Akkorde eines Modus

  • Ersteller RHCP-91
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Ich habe keine Ahnung, wer Danny ist. Aber wenn Du mit der Danny-Methode für Dich selber weiterkommst, soll mir das recht sein.

Mein Empfinden in dieser Angelegenheit ist halt, daß Du völlig in die verkehrte Richtung denkst:

ERSTENS: Kann man Dein Beispiel schlecht konkret besprechen, weil man den harmonischen Rhythmus nicht kennt. Außerdem ähneln Deine Akkordebezeichnungen eher einer Liste von Autobahnabschnitten.

ZWEITENS: W E N N wirklich A der Grundton und das tonale Zentrum ist, dann ist die einzige Frage, die man sich stellen kann, jene nach einem passenden Modus in/auf A. Da hat ein Gedanke an G-Dur (der für dich unausweichlich zu sein scheint) nix verloren.

DRITTENS: Der Modus/die Skala ist nur die ander Seite der Medaillie eines Akkordes. Wenn ein Akkord F-maj 7 erklingt, kannst du nicht "willkürlich" F-mixolydisch dazuspielen (weil sich die verschiedenen Septimen gegeneinander reiben werden), bzw. kannst das erst, wenn Du ein wirklicher Meister bist und das ganze entsprechend gekonnt und selbstbewußt "verpacken", vorbereiten und beenden kannst. Aber für die Niederungen der Musikmacher geht das einfach nicht, weil es falsch klingt. Ein Akkord beschreibt also schon eine gewisse Skala, weil ein Akkord ja ein Ausschnitt aus dieser Skala ist. Du mußt Dich also damit vertraut machen, welcher Akkord welche Skala "nahelegt" ... Stichwort CHORDSCALES ...

VIERTENS: W E N N eine Reihe von Akkorden hintereinander wirklich zueinander in Funktion stehen und gemeinsam rund um ein tonales Zentrum "funktionieren", dann kann man natürlich dieses gemeinsame tonale Zentrum herausfinden, und es gewissermaßen als "Heimat" auffassen, und im passenden Modus DIESER Heimat verweilen, weil die sich ändernden Akkorde ja nur Funktionen davon sind. Aber das ist schon eine andere, zweite, Baustelle ...
 
Mod-Anmerkung: **Sinnloses Vollzitat gelöscht, da es direkt darüber steht.**
Bitte lies Dir diesen Thread durch und befolge die
Bitte um sinnvolles Quoting! Danke!

Also Danny wurde schon vorher ein paar mal genannt ;) es handelt sich um danny gill, eine der Lehrer von Lick Library. Un da zonquer ihn und die DVD kennt hab ich es nach der Methode versucht. Und Danny hat sich bei den theoretischen Überlegungen immer auf die Dur tonart bezogen um dann den bezug zum jeweiligen Modus zu schaffen. Vielleicht ist dies auch eine Anfängermethode (also damit Leute wie ich es besser verstehen?!)

Wie hätte ich die Akkorde denn schreiben sollen?

Die Beziehung zwischen Akkorden und Skalen fange ich langsam an zu verstehen. Also könnte ich im Solo auch über jeden der Akkorde eine andere Skala verwenden (wäre doch eher die jazzmethode oder?)

Das was du unter Viertens beschreibst hab ich doch versucht zu erklären oder? Irre ich mich?

Gruß Timo
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wie hätte ich die Akkorde denn schreiben sollen?

Erstens ist nicht gesagt, daß man auf den tiefen 3 Saiten einer Gitarre nur geschlechtslose Akkorde spielen kann. Zweitens, auch WENN man das tut, dann ersetzen sie in ihrer Funktion doch immer vollständige Dur- oder Moll-Akkorde. D5 ist also keine harmonische Akkordbezeichnung, sondern eher eine Voicing-Anleitung. Um eine "harmonische Analyse" zu betreiben, wie wir es hier zu tun versuchen, wäre jedoch eine "richtige" und vollständige Akkordbezeichnung vorteilhaft ...

Die Beziehung zwischen Akkorden und Skalen fange ich langsam an zu verstehen. Also könnte ich im Solo auch über jeden der Akkorde eine andere Skala verwenden (wäre doch eher die jazzmethode oder?)

Ob Du das nun Jazz-Methode nennst, oder irgendwie anders, ist doch unwichtig. Die (meiner Meinung nach !) Basis-Bauanleitung für ein Solo ist:
a) was ist der Grundton ?
b) was für eine Akkordqualität erklingt (Dur, Moll, vermindert, halbvermindert, DomSept.) ?
c) welches ist die passende Basis-Skala dafür ?

Natürlich ändert sich das mit jedem Akkord. Aber es ändert sich ja auch der Klang und der Grundton mit jedem Akkord. Wie gesagt ... das dann alles "zusammenzufassen", für den Fall, daß es ein gemeinsames tonales Zentrum gibt, das ist dann erst der zweite Schritt ...


Das was du unter Viertens beschreibst hab ich doch versucht zu erklären oder? Irre ich mich?

Ja, aber mit einem falschen Ergebnis. Denn WENN die Akkorde allesamt Funktionen von G-Dur wären, hätte die Schlußfolgerung der Wahl A-Dorisch als Skala keinen Sinn. Und wenn A-Moll die richtige Gesamtumgebung wäre, dann hätte das Denken an G-Dur keinen Sinn. Eines von beidem muß daneben sein ...
 
...was beim Link über die Stufenakkorde stand weiß ich schon, daran mangelt es also nicht...
Tut mir leid, das feststellen zu müssen: es mangelt doch...
Vorab für deinen Background:
Frank Haunschilds Buch ist für den Anfang definitiv zugänglicher als Sikora, deshalb habe ich es ja auch erwähnt. Du kannst dir das benötigte Grundlagenwissen genauso auf diversen Internetseiten und bei Wikipedia zusammensuchen, Hauptsache es wird wirklich erfasst und verstanden.

Für die Akkordfolge Am-G-F, wie sie bei Danny Gill für das Kapitel Aeolian als Backing Track gespielt wird, wären die Stufen in "natürlich Moll": I - VII - VI.
Das ist seit Jahrzehnten eine sehr beliebte Folge, besser gesagt eines der Rock Clichés überhaupt.
Du kannst diese Folge in unzähligen Stücken seit der Gründerzeit des Rock und Pop hören, z.B. in All Along the Watchtower - Bob Dylan oder in meiner Lieblingsversion bei Jimi Hendrix, in Don't Fear the Reaper - Blue Öyster Cult, Because the Night - Patti Smith, Sultans of Swing - Dire Straits, In The Air Tonight - Phil Collins...
Als Power Chords sind Variationen dieser Abfolge von 3 Chords im Ganzton-Abstand von Iron Maiden und anderen Hard & Heavy Rockern auf das Üppigste bedient worden, auch bei deren Vorbild Black Sabbath kommt sie in Paranoid zwischen den Strophen vor.
Natürlich kommt auch das legendäre Solo von Jimmy Page in Stairway to Heaven nicht ohne den Background dieser Akkordfolge in Reinform aus. Höre dir diese Stücke am besten gründlich an (Youtube, Internetradio, Plattensammlung der Eltern...) und spiele dazu.

...Versteh hier leider nicht ganz den Unterschied zwischen den verschiedenen Auffassungen von Modalität im ersten Satz...
Und zu der Übung: Ich habe also 8 Takte Fm, 8 Take Ebm und 8 Takte Dm und spiele über jeden den jeweiligen Dorischen Modus? Und dabei soll man einfach ein wenig experimentieren? ...

Zur Übung zuerst: nimm dir halt einfach nur den Akkord-Dreiklang Am mit einen Rhythm-Track und spiele 5 Minuten einen Modus (äolisch) darüber. Mache ein Päuschen und spiele dann über den gleichen Track 5 Minuten einen anderen Modus: dorisch.
Schließlich kannst Du alle 8 Takte in einen (passenden) Modus wechseln und/oder die Akkordfolge erweitern, aber bitte nicht als Kadenz.

Zum Unterschied: Axel Jungbluth schreibt so schön in seiner Harmonielehre, in der der Modalität gibt es keine Weiterführungslogik der Akkorde, deshalb fällt sie aus dem Rahmen der Harmonielehre.
Wenn Du die Übung wie bei Aebersold spielst, wäre das modale Verhältnis der benachbarten Modi: verschiedener Grundton (Ton) bei gleicher Struktur (Modus), Jungbluth nennt das polytonal-unimodal.

Ich hatte aus eigener Erfahrung spontan die Übung von Aebersold im Sinn, weil sie das erste war, was ich vor langer Zeit als Chord Scale mit den "komischen Bezeichnungen" der Modi gespielt habe.

Wenn man Chord Scales über Kadenzen spielt, kann sich diese Art von "echter Modalität" m.E. längst nicht so einfach einstellen.
Deshalb wundern mich die vielen Wirrnisse im Forum gar nicht, wenn in Beiträgen so etwas Ähnliches über die Modi von Dur steht wie, "aber das sind doch immer die gleichen Töne..."

...Das mit dem substituieren im 1. Satz müsstest du mir noch mal etwas genauer erklären, ...

Zurück zur Akkordfolge Am - G - F. Das Solo löst sich nach C auf und C ist (für mich) das eigentliche tonale Zentrum von Danny Gill. Hier liegt m.E. die Akkordfolge VI-V-IV in der Tonart C-Dur vor, sorry for that.
Das ist eine Verkürzung der Akkordfolge I-VI-V-IV, komplett mit C (C-Am-G-F bzw. I-VI-V-IV), zu hören in Purple Rain - Prince, Two Princes - Spin Doctors...

Diese Akkordfolge ist übrigens die Variation eines Ur-Turnarounds seit der Doo-Wop-Ära: C-Am-F-G bzw. I-VI-IV-V (Please-Mr. Postman, Stand by Me, Crocodile Rock, Every Breath You Take...).

Wie Du an den Beispielen merken kannst, das alles hat mit Jazz gar nichts zu tun. Es ist nur so, dass in den populären Musikstilen gegenüber den Regeln der klassischen Harmonielehre einige Veränderungen vorliegen und diese Anpassungen wurden zu einem Konzept ausgebaut, das man gemeinhin Jazz/Rock/Pop-Harmonielehre nennt. Zutreffend ist dabei, dass es von "Jazzern" entwickelt wurde.

Dieses Konzept der Chord Scales entstand ursrpünglich am Berklee College, als man dort durch die Arbeit von Herb Pomeroy und anderen ein theoretisches Modell für die Beschreibung der harmonischen und melodiösen Abläufe im Jazz entwickelte, das als Akkordskalentheorie zum Standard-Modell der Analyse populärer Musik-Stücke wurde.

Jazzer lieben Vierklänge, aber hier ist ein Beispiel für die jazzfreie Verwendung: bei der Band The Police findet sich die Bandbreite von Songs mit Wurzeln im Punk bis hin zu solchen, bei deren Akkordfolgen auch außerhalb der Dominante Vierklänge vorkommen, m.E. erstmals im Mainstream. So in 'O My God' auf 'Synchronicity', ein purer Rock Song, aber komplett aus Vierklängen: | A7#9 | ./. | C9 | ./. |... und irgendwann E7.
Bekannter ist in dieser Hinsicht sicher die Akkordfolge von 'Message in A Bottle' aus dem Album "Regatta De Blanc': | C#m9__ Amaj7 | B7__ F#m |...

...versteh ich bis auf die G7-Arpeggios, warum genau passen die?...
Meine gedachte Betonung lag auf "Ausprobieren". Ob's passt, hängt vom harmonischen Umfeld, der Stilistik und deinen Ohren bzw. Improvisationserfahrung ab.

Die Tonfolge g-h-d-f enthält jene Töne, die nicht im Dreiklang a-c-e enthalten sind, wohl aber in "a äolisch". Solche Töne der Chord Scale nennt man "Tensions" oder diatonische Erweiterungen. Der englisch-sprachige Begriff sagt ganz gut, was sie tun: Spannung schaffen.
Wobei man hier auf die Platzierung des Tones f achten sollte, der stark dissonant klingt, aufgrund seines Halbtonabstands zur Quint des Dreiklangs Am. Die anderen Töne hören sich für meine Ohren bezaubernd an.
Das "gefährliche" f besser nicht auf volle Zählzeiten setzen oder die Quint des Akkords weglassen, als "Jazz-Chord" wäre z.B. das Voicing a-g-c für Am7 als Grundlage für Klangexperimente recht passend.
Aber das sollte eigentlich Teil deiner Entdeckungen sein

Die frühen großen Musiker des Rock waren wohl in der Regel Autodidakten und spielten, was sie sich bei ihren Vorbildern unter den schwarzen Musikern abhören konnten: für Solos hauptsächlich Moll-Pentatonik und Blues Scale, was äußerst praktisch oft über ganze Akkordfolgen passt. Außerdem, was sie aus "weißen Traditionen" der Folk oder Country Music im Ohr hatten, z.B. die Dur Pentatonik.
Die genannte Moll Pentatonik hat bekanntlich die gleichen Töne wie die Dur Pentatonik, es ist nämlich deren 5. Modus, als Beispiel: Dur Pentatonik C-D-E-G-A -> Moll Pentatonik als Folge ab dem 5. Ton: A-C-D-E-G.
Gleiche Töne, aber völlig anderes Hörerlebnis (= Wirkung), probiere es über eine Akkordfolge aus.
Ich finde, so etwas (und der Blues) sollte für Rock-Musiker tief im Ohr verwurzelt sein und auch in ungewöhnlicheren harmonischen Situationen ausprobiert werden. Zur Vertiefung in Sachen Pentatonik hat Cudo hier einen gehaltvollen Workshop verfasst: https://www.musiker-board.de/faq-workshop-muth/45109-pentatonik-inside.html
Zur Anwendung in ungewöhnlicheren harmonischen Kontexten findest Du Informationen bei Frank Gambale, aber inzwischen wohl auch auf diversen Gitarristen-Webseiten.

Mit besserer Ausbildung der nachfolgenden Musikergenerationen gab es auch im Rock ab den 80er Jahren zunehmend technisch-virtuos und "anders" spielende Musiker (Eddie van Halen, Steve Vai, Joe Satriani, Yngwie Malmsteen...).

Da blieb es nicht aus, dass auch das Interesse an den theoretischen Grundlagen der Rock/Pop-Musik wuchs. Wie man anhand von vielen Online-Kursen, ausgebuchten Lehrinstituten, der umfassenden DVD-Serie 'Lick Library' und natürlich auch an Buchveröffentlichungen ab den 90er Jahren sieht, gehört fortgeschrittenes Know-How auch für Rockmusiker immer mehr zum Standard.
In Buchform fällt mir dazu Einiges ein von Abi von Reininghaus, Chris Korblein, Peter Fischer, Bernd Brümmer, Christian Holzer, Jeremy Sash, Wilbur Savidge, Barrett Tagliarino...
 
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