Akkordeon "umgedreht": Linkshänder

Hände am Fahrrad ist ja mal ein für mich sehr verständliches Bsp. in diesem Zusammenhang:

Obwohl ich als RH die VR-Bremse lieber rechts hätte, konnte ich mich aus Standardisierungsgründen (Radwechsel) nie zum Umbau entscheiden und hab mich nun wohl so dran gewöhnt, dass ich's fast verdrängt hab. Und schon kann ich die LH-Spieler mit üblicher Akk-Haltung besser verstehen. :great:
 
Hätte vermutet, dass der Balg erst mal nicht so viel Feinmotorik benötigt
das gehört eigentlich nicht in diesen Thread, aber um es nicht unkommentiert stehen zu lassen: Balg ist nicht nur an - laut - aus, sondern trägt maßgeblich zur Tonformung bei. Näheres lässt sich garantiert über die Suchfunktion (Suchwort z.B. Balgführung) finden.
 
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Oje, hatte schon befürchtet, dass ich mich mit dieser Vereinfachung trotz "erst mal ... nicht so wichtig" in die Nesseln setze. :redface:
Niemals wollte ich die Lunge des Akk beleidigen. :engel:
Zu Balgwechsel, Bellowshakes, Bendings etc. hab ich hier schon viel Interessantes lesen können. :)
Dachte nur, ein Anfänger zielt erst mal auf die richtigen Melodietöne und arbeitet dann daran, dass es gut klingt. :nix:
Daher dachte ich, man sollte vor allem den Diskant so einfach wie möglich machen (also links für LH).

Aber diese Strategie wäre wahrscheinlich (außer zu Motivationszwecken am Anfang) ohnehin falsch, da man ein Instrument nicht für den leichten Anfang, sondern den tatsächlichen Gebrauch, konzipieren sollte. :gruebel:
 
Ich bin als Linkhänderin seit frühester Jugend auf einem „normalen“ Tasten- bzw. inzwischen Knopfakkordeon unterwegs (und ich spiele im Orchester auch ohne Probleme eine virtuose 1.Stimme). In meinem Bekanntenkreis sind mehrere linkshändige Akkordeonspieler (bis hin zum Solistenexamen) und alle spielen auf ganz normalen Instrumenten ziemlich gut.
Mit 17 Jahren habe ich mit Klavier angefangen. Und obwohl ich Linkshänderin bin, ist die linke Hand nie so gut geworden, wie die rechte Hand (weder auf dem Klavier noch auch dem Akkordeon MIII).
 
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@musicalfever4
Sehr interessant, Erfahrungen einer LH zu lesen. Danke dafür. :)

Warst du irgendwann der Meinung, ein LH-Modell oder das Akk. zu drehen wäre für dich besser gewesen?
Wie kam es deiner Meinung nach dazu, dass du als LH rechts besser geworden bist als links?
 
Ich bin schon vor der Einschulung mit Melodika angefangen. Das Ding konnte man ja nicht einfach anders herum halten, weil das Mundstück, in das man reinpusten musste, nur an einer Seite war. Dann hätte ich die Tasten nach hinten drehen müssen. Ich kann es nicht mehr sagen, aber ich glaube, das mein Lehrer das nicht erlaubt hätte.
Als ich dann mit 7 oder 8 mit Akkordeon angefangen habe, stellte sich gar nicht mehr die Frage, die rechte Hand konnte ja schon was und nun dam die Linke dazu, das war für mich dann einfach so in Ordnung. Ich bin, glaube ich, nie auf die Idee gekommen, dass man das auch anders machen kann, alle im Orchester spielten ja so.
Ich habe lange Zeit Taste/MII gespielt. Als sich herausstellte, das ich beruflich etwas mit Musik machen wollte (bin Musiklehrerin an einer allgemeinbildenden Schule), musste Klavier her, damals zählte Akkordeon hier noch nicht als „richtiges“ Instrument. Inzwischen kann man an meiner damaligen Uni aber auch Hauptfach Akkordeon studieren. Aber für Schulmusik war Klavier Pflicht und so fing ich im 12. Jahrgang mit Klavier an. In den knapp 2 Jahren, die ich vor dem Beginn des Studiums Zeit hatte, bin ich schon recht schnell vorwärts gekommen, weil ich eben schon Taste konnte und Linkshänderin war. Ich weiß nicht mehr, was ich zur Aufnahmeprüfung gespielt habe, aber sicherlich mehr, als jemand, der 2 Jahre Unterricht hatte. Inzwischen spiele ich Klavier hauptsächlich noch Liedbegleitung in der Schule oder wenn mal ein Klavierpart im Orchester besetzt ist. Die rechte Hand ist einfach besser, warum? Keine Ahnung, jahrelanges Training im Orchester? Ja, mit Sicherheit, mein erster Musiklehrer hat viel auf das Orchester hin trainiert, mit der linken Hand wurde nicht so viel gemacht, er war auch nicht Akkordeonlehrer von Hause aus, sondern Klavierlehrer, aber hej, bei Akkordeon konnte man ja Gruppenunterricht mit 5 Personen machen - Klavier war immer Einzelunterricht, da verdiente er weniger dran.
Man hat sich als Linkshänder aber auch daran gewöhnt, dass Dinge nicht so sind, wie man das als Linkshänder gerne hätte. Ich kann ja auch nicht einfach von rechts nach links schreiben, nur weil das schöner für mich ist.
 
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@musicalfever4:

Sehr interessant. Auch das es sich sogar als Vorteil beim Klavielernen herausstellte. :great:
 
Schon sehr interessant anzuschauen!
Aber hat nicht Würthner im Krieg? 2 Finger verloren und sich daher schon früher das Akkordeon "einfach umgedreht" bis er später eines in Trossingen gebaut bekommen hat?
Ich erinnere mich, dass im Handharmonika-Club eine Spielerin war, welche auch Finger an der rechten Hand verstümmelt hatte. Dieser hatte der Akkordeon-Lehrer, welcher auch Instrumente reparieren konnte, ein Instrument umgebaut, sodass Sie umgedreht spielen konnte. Ich fand das seinerzeit sehr gut von dem Akko-Lehrer.
Leider habe ich keine Foto von diesem Spezial-Akko.
 
Da muss nichts umgebaut werden, außer evlt. die Riemen anders herum anbringen.

Es gibt ein Video von einem Akkordeonisten der spielt wie der Teufel, dann dreht er das Instrument herum und spielt linksherum genauso teuflisch weiter.
Wir hatten das Video hier mal verlinkt, ich hab's aber auf die Schnelle nicht gefunden.
 
Sehr interessant. Auch das es sich sogar als Vorteil beim Klavielernen herausstellte. :great:

Da muss nichts umgebaut werden, außer evlt. die Riemen anders herum anbringen.
Wobei ich glaube, dass extra Linkshänderausführungen nicht wirklich einen Mehrwert bringen, solange keine körperlichen Handicaps vorliegen (so wie bei Würthner z.B.)
Es gibt zwar in vielen Dingen Linkshänderausführungen, wie z.B. bei Scheren etc - da macht es auch Sinn, weil das Gerät nur mit 1 Hand bedient wird und dass das dann die Vorzugshand ist ist logisch. Sobald beide Seiten benötigt werden ist der Vorteil dahin.

Aber sobald das Gerät sowieso zweihändige Bedienung erfordert bringt das alles nichts mehr, denn man muss die "ungeschicktere" Hand sowieso trainieren. Beim Klavier ganz speziell - da muss man zwangsläufig die schlechtere Seite stärker trainieren, dass man auf ein gleichmäßiges Leistungsniveau kommt, sonnst ists mit Klavierspielen ziemlich schnell Essig, wenn nur eine Hand brilliert und die andere hinterher hinkt!

Und beim Akkordeon ists eigentlich genauso: ich habe zwei Seiten die beide gut bedient werden sollten, sonnst kommt man sehr schnell in die Situation dass man nicht weiterkommt, weil die "schlechtere Seite zuviel Aufmerksamkeit erfordert. Kenn ich, als ich Melodiebass anfing - das hat dan erstmal soviel Aufmerksamkeit erfordert dass die geübtere Diskantseite auch sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Erst nachdem ich die linke Hand "flott geübt" hatte ists auch auf dem Diskant wieder besser geworden.

Von daher wird die Sache mit Linkshänderakkordeon m.E. völlig überbewertet - denn es sind zwei verschiedene unabhängige Seiten, die aber beide zusammen ein Ergebnis geben sollen und das kann nur gelingen, wenn beide Seiten auf ähnliches Niveau gerbacht werden (reine Orchestespieler hier natürlich ausgenommen... aber die nutzen das Akkordeon ja eh bloß halb)
 
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Hätte gedacht, dass selbst auf höherem Niveau (bspw. mehrstimmige Fugen) die rechte Hand mehr zu tun hat. :nix:
Schließlich sind dort i.Vgl. zur linken 25% mehr Finger zu steuern. :D

Aber das waren natürlich Mutmaßungen. Und da ich hier immer mal was von LH-Gitarren lese, fragte ich mich, wie das beim Akk. so läuft. Da LH anscheinend auch so gut klar kommen, ist ja alles super. :)
 
Schließlich sind dort i.Vgl. zur linken 25% mehr Finger zu steuern. :D
Dafür hat die Linke Hand noch zusätzlich den Balg zu steuern, was ja, sobald man das absolute Anfängerstadium überwunden hat, deutlich mehr ist als "nur auf-zu-laut-aus"!


Egal wie ich das wende - ich sehe keinen deutlichen oder überhaupt Vorteil wenn man spezielle Rechtshänder, Linkshänder Versionen baut - kompliziert ists eh die verschiedenen Grundaufgaben auf zwei Hände zu verteilen und beim Akkordeon haben - zumindest nach meienbr Erfahrung - beide Hände genügend zu tun... Und das muss man dann so oder so lernen und üben - Wenn man das Akkordeon andersrum spielt und hat hierfür keien besonderen Gründe wie fehlende Finger etc... dann halte ich persönlich das eher für eine Marotte als für eine spezielle "Linkshändererleichterung"
 
Ich denke, jeder spielt sein Akkordeon so, wie er es mal gelernt hat. Der Rechtshänder, der "einfachso" das Instrument umdreht, der Linkshänder, der meint, umgedreht gehe es bei ihm besser. Und eben der Rechts- wie Linkshänder, der - oft als Kind - einfach das Akkordeon "richtigrum" in die Hand gedrückt bekam und losspielte. Und so, wie die Person es angefangen hat, spielt sie halt weiter. (Spezialfälle wie der Virtuose, der unterm Spiel umdreht oder Leute wie Würthner, der umlernen musste, mal ausgenommen.)
 
Ich meinte, einmal einen youtube-Film eines Akkordeonisten gesehen zu haben, der mitten im Stück sein Instrument gedreht hat und dann so weitergespielt hat... aber ich finde das Video nicht mehr - kennt es jemand von euch?
 
Sehr praktische Fähigkeit, wenn man die Noten mal verkehrt herum abgelegt hat. :D

Dafür hat die Linke Hand noch zusätzlich den Balg zu steuern, was ja, sobald man das absolute Anfängerstadium überwunden hat, deutlich mehr ist als "nur auf-zu-laut-aus"!
Ich meine, da im Video Unterschiede zu erkennen, die zeigen, dass das Übung braucht. :engel:
 
Vielen Dank, liebe @lil , für das Video Genau dieses kreiste mir im Kopf herum.
Dazu gibt es nichts mehr zu sagen oder zu husten - man bleibt sprachlos ... :oops:
 
Ich meine, da im Video Unterschiede zu erkennen, die zeigen, dass das Übung braucht. :engel:
äh? wie meinen?.. natürlich brauchts Übung! so ganz von alleine spielt sich ein Akkordeon nicht, egal wie rum man das hält! Und natürlich ist die linke Seite und die rechte Seite unterschiedlich! Aber auch das kriegt man mit Übung in den Griff!
 
äh? wie meinen?.. natürlich brauchts Übung!
Eben. Du schriebst sinngemäß "Der Balg ist auch nicht trivial" und in jenem Video meinte ich erkennen zu können, dass er sich andersherum schwerer tut, da er dies sicher nicht so viel übte. Dies wertete ich als Beleg für deine von mir zitierte Aussage. Seh da gar keinen Dissenz. :nix:
Dazu gibt es nichts mehr zu sagen oder zu husten - man bleibt sprachlos ... :oops:
Müssen wir halt klatschen. :claphands:
 

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