Und deshalb: Von mir aus Schwamm drüber.
Wunderbar - dann ist ja der Frieden wieder hergestellt.
Was bedeuten die Buchstaben am Anfang jeder Zeile (a, b, c und d)?
Da sieht man auch Buchstaben am Zeilenanfang. Eine Interpretation dieser Buchstaben habe ich noch nicht entdeckt.
Ich habe Rousseaus "Dissertation sur la Musique moderne" mittlerweile endlich gefunden (bei IMSLP, Lisas Link hätte ich früher brauchen können).
Sie versteckt sich in den "Traités sur la musique" und auf mehreren hundert Seiten breitet sich Rousseau persönlich über seine moderne Notationsform aus.
Das ist der Schlüssel zum Rätsel!
Die Buchstaben am Anfang jeder Zeile...
... zeigen jeweils die aktuelle
Oktavlage (!) an.
a bedeutet die tiefste Oktave des "claviers" und die folgenden Buchstaben b, c, d usw. jeweils eine Oktave höher.
Das heißt: bei einem Zeilenwechsel wird per Buchstabe a, b, c, ... die aktuelle Oktavlage, die sich auf "unpunktierte" Ziffern bezieht, angegeben.
@McCoy
Deshalb bin ich der Meinung, Deine Version ist insgesamt eine Oktave zu tief.
Hier meine Version er ersten beiden Zeilen (mit Original-Zeilenumbrüchen mitten im Takt):
Das x-Kreuzchen scheint dem alten + (Pralltriller...?) zu entsprechen.
Und am Ende er zweiten Zeile wird's haarig - was soll das c-ähnliche Ding, auch zu Beginn der 3. Zeile direkt nach der ersten 5 und das "d." ganz am Ende?
Wie schreibt Rousseau eigentlich Wiederholungen?
Nun ja, die Primärliteratur liegt ja jetzt vor, ist nur alles etwas breitgetreten und wenig übersichtlich. Erkenntnisse werden sich schon noch einstellen.
Die Kommata und Punkte zwischen den Zahlen sind wohl Pausen? Aber welche? Ich kriege die Taktart nicht heraus. Kreis ist wahrscheinlich auch eine Pause?
Ja: die Kommata teilen den Takt in gleiche Abschnitte ein und der Kreis (die Ziffer 0 in Mediävalziffern bzw. "old style figures" mit Unter- und Oberlängen) stellt eine Pause dar.
Der Punkt nach einer "Notenziffer" verlängert diese - ich habe deshalb in diesen Fällen halbe Noten geschrieben. Also das, was Du als Viertelpausen interpretiert hast, sind wohl eher Verlängerungen der vorangehenden Note, die aber auftrund der Komma-Taktaufteilung innerhalb des nächsten "Abschnitts" fallen.
Die 0 wäre eine Pause, kommt aber in diesem Stück nicht vor, denn das, was in Zeile 2 fast wie eine Null aussieht, ist eine kaputte 6 - aber so hast Du das ja auch gelesen.
Vielleicht kannst Du ja den französichen Originaltext lesen:
Hätte ich Deinen Hinweis früher gesehen, hätte ich nicht so lange gesucht...
Bei der Handhabung der Punkte unterscheidet sich Rousseaus Notation von der Chinesischen Notation.
Genau. Bei Rousseau gelten die Punkte auf für die nachfolgenden Noten und bezeichnen immer einen Oktavwechsel nach oben bzw. unten (also relativ und keine absolute Oktavlage).
Viele Grüße
Torsten