Alte Blockflöten in deutscher Griffweise

...jede Menge modernster NC-Automaten und lernwillige Studenten, die händeringend nach Themen für Studien- und Diplomarbeiten suchen.

Hey, wenn du da nen guten Draht bekommst, dann kann so etwas echt sehr interessant werden. Die neuen Techniken eröffnen ja auch völlig neue Möglichkeiten von denen man früher nur träumen konnte.
 
Als ich gesehen habe, was die Jungs da heute alles "plotten" können ... mir sind die Augen übergegangen!

Das verkürzt nicht nur den Prototypen-Bau immens sondern ist auch für Kleinserien nicht uninteressant.

Ich glaube, ich schreibe mich da wenigstens mal als Gasthörer ein :D
 
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Das mit dem Kork im Zapfenherz und nicht auf dem Zapfen ist eine Besonderheit von Hohner.

Eine andere Besonderheit hat der Flötenbauer Johannes Adler zusammen mit einem Spross der Familie Uebel, welche in der Nachkriegszeit den umgedrehten Namen als Firmenname verwendete gebaut, er baute das Holzteil und Rudolf G. Übel den Kunststoffkopf:

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Bei dieser Flöte ist der Zapfen mit Fadenwicklung an einem Kunststoffkopf:

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Dazu habe ich noch die "Dreilochflöte" erwischt, ein sehr sinnfreies Instrument, auf dem man gerade mal 5 Töne sauber spielen kann... Es gibt sie noch mit 5 Löchern und "sogar" als Sopranflöte, die man hier im Blockflötenmuseum bewundern kann.

Schön finde ich sie nun wirklich nicht, aber sie hat noch eine Besonderheit, mal abgesehen von den seltsamen "Kühlrippen" am Kopf kann man sehen, dass sie einen gebogenen Windkanal hat:

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In den "Kühlrippen" versteckt wurde noch "Ges. geschützt" und die Patentnummer mit eingebaut, aber leider habe ich die Patentschrift noch nicht finden können:

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Ich besitze ebenfalls eine Flöte mit ÜBEL Kopf, allerdings nicht als "kastrierte" Einhandversion sondern als vollwertige Sopranflöte. Hersteller der Flöte ist Schneider :confused:

Nachdem ich mir den recht "unbehandelten" Kunststoffkopf mit seinen scharfen Kanten vorgenommen hatte und einige Grate entfernt und die Kanten (insbesondere der "Kühlrippen") anschließend poliert habe, ist es eine meiner Lieblings-Soprane geworden.
Der Ton kommt ohne viel Druck und lupenrein in dem von mir genutzten Tonraum.
Verstopfen ist durch den relativ hohen und sehr stark gebogenen Windkanal kein Problem ... wer sagt denn, dass der gebogene Windkanal eine neue Erfindung ist... unser Großväter haben es auch schon gemacht, warum auch nicht, liegt ja eigentlich auf der Hand bei einer "rund" gebohrten Holzröhre... warum soll die Windkante da geradlinig sein???
 
"kastrierte" Einhandversion

:D Denkste, die Bohrungen sind so gesetzt, dass man für drei Löcher zwei Hände braucht... :facepalm1:

Hersteller der Flöte ist Schneider :confused:

Übel hat die Köpfe geliefert und in dem Fall haben die Gebr. Schneider den Fuss gemacht. Johannes Adler, der die ersten Füsse lieferte, hat ja das bauen nach dem Krieg schnell eingestellt und nur noch mit Blockflöten von anderen Werkstätten gehandelt, aber weiter mit seinem Namen gemarkt.

Der Ton kommt ohne viel Druck und lupenrein

Das kann ich auch bestätigen, auch wenn der Tonumfang mehr als bescheiden ist, der Klang ist sehr sauber und klar.

... unser Großväter haben es auch schon gemacht

Die Werkstatt Übel hatte immerhin schon etwas Tradition im Holzblasinstrumentenbau. Ab 1878 bauten sie schon Klaris und Halbzeug für andere. Ab 1932 bauten sie wohl auch Blockflöten, oder bezogen Rohlinge von Jahn, um sie dann selbst fertig zu stellen. Später nach dem Krieg hatten sie sich scheinbar auf Kunststoff festgelegt. Es gibt von Übel z.B. auch Klarinettenmundstücke aus dieser Zeit.
 
Bei meinem "Blockflötenalphabet" hat sich mal wieder eine Lücke gefüllt :D

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Eine weit mensurierte Bärenreiter Alt/Tenor in "E" mit einer Länge von 54,5cm ist gestern bei uns eingezogen...

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Laut Thalheimer ist dieser spezielle Kopf aus der ersten Bauphase von Max Hüller so um die 1930 und wenn ich ihn mir so anschaue wundert es mich nicht, dass er bald wieder verworfen wurde

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Der Block ist nicht einfach gerade abgeschnitten, sondern rund geformt und in der Mitte am höchsten. Beim spielen gewöhnungsbedürftig. Auch die Kopfform ist deutlich anders wie bei vielen andern Flöten

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Da sie sehr weit mensuriert ist hat sie mal wieder etwas, was ich bei anderen diesen Typs schon festgestellt habe, nicht mal zwei Oktaven. Aber dafür hat sie einen feinen, sonoren und weichen Klang.

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Sie ist aus Grenadill und am Fuss hats wohl nicht ganz fürs dunkle Holz gereicht, da sieht man noch etwas vom hellen Splintholz

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Feines Pfeifchen ... Glückwunsch zu dem gelungenen Fang!

Die helle Stelle am Fuss finde ich sehr sympathisch, sieht man doch, daß es kein Plastik sondern Holz ist!

Kann es sein, daß es gar kein Ebenholz oder Grenadill sondern "ebonisiertes" Holz ist, welches an der Stelle etwas "abgegriffen" ist. Wie ich gelesen habe, wurde "damals" so etwas häufiger angewendet.
Selbst habe ich 2 Querpfeifen, die einen ähnlichen Effekt aufweisen.
Aber so oder so, ein sehr schönes Stück! Mein Neid ist dir gewiss:embarrassed:

Den Platz für die fehlenden Flöten der Tonleiter hast du ja bereits frei gehalten... da bietet sich fast an, einen entsprechenden "alphabetischen" Flötenständer vorzubereiten :D
 
Feines Pfeifchen ... Glückwunsch

Dankeschön :D die habe ich gerade entdeckt als sie eingestellt wurde zum sofort kaufen... tschaaa...:tongue:

"ebonisiertes" Holz

Das ist sie sicher nicht, die Schleifprobe an unauffälliger Stelle, die Holzstruktur und auch das Gewicht deuten auf Tropenholz hin.

Was Hüller so verwendet hat kannst du ja nachschauen. Im "Thalheimer", S. 488 Abb. 205-207 sieht man das Modell; S. 256/257 kannst du die verwendeten Hölzer sehen. Es ist das "BÄRENREITER 1" Modell, Signatur Nr. 17.

Ebenholz wurde wohl nicht verwendet und so "finster" wie die ist, dürfte es Grenadill sein. Cocobolo ist deutlich anders in der Struktur.

einen entsprechenden "alphabetischen" Flötenständer

:D:D:D Ach, was man nicht alles machen könnte :rolleyes: Wenn du mal schaust, was Max Hüller schon ganz früh alles für Stimmungen gebaut hat, da müsste ich aber noch einige Lücken frei halten, aber wer weis :m_flute:
 
:eek: Donnerwetter, sie ist da...

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tolle Flöte, gelle... :D

:confused: Oh man, was will der Kerl schon wieder, nur wegen einer alten Tuju... :rolleyes:

Nix Tuju, diese Blockflöte stammt von Max König und hört auf den Namen "Herwiga Pan",

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der "Erfinder" war Felix König und sie wurde am 23. Mai 1937 zum Patent angemeldet.

Was macht diese Flöte für mich so interessant? Sie ist "vollchromatisch" :eek:

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und das mit nur einer Klappe!

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Das Patent könnt ihr hier einsehen, da gibt es auch ein PDF mit detaillierter Zeichnung dazu.
Noch vor der Patentschrift wurden 1936 die ersten nach Schweden verkauft und Hermann J. Moeck erwarb in weiser Voraussicht auch eine, welche sich in der Sammlung Moeck in Göttingen befindet. Es gibt sie wahrscheinlich auch nur als C Sopran und eine Herwiga Regina in A Alt wurde auch entsprechend umgebaut.

Als ich diese Flöte in Thalheimers Buch entdeckte hatte ich mir vorab auch mal einer meiner Flöten an dieser Stelle ein 4mm Loch gebohrt und mich damals schon gewundert, dass es möglich ist so nahe am Labium zu bohren und so ein Ergebniss zu bekommen, es funktionierte tatsächlich...

ohrbohr.jpg

aber das ich sie schon bald darauf auch in den Händen halten würde hätte ich nicht gedacht.

Nach einer Reinigung habe ich erste Versuche gemacht, der Hammer... es klappt. Man kann sogar mit geöffneter Klappe spielen und erhält nur Halbtöne und das locker über zweieinhalb Oktaven, echt klasse. Nur die ersten zwei tiefen Töne sind etwas schwerfällig, aber sie muss ja auch noch gründlich gereinigt und geölt werden. Auch muss ich die Klappe aufarbeiten, denn sie ist voll mit Grünspan (was auf einen hohen Kupferanteil hinweist), welcher das ganze etwas schwerfällig macht.
 
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Ich nehme an, dass du die Klappe komplett abmontierst, um auch den Grünspan im Inneren des Röhrchens zu entfernen, dann klappt es mit der Klappe wieder :opa:

Wenn ich sie jetzt so da liegen sehe...
ärgere ich mich, daß ich nicht doch weiter geboten habe :weep:

Wenn erst mal das Grünzeugs weg ist ... feines Flötchen! GLÜCKWUNSCH zu diesem seltenen Fang :great:
 
Ich nehme an, dass du die Klappe komplett abmontierst

Klar, die werde ich komplett abbauen, auch der Haltering des Kopfes ist total angelaufen. Das erfordert schon etwas Feinarbeit, bis das edle Röhrchen aufgehübscht ist. Aber es macht ja auch Spass so feine Flöten zu erhalten. Na ja, wem sag ich das... :D

Wenn ich sie jetzt so da liegen sehe...
ärgere ich mich...

... dass ich dir nicht das letzte Hemd aus der Hose gezogen habe, oder was? :rofl:
Du hättest dich gewundert, wie tief du in die Tasche hättest greifen müssen.
Mein Gebot war unverschämt hoch und ich war wild entschlossen... :good_evil:
 
Nicht daß du denkst, ich gönne sie dir nicht... :opa:

ganz im Gegenteil, bei dir ist sie garantiert bestens untergebracht und wird mit allerfeinsten aromatischen Ölen regeneriert, regelmäßig gestreichelt :patpat: sowie jeden Abend behutsam in den Schlaf gespielt :love:

Bekommt vielleicht sogar einen ganz besonderen "eigenen" Flötenständer (natürlich aus abgelagertem Edelholz), damit bloß nichts an die seltene Klappe kommt.

Also als Flöte ist man bei dir sicher genau so gut aufgehoben wie in @funstrumentalist 's Schoß.

Nein nein, nicht daß du denkst, ich gönne sie dir nicht... :opa:
 
Nicht daß du denkst, ich gönne sie dir nicht... :opa:

Nee, ich doch nicht...:rolleyes: ich wollte dir doch nur die lausige Arbeit ersparen, aber ja :engel:

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Der Grünspan hat schon heftig zugeschlagen bei dieser Flöte

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Während das Bohrloch für die Klappenführung noch nicht ganz durchgebohrt werden musste

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ist bei den Säulenkugelköpfen bis in den Kopf gebohrt worden (Hier habe ich den grünen Gnom schon teilentfernt am Ring) da gilt es besonders vorsichtig zu sein, denn schnell ist der Kopf undicht wenn du nur mal 0,001mm zuviel entfernst...

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dazu ist das Holz im Kopf schwarz oxidiert vom Kupfer, im Fuss sieht es "normal" aus

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von den "Kleinteilen" ganz zu schweigen

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auch die Unterseite der Klappe ist dick mit Greenspan belegt und auf der Klappendichtung ist in der Mitte schon ein grüner Fleck angekommen. Eventuell ist neu belegen angesagt, mal sehen...

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Am Labiumschnitt findet man schon eine kleine schwarze Stelle und am Schnabel hat wer mal einen tiefen Schnitt gemacht und den Lack darüber entfernt.

Den Lack werde ich auch entfernen, aber seeehr vorsichtig an "gewissen Stellen" und dann bin ich vor allem mal gespannt ob am Ende noch alles dicht ist.
 
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Wenn der grüne Killer erst mal runter ist, dann sieht das Ganze meist schon ganz manierlich aus.
Was gibt es Schöneres, als so einem ungeliebten Oldie wieder Leben einzuhauchen?
Dauert zwar einige Stunden, aber davon haben wir ja reichlich ;)

Die Kleine wird es dir danken durch ein wunderbares Spielvergnügen der besonderen Art!

PS
Ich nehme an, du wirst die unnötige Narbe am Schnabel restlos beseitigen und deine Ziehklingen einsetzen, um wieder eine perfekte Optik herzustellen?
 
die unnötige Narbe am Schnabel

Klar, die möchte ich schon los werden, aber der Schnitt ist leider ganz schön tief, da arbeite ich mich langsam vor.

Ich nehme inzwischen statt Ziehklinge auch öfters mal eine Cutterklinge. Die sind noch viel handlicher und haben noch mehr Biss, für Feinarbeiten echt klasse. Gerade für Ringe und kleine Vertiefungen kann man sie prima einsetzen. Nur muss man aufpassen, da sie sehr scharf sind. Nicht nur wegen den Fingern, man "schnibbelt" auch schnell mal etwas zuviel ab :rolleyes:
 
Wenn es um die Entfernung von Lack an "kritischen" stellen geht, habe ich beste Ergebnisse mit einem Okuliermesser gemacht.

39060.jpg


Quelle: http://www.schweizer-messer.eu/Vict...messer/Victorinox_Gartenmesser_rot/39060.html

Da ist ja nur eine Seite der Klinge angeschliffen! Dazu die verschiedenen Bereiche - grade und geschwungen, die feine Spitze - um sich optimal an die gegebene Situation anpassen zu können. Da die Messerklinge nicht so extrem hart ist, richten sie auch weniger Schaden an und läßt sich leicht nachschärfen.

Dazu und für mich besonders wichtig: Immer in der Tasche... kein schlechter Vorteil, wenn mal der Paketbote klingelt und eine neue alte Blockflöte ihr neues Heim gefunden hat!
Also ich komme gut damit klar :great:

Trotzdem, so ein Satz Ziehklingen steht auf meiner Einkaufsliste weit oben ... für alle Fälle :D

PS
Fast vergessen zu erwähnen, ich habe mir auch den Klingenrücken mit ca. 15 Grad zur Schneidfasenseite angeschliffen, so habe ich "scharfe" Innen- und Aussenbögen und kann eigentlich alle Formen bearbeite!
 
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Klar, so ein Okkuliermesserchen ist was feines, da kann man sehr virtuos mit arbeiten:great: Ich habe auch noch eine Gärtnerhippe, die ist deinem sehr ähnlich und früher hatte ich die immer im Hosensack stecken.

Das blöde ist nur, dass ich ständig eingeschlafene Hände habe, da habe ich gerne wenig Gewicht in der Hand, sonst brummen die Finger noch mehr. Da kommt mir eine leichte Klinge ohne Schnickschnack sehr entgegen.
 
Ich hab's gerade mal gewogen ... 35 Gramm finde ich jetzt nicht zu schwer, das schaff' ich soeben noch :rofl:
 
das schaff' ich soeben noch :rofl:

Du Schelm... :tongue:

ne, es ist nicht nur das Gewicht, aber was ich mit meinen Knochen und dadurch auch mit den Armen und Händen etc.p.p. habe, dass wünsche ich keinem, seit über 30 Jahren großes Theater und ein Ende der Vorstellung ist nicht in Sicht... :ugly: Da greift man nach jedem "leichten Strohhalm" :weird: Für einen Handwerker mit Leib und Seele ist das nicht lustig, Kopf voller Ideen und der Körper geht flöten...:m_flute:
 

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