Ich habe noch mal nachgedacht und als ich vor 2 Jahren noch ein junger wirscher Kopf war, grün hinter den Ohren, (ist das heute anders?), wollte ich das beste Akkordeon mit den tollsten Stimmplatten haben. Da kann man mit dem Stichwort "Barcarole" einiges im Forum finden - unter anderem einen Jungspund und Naseweis, der alles wissen - und besserwissen wollte.
Wenn man (ich) also etwas verbessern will - ist es dann wirklich zum Wohle des Akkordeons oder zum Wohle des persönlichen Egos? Sich zu freuen, daß man in seinem Akkordeon eine bessere Stimmplattenqualitätsstufe hat als andere, ist zwar ganz nett. Viel mehr Spaß macht es aber, wenn man anderen zeigen kann, was man alles aus dem billigsten Chinesenakkordeon herausholen kann.
Ich hatte den Fehler mehrmals gemacht, daß mein Ego "ich muß ein supertolles Akkordeon haben" über mich gesiegt hatte. Ich bin daher froh, daß sich das mit meiner Cantus geändert hatte. Sie ist nicht das obertollste Instrument im Vergleich mit anderen, aber sie bietet mir alles, was ich will.
Bitte falle also nicht auf diesen Trug herein, den der Kopf manchmal gaukeln will.
Wenn Du ans Verändern der Bravo denkst, dann ist das vielleicht so, daß Du mit dem Akkordeon an sich noch nicht zufrieden bist. Du solltest daher auch andere Akkordeons antesten - und damit meine ich einfach alles, was Dir in die Finger kommt: Im Geschäft, bei Freunden, beim Straßenmusikanten. Beim nächsten Treffen lenke ich Willi ab und Du schnappst Dir seine Gola, danach machen wir das Spiel mit Maxitos Morino, krabbeln über Beltuna und Bayernsebbls Monte zu Echses Tango. Alle tuten sie und sie tuten beim einfachen Spieler gleich, beim gewieften unterschiedlich - aber keines wird bei einem guten Spieler schlecht abschneiden, wenn das Akkordeon nicht wirklich das allerletzte ist.
Das ist auch etwas, was mir sehr positiv beim letzten Treffen in Klingenthal aufgefallen ist. Keiner hatte Allüren, daß er das beste Akkordeon haben müsste und alle anderen schlecht wären. Viel wichtiger: Jeder hatte das Gefühl, daß sein Akkordeon das für ihn richtige ist. Und wenn man dieses Gefühl hat, geht man ganz anders mit seinem Akkordeon um. Man möchte freilich, daß das eigene Akkordeon gelobt wird, das braucht das Ego, aber das sollte nie zu einem Hahnenkampf werden. Jedes Akkordeon hat seine Eigenart und aus jedem kann der richtige Spieler sehr viel herausholen.
Wer glaubt, jemand zu sein, weil er ein tolles Akkordeon hat, ist ein Niemand. Denn was bleibt übrig, wenn man ihm das Akkordeon wegnimmt?