Ab wann kann man mit einem Bandkollegen nicht mehr Musik machen?

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Es ist ein sicherlich heikles und schwieriges Thema, dass ich hier aufwerfe, aber es beschäftigt mich gerade sehr.
Schon im Vorfeld bitte ich alle grundsätzlichen politischen Aussagen hier rauszulassen. Darum geht es mir überhaupt nicht. Warum, wer, welche politischen Ansichten hat und ob die richtig oder falsch sind, muss nicht in einem Musikerforum diskutiert werden! Darum ist hier auch egal ob rechts, links, oben oder unten!! Ich schätze, dass ich der Moderation hier Arbeit machen werde, hätte aber gerne ein Feedback...
...also, ich stehe vor der Situation, dass ich mich entscheiden muss, ob ich mit einem Bandkollegen, der politische Standpunkte vertritt, die ich ablehne, dennoch in einer Band zusammen arbeiten kann/mag.
Dieser Mensch ist nett, zuverlässig, ein guter Musiker, alles gut, aber seine politischen Meinungen sind für mich nicht ertragbar. Bei solchen Konflikten bleiben IMO letztlich immer nur die drei „A“: Ändern, Akzeptieren oder Abhaun‘. Ich werde/will diesen Mensch nicht ändern!
Kann man/ich es akzeptieren oder ist irgendwo auch Schluss?
 
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Schwierige Frage. In solchen Fragen haben sich zu allen Zeiten die Leute so oder so entschieden: Entweder zielbewußtes Ignorieren und Ausklammern politischer Themen im Umgang miteinander (kann man als Gentlemans Agreement offen ansprechen) oder einen Schlußstrich ziehen. Wenn die Person natürlich kein "Gentleman" ist, bleibt nur eine Option. Es gibt übrigens einen Unterschied zwischen "Akzeptieren" und "Tolerieren", da helfen die prägnanten drei "A" nicht weiter.
Du machst Dir ja seine politischen Ansichten ja nicht zu eigen, nur weil du mit ihm in einer Band spielst ...
 
...also, ich stehe vor der Situation, dass ich mich entscheiden muss, ob ich mit einem Bandkollegen, der politische Standpunkte vertritt, die ich ablehne, dennoch in einer Band zusammen arbeiten kann/mag.

Kann ich super verstehen, bin in einer sehr ähnlichen Lage.

Ich habe die Entscheidung für mich bereits getroffen. Ich weiß genau, so eine Band mit einem vergleichbaren Druherum finde ich nie wieder.
Wenn die Gespräche in Probenpausen dann mal wieder ins politische Abdriften, schalte ich ab und halte mich heraus, gehe derweil an die frische Luft oder sage, "Machen wir weiter, wir verschwenden wertvolle Probenzeit".

Die Teilnahme in der Band ist mir so wichtig, dass ich das aushalten will und muss, denn der "Spaßfaktor Band" ist mir wichtiger als die unterschiedlichen Ansichten mit einem einzelnen Bandmitglied.
 
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Solange die politischen Differenzen nicht gegen das Grundgesetz und alles was daraus erwachsen ist verstossen, könnte ich damit leben.

Ich habe als (Ex-)Soldat einen besonderen Bezug zum Grundgesetz und unserer Demokratie. Solange sich alles in diesem Rahmen bewegt, kann jeder gerne das Recht auf eine eigene Meinung haben. Denn genau dieses Recht habe ich als Soldat geschützt.
Wenn dieser Rahmen verlassen wird, dann wird für mich allerdings eine Grenze überschritten, die für mich eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machen würde.
 
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ich seh's wie Pie-314
Wenn man in der Band musikalisch harmoniert und gut mit einander kann, sollten die Ansichten anderer Bandmitgliedern tolerierbar sein. Vorausgesetzt natürlich, das Bandprojekt hat sich keiner politischen oder sonstigen gesellschaftlichen Aussage verschrieben.

liebe Grüße,

Hans
 
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Kann man/ich es akzeptieren oder ist irgendwo auch Schluss?
Man kann auch die eigene Position mal kritisch hinterfragen ohne sich die Ansichten des Anderen zu eigen zu machen.;)

Das beste Ergebnis ist nun mal oft genug der Kompromiss. Kennt man aus dem Berufsleben.
 
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Das beste Ergebnis ist nun mal oft genug der Kompromiss. Kennt man aus dem Berufsleben.
Vielleicht ist es Wortklauberei, aber ich tue mich mit Kompromissen eher schwer, aber womit ich gut klarkomme, ist Konsens. Einen Konsens kann man bei unterschiedlichen Standpunkten allenfalls erreichen, wenn alle Beteiligten bereit sind, sich auf eine Diskussion einzulassen. UNd auch das ist keine Garantie. Ich gebe zu, dass ich manche Diskussionen inzwischen einfach meide, auch wenn ich das nicht den idealen Weg finde.

Meine Erfahrung ist: Wenn man merkt, dass man bei einem Thema einfach nicht zueinander finden wird, kann man sich auch darauf einigen, es ruhen zu lassen. Hast du mit deinem Bandmitglied mal darüber gesprochen, wie ihr mit euren Differenzen umgehen wollt? Wenn die Person darauf beharrt, politische Themen konsequent auszudiskutieren, wäre das mir persönlich zu anstrengend. Aber aus meiner eigenen Familie kenn ich das, dass wir gut miteinander klarkommen, wenn wir den anderen mit seinen Meinungen einfach stehen lassen.
 
...naja so schwierig eigentlich nicht.

Wenn diese Ansichten "hasserfüllt" und "menschenfeindlich" sein sollten, wäre für mich klar wie ich mich verhalte.
 
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Ein Bekannter von mir spielt in einer Fußballmannschaft, wo es für eine ganze Weile auch immer wieder zu heftigen politischen Diskussionen kam. Weil das dann regelrecht im Streit ausartete, hat er mir erzählt, haben sie untereinander nun die Vereinbarung getroffen, dass politische Themen gemieden werden. Ist ein Weg (ob es der richtige Weg ist, muss wohl jeder für sich entscheiden).
 
Dieser Mensch ist nett, zuverlässig, ein guter Musiker, alles gut,

Wenn das wirklich alles gegeben ist, würde ich zumindest versuchen, das andere zu tolerieren. Ansonsten ist das hier ein guter Tipp:

Wenn die Gespräche in Probenpausen dann mal wieder ins politische Abdriften, schalte ich ab und halte mich heraus, gehe derweil an die frische Luft oder sage, "Machen wir weiter, wir verschwenden wertvolle Probenzeit".
 
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Danke erstmal an alle für die Einschätzungen und Kommentare!

Ich habe die Entscheidung für mich bereits getroffen. Ich weiß genau, so eine Band mit einem vergleichbaren Druherum finde ich nie wieder.
...
Die Teilnahme in der Band ist mir so wichtig, dass ich das aushalten will und muss, denn der "Spaßfaktor Band" ist mir wichtiger als die unterschiedlichen Ansichten mit einem einzelnen Bandmitglied.

In dieser „Zwangslage“ befinde ich mich so nicht, wenngleich diese Situation mir schon auch vor Augen führt, wie fragil so ein Bandkonstrukt dann doch ist...
Mit meinem „Problem“ stehe ich nicht alleine da in der Band, aber gibt es da doch auch schon unterschiedliche „Schmerzgrenzen“.
Du machst Dir ja seine politischen Ansichten ja nicht zu eigen, nur weil du mit ihm in einer Band spielst ...
Genau da liegt im Grunde für mich das Problem. Wieviel „Nähe“ zu diesem Spektrum will ich überhaupt zulassen.
 
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Genau da liegt im Grunde für mich das Problem. Wieviel „Nähe“ zu diesem Spektrum will ich überhaupt zulassen.
Wenn möglich, viel. Würde ich sagen. Leichter gesagt als getan, aber ich finde, unsere Gesellschaft kann das im Moment ganz gut vertragen.
 
Also ich für meinen Teil habe mir schon früh abgewöhnt Freunde, bandkollegen usw nach ihrer politischen Ausrichtung auszusuchen.

Ich hab Freunde die Links sind (nicht so dass sie alle Polizisten aufhängen wollen) wobei ich eher rechts bin (nicht so dass ich alles fremde hasse und dachau wieder in Betrieb nehmen will. Rechts heißt nicht gleich Nazi, genauso wenig wie links gleich Antifa krawallo bedeutet, das muss man heutzutage leider dazu sagen). Klar gibts da auch Diskussionen aber immer mit Niveau und auf Augenhöhe.
Solange es nicht ins extreme geht, gleich in welche Richtung finde ich es eher positiv dass es verschiedene Meinungen und Ansichten gibt.
Unser Bassist zb ist schwarz und hat dreads bis zum Arsch und ist patriotischer als mancher deutsche.
Lange Rede kurzer Sinn: du magst ihn als Mensch, also ist seine politische Ausrichtung doch eher sekundär.
Ruft er nicht bei jeder Probe zum Bullen klatschen, resp. Alsylheime abfackeln auf würde ich ihm ruhig und sachlich klar machen wo meine Grenzen sind und er das bitte Respektieren soll. Was er am Stammtisch mit seinen Kollegen von sich gibt kann dir ja egal sein wenn du nicht dabei bist.
Wie du sagst, Musik verbindet und macht Spaß! Und wenn das passt, ist der Rest zumindest für mich Nebensache solange es im
Normalen Rahmen ist.
 
Das kannst nur Du entscheiden, aber wenn es Dich stört und Du Dich unwohl fühlst, dann musst Du Dich fragen ob Dir das wert ist? Du bist nämlich dann Dir gegenüber nicht ehrlich. Außerdem seid ihr als Band auch eine gewisse Einheit. Seine Ansichten können schnell auf die ganze Band und alle Mitglieder projiziert werden. Auch wenn vielleicht nur unbewußt.

Das ist übrigens so wie in einer Beziehung. Man sollte nicht mit jemandem nur deswegen zusammen bleiben, weil man Angst davor hat alleine zu sein.

EDIT: ich bin übrigens auch der Meinung, dass in einer (nicht professionellen!) Band Freundschaft sehr wichtig ist. Schließlich ist es ein Hobby und kein Beruf.
Und selbst mit den meisten meiner Kollegen verstehe ich mich super und kann mit den Blödsinn machen und betrunken um die Häuser ziehen.
 
@InTune : Eine Überlegung für mich wäre, wie allgemein der Umgang mit politischen Positionen in der Band ist.

Wenn der (für dich) politisch schwierige Kollege eine Bemerkung macht, die dir die Haare zu Berge stehen lassen, wird das dann von den anderen Bandmitgliedern toleriert? Wie wäre es, wenn du eine entgegengesetzte Bemerkung machen würdest? Ich will darauf hinaus, ob ihr euch darüber einig seid, dass ihr zwar unterschiedliche politische Ansichten in der Band habt, dass die aber untereinander auch alle und von allen toleriert werden. Wenn du also tolerant bist, bringen dir die anderen dieselbe Toleranz entgegen?

Für mich ist es so, dass ich keine Probleme habe, wenn andere Menschen andere Ansichten haben. Ich erwarte dann aber dieselbe Toleranz gegenüber meinen Ansichten.
 
Hi In Tune,
würde es etwas ändern, wenn der Konflikt gar keine politische Dimension hätte?
Wenn es also so wäre, dass Du mit einer Person aus der Band, in der Du bist, gar nicht klar kämst, Dich irgendetwas stören würde, das sich nicht ändern ließe?

Herzliche Grüße
x-Riff
 
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Hi In Tune,
würde es etwas ändern, wenn der Konflikt gar keine politische Dimension hätte?
Interessante Frage.
Ja, das würde das würde schon etwas ändern. Die Entscheidung wäre für mich wesentlich einfacher. Die Schwelle einer Grenzüberschreitung wäre mir viel klarer.
 
Woran würdest Du merken, dass in dem anderen Fall Deine Grenze überschritten (worden) wäre?
Was genau macht es Dir in Fall der politischen Grenzüberschreitung schwieriger in Bezug auf die Entscheidung?

x-Riff
 
Woran würdest Du merken, dass in dem anderen Fall Deine Grenze überschritten (worden) wäre?
Ich denke, bei all den anderen Problemchen und Unzulänglichkeiten, die wir alle haben, kann ich schon viel tolerieren, aber dann gibt es für mich auch klare No Gos, da ist/wäre dann für mich Ende der Fahnenstange.
Was genau macht es Dir in Fall der politischen Grenzüberschreitung schwieriger in Bezug auf die Entscheidung?
Zum einen ist es ja gar kein Band/Musik-Problem, sondern eins, das ich persönlich habe; aber so dann doch selber zu einem Bandproblem mache.
Dann ist ein Fehlverhalten, dass uns z.B. als Band hindert unser Ziel zu erreichen oder Spaß zu haben oder einfach unfair ist.., auch als Fehlverhalten klar identifizier- und benennbar.
Ich bin aber nicht so vermessen, eine politische Überzeugung, die ich nicht teilen kann, jemanden als „Fehlverhalten“ vorzuwerfen. Nichtsdestotrotz finde ich bestimmte politische Ansichten und die daraus resultierenden Forderungen, dann auch absolut nicht „ok“...

Es ist aber genau dieses „Wegsehen“ und „Ausblenden“, was mir hier Bauchschmerzen macht. Ich müsste eigentlich in den Disput gehen, was aber eben letztlich völlig sinnlos ist.
„Verrate“ ich hier meine Ideale und Wertvorstellungen, nur um etwas komfortabler meinem Hobby nachgehen zu können? Oder mache ich schlicht aus einer Mücke einen Elefanten?
 
Ich habe das große Glück, in einer, was politische Ansichten angeht, sehr homogenen Umgebung aufgewachsen zu sein. Von den etwa 100 Mitschülern, die ich im Abitur hatte, kann ich die Menge, die ich einem politisch extremen Spektrum zurechnen würde, auf weniger als 6 begrenzen. Und das in einem bildungsbürgerlichen Umfeld, in dem extreme Positionen durchaus nicht so selten auftreten, da die Verteilungsbreite darin durchaus größer ist, als in bildungsferneren sozialen Gruppen. Das sorgte bislang für ein sehr großes Urvertrauen meinerseits darauf, dass es per sé möglich sein sollte, diskursoffen mit vielen verschiedenen Positionen zu interagieren.

Zugleich gehöre ich auch einer Gruppierung an, die sich grundsätzlich politisch ausrichtet, freilich zugleich mit einem sehr deutlichen, klaren und wohlverstandenen Bekenntnis zu den Werten des Grundgesetzes und einem fundierten Verständnis von Diskursoffenheit und Meinungsfreiheit. Wer im Diskurs widerspricht, trägt ersteinmal so oder so zur Weiterentwicklung der im Diskurs vertetenen Positionen bei. Das zwingt auch zu der Annahme, dass konträre Positionen immer einen Mehrwert generieren.

Nichtsdestotrotz erzeugen sich dadurch auch eindeutige Grenzlinien. Diskursfähigkeit entsteht vor allem durch das Bekenntnis zum Diskurs und seinen Regeln. Positionen, die diese Regeln ablehnen, disqualifizieren sich also schon dadurch als diskursunwürdig, dass sie den Grundlagen, die einen Diskurs möglich machen, widersprechen. Solche Positionen kann ich nicht akzeptieren - und mit den Positionen auch nicht, dass Personen, die diese Positionen verteten, mein Umfeld bilden. Ganz gleich ob in Arbeit, Band, Freundeskreis oder Familie.

Wer sich disqualifiziert, disqualifiziert sich eben auf ganzer Linie. Ich könnte niemals mit jemandem eine Band aufrechterhalten, der bestimmte Positionen vertritt, ganz gleich wie gut die musikalische Zusammenarbeit verläuft. Eine Absprache, bestimmte Themen nicht anzusprechen, da man weiß, dass dies zu einer Eskalation führen muss, halte ich für den in dem Kontext denkbar ungünstigsten Umstand. Denn entweder man hat die Einsicht, dass man miteinander diskutieren und umgehen kann, im gegenseitigen Respekt der Positionen, der auch zu diskursivem Mehrwert führen kann, oder man vertrittt Positionen, die nicht vertreten werden können. Dazwischen gibt es nicht viel. Wenn man also diskutieren kann, sollte man sich nicht dadurch zurückhalten, dass man gegensätzliche Meinungen hat - und wenn man nicht diskutieren kann, dann gibt es garkeine Diskussion, und dann eben auch keinen Umgang.
 
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