Kann natürlich auch sein, dass ich das falsch interpretiert habe...
Ja, hast Du.
Da gibt's auch nix zu interpretieren.
Ein "Lied" spielen zu wollen, indem man die Akkordfolge auf der Gitarre spielt und auf den Gesang verzichtet, ist sinnlos. Weil das Lied in seinem eigentlichen Kern aus Gesangsmelodie und Text besteht und die Gitarre nur begleitendes Instrument ist.
Wo mache ich da eine Aussage über das Können des Gitarristen?
Selbst, wenn du in Lage bist, die typischen "Riffklassiker" mit definitivem Wiedererkennungswert hervorragend zu spielen (Sweet Home Alabama, Highway to Hell, Enter Sandman, Stairway to Heaven, Smells like Teen Spirit, Smoke on the Water.....) - wenn der Gesang fehlt, interessiert's ungefähr ab Takt 16 niemanden mehr.
Kennst Du die Situation, wenn man mit Leuten zusammensitzt und "mal was spielen" soll und dann fängt man immer Stücke an und bricht sie wieder ab? Warum? Weil der Gitarriste nicht mehr weiterweiss? Nö. Weil der Text fehlt. Typische Stelle für "lass mal was anderes probieren": Nach dem ersten Refrain, die 2. Zeile der 2. Strophe. Da verlässt die meisten Gelegenheits-Sänger ihr Gedächtnis.
Die Aussage: "Du hast eine bessere Chance, ein guter Gitarrist zu werden", muss ich tatsächlich etwas ändern.
Richtig ist: Wenn Du singst, bleibst Du nicht Gitarrist, sondern wirst Musiker.
Du lernst als Sänger z.B. Melodien zu formen und richtig zu phrasieren, Pausen zu setzen - weil Du deinen Atem richtig dosieren musst. Du lernst beim Singen auch, dass du zum Musikmachen den GANZEN Körper einsetzen musst, wenn Du Dynamik erzeugen willst. Du lernst, gleichzeitig zu singen und zu hören. Du lernst über das Versmass des Textes, mit dem Timing zu arbeiten und den Takt zu halten. Du lernst vor allem anderen, dass man Eindruck erzeugen kann mit purer Musik und einfachsten Mitteln - und nicht mit "Schalldruck", HiGain, Effektpedalen und Rumgezerre am Tremoloarm.
Das ist ein zusätzliches Wissen, das man "Nur-Gitarristen" voraus hat und auf die Gitarre übertragen kann. Und damit hat man eine bessere Chance, ein guter Gitarrist zu werden.
Trotzdem gibt's natürlich hervorragende Gitarristen, die nicht singen. (Angus Young, Ritchie Blackmore, Kirk Hammett.....) Aber z.B. Kurt Cobain wäre als "Nur-Gitarrist" definitiv nicht der Held geworden, der er ist......
Es macht also mehr Spass Musik zu machen?
Naja wenn ich mich erstmal höre, dann vergeht mir der Spass
Wenn man anfängt, ein Instrument zu lernen, klingt das schräg. Das ist so. Ob es sich um eine Geige handelt, eine Gitarre oder die eigene Stimme. Man muss erst lernen, dieses Instrument zu beherrschen.
Es macht niemandem etwas aus, als Anfänger schräg und schief mit der Gitarre rumzulärmen. Im Gegenteil, die Begeisterung wächst mit der Lautstärke. Und mit der Begeisterung wächst das Können.
Aber für "schlechtes" Singen schämen sich viele.
Woran liegt das?
Sich schämen ist auch nicht Rock'n'Roll.