Allerdings halte ich es für unangemessen, dein individuelles Problem derart zu verallgemeinern.
In diesen Thread habe ich geschrieben, weil das Notenlesen und nach-Noten-spielen/singen,
ein weit verbreitetes Problem ist und für viele Musik-Interessierte eine schwere Barriere darstellt (unzählige Beispiele in Chören und bei Tasteninstrumenten).
Ich
persönlich bin von der universellen Anwendung des bestehenden Notensystem
begeistert, schließlich blieb uns deshalb der kulturelle (musikalische) Reichtum über viele Generationen erhalten, und habe mich mit meiner Notenlegasthenie abgefunden; ich spiele seit Jahren (ohne Hilfe) nach Noten, wenngleich es für mich ein arbeitsintensiver Vorgang ist, und viele der Hilfsystheme (wie hier schon erwähnte Synthesia) wären für mich völlig ungeeignet (selbst wenn ich nach Noten nicht spielen könnte).
Aber für viele andere Musiker sind solche Hilfsmittel hilfreich, und sie ermöglichen ihnen, ihre ersten Stücke (ohne Notenlese-Kenntnis) nach einer Vorlage zu spielen, und vor allem - ihr neues Instrument kennenzulernen, sich dafür zu begeistern und Freude am Lernen zu haben. Ohne diese Hilfen bliebe das Instrument in der Ecke ungespielt.
Tabulaturen sind stets näher an dem jeweiligen Instrument dran und daher für das jeweilige Instrument üblicherweise weniger abstrakt als die Notenschrift - zumindest erscheinen sie erst mal so.
Wenn der Lernende mit den Tabulatoren das Gitarrenspiel nach Vorlage erlernt und sein Gitarrenspiel dadurch bereichert, dann hat diese "Noten-Lesehilfe" eine gute Leistung erbracht.
Daß man nach Gitarrentabulatoren kein Klavier spielen kann (zumindest nicht ohne weitere Kenntnisse), ist jedem klar - Tabulatoren sind ja nur für das jeweilige Instrument gedacht.
Dass die Notenschrift ein generelles Hindernis darstellen soll, wie es aus deiner Kritik daran, @MusikBert, hervor scheint, kann ich also in keiner Weise bestätigen.
Vielleicht ist es aus Deiner Perspektive so; ich kenne kaum Menschen, die sich das Notenlesen selbst beigebracht hätten, die meisten Notenleser aus meinem Umfeld haben es in einer Musikschule bei einem Musiklehrer (kostenpflichtiger Privatunterricht) gelernt. Ich habe für den Unterricht in jeder Musikschule etwa 1.450-1.550 € jährlich bezahlt - schon diese Gebühren stellen für viele Menschen in unserer Gesellschaft ein
sehr hohes Hindernis dar.
Mit dieser nur ungefähren Vorstellung von Noten, die weniger konkret gelesen werden als vielmehr nur als grafische Gedächtnisstütze fungieren, singen viele Laien-Chorsänger ihr halbes oder sogar fast ihr ganzes Leben lang mit Erfolg und Freude in einem Chor mit.
Da kenne ich auch viele(!) andere Stimmen - aus Gesprächen mit ChorleiterInnen und mit den Noten-NichtleserInnen. Ja, sie singen mit Freude, aber das Noten(Nicht)lesen legt auch sehr lange Schatten über diese Freude. Natürlich geht es (irgendwie), weil in jedem Chor einige stimmfeste Notenleser singen, an denen man sich im Bedarfsfall halten kann. Über die Interna aus diesen Chören, die mit Noten(Nicht)lesen verbunden sind, möchte ich hier nicht schreiben.
Notenleser und alle, die das Notenlesen erlernen, brauchen keine Hilfen, aber wer eine solche Hilfe braucht, sollte sie nehmen und ausprobieren. Ob diese Hilfe für ihn geeignet ist oder nicht, wird er schon selbst merken.
Gruß, Bert