Absage durch die (unbekannte) Band

Ich habe nicht davon gesprochen einen Gig abzusagen, weil etwas besser bezahltes reinkommt oder ich aufgrund der schlechten Bezahlung plötzlich keinen Bock mehr habe.
In diese Richting ging es aber im Ausgangspost dieses Threads.

OK. Was machst du, wenn diese Gefahr zwar theoretisch besteht, das aber so gut wie nie vorkommt (wie bei mir)? Keine Gigs mehr annehmen? Das Hobby an den Nagel hängen? Wenn ich eine Zusage mache, dann weiß ich, dass ich die in 99% der Fälle einhalten kann. Die Frage ist, wer das 1% Restrisiko trägt (krank zu sein oder wirklich beruflich kurzfristig und unvorhersehbar unabkömmlich): In meinen Augen ist das ganz klar - wenn ich das Risiko tragen soll, muss mir der VA das auch bezahlen.
Ich löse das mit ähnlichen Grundvoraussetzungen so, dass ich tatsächlich keinen bezahlten Gig annehme, den ich nicht 100% zusagen kann. Ich spiele hauptsächlich Gigs ohne Gage (So „Band behält den Eintritt - Veranstalter verdient an der Theke“-Nummern). Da hat es meist schnell einen etwas persönlicheren und im Fall der Fälle verständnisvolleren Kontext. Bei allem, wo Bezahlung im Spiel ist, kläre ich die Eventualitäten tatsächlich vorher ab, auch wenn es nur um einen Hunni geht.

Anders sieht es natürlich mit Regressforderungen etc. aus. Dann reden wir aber i.d.R. von schriftlich fixierten Dingen, die ich vorher weiß. Dann kann ich ja mein Risiko abschätzen.
 
Ich löse das mit ähnlichen Grundvoraussetzungen so, dass ich tatsächlich keinen bezahlten Gig annehme, den ich nicht 100% zusagen kann.
Das heißt, du sagst keinen Gig zu. 100% kannst du nicht sicherstellen. Wenn du alle zwei Jahre mal ne Woche mit Fieber im Bett liegst, dann bist du schon nur bei 99% (365Tage mal 2 sind rund 700 Tage - eine Woche krank ist 1%).

Das meine ich: Ich nehme auch nur Gigs an, hinter denen ich zu 100% stehe. Soll heißen, alles was ich beeinflussen kann, wird drumherum geplant, so dass da nichts kollidiert. Aber das eine Prozent Restrisiko, was ich nicht beeinflussen kann: dass man krank wird oder einmal alle Jubeljahre mal beruflich nicht anders kann (ich rede jetzt von abhängig Beschäftigten, die weisungsgebunden sind), kannst du nicht ausschließen. Und um das geht es. Da fange ich sicher nicht an, aus eigener Tasche bei Krankheit tausende Euro draufzulegen, damit der VA einen Gig retten kann, den er der ganzen Band nur mit 400€ vergütet.
 
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Irgendwie reden wir aneinander vorbei. Oder meinen das selbe. Ich dachte, mit dem Krankheitsthema wären wir uns hier im Thread einig... Es ging doch um „beeinflussbare“ Dinge, sprich: Ich entscheide mich, einen Gig abzusagen, weil...

Selbst bei weisungsgebundenen Jobs gibt es ja meist immer noch eine Idee von einem Recht auf planbare Freizeit etc.

Und ehrlich: Von welchen Zufällen reden wir denn da...? Mit einem halbwegs planbaren Job und einer etwa durchschnittlichen Krankheitsrate ist die Wahrscheinlichkeit für den „normalen“ Hobbymusiker doch gegen 0, dass man einen Gig absagen MUSS. Die Fälle kann man doch getrost vernachlässigen.

Hier ging es doch viel eher darum, ob es okay ist, einen Gig abzusagen, wenn man ihn aus beeinflussbaren Gründen nicht spielen WILL. Und das finde ich - unabhängig von den Konditionen - ein No -Go.
 
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Da sind wir uns einig @.Jens
Ein Hobbymucker oder Anfänger hat halt kein Fallbacksystem wie ein Profi. Dennoch sollte er nach Möglichkeit seine Verträge einhalten, weil auch der Veranstalter darauf vertraut, jedenfalls in normalem Umfang ( Ausnahmen wie Krankheit/Unfall mal rausgelassen). Deine geschilderte Situation ist aber ein echtes Dilemma. Im Zweifel muss Cheffe eben einen Externen beauftragen, denn Urlaub ist Urlaub :p ... Die Sache ist nicht einfach.
 
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Hier ging es doch viel eher darum, ob es okay ist, einen Gig abzusagen, wenn man ihn aus beeinflussbaren Gründen nicht spielen WILL. Und das finde ich - unabhängig von den Konditionen - ein No -Go.
Auch da sind wir uns absolut einig. Schwierig wird es halt dann, wenn man vielleicht selbst nicht todkrank ist, sondern "nur" ne abklingende Grippe, wegen der man aber noch krankgeschrieben ist. Oder das Kind ist krank, man selbst könnte also spielen. Oder eben die Variante, dass einem eine andere vertragliche Verpflichtung in die Quere kommt.

. Im Zweifel muss Cheffe eben einen Externen beauftragen, denn Urlaub ist Urlaub :p ... Die Sache ist nicht einfach.
So einfach ist es in der Tat nicht. Gut, genehmigter Urlaub ist genehmigter Urlaub. Bei "Freitags schon mittags Feierabend machen", Gleitstunden abbauen o.ä. ist das nicht ganz so. Und das mit dem Externen klappt auch nicht immer, je nach Job. Rein rechtlich mag man da auf der sicheren Seite sein, dennoch kann es sein, dass ich dann im Zweifel eher meiner Firma aushelfen muss.

Aber es stimmt schon, die Fälle sind vernachlässigbar selten.
 
Schwierig wird es halt dann, wenn man vielleicht selbst nicht todkrank ist, sondern "nur" ne abklingende Grippe, wegen der man aber noch krankgeschrieben ist.
Passend zur Diskussion bin ich aktuell übrigens wirklich krank geschrieben, weil ich vor 2 Tagen so einen bösen kleinen kieferchirurgischen Eingriff hatte, und spiele am Samstag nen Gig. Das führte zu folgendem Gespräch mit der netten Arzthelferin in der Praxis:

Sie: „Brauchen Sie die Krankschreibung über‘s WE oder reicht bis Freitag?“
Ich: „Bitte bis Freitag, ich hab Samstag nen Auftritt mit meiner Band, Baby.“

Dann hab ich die Kippe weg geschnippt und ihr im rausgehen nochmal über die Schulter zugezwinkert...

(Okay, ich hab nicht „Baby“ gesagt und bin in Wahrheit auch eher schmerzverzerrt und unkontrolliert sabbernd raus getaumelt, um mich von meinem Vater nach Hause fahren zu lassen. Der Rest stimmt aber.). Tatsächlich hätte ich Samstag eh nicht arbeiten müssen, aber so finde ich das die optimale Planung: Montag arbeiten, Dienstag OP, bis Freitag AU, Samstag Gig, Sonntag Weihnachten.

Da sind wir uns doch einig, oder...?
;)
 
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Ja... ich wollte nur darauf hinaus, dass zwischen "kann nicht" und "will nicht" schon noch Platz ist. Stell dir vor, es ist Freitag, du hast seit 2 Tagen eine leichte Erkältung und sollst abends für ne Bratwurst und ein Bier (also keine nennenswerte Gage) 2h bei Nieselregen und 3°C auf einer Stadtfestbühne spielen. Objektiv kannst du das, so krank bist du nicht. Du weißt aber, wenn du das machst, liegst du danach garantiert flach. Wirst also mit hoher Wahrscheinlichkeit den ebenfalls längst zugesagten Gig am Sonntag auf einer Hochzeit für 2 Scheine nicht machen können.

Wer dann sagt "sorry, das geht heute nicht" - kann der nicht oder will der nicht? Soll er dann Freitag spielen, nur um am Sonntag eine wirklich gute Ausrede zu haben?

Das mag sich jetzt alles konstruiert anhören, aber solche Situationen kommen durchaus vor...
 
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Und Slidemaster, meinst du, die Zahnarzthelferin kommt zum Gig?
 
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@.Jens Ja, ich würd den Freitags-Gig wahrscheinlich spielen.

@klangschale Es würde natürlich eine unglaubliche Spannweite an sexistischen Anmachsprüchen eröffnen. Aber ich glaube, ich war insgesamt wenig überzeugend, und sie eher Charts-affin.
 
Ja, ich würd den Freitags-Gig wahrscheinlich spielen.
Und riskierst, deinen Verpflichtungen am Sonntag nicht nachkommen zu können? Mal abgesehen vom Geld - ich fänd's im Zweifel glaube ich schlimmer, ein Brautpaar zu versetzen und denen möglicherweise die Hochzeit zu versauen als eine Stadtfestbühne mal ne Zeit am Nachmittag unbespielt zu lassen, wo eh nur Laufkundschaft vorbeikommt...
 
Ich glaub, das ist der Punkt, wo wir nicht 100% zusammen kommen. Im Zweifel ist für mich ein Gig ein Gig, unabhängig von Gage, Publikum, Rahmenbedingungen. Also: Ja, ich würde das riskieren.
 
Jetzt wird's schwierig! Wenn ich die Prioritäten korrekt setze, bin ich bei Jens, dann sage ich den Freitags Gig ab, um mit größerer Chance den Sonntags Gig spielen zu können. Da es sich aber (zumindest in meinem Fall) um zwei unterschiedliche Bands handelt, sage ich damit auch der einen Band, die sowieso viel seltener Mal die Chance bekommt, einen Gig zu spielen, daher dies auch für geringe bis gar keine Gage in Kauf nimmt, mehr oder weniger, dass sie mir nicht so wichtig ist, und schon hab ich noch einen anderen Konflikt an der Backe. Dabei denke ich in diesem Fall gar nicht nur an mich, der vielleicht gar nicht so auf das Geld angewiesen ist, sondern auch an die anderen Bandmitglieder der Tanzmucke, die auf das Geld der Sonntags-Mucke schon angewiesen sind, und nun sogar möglicherweise die anfallende Konventionalstrafe tragen müssen.
Nun geht's auch noch ein bisschen um den Reputationsverlust: Sage ich das Stadtfest ab, wird mich der Veranstalter so schnell auch nicht wieder buchen, sage ich die Hochzeit ab, ist der Ruf meiner Tanzmucke im Keller, sage ich meinem Arbeitgeber ab, der mir was Wichtiges vor einen Gig schiebt, signalisiere ich ihm damit, dass mir mein Hobby wichtiger ist, als mein Job bei ihm, was mich vielleicht nicht gleich meinen Job kostet, aber vermutlich auch mein bisher gutes Verhältnis nicht gerade unterstützt.

Hier kann man nun für jede Partei mit schlüssigen und nachvollziehbaren Beweggründen kommen, aber das Stadtfest will seine Band wie vereinbart da spielen sehen, die Bandmitglieder wollen auf die Bühne, das Brautpaar braucht eine Band für ihre Hochzeit, und auch die Bandkollegen wollen die eingeplante Gage sehen, sowie am Ende der Chef auch sehen muss, dass sein Betrieb läuft.
 
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Hier kann man nun für jede Partei mit schlüssigen und nachvollziehbaren Beweggründen kommen, aber das Stadtfest will seine Band wie vereinbart da spielen sehen, die Bandmitglieder wollen auf die Bühne, das Brautpaar braucht eine Band für ihre Hochzeit, und auch die Bandkollegen wollen die eingeplante Gage sehen, sowie am Ende der Chef auch sehen muss, dass sein Betrieb läuft.
So ist es... und das ist dann auch der einzige Punkt, wo die Gage ins Spiel kommt (für mich). Wenn es genau so ein Dilemma gibt, dann entscheidet zwar nicht automatisch die höhere Gage. Aber wenn unter den Gigs/Veranstaltern, zwischen denen man sich entscheiden muss, einer dabei ist, der nicht im Ansatz eine seriöse Gage zahlt (außer es wäre Benefiz oder sowas), während alle anderen für die erwartete Leistung auch ein entsprechendes Salär zahlen, dann ist mir im Zweifelsfall der Veranstalter mit seinen Befindlichkeiten am fernsten. Wie das mit Bandkollegen bei verschiedenen Bands etc. aussieht, steht auf einem anderen Blatt.
Aber wenn mir der VA zu verstehen gibt, er könne nicht mehr zahlen, weil er ja selbst nichts verdient, bzw. ihm andere Bands die Bude einrennen ("wenn ihr den Slot nicht haben wollt, da draußen gibt es genug Bands, die auch umsonst hier spielen..."), dann muss er sich auch daran messen lassen. Das ist ein Geben und Nehmen. Faire Preise = faire Konditionen.

Und natürlich kommt es auf die Gesamtsituation an. Dem Wirt an der Bierbude beim Stadtfest entsteht in meinem Szenario ein wirtschaftlicher Schaden in geringer Höhe, das ist unternehmerisches Risiko (und den Schaden kann man auch im Nachgang notfalls irgendwie kompensieren, z.B. mit einem Nachfolgegig zu entsprechenden Konditionen). Dem Brautpaar verhagelt es den "wichtigsten Tag im Leben", das lässt sich mit einem Ersatztermin nicht kompensieren.
 
Hmmm... irgendwie wird mir das grad zu hypothetisch...

Also entweder betrachtet man es rein „unternehmerisch“, aber dann ist das ja eine multifaktorelle Frage, was die bessere oder sinnvollere Entscheidung ist... Verscherze ich es mir bei einer Absage des Stadtfestes mit einem möglichen „Großkunden“ (Stadt, Event-Veranstalter)? Kann ich mir den Wegfall des akquisitorischen Aspekts und der Publicity erlauben? Könnte ich bei der Bier und Würstchen-Gage Backstage wichtige Kontakte knüpfen...?
Versus: Will ich mich als Hochzeitskapelle etablieren, weil da viel Kohle fließt? Heiratet da gerade der Chef von Warner Music? Und natürlich: Wieviel Geld bringt der Auftrag?
Das lässt sich aus so einem reduzierten Beispiel doch gar nicht ableiten... Und dann sind wir noch gar nicht bei der „berufspolitischen“ Frage, wie sinnvoll es ist, unterbezahlte Gigs zu spielen (denn solange der Satz stimmt, dass Bands Schlange stehen für solche Gigs, bestimmt halt das Angebot die Nachfrage).

Oder man legt da eine emotionale oder moralische Komponente zugrunde, die dann in so eine Richtung geht wie „Ist es okay, dem geizigen Veranstalter zu Gunsten des netten Hochzeitspaares abzusagen, obwohl der früher einen Vertrag hatte und man nicht zwingend absagen müsste?“... Da könnten wir uns natürlich seitenweise die Moralkeulen um die Ohren kloppen (;)), denn da hat natürlich jeder recht.

Vielleicht bin ich da aber auch der falsche Diskussionspartner, denn ich habe mich seinerzeit sehr bewusst dazu entschieden (und tue das immer noch), mit meinen kreativen Hobbys KEIN Geld verdienen zu wollen - nicht zuletzt wegen solcher Aspekte. So gönne ich mir den Luxus, nur Gigs zu spielen, auf die ich wirklich Lust habe, und wo mir die Rahmenbedingungen passen - das kann dann auch „nur“ eine nette Location und ein Kasten Bier sein - dann stellen sich solche Fragen in der Regel nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmal: es geht mir hier nicht um die Kohle. Es geht mir nur darum: eigentlich sollte ein Veranstalter doch auch Verständnis haben, wenn jemand in einer persönlichen Zwickmühle steckt und nicht spielen kann. Da wird dann allerdings gesagt: "na hör mal, der muss doch auch planen..." - warum denn? Weil er GELD verdienen möchte. Sonst muss der gar nichts planen, und schon gar keine Planungssicherheit haben. Wenn man beim örtlichen Feuerwehrfest für ne Bratwurst gebucht wird, ist das im Fall der Fälle für die Feuerwehr und die Gäste zwar schade, wenn die Band ausfällt, aber weiter passiert nichts.

So. Das heißt, so einen Gig würde ich auch spielen (ich mach das auch rein aus Hobby und nicht zum Geldverdienen) - aber eben umgekehrt auch kein Drama draus machen, wenn man wegen unvorhersehbarer Ereignisse nicht spielen kann. Auch ich würde alles dransetzen, spielen zu können, aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht.

Wenn hingegen für den Veranstalter Kosten für Personal, Umsatz, zahlende Gäste dranhängen, sieht das anders aus. Dann reicht ein "Es tut mir wirklich leid, aber es ging nicht" nicht aus, dann muss man auch wirtschaftlich denken, von beiden Seiten her.

Das Problem, das ich jetzt hier mit diesem ganzen Kram skizzieren wollte, tritt dann auf (und das ist leider viel zu oft Realität), wenn man jetzt sagt: "den Veranstalter kannst du nicht hängen lassen, was da für den alles dran hängt!" - der aber andersrum bei z.B. 5stelligem Umsatz nur 3stellig zahlt. Da stimmt dann was nicht. Und genau an der Stelle sage ich: klar, wenn man sich drauf einlässt, hat so ein VA die gleiche Professionalität verdient wie jeder andere auch. Aber wenn der seltene Fall eintritt, dass man sich entscheiden muss, welche von zwei Parteien man hängen lässt, dann lasse ich lieber den hängen, der sich auf meine Kosten die Taschen füllt als den, der meinen Aufwand auch fair vergütet.

Ob man sich als Musiker einen Gefallen tut, das immer weiter fortschreitende Gagendumping mitzumachen und jahrzehntelang bei jedem Gig wieder hofft, "entdeckt" zu werden, steht mal auf einem anderen Blatt. Klar, manchmal kann keine oder wenig Gage ein gutes Sprungbrett sein. Aber auch als Hobbyist sehe ich in der Regel nicht ein, mich mit einem Taschengeld abspeisen zu lassen, wenn der Veranstalter mit meiner Arbeit richtig Geld verdient. Deswegen spiele ich auch gerne mal für "keine" Gage: beim örtlichen Jugendzentrum, für einen guten Zweck, von mir aus auf einer Baggerseeparty oder was auch immer. Da ist der Spaß dann genug. Aber sobald irgendwo Eintritt genommen wird, ein Bierwagen steht etc. pp. und richtig Umsatz entsteht, muss IMHO die Gage in einem gewissen Verhältnis stehen. Bei einer Kneipe können dann 300 oder 400€ Gage mal OK sein. Wenn die Hütte regelmäßig voll ist und alle halbe Stunde ein neues Faß angestochen wird, muss die Gage schon höher ausfallen. Außer wir reden von einmaligen (pro Veranstalter) "Promo"-Gigs, mit denen man eine Visitenkarte abgibt. Spätestens beim zweiten Mal ist der Modus dann aber beendet.
 
Schwieriges Szenario welches hier skizziert wird.

Aus meiner Warte heraus, als unterdurchschnittlicher Hobby Musiker, würde ich die Hochzeit präferieren.
Aus einfach dem Grund, wer ne Metalcore Band zu seiner Hochzeit holt ist mir sympathischer:D

Spaß beiseite. Aus emotionaler Sicht würde ich ganz klar dann lieber zur Hochzeit gehen, da (hoffentlich) einmalig für die Heiratenden, als zum sich wahrscheinlich jährlich wiederholenden Stadtfest. Für letzteren würde ich mich natürlich um einen gleichwertigen Ersatz kümmern, was dank lokaler Kontakte nicht allzu schwer sein sollte.

Leider jedoch ist das Emotionale nicht alles. Ich bin mit beiden Veranstaltern einen Vertrag eingegangen und ich persönlich finde nicht vieles schlimmer, als mein gegebenes Wort nicht einzuhalten. Ausreden gibt es für mich da kaum welche. Ich denke, ich wäre da in einer großen Zwickmühle gefangen und würde tatsächlich mit beiden Veranstaltern den direkten Kontakt suchen und hoffen, dass ich eine Lösung für beide finde. Sei es nun das ich für einen der Beiden einen Ersatz organisiere oder eben mich mit Medikamenten volldröhne und beides spiele.

Hinzu kommt jetzt jedoch noch ein bereits von meinen Vorrednern angesprochener Faktor, die Band(-s).
Auch hier muss ich zusehen, dass ich Kompromisse finde. Kann ich irgendwie einen Ersatz für mich finden, wenn die Band trotzdem auftreten soll? Ist der Reputations und/oder Gagenverlust verkraftbar für die Band? Schwere Entscheidungen.

Da ich hier im Prinzip ja nur wiederholt habe, was meine Vorredner an Aspekte schon hervorgebrachte haben, möchte ich mal auf meine ganz persönliche Odyssee eingehen....

Ich spiele in einer Band in der das Booking und so ziemlich alle organisatorischen Aufgaben an mir kleben blieben, ich war so blöd mich freiwillig dafür zu melden...Nun kannte ich durch meine Arbeit mit und als Tontechniker den ein oder anderen lokalen Veranstalter, nichts großes, aber sichere Gigs mit kleiner Gage die ordentlich Publikum anlocken. Das ist für uns als unbekannte Metalcore Band sehr schön. Unser Schlagzeuger war nebenbei der einzige der sich noch etwas damit beschäftigte da er auch bei größeren Sachen beim auf und abbau hilft...

Nun kam es immer wieder dazu, das ich Monate im voraus einen Gig mit der Band besprach, x Mal fragte ob es allen passt, ob alle Urlaub/Frei sonstiges bekommen haben. Wurde halt immer bejaht, habe also in meinem damals noch guten Namen für uns gebürgt bei Veranstaltern die ich gut kannte. Und zack, wenige Tagen vorher fällt einem Mitglied auf, dass er den Urlaub ja gar nicht genehmigt bekommen hat, weil er gar nicht danach gefragt hat. Das ist jedoch nicht nur einmal passiert... Dann sagt besagtes Bandmitglied von sich aus eigenmächtig Gigs ab, ohne auch nur ein Wort mit der Band zu wechseln...

Okay, unsere Reputation als Band ist im Arsch, mein Name bei den VA's nichts mehr Wert. Das ist für die Veranstalter und für mich sehr sehr unbefriedigend. Also, ich persönliche finde kurzfristige Absagen unmöglich und habe entsprechend meiner Band zu verstehen gegeben, dass ich nie wieder für sie meinen Namen hinhalten werde. Auch haben wir dadurch in der Band mittlerweile größere Spannungen, was aber noch auf andere Dinge zurückzuführen ist.

Lange Rede kurzer Sinn:

Ich halte nichts davon abzusagen, es gibt bestimmte Situationen in denen es notwendig sein kann, die aber meiner Meinung nach nicht pauschalisiert werden können, da diese viel zu sehr von der persönlichen Situation der Band/des Musikers abhängen.
 
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Ich denke so weit hergeholt ist das Beispiel von @.Jens gar nicht. Kann mir vorstellen, dass es gerade im (semi)professionellen Bereich öfter vorkommt. Aber da gilt es dann auch: aus professioneller Sicht sind beide Gigs zugesagt und beide zu spielen. Dem Veranstalter ist es letztlich egal, wie du dich auf den Beinen hältst um auftreten zu können.
Im Idealfall hast du eventuell einen Ersatz, der dich am Freitag vertreten kann, womit du hier nicht absagen müsstest. Sollte auch kein Problem sein, wenn du nicht gerade die Hauptattraktion bist.
Und zack, wenige Tagen vorher fällt einem Mitglied auf, dass er den Urlaub ja gar nicht genehmigt bekommen hat, weil er gar nicht danach gefragt hat. Das ist jedoch nicht nur einmal passiert... Dann sagt besagtes Bandmitglied von sich aus eigenmächtig Gigs ab, ohne auch nur ein Wort mit der Band zu wechseln...
Und schon wäre er bei mir längste Zeit Mitglied der Band gewesen. Und hätte ich genauso an den Veranstalter kolportiert, dass er ja monatelang gesagt hat, dass alles ok ist. Damit kannst du versuchen zumindest deinen persönlichen Ruf zu retten.

Aber ich stimme zu: kurzfristige Absagen sind an sich ein No-Go, wenn man nicht entweder einen Ersatz hat oder tatsächlich ein Fall eintritt, den man nicht beeinflussen kann. Aber so wie der TE es schildert, dass die Mitglieder freiberuflich sind und mitunter Projekte auch kurzfristige terminliche Flexibilität erfordern: da ist einfach der Termin für den Auftritt blockiert, da kann und darf beruflich nichts dazwischen kommen. Soweit sollte auch jeder seinen Job im Griff haben, dass er das auch einem möglichen Auftraggeber gegenüber argumentieren kann, dass nicht alles geht!
 
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Sagt sich so leicht... Wenn du als Freiberufler einen dicken Auftrag angeboten bekommst, wirst du den nicht absagen (können!), nur weil du als Hobby-Musiker einen Auftritt gebucht hast. Solange das nicht 2 Tage vorher passiert, sondern rechtzeitig vorher dem Veranstalter kommuniziert wird, geht das auch. Aber wenn der Selbstständige gesagt bekommt "Auftrag XY, wir brauchen Sie von April bis Juni hier" und der davon das halbe oder gar ganze Jahr die Miete zahlen kann, wäre er schön dämlich, das sausen zu lassen, weil er am 3. Mai einen Auftritt dadurch nicht spielen kann, den er ein halbes Jahr vorher zugesagt hat - für 300€...

Mir scheint, die Leute, die hier alle felsenfest davon überzeugt sind, dass sie in so einem Fall selbstverständlich spielen, haben vor so einer Situation ernsthaft noch nie gestanden. Am Ende ist es immer eine Frage der professionellen Haltung und der Kommunikation(!), wie man sowas unter einen Hut kriegt. Aber wer in seinem Hauptjob nicht beliebig vorher planen kann, hätte ja sonst nur die Wahl, überhaupt nicht mehr zu spielen...
 
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Mir scheint, die Leute, die hier alle felsenfest davon überzeugt sind, dass sie in so einem Fall selbstverständlich spielen, haben vor so einer Situation ernsthaft noch nie gestanden.
Spätestens das hier ist die Stelle an der ich jetzt mal auf „Thema nicht weiter beobachten“ klicke.

War schön, man liest sich woanders! :prost:
 
Sagt sich so leicht... Wenn du als Freiberufler einen dicken Auftrag angeboten bekommst, wirst du den nicht absagen (können!), nur weil du als Hobby-Musiker einen Auftritt gebucht hast. Solange das nicht 2 Tage vorher passiert, sondern rechtzeitig vorher dem Veranstalter kommuniziert wird, geht das auch. Aber wenn der Selbstständige gesagt bekommt "Auftrag XY, wir brauchen Sie von April bis Juni hier" und der davon das halbe oder gar ganze Jahr die Miete zahlen kann, wäre er schön dämlich, das sausen zu lassen, weil er am 3. Mai einen Auftritt dadurch nicht spielen kann, den er ein halbes Jahr vorher zugesagt hat - für 300€...

Ganz klar, sehe ich auch so. Beruf ist Pflicht, Hobbymusik ist Kür:opa:

Mir scheint, die Leute, die hier alle felsenfest davon überzeugt sind, dass sie in so einem Fall selbstverständlich spielen, haben vor so einer Situation ernsthaft noch nie gestanden. Am Ende ist es immer eine Frage der professionellen Haltung und der Kommunikation(!), wie man sowas unter einen Hut kriegt. Aber wer in seinem Hauptjob nicht beliebig vorher planen kann, hätte ja sonst nur die Wahl, überhaupt nicht mehr zu spielen...

Solange da die Veranstalter mitmachen ist alles okay. Wenn so eine Absage öfter kommt (Grund sei jetzt mal vollkommen egal) hat der Veranstalter keine Lust mehr sich auf Dich zu verlassen und Dich zu engagieren. Es sei denn Du bist so überaus gut..
 

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