24 taktiges Bluesschema?

Bebop war die Entwicklung des traditional Jazz hin zur intelektuellen Kunstform. Die Solisten spielen bezogen auf das Tonmaterial seeehr überlegt und versuchen die Akkorde auszuspielen. Die Tonbildung ist hingegen noch stark am Blues orientiert und gelegentlich werden Blues-Licks eingeworfen.

Alles in allem ist der Bebop aber eindeutig eine intellektuelle Musik und so war sie auch gemeint. Nicht für Jederman. Sie wollte anecken und mit den hohen Tempi wird ein deutliches Signal in Richtung "Sport" gegeben. Wenn man sich die geringe Größe der Bebop-Spitzengruppe ansieht kann man ruhig auch da von einem Elfenbeiturm sprechen. Theolonius Monk hat seinen Kollegen sogar Harmonielehre-Unterricht gegeben. ;)

Ich glaube Sigiguitar vermischt hier die Aspekte die Truko schon in Post #30 getrennt hat. Nämlich Melodik, Tonbildung (Sound) ... und Form.
 
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Dizzy Gillespie und Co waren Intellektuelle, Charlie Parker ( als Junkie und Säufer), der immerhin als der Begründer des BeBop gilt, mit absoluter Sicherheit jedoch nicht.

Allerdings ist BeBop trotzdem eher was für Intellektuelle. Louis Armstrong zB hatte sich über den BeBob lustig gemacht, ihn regelrecht verlacht.
BeBop hat die Massen nie erreicht, anders, als der Blues ( ohne den Blues gäbe es den ganzen Rock- und Pop- Zirkus garnicht). Und warum? Weil der BeBop bereits das historische Ende des Jazz einläutete ( wie ich ja oben bereits sagte) und absolut nicht tanzbar war.

Mit dem BeBop hat Charlie Parker die Grenzmarkierung gesetzt, das Ende der Weiterentwicklung des Jazz/Blues. Alles, was danach kam, ist ein Aufguss. It's all been done.

Aber wo wir grad beim Thema "Intellektualität" sind, möchte ich Dich um Rat fragen:

Gibt es Tritone- Substitutes in "Blues for Alice"? Kannst Du mir evt bei der Analyse dieses Tunes behilflich sein? Ich bin für jede Unterstützung dankbar...:redface:
 
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Hi Sigiguitar,

Im 5. und 6. Takt findet z.B. eine Subdominantmoll-Kadenz statt. Aus diesem Grunde haben Ebm7 und Ab13 SDM Funktion. Ab13 tritt hier also nicht als Dominante an sondern als bVII7. Im darauffolgenden 7. Takt hat das Dm7 auf die Tonart bezogen Tonika-Funktion. Dm7 hat somit auch Dual-Funktion.
Die Kadenz vom 5. bis 7. Takt lautet also: | SD | SDM | T |

Dass in Takt 7 in "Bluesette" DbMj7 die Tonika vertritt, ist aufgrund der Kleinterzverwandschaft klar. Ebenso ist Vertretereigenschaft G7 zuzuschreiben, G7 ist Parallele.

Doch Dm7 steht relativ zur T als Gegenklang und hat dominantische Funktion. Warum sollte hier die IIIm die I vertreten? Die nachfolgende VI ist näher an der Tonika - und zwischen IIIm und VI liegt noch ein Quintfall. Warum sollen IIIm und VI gleiche Funktion haben, bzw. welche Funktion hätte die VI denn dann, wenn die IIIm die Tonika vertritt? Dann wäre G7 ja Subdominantvertreter.

Nebenbei bemerkt sind Db(Maj)7 und G7 gegenseitige Tritonusvertreter....
 
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Alkohol und Drogen schließen sich doch mit Intellekt nicht aus. Wenn man sich vergangene Größen so ansieht ... man möchte fast das Gegenteil behaupten.

Parker hat den Bebop übrigens nicht allein erfunden. Es war ein kleines Grüppchen und Gillespie und Parker waren sicher die populärsten Mitglieder. Aber auch Bud Powell, Theolonius Monk, Kenny Clarke waren Wegbereiter der Bebop-Spielweise am entsprechenden Instrument. Allein die Vorstellung ein Einzelner hätte diesen hochgradig interaktiven Stil erfunden ist absurd.

Weil der BeBop bereits das historische Ende des Jazz einläutete ( wie ich ja oben bereits sagte) und absolut nicht tanzbar war.

Tja ... wenn dein Jazzbegriff eigentlich nur traditional Jazz einschließt, dann ist das sehr schade. Dir entgehen etwa 70 Jahre Entwicklung die darauf folgen. Man bedenke dass es Jazz eigentlich erst seit etwa 1900 gibt.

Aber das Argument mit der Tanzbarkeit bringt mich erhlich gesagt gerade richtig auf die Palme! Meine Güte!!!! Schonmal zum Brahms-Requiem getanzt? Seit wann wird Musik nach ihrer Tanzbarkeit bewertet?
 
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Aber das Argument mit der Tanzbarkeit bringt mich erhlich gesagt gerade richtig auf die Palme! Meine Güte!!!! Schonmal zum Brahms-Requiem getanzt? Seit wann wird Musik nach ihrer Tanzbarkeit bewertet?

Entschuldige bitte, aber ich hatte nichts von Bewertung gesagt. Für mich persönlich ist BeBob eine sehr coole Sache ( siehe meinen Post # 28), für die Massen jedoch offenbar nicht. Massentauglichkeit sagt natürlich nichts über die Qualität irgendeiner Musikrichtung aus^^

Wenn Du gerne zu BeBop und Brahms tanzt, dann find ich das cool:hat:

... übrigens, ob es in "Blues for Alice" Tritone- Subs gibt, kannst Du mir nicht sagen, nein?.... (siehe meinen Post #42)...
 
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Ich tanze tatsächlich selten zu Brahms ... aber das ist ja gerade der Punkt. Es gibt auch konzertanten Jazz.

Tritonussubstitut finde ich bei Blues For Alice von Haus aus nur eines und zwar in Takt 8. In der Tonart F würde ich Db7 als subV7/V deuten und das Abm7 ist einfach die vorgeschaltete relative IIm7.

Prinzipiell kann man aber im Stück jede Dominante (außer das Bb7 und Eb7 mit subdominantische Funktion) mit dem Tritonusertreter substituieren.
 
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... bin mit den Tonarten F bzw Bb durcheinandergeraten... ich machs nochmal in einem neuen Post:D
 
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Nebenbei bemerkt sind Db(Maj)7 und G7 gegenseitige Tritonusvertreter....

Genaugenommen nicht, da sich definitionsgemäß DomSept-Akkorde und Ihre TriSubs den selben akkordeigenen Tritonus teilen, also Terz und Septim. Der Trisub eines DomSept-Akkordes ist also auch selbst immer ein DomSept-Akkord, und kann kein Maj7-Akkord sein.

Daß allenfalls ein Maj7-Akkord mit entsprechend chromatischer Basslinie, wie bei Trisubs üblich, ähnlich einem "wirklichen" Trisub funktionieren kann, ist eine andere Frage.

LG - Thomas
 
@ CUDO II, chaos.klaus, turko etc:

Hier liegt ein Missverständnis vor!

Ok, nochmal das Ganze in F- Dur ( Originaltonart "Blues for Alice"):

Dass man nicht einfach mal Bbm7 Eb7 in Takt 6 durch das Tritone- Sub A7 austauschen kann, ist mir auch klar!

Mir ging es weiter oben in dem Post an CUDO II erstmal um die Analyse, dh. wie ist das Stück entstanden, wie ist es aufgebaut!

Parker hätte bei der Komposition zB. in Takt 6 ebensogut das traditionelle A7 einsetzen können. Hat er aber nicht, weil er sich mit Tritone- Subs auskannte. Insofern sind Takt 6 und ebenso Takt 8 Tritone- Subs.

DAS wollte ich sagen, mehr nicht:D

- - - Aktualisiert - - -

Hier nochmal ein Auszug dessen, was ich in Post #34 zu meiner Analyse der Kompositionstechnik von Charlie Parker ( bezogen auf Bb- Dur. Da es um einen Vergleich mit "Bluesette" ging, hatte ich "Blues for Alice" nach Bb transponiert!) geschrieben hatte:


sigiguitar schrieb:
Daher: Was die Tritonus- Substitute ( flattened Fifth!) betrifft, so betrachte ich gerade im Blues jeden Tonleiterfremden Grundton eines Akkordes grundsätzlich als "Blue", hinter dem sich ein Tritonus- Substitut verbirgt.
Zum Beispiel in Takt 6:

|Ebm Ab7 |

Das sind zwei Akkorde, die ( bezogen auf die Ausgangstonart Bb) tonleiterfremde Grundtöne haben. Hinter dieser Akkordverbindung verbirgt sich aus meiner Sicht also ein Tritonus- Substitut, nämlich:

Ab7/5- = D7/5-

Ich könnte also an dieser Stelle auch statt Ebm Ab7 auch Am D7 einsetzen [BEI DER KOMPOSITION !], nicht wahr? Jedenfalls, wenn ich das mache, dann klingts gut, nicht falsch. Auf diese Weise kann ich sämtliche tonleiterfremden Akkorde in "Blues for Alice" auf die Tonart Bb- Dur zurückführen, indem ich einfach ihre Tritonus-Umdeutungen herausarbeite.

Indem ich nun die Tritonus- Umdeutungen alle auf Bb- Dur bezogen habe und die Vorhalte (II) der II, V- Bewegungen weggelassen habe ( es spielt keine Rolle, ob man [bei der Komposition!!] zB Dm G7 oder nur G7 spielt, richtig?), erhielt ich obige vereinfachte 12taktige Akkordfolge aus "Blues for Alice" ( Post #32). Und mit "Bluesette" bin ich genauso vorgegangen. Und so kann ich die Bird- Changes ( und somit auch "Bluesette") sehr gut nachvollziehen. Und dann hab ich festgestellt, dass die beiden tatsächlich bis auf Takt 11 identisch sind. Ich kann also sagen:

Ich bin mit Dir vollkommen einer Meinung, die beiden Stücke sind identisch.

----
( Hab in dem obigen Zitat von meinem Post #34 noch den Hinweis in eckige Klammern hinzugesetzt, dass es mir um die Kompositionstechnik von Parker ging!)

Es ging um einen Vergleich von "Blues for Alice" und "Bluesette". Und wenn ich Stücke vergleiche oder analysiere, dann lege ich zunächst ihre Grundstruktur frei.

Mir ging es also ua erstmal darum:

Wie ist Charlie Parker vorgegangen bei der Komposition "Blues for Alice"?

Ich hab das Stück also in meiner Analyse schlicht soweit vereinfacht, bis die Grundstruktur des Harmonieverlaufs zutage tritt.


Und meine Antwort ist dann einfach:

Er hat ua Tritone- Subs angewendet. Das wollte ich sagen:bang:

Wir haben also vollkommen aneinander vorbei geredet:D
 
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Dizzy Gillespie und Co waren Intellektuelle, Charlie Parker ( als Junkie und Säufer), der immerhin als der Begründer des BeBop gilt, mit absoluter Sicherheit jedoch nicht.
Aus einer Rezension über die neue Parker Biographie von Stanley Crouch, Kansas City Lightning: The Rise and Times of Charlie Parker:

Crouch says Parker was intense about everything. When he was researching Kansas City Lightning, Parker's friend Bob Redcross told him that Parker had a deep intellectual curiosity.
"They read history books. They went to museums," Crouch says. "Redcross told me, once he said, 'Yes, Charles and I, we would sit and we would discuss Sherlock Holmes, or we would talk about history. We were always reading magazines. We were always doing stuff that people don't think that we did.'"
Quelle: http://www.npr.org/2013/10/19/23704...ung-charlie-parker-found-focus-faith-in-music

Gerade kam ene Rezension im DLF über das Buch, an dem Stanley Crouch wohl 30 Jahre gearbeitet hat. Der Rezensent sagte, daß Parker - in wissenschaftlichen und technischen Dingen seiner Zeit äußerst versiert und interessiert - sich durchaus gerne mit Professoren auf Augenhöhe untehielt, nicht ohne nach dem Gespräch mit dem Alki an der nächsten Ecke Witze zu reissen. Charlie Parker hatte wohl auch ernste Absichten, bei Edgar Varese Unterricht zu nehmen, wozu es aber nie gekommen ist.

Viele Grüße,
McCoy
 
Nun ja, wenn Geschichtsbücher, Magazine, Sherlock Holmes und Museumsbesuche Charlie Parker zu einem Intellektuellen machen, ok^^

Ich war selbst einige Jahre Junkie, genau wie Charlie Parker und einige andere, aber ich war nie ein Intellektueller... ich lese kein Sherlock Holmes und Magazine... und in Museums geh ich auch nicht.


Viele Grüße,
sigiguitar
 
Doch Dm7 steht relativ zur T als Gegenklang und hat dominantische Funktion. Warum sollte hier die IIIm die I vertreten? Die nachfolgende VI ist näher an der Tonika - und zwischen IIIm und VI liegt noch ein Quintfall. Warum sollen IIIm und VI gleiche Funktion haben, bzw. welche Funktion hätte die VI denn dann, wenn die IIIm die Tonika vertritt? Dann wäre G7 ja Subdominantvertreter.

Die diatonischen Stellvertreter der Tonika in Dur Tonart werden durch die IIIm7 und VIm7 Stufen repräsentiert. Im 7. Takt von "Blues For Alice" handelt es sich auf jeden Fall um einen Tonikafunktion-Akkord. Da dieser zudem in einen IIm7 V7 Pattern eingebunden ist, spricht man von einem Dual-Function-Chord. Dual-Function-Chords nehmen ihre Ursprungstonleiter, in diesem Fall also Phrygisch.
IIIm7 kann nur dominantisch gehört werden, wenn danach VIm7 kommt und IIIm7 auf einem relativ instabilerem Taktteil steht als der ihm folgende VIm7!



Sigiguitar,

meine ursprünglich Aussage "in diesem Stück gibt es keine Tritonus-Stellvertreter" bezog sich natürlich auf das Stück "Bluesette".
Ebm7 | Ab13 | im 11. und 12. Takt von "Bluesette" bilden einen IIm7 V7 Pattern der nach DbMA7 auflöst.
Dbm7 | Gb13 | im 15. und 16. Takt von "Bluesette" bilden einen IIm7 V7 Pattern der nach CbMA7 auflöst.

Im "Blues For Alice" wird | Bbm7 Eb13 | im 6. Takt, wie bereits von mir erklärt, als Teil einer SDK angesehen, die sich trugschlussmäßig in Am7 (IIIm7, Tonikafunktion) auflöst. Das danach folgende IIm7 V7 Pattern (Abm11 Db13) ist eine Chromatic extension die sich als V7-Bezug nach V7/I (C7) auflöst. Gm7 im 9. Takt ist dabei interpoliert und verzögert die Auflösung nach V7/I.

PS
Du solltest Dir die Sachen sehr gewissenhaft anschauen und differenzieren, denn davon lebt diese Musik.
 
Werter CUDO II,


jetzt verstehe ich Dich ( und auch die andern) schon viel besser. Die ganze Zeit dachte ich nur "Himmel, wovon reden die hier überhaupt?!":ugly:

... PS Du solltest Dir die Sachen sehr gewissenhaft anschauen und differenzieren, denn davon lebt diese Musik.

Ich geb mir die größte Mühe, weil das Thema ist mir schon sehr wichtig. Und ich kenne leider sonst niemanden, mit dem ich mich über diese Dinge austauschen kann. Daher bin ich sehr dankbar, hier die Möglichkeit zum Austausch und zum Lernen zu haben! Leider gabs halt dieses von mir erwähnte Missverständnis (Post #49).

Die diatonischen Stellvertreter der Tonika in Dur Tonart werden durch die IIIm7 und VIm7 Stufen repräsentiert. Im 7. Takt von "Blues For Alice" handelt es sich auf jeden Fall um einen Tonikafunktion-Akkord

Das sehe ich genauso! Den Am7 in Takt 7 bei "Blues for Alice" betrachte ich als die IIIm7 in Tonikafunktion, weil F(maj) = Am(13-). Das entspräche auch dem Standard- Blues, wo eben in Takt 7 ja auch die Rückkehr zur Tonika erfolgt.

Am7 könnte doch allerdings auch als Vertreter für die für V gedeutet werden, da C(6) = Am(7). Ich könnte also in Takt 7 auch C6 oder C7 etc einsetzen (klingt nicht wirklich falsch, denke ich...) Korrigiere mich bitte, falls ich hier falsch liege! Dann hätte Am7 tatsächlich Dominantfunktion^^ Bloß, dann wärs in meinen Ohren kein Blues mehr, da ich die Rückkehr zur Tonika in Takt 7 als zwingend betrachte. Auch bei Aebersold ist ja nur die Tonika und deren Vertreter in Takt 7 aufgelistet ( Kapitel "Variations of the Blues", Tabelle "Examples of the Blues Progressions") und eben keine Dominant- Funktion.

Aber man könnte zB in Takt 7 auch die VIm7, also Dm7 in Vertretung der I einsetzen und die Tonikafunktion bliebe ebenfalls erhalten, da F(6) = Dm(7), oder? Klingt gut^^ Korrigier mich bitte, falls ich hier falsch liege!

Du siehst, ich erschliesse mir die diversen Funktionen generell anhand von Umdeutungen. Ist dieses Vorgehen so für Dich nachvollziehbar?

Auf die restlichen Fragen gehe ich lieber erst in einem weiteren Post ein, da ich erstmal sichergehen will, dass wir uns grundsätzlich über meine Vorgehensweise mithilfe von Umdeutungen bei der Analyse verständigen können...


Respect,
sigiguitar
 
Zuletzt bearbeitet:
Am7 könnte doch allerdings auch als Vertreter für die für V gedeutet werden, da C(6) = Am(7). Ich könnte also in Takt 7 auch C6 oder C7 etc einsetzen (klingt nicht wirklich falsch, denke ich...) Korrigiere mich bitte, falls ich hier falsch liege! Dann hätte Am7 tatsächlich Dominantfunktion

In F Dur bildet die V Stufe einen C7, also einen Dominantseptakkord, und keinen C6. Die IIIm7 Stufe (= Am7) hat nichts mit der V Stufe zu tun.














Aber man könnte zB in Takt 7 auch die VIm7, also Dm7 in Vertretung der I einsetzen und die Tonikafunktion bliebe ebenfalls erhalten, da F(6) = Dm(7), oder? Klingt gut^^ Korrigier mich bitte, falls ich hier falsch liege!
Takt 7 und 8 sind im Blues in der Regel tonisch. Wenn man reharmonisiert, macht man das in der Regel so, dass im 7. Takt die IIIm7 steht und im 8. Takt dann die VI Stufe. Beide Stufen sind wohlgemerkt tonisch. Die Abfolge IIIm7 - VIm7 ergibt in sich eine zielstrebige Quintfortschreitung.



Du siehst, ich erschliesse mir die diversen Funktionen generell anhand von Umdeutungen. Ist dieses Vorgehen so für Dich nachvollziehbar?
Ja, aber vergiss nicht - tonisch = IMA7, IIIm7 und VIm7. Subdominantisch = IIm7 und IVMA7. Dominantisch = V7 und VIIm7(b5).
 
Werter CUDO II,


ich bin DIr sehr dankbar, dass Du Dir soviel Zeit nimmst, die Sache hier mit mir durchzudeklinieren. Falls das alles zu sehr OT sein sollte, dann mache ich für die Analyse von "Blues for Alice" und "Bluesette" einen neuen Thread im Analyse- Forum auf...


In F Dur bildet die V Stufe einen C7, also einen Dominantseptakkord, und keinen C6. Die IIIm7 Stufe (= Am7) hat nichts mit der V Stufe zu tun

Falls Du Dich hier nicht explizit auf den Blues beziehst, dann habe ich das vom Grundsatz her anders gelernt:redface:... Ich habe gelernt, dass die III(m7) sehr wohl etwas mit der V zu tun hat ( Terzverwandt!).

Was wäre zB, wenn man in Takt 7 einen A(7) statt eines A(m7) einsetzen würde? Dann hätte ich einen Dominantseptakkord mitsamt Tritonus C# - G und es klingt schön dominantisch- bluesig^^


Takt 7 und 8 sind im Blues in der Regel tonisch. Wenn man reharmonisiert, macht man das in der Regel so, dass im 7. Takt die IIIm7 steht und im 8. Takt dann die VI Stufe. Beide Stufen sind wohlgemerkt tonisch

Anmerkung: Auch in Takt 3 kann im Blues laut Aebersolds 12- Takt- Blues- Tabelle die VI ebenso Tonikafunktion haben...

... vergiss nicht - tonisch = IMA7, IIIm7 und VIm7. Subdominantisch = IIm7 und IVMA7. Dominantisch = V7 und VIIm7(b5).


Bei Jack Perricone, Melody in Songwriting, S. 95 ( Berklee Press; das Buch wird in der Berklee School of of Music als Lehrbuch eingesetzt), lese ich Folgendes:


1. " The vi chord can also function as a subdominant..." ( und dann zeigt Perricone gleich unter diesem Statement ein notiertes Beispiel mit der Folge I, vi, V, I)


2. " The vi is a chameleon- like chord, changing it's funcion according to its placement in the progression." ( Und er zeigt gleich unter dieser Aussage ein notiertes Beispiel mit der Folge I, IV, V, vi-
da sind Du und ich uns ja auch einig, 'Trugschluss'!)

Doch dann schreibt er weiter:

3. " The iii chord is also chameleon- like and can serve as dominant. In this capacity, it is most effective when its 3rd (the dominant of the tonality) is in the bass." ( und dann zeigt er ein notiertes Beispiel mit der Folge I, IV, iii/6 [= 6 im Bass], I.)

---
Auch bei Fred Harz, Guitar Jazz Harmony, S. 19 erfahre ich, dass die VI nicht nur die I, sondern ebenso auch die IV, also die Subdominante vertreten kann. Auch er zeigt Notationsbeispiele und bezeichnet die VI hier als Subdominat- Parallele (Sp).
Und Fred Harz erwähnt in dem Zusammenhang die Terzverwandschaft sowie die Vieldeutigkeit all dieser Funktionen von Haupt- und Nebendreiklängen.

Und auch Werner Pöhlert, Grundlagenharmonik, erwähnt immer wieder die Tatsache, dass die III und die VI "Chamäleonartigen" Charakter haben. Und auch er schreibt, dass die III auch als Dominante eigesetzt werden kann und die VI auch als Subdominante.

Allerdings gelten sowohl die III in ihrer dominantischen Funktion, als auch die VI in ihrer subdominantischen Funktion aufgrund ihres chamäleonartigen, mehrdeutigen Charakters als schwächer in ihrer Wirkung. Will sagen:

Die von Dir aufgezählte V sowie die VII sind in ihrer dominantischen Wirkung stärker als die III. Und ebenso sind die II und die IV in ihrer subdominantischen Wirkung stärker als die VI und somit wohl besser für den Blues geeignet. Aber grundsätzlich gilt:


Tonisch = I(MA7), III(m7) und VI(m7).

Subdominantisch
= II(m7), IV(MA7) und VI(m7).

Dominantisch
= III(m7), V(7) und VII(m7b5).
----

Können wir uns soweit einigen?
 
Falls Du Dich hier nicht explizit auf den Blues beziehst, dann habe ich das vom Grundsatz her anders gelernt... Ich habe gelernt, dass die III(m7) sehr wohl etwas mit der V zu tun hat ( Terzverwandt!).
Die IIIm7 als Dominantparallele kommt in der Jazz- und Popularmusik so gut wie nie vor. Ich hatte es ja zuvor schon erwähnt, damit IIIm7 dominantisch wirkt muss der Harmonische Rhythmus stimmen. IIIm7 muss dazu auf einem relativ unbetonteren Takt/-teil fallen als der darauffolgende Auflösungsakkord. Z.B. | FMA7 Em7 | CMA7 | C6 || Hier würde Em7 ein wenig dominantisch klingen.

Ähnlich verhält es sich mit VIm7. Ich muss Dir aber ehrlicherweise sagen, dass ich mich an so einen Fall in der Jazz-Literatur nicht erinnere. Vielleicht hat ja einer der Kollegen hier ein Fall-Beispiel parat.
Die Zuordnung der IIIm7 zur Dominantfamilie, ebenso wie die VIm7 zur Subdominantfamilie ist im Jazz irreführend, da es einiger Komponenten bedarf, damit so eine Wirkung entsteht.



Was wäre zB, wenn man in Takt 7 einen A(7) statt eines A(m7) einsetzen würde? Dann hätte ich einen Dominantseptakkord mitsamt Tritonus C# - G und es klingt schön dominantisch- bluesig^^
Dagegen spricht eigentlich nichts, obwohl das sehr ungewöhnlich ist. A7 wäre ja V7/VI und würde auf einen relativ stabilen Takt/-teil fallen.


Anmerkung: Auch in Takt 3 kann im Blues laut Aebersolds 12- Takt- Blues- Tabelle die VI ebenso Tonikafunktion haben...
Auch dazu ist mir kein Literaturbeispiel bekannt.
Man kann sehr viel konstruieren. Was sich aber in der Praxis als tauglich erweist, zeigen Dir die zahllosen Standards und die reden in dieser Beziehung eine etwas andere Sprache.



Bei Jack Perricone, Melody in Songwriting, S. 95 ( Berklee Press; das Buch wird in der Berklee School of of Music als Lehrbuch eingesetzt), lese ich Folgendes:
1. " The vi chord can also function as a subdominant..." ( und dann zeigt Perricone gleich unter diesem Statement ein notiertes Beispiel mit der Folge I, vi, V, I)
2. " The vi is a chameleon- like chord, changing it's funcion according to its placement in the progression." ( Und er zeigt gleich unter dieser Aussage ein notiertes Beispiel mit der Folge I, IV, V, vi- da sind Du und ich uns ja auch einig, 'Trugschluss'!)
Doch dann schreibt er weiter:
3. " The iii chord is also chameleon- like and can serve as dominant. In this capacity, it is
most effective when its 3rd (the dominant of the tonality) is in the bass." ( und dann zeigt er
ein notiertes Beispiel mit der Folge I, IV, iii/6 [= 6 im Bass], I.)

---
Auch bei Fred Harz, Guitar Jazz Harmony, S. 19 erfahre ich, dass die VI nicht nur die I, sondern ebenso auch die IV, also die Subdominante vertreten kann. Auch er zeigt Notationsbeispiele und bezeichnet die VI hier als Subdominat- Parallele (Sp).
Und Fred Harz erwähnt in dem Zusammenhang die Terzverwandschaft sowie die Vieldeutigkeit all dieser Funktionen von Haupt- und Nebendreiklängen. Und auch Werner Pöhlert, Grundlagenharmonik, erwähnt immer wieder die Tatsache, dass die III und die VI "Chamäleonartigen" Charakter haben. Und auch er schreibt, dass die III auch als Dominante eigesetzt werden kann und die VI auch als Subdominante.
Allerdings gelten sowohl die III in ihrer dominantischen Funktion, als auch die VI in ihrer subdominantischen Funktion aufgrund ihres chamäleonartigen, mehrdeutigen Charakters als schwächer in ihrer Wirkung. Will sagen: Die von Dir aufgezählte V sowie die VII sind in ihrer dominantischen Wirkung stärker als die III. Und ebenso sind die II und die IV in ihrer subdominantischen Wirkung stärker als die VI und somit
wohl besser für den Blues geeignet. Aber grundsätzlich gilt:
Tonisch = I(MA7), III(m7) und VI(m7).
Subdominantisch = II(m7), IV(MA7) und VI(m7).
Dominantisch = III(m7), V(7) und VII(m7b5).
----
Können wir uns soweit einigen?

Wie schon gesagt, die Realität sieht etwas anders aus, aber wenn Du diese absoluten Ausnahmefälle mit in Dein Theoriefundament aufnehmen möchtest, bitteschön. Ich bin mit meiner Aufteilung immer bestens gefahren.


Eine andere Sichtweise bei der Zuordnung der Funktionen ist übrigen die der Avoid Notes.

Tonikafunktion hat den Grundton der Subdominante als Avoid.
Dominantfunktion hat den Grundton der Tonika als Avoid.
Subdominantfunktion hat keinen Avoid.

Das macht sehr viel Sinn. Überleg' mal!
 
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Die IIIm7 als Dominantgegenklang kommt in der Jazz- und Popularmusik so gut wie nie vor. Ich hatte es ja zuvor schon erwähnt, damit IIIm7 dominantisch wirkt muss der Harmonische Rhythmus stimmen. IIIm7 muss dazu auf einem relativ unbetonteren Takt/-teil fallen als der darauffolgende Auflösungsakkord. Z.B. | FMA7 Em7 | CMA7 | C6 || Hier würde Em7 ein wenig dominantisch klingen.


Das macht sehr viel Sinn. Überleg' mal!

Die IIIm ist der V kleinterzverwandt. Damit ist sie deren Parallele; und die Quinte der V ergänzt den IIIm zum IIIm7.

Die Verbindung IIIm7 VIm7 lässt den IIIm7 als Pseudodominante der VIm7 erscheinen. Nun liegt aber im gegebenen Beispiel keine IIIm7 - VIm7 vor, sondern eine IIIm7 - VI7 . Und das macht aus der IIIm7-VI Verbindung analog IIm7 - V7. Beide Akkorde ergänzen sich zu einem gr. Nonakkord und lassen beide als Teil der selben Funktion erscheinen - die VI ist der eigentliche Tonikavertreter und die IIIm deren "Hilfsakkord", wobei das Spannungsverhältnis I zu III (Gegenklang) in Kauf genommen wird.

Im ursprünglichen Beispiel #31 gibt es die "zufälligen" Abweichungen in genau diesem Spannungsverhältnis. "Bluesette" hat AbMj7 - Ab6 ; also haben wir bIIIMj7 und bIII6 beide als kleinterzverwandten Tonikavertreter; die bIII6 erhält sogar den Grundton.

"Bluesette" hätte damit die Vertreterfunktion reharmonisiert (zugleich vereinfacht, gewissermaßen entspannt).
 
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Die Verbindung IIIm7 VIm7 lässt den IIIm7 als Pseudodominante der VIm7 erscheinen.
Der dominantische Effekt von IIIm7 ist von Natur aus sehr schwach. Steht IIIm7 dazu noch auf einem relativ stabileren Takt/-teil als der darauffolgende Auflösungsakkord ist der dominantische Effekt gleich Null. Wenn also | IIIm7 VIm7 | steht, haben beide Akkorde auf jeden Fall Tonikafunktion.
Wird IIIm7 von einem V7/II gefolgt, hat IIIm7 Dualfunktion. Zunächst wird es tonisch gehört, da der Hörer den V7/II nicht vorraus hören kann. Er im nachhinein wird seine subdominantische Funktion gehört. Die Chordscale nimmt er aber von seinem ersten Höreindruck - also Phrygisch.

Nun liegt aber im gegebenen Beispiel keine IIIm7 - VIm7 vor, sondern eine IIIm7 - VI7 . Und das macht aus der IIIm7-VI Verbindung analog IIm7 - V7. Beide Akkorde ergänzen sich zu einem gr. Nonakkord und lassen beide als Teil der selben Funktion erscheinen - die VI ist der eigentliche Tonikavertreter und die IIIm deren "Hilfsakkord", wobei das Spannungsverhältnis I zu III (Gegenklang) in Kauf genommen wird.

Wird IIIm7 von einem V7/II gefolgt hat IIIm7 Dualfunktion. Zunächst wird es tonisch gehört, da der Hörer den V7/II nicht voraus hören kann. Erst im Nachhinein wird seine subdominantische Funktion hörbar. Die Chordscale nimmt bIII aber von seinem ersten Höreindruck - also Phrygisch.


Im ursprünglichen Beispiel #31 gibt es die "zufälligen" Abweichungen in genau diesem Spannungsverhältnis. "Bluesette" hat AbMj7 - Ab6 ; also haben wir bIIIMj7 und bIII6 beide als kleinterzverwandten Tonikavertreter; die bIII6 erhält sogar den Grundton.
"Bluesette" hätte damit die Vertreterfunktion reharmonisiert (zugleich vereinfacht, gewissermaßen entspannt).

Bei "Bluesette" wird Takt 11. bis 14. eher als implizierte Modulation gehört denn als bIII. Wenn eine bIII Stufe als bIII Stufe gehört werden soll, muss in unmittelbarer Umgebung etwas Diatonisches stehen, sonst wird das Ohr dies nicht als bIII hören.
 
Hallo Leute,


leider ist meine Zeit heute sehr knapp bemessen. Nur schonmal soviel:

Die dominantische Wirkung des III(m7) lässt sich leicht erheblich steigern, indem man einfach aus dem Mollseptakkord einen Durseptakkord oder sogar einen Verminderten macht. Bezogen auf C- Dur:

|C |F |E7 |C |

oder:

|C |F | |C | /( F° = E7/b9 = G7/b9 = Bb7/b9 = Db7/b9)

Die hier aufgefühten b9- Akkorde bitte als Akkorde ohne Grundton lesen!
----

Warum hat die III dominantische Wirkung? Weil die III schlicht die Dominante der Tonikaparallele ist!:

Hinter der Folge E(7) -> C verbirgt sich ein Quintfall, da C6 = Am7!:hat:... und da gibts ganz sicher etliche Beispiele in Jazz/Blues und Pop!
---

Ich meld mich morgen Abend wieder, muß jetzt leider wech-

ich wünsche allen einen angenehmes WE!
 

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