonen ganz andere Spannungsverhältnisse an als im engen Satz. Zum Beispiel wenn ein achtstimmiges Voicing auf siebeneinhalb Oktaven verteilt ist, das ist von den tiefsten Tönen des Kontrafagott bis zu den obersten Tönen des Piccolo, dann treten natürlich ganz andere Spannungen auf als in einem engen oder mittelweiten Satz, aber auch im engen Satz, wie er meistens grundlegenden Harmonielehrbüchern steht, gibt es eine unermessliche Anzahl Möglichkeiten verschiedene Spannungen und Entspannungen zu setzen.
Das was als Tensions bezeichnet wird in der Akkordtheory des Jazz, ist eine sprachliche Konvention die der Klassifizierung der Akkordtöne dient, und hat nicht direkt mit Tensions im Sinne von Modulation, Progression, oder mit dem Akt der Improvisation zu tun. Diese Art der Akkordchiffrierung sagt auch noch nichts aus über die Spannungsfelder welche diese Akkordtöne erzeugen wenn sie gesetzt sind - Je nach dem was für Akkordfolgen gesetzt sind, können eigentlich alle Akkordtöne intensive Spannung bewirken.
Spannung und Entspannung ist ein unerschöpfliches Gebiet. Diese Spannungsfelder aus der Sicht des eigenen Instrument mit limitiertem Umfang zu interpretieren ist eine Sache - Der volle Umfang eines Orchesters bietet aber ein um ein vielfaches mehr an Möglichkeiten. Spannungen wie sie in grundsätzlichen Harmonielehren beschrieben werden, treten in der Praxis kaum in Erscheinung.
Das Gegenteil von Tension (Spannung), oder besser deren Weiterführung, heissen Resolutions (Auflösungen), also Spannungsfelder welche eine Veränderung einer momentanen Spannungslage fordern. Eine weitere Veränderung wäre eine Intensivierung, hierbei wird die Spannung weiter erhöht.
Die im Jazz gebräuchlichen "shorthands" (Kurzbezeichnungen) wie z.B. Dmaj7, Em7(b7), A7alt, Fm6 etc., sind zwar genaue Anweisungen was für ein Akkordtyp gespielt werden muss, sagen aber nichts aus über das zu spielende Voicing. Natürlich gibt es Konventionen, das heisst ein Jazzpianist weiss was er zu spielen hat je nach Situation. Natürlich kann eine einzelne Note welche in der Akkordtheory des Jazz als Tension bezeichnete wird, keine Spannung erzeugen.
Akkordskalen: Die resultierende Skala (chord-scale), also das Total aller Töne einer momentan wirkenden harmonischen Struktur, spielt eigentlich gar keine Rolle beim komponieren oder improvisieren, ausser man fiddelt die Tonskala rauf und runter. Ansonsten sich Akkordskalen nur das Tonreservoir aller addierten Akkordnoten welche als erste Auswahl zur Bildung einer Melodie herangezogen werden können. Aber auch hier, der Instrumentalist übt natürlich diese Skalen auf senem Instrument, so das er sich gewandt und frei in ihnen bewegen kann, quasi ohne sich durch Fingersaätze zu kümmen sich auf die Kreation der Melodie, oder auf das Solos konzentrieren kann.
Beispiel:
Tensions mit ungewöhnlichen Spannungen in weiter Stimmlage. Diese Modulation progressiert innerhalb 29 Takte durch 29 verschiedene Harmonien. Der erste Akkord ist ein
D°7(11/b13/b15)no9th, und alle folgenden haben auch D als Tonika. Es handelt sich um ein harmonisches Konzept eines ersten Aktes einses Balletts, und ist natürlich so nicht orchestriert oder instrumentiert, sonder nur ein Layout: