Ich hab mich da mal dran versucht, und habs wieder aufgegeben, weil ich zu viele Nachteile durch diese Technik hatte. Das Problem wird nämlich sein, dass ein kleiner Finger in der Regel drastisch kürzer ist, als die drei anderen. Da musst du dann einen Weg finden, mit allen vier trotzdem noch die Selbe Saite zu erreichen, wenn du anschlägst. Bei mir sah es dann eben so aus, dass ich die anderen Finger extrem abbeugen musste, um sie auf die selbe Länge zu kriegen. Aber damit hatte ich dann einen recht weichen Anschlag, und konnte die nächsttiefere Saite nicht mit der rechten Hand dämpfen, weil die Finger sie beim Anschlagen nicht berührt haben. Das ging sich irgendwie nicht aus bei mir. Aber jede Hand ist anders, und vielleicht klappt das bei dir ja ganz gut. Geschwindigkeitsmäßig ist es auf jeden fall zu empfehlen, wenn du wirklich schnell spielen möchtest, denke ich. Allerdings solltest du auch bedenken, dass du mit 3 Fingern eh schon auf Geschwindigkeiten kommen kannst, die für die meißten Musikrichtungen ziemlich unbrauchbar sind. Und 3 Finger zu verwenden hat meiner Meinung nach noch einen Vorteil gegenüber den 4. Wenn du jetzt eine Tonleiter schnell hoch oder runtersausen willst, kannst du dir die Töne auf dem Griffbrett so einteilen, dass du jeweils 3 Töne pro Saite spielst. Da sind dann auch 3 Anschläge pro "Durchgang" auf deiner Hand sehr praktisch, weil es den Saitenwechsel ungemein erleichtert. So mitten drin irgendwo zwischen Ring und kleinem Finger die Saite zu wechseln ist meiner Meinung nach um einiges schwerer.
Gegen die 3 Finger würde sprechen, dass man sehr leicht in eine triolische Betonung verfällt, bzw. sich kaum dagegen wehren kann, weil deine Fingerkuppen wahrscheinlich alle unterschiedlich aussehen. Einige sind runder, und einige laufen spitzer zu. Die klingen dann alle etwas anders. Aber da kann man sich gut abhelfen, in dem man die Anschlagsreihenfolge der Finger den Umständen anpasst. Wenn ich z.b. 16tel auf einem Ton halten muss, mache ich das wie Steve Digiorgio das in diesem Artikel beschrieben hat. R-M-Z-M. Dadurch kommst du auch mit 3 Fingern auf ne 4er-Folge. Bei Triolen bietet sich dann oft R-M-Z an, während man bei 8teln eigentlich fast immer mit dem üblichen Z-M auskommen kann. Wozu auch mehr Finger. So klingt das ganze möglichst gleichmäßig, und du kannst dich aufs wesentliche konzentrieren, weil nicht so viel zu koordinieren ist. Was ich damit sagen will ist, dass ich nicht denke, dass eine 4-Finger Technik immer das Optimum ist, nur weil mehr Finger involviert sind. Manche Sachen spielen sich mit 3 Fingern einfach viel leichter und schneller, als mit 4, und bei manchen ist selbst ein dritter Finger nur Ballast. Ich finde, man sollte versuchen da flexibel zu bleiben..