Die SG taugt nicht zum Vergleich, die klingt wegen der Pickupposition immer brillianter/heller.
Dass eine SG neben einer LP eigentlich immer etwas dünner klingt, sehe ich auch so, und das auch auf dem BridgePU. Allerdings sitzt der bei gleicher Mensur an der gleichen Position wie bei einer Les Paul
.
Zur Geschichte der Les Paul und deren Konstruktion gibts übrigens die verschiedensten Variationen, da würde ich nicht allzu viel drauf geben. Auch in den Interviews, die Les Paul selbst, Ted McCarthy und andere Zeitzeugen früher schon gegeben haben, sind immer neue Versionen aufgetaucht, teils von der gleichen Person. Und da wurden zB schon Gründe genannt wie die höhere Widerstandskraft von Ahorn gegenüber einem Ausweiten der Löcher für die Bridge - nur dass das eigentlich nicht das große Problem gewesen sein kann, da die ersten LPs keine Wraparound, sondern noch ein Trapeztailpiece hatten, dass die Zugkräfte abfing. Auch die bereits vorhandene Erfahrung mit der Bearbeitung von gewölbten Ahorndecken soll dann mal eine Rolle gespielt haben, während man das bei Mahagoni noch nicht gemacht hatte. Meine Vermutung geht auch in die Richtung, dass man erstmal einfach eine Holzzusammenstellung gewählt hat, die sich bei hohlen Gitarren schon bewährt hatte. Palisander oder Ahorn wurden bei akustischen Gibsons zwar auch für Bodies verwendet, wären aber als alleiniges Material noch schwerer gewesen als das durchschnittliche Honduras-Mahagoni.
Letztlich sagt das alles in Bezug auf das Thema Klangunterschied aber auch gar nichts aus. Die Herrschaften bauten was völlig neues, und über den Einfluss der Hölzer auf den Klang machten sie sich gar nicht so viele Gedanken. Die kreisten mehr um die konstruktiven Unterschiede zu akustischen Jazzgitarren, und das eine Solidboy als solche viel mehr Sustain und weniger Feedback produzieren würde. Letzteres betraf in dem Fall auch weniger das Höhenfiepen, sondern vor allem das Aufschaukeln einer Jazzbox im Bassbereich. Das zu vermeiden wurde mit den immer lauteren Bigbands - und den als konsequenz aufgerüsteten Verstärkern - nämlich immer schwerer. Ein wichtiger Beitrag von Les Paul selbst war die von ihm bei seinen ersten Versuchen mit einem Massivbody bemerkte Sustainverbesserung, die auf der Gitarre eine ganz neue Spielweise ermöglichte. Obwohl der Mann wirklich ganz schön schnell und präzise spielte, fand er schnelle Gefallen an dem erweiterten Potenzial für Melodien mit länger stehenden Tönen, die man vorher eher von Geigen, Blasinstrumenten oder Sängern kannte als von einer Gitarre. Ein einteiliger Body erschien ihm wohl einfach als naheliegendste Idee, dieses Sustain zu maximieren.
Das weitere Ausdifferenzieren des "neuen" Gitarrentons kam erst deutlich später, so Ende der 60er. Vor den Herstellern machten sich zuerst Musiker wie Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page Gedanken über Dinge wie Klangveränderung einer LP durch schwere Grover-Tuner statt der alten Blech-Klusons.
Was ich damit sagen will: nur wenig an den früheren Gitarren war speziell darauf ausgerichtet, einen bestimmten Sound zu begünstigen. In dem Punkt konzentrierte sich zB Leo Fender auch in erster Linie auf die Elektrik, während er Holz und Hardware vor allem nach praktischen Gesichtspunkten beurteilte. Welches Holz verzog sich wenig, war günstig i zu kriegen und ließ sich gut lackieren, wie bekommt man bei einem Tremolo einen größeren Modulationsbereich und wenig Verstimmung bei Vermeidung teurer Einzelteile wie Kugellager...
Dass eine Telecaster aus Erle mit Rosewood-Neck anders klingt als eine aus Esche mit Ahorn-Einteiler, dürfte wohl der allergrößte Teil der Tele-Gemeinde so sehen bzw. hören. Auch wenn Leo ganz andere Gründe für die Holzauswahl hatte.
Weil oben mal der Preis thematisiert wurde, muss ich auch dazu noch meinen Senf loswerden: Nicht immer muss eine teure Gitarre auch besseres Holz im Sinne eines besseren Sounds aufweisen. Es ist vielleicht leichter, optisch schöner, besser lackiert und verarbeitet - aber Gitarren mit für mich besonders ansprechenden Eigenschaften (und ja, das Gefühl muss sich bei mir immer erstmal im "Trockenspiel" einstellen, damit mich das Teil wirklich einfängt) habe ich wirklich schon in jeder Preisklasse erlebt, ebenso wie tote Planken, bei denen ich mich gefragt habe, wer bei aller Schönheit für sowas 3.000 € zahlen soll. Dass so ein Reinfall in dieser Preisklasse seltener ist, würde ich schon auch sagen, aber das veranlasst mich keineswegs, nicht vorzugsweise in der Mittelklasse zu suchen und dort letztlich auch fündig zu werden.
Gruß, bagotrix