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Eigentlich müsste diese Thread anders heißen... Passender wäre
"eB*y-Kauf wird zum Albtraum - Käufer beinahe in den Suizid getrieben".
Da ich auf meinen letzten Workshop "Wir bauen uns eine Snare" so viel nette Resonanz bekommen habe, möchte ich euch heute mit einer neuen Geschichte aus dem Leben eines Hobby Schlagzeugers beglücken.
Also los geht´s...
Bislang habe ich mich nicht sonderlich für Metall Snares interessiert. Irgendwie hat mir der Sound nie wirklich gefallen. Das änderte sich schlagartig, als ich vor einigen Wochen die Gelegenheit hatte, eine Ludwig Supra Phonic aus den 70er Jahren zu spielen. Da ist mir der Mund offen stehen geblieben - das ist es: DER Snaresound!
Letzte Woche surfe ich im I-net und stolpere per Zufall über eine Auktion, die in wenigen Minuten zu Ende geht. Kurz überlegt, Schweißausbruch bekommen, Bedenken wegen Ärger mit der Frau verdrängt, Puls beschleunigt, mit feuchten Fingern ein Gebot abgegeben und... gewonnen!
Ich habe eine Pre-Serial Ludwig Super Sensitive in 14 x 6,5" aus dem Jahr 1962 ersteigert!
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, kamen mir aber doch leichte Bedenken. Stichwort "Parallelabhebung". Ich habe noch nie eine Snare mit so einer Abhebung gespielt, besessen, geschweige denn eingestellt. Außerdem möchte ich das Schätzchen gerne zerlegen und in den bestmöglichen Zustand bringen.
Hier seht ihr Fotos, mit denen die Snare angeboten wurde. Das Teil sieht hervorragend aus - fast keine Stellen, an denen die Verchromung abgeplatzt ist (Pitting) und nur ein paar kleinere Kratzer.
Jetzt werden sich einige fragen "Wie jetzt - Verchromung abgeplatzt? Was soll das denn?"
Die Antwort ist einfach. Der Kessel ist aus Aluminium und wurde anschließend verchromt. Leider hat wohl niemand den Herrn Ludwig darüber aufgeklärt, dass Chrom nur sehr schlecht auf Alu hält. Insbesondere dann, wenn so eine Snare mal irgendwo anstößt und mit bloßen Fingern angefasst wird. Das (und vor allen Dingen Feuchtigkeit) führt unweigerlich dazu, dass das Chrom pickelig wird und "Blasen" wirft, die aufplatzen und abblättert. Nicht schön - ist aber nicht zu ändern.
Wenn man dann noch bedenkt, dass diese Snare aus dem Jahr 1962 stammt, ist der Zustand sensationell!!!
Ja ja... 1962... schon klar...
Die Snare hat ein sogenanntes "Keystone-Badge". Das ist das Firmenschild, was gleichzeitig das Air-Vent ist. Es ist keine Seriennummer eingestanzt, der Innendämpfer wird mit einem Hebel bedient und hat roten Filz. Der rote Filz wurde 1962 eingeführt und Seriennummern gab´s erst ab 1963.
Innendämpfer?
Mit dem Hebel wird ein Arm bewegt, der sich im Inneren des Kesels befindet. An der Oberseite ist eine Platte, auf die ein Stück Filz aufgenietet ist. Wenn einem die Snare zu viele Obertöne hat, kann man den Hebel bewegen um so den Filz an die Unterseite des Schlagfells legen. Das dämpft die Obertöne und der Klang wird trockener. Und weil der Hebel aussieht wie ein kleiner Baseballschläger, nennen die Amis das dann "red felt baseball bat damper". Tja - so sind sie eben...
Wie man sieht, hat die Snare eine Parallelabhebung. Ein Vorbesitzer hat Löcher in den Kessel gebohrt und offenbar einen "normalen" Strainer montiert, weil die einfacher in der Handhabung, bzw. Einstellung sind.
Gut - mit diesen Löchern wird es die Trommel nicht ins Ludwig Museum schaffen, was mir aber egal ist. Der Preis war gut und schließlich soll sie täglich gespielt werden.
Einige Tage später komme ich von der Arbeit nach Hause und im Wohnzimmer liegt ein großes Paket mit meinem Namen drauf. Das kann nur meine Snare sein! Also aufgemacht und mit feuchten Fingern hebe ich meine ersteigerte Ludwig Super Sensitive aus dem Karton.
Super - jetzt kann´s losgehen.
Weil das gute Stück ja wieder glänzen soll, habe ich bereits 0000-Stahlwolle, Nevr-Dull und neue Felle gekauft.
Auf dem nächsten Bild ist die Snare zu sehen, wie sie bei mir angekommen ist. Da war die Welt noch in Ornung...
Die Felle waren total verranzt - also runter damit. Außerdem war eh geplant, das Teil zu zerlegen und ordentlich zu putzen. Aber was ich dann zu sehen bekam, war ein echter Schock. Seht selbst...
Da hat doch echt irgendein Vollpfosten die Gratung zerdeppert. Sieht aus wie der Versuch eines Versuchs ein Snarebed da reinzukloppen. Und das auf der Oberseite des Kessles!!! Wie geht das denn!?! Insgesamt sind drei Stellen mehr oder weniger stark versemmelt.
Tja - die Scheiße ist voll am dampfen...
Das war genau der Zeitpunkt, an dem ich schlagartig einsetzenden Sprühstuhl bekam. Kommentar meiner Frau: "Gut gemacht Uli". Na schönen Dank auch! Als hätte ich das ahnen können. Das Schnäppchen mutierte zum Albtraum, der Traum einer Super Sensitiv war geplatzt und es schien so, als hätte ich das Geld mal besser in den Rhein geworfen - das hätte wenigstens geplatscht...
In diesem Zustand ist die Snare quasi wertlos oder bestenfalls als Ersatzteilträger zu gebrauchen.
Natürlich habe ich sofort eine Mail an den Verkäufer geschrieben und vorgeschlagen, den Kauf rückgängig zu machen, da dieser Schaden nicht erwähnt wurde. Hätte ich das gewußt, hätte ich die Snare niemals ersteigert.
Seine Antwort in Kurzform: Er habe die Snare mit finanziellem Verlust an mich verkauft und in der Auktion war darauf hingewiesen, dass es ein "Privatverkauf ohne Umtausch" ist. No way...
Natürlich könnte ich jetzt eB*y oder einen Rechtsanwalt einschalten. Aber der Verkäufer kommt aus einem Nachbarland mit hohen Bergen (nein, nicht die Schweiz) und so ein Rechtsstreit kostet meistens Geld und Nerven. Ob man sich das antun soll...?
Tja - da sitze ich nun mit der Grotte. Erst mal eine Nacht drüber schlafen. Vielleicht gibt´s ja doch eine Lösung...
Und wie diese Geschichte weitergeht, erzähle ich euch bald.
Bis dann, Uli
"eB*y-Kauf wird zum Albtraum - Käufer beinahe in den Suizid getrieben".
Da ich auf meinen letzten Workshop "Wir bauen uns eine Snare" so viel nette Resonanz bekommen habe, möchte ich euch heute mit einer neuen Geschichte aus dem Leben eines Hobby Schlagzeugers beglücken.
Also los geht´s...
Bislang habe ich mich nicht sonderlich für Metall Snares interessiert. Irgendwie hat mir der Sound nie wirklich gefallen. Das änderte sich schlagartig, als ich vor einigen Wochen die Gelegenheit hatte, eine Ludwig Supra Phonic aus den 70er Jahren zu spielen. Da ist mir der Mund offen stehen geblieben - das ist es: DER Snaresound!
Letzte Woche surfe ich im I-net und stolpere per Zufall über eine Auktion, die in wenigen Minuten zu Ende geht. Kurz überlegt, Schweißausbruch bekommen, Bedenken wegen Ärger mit der Frau verdrängt, Puls beschleunigt, mit feuchten Fingern ein Gebot abgegeben und... gewonnen!
Ich habe eine Pre-Serial Ludwig Super Sensitive in 14 x 6,5" aus dem Jahr 1962 ersteigert!
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, kamen mir aber doch leichte Bedenken. Stichwort "Parallelabhebung". Ich habe noch nie eine Snare mit so einer Abhebung gespielt, besessen, geschweige denn eingestellt. Außerdem möchte ich das Schätzchen gerne zerlegen und in den bestmöglichen Zustand bringen.
Hier seht ihr Fotos, mit denen die Snare angeboten wurde. Das Teil sieht hervorragend aus - fast keine Stellen, an denen die Verchromung abgeplatzt ist (Pitting) und nur ein paar kleinere Kratzer.
Jetzt werden sich einige fragen "Wie jetzt - Verchromung abgeplatzt? Was soll das denn?"
Die Antwort ist einfach. Der Kessel ist aus Aluminium und wurde anschließend verchromt. Leider hat wohl niemand den Herrn Ludwig darüber aufgeklärt, dass Chrom nur sehr schlecht auf Alu hält. Insbesondere dann, wenn so eine Snare mal irgendwo anstößt und mit bloßen Fingern angefasst wird. Das (und vor allen Dingen Feuchtigkeit) führt unweigerlich dazu, dass das Chrom pickelig wird und "Blasen" wirft, die aufplatzen und abblättert. Nicht schön - ist aber nicht zu ändern.
Wenn man dann noch bedenkt, dass diese Snare aus dem Jahr 1962 stammt, ist der Zustand sensationell!!!
Ja ja... 1962... schon klar...
Die Snare hat ein sogenanntes "Keystone-Badge". Das ist das Firmenschild, was gleichzeitig das Air-Vent ist. Es ist keine Seriennummer eingestanzt, der Innendämpfer wird mit einem Hebel bedient und hat roten Filz. Der rote Filz wurde 1962 eingeführt und Seriennummern gab´s erst ab 1963.
Innendämpfer?
Mit dem Hebel wird ein Arm bewegt, der sich im Inneren des Kesels befindet. An der Oberseite ist eine Platte, auf die ein Stück Filz aufgenietet ist. Wenn einem die Snare zu viele Obertöne hat, kann man den Hebel bewegen um so den Filz an die Unterseite des Schlagfells legen. Das dämpft die Obertöne und der Klang wird trockener. Und weil der Hebel aussieht wie ein kleiner Baseballschläger, nennen die Amis das dann "red felt baseball bat damper". Tja - so sind sie eben...
Wie man sieht, hat die Snare eine Parallelabhebung. Ein Vorbesitzer hat Löcher in den Kessel gebohrt und offenbar einen "normalen" Strainer montiert, weil die einfacher in der Handhabung, bzw. Einstellung sind.
Gut - mit diesen Löchern wird es die Trommel nicht ins Ludwig Museum schaffen, was mir aber egal ist. Der Preis war gut und schließlich soll sie täglich gespielt werden.
Einige Tage später komme ich von der Arbeit nach Hause und im Wohnzimmer liegt ein großes Paket mit meinem Namen drauf. Das kann nur meine Snare sein! Also aufgemacht und mit feuchten Fingern hebe ich meine ersteigerte Ludwig Super Sensitive aus dem Karton.
Super - jetzt kann´s losgehen.
Weil das gute Stück ja wieder glänzen soll, habe ich bereits 0000-Stahlwolle, Nevr-Dull und neue Felle gekauft.
Auf dem nächsten Bild ist die Snare zu sehen, wie sie bei mir angekommen ist. Da war die Welt noch in Ornung...
Die Felle waren total verranzt - also runter damit. Außerdem war eh geplant, das Teil zu zerlegen und ordentlich zu putzen. Aber was ich dann zu sehen bekam, war ein echter Schock. Seht selbst...
Da hat doch echt irgendein Vollpfosten die Gratung zerdeppert. Sieht aus wie der Versuch eines Versuchs ein Snarebed da reinzukloppen. Und das auf der Oberseite des Kessles!!! Wie geht das denn!?! Insgesamt sind drei Stellen mehr oder weniger stark versemmelt.
Tja - die Scheiße ist voll am dampfen...
Das war genau der Zeitpunkt, an dem ich schlagartig einsetzenden Sprühstuhl bekam. Kommentar meiner Frau: "Gut gemacht Uli". Na schönen Dank auch! Als hätte ich das ahnen können. Das Schnäppchen mutierte zum Albtraum, der Traum einer Super Sensitiv war geplatzt und es schien so, als hätte ich das Geld mal besser in den Rhein geworfen - das hätte wenigstens geplatscht...
In diesem Zustand ist die Snare quasi wertlos oder bestenfalls als Ersatzteilträger zu gebrauchen.
Natürlich habe ich sofort eine Mail an den Verkäufer geschrieben und vorgeschlagen, den Kauf rückgängig zu machen, da dieser Schaden nicht erwähnt wurde. Hätte ich das gewußt, hätte ich die Snare niemals ersteigert.
Seine Antwort in Kurzform: Er habe die Snare mit finanziellem Verlust an mich verkauft und in der Auktion war darauf hingewiesen, dass es ein "Privatverkauf ohne Umtausch" ist. No way...
Natürlich könnte ich jetzt eB*y oder einen Rechtsanwalt einschalten. Aber der Verkäufer kommt aus einem Nachbarland mit hohen Bergen (nein, nicht die Schweiz) und so ein Rechtsstreit kostet meistens Geld und Nerven. Ob man sich das antun soll...?
Tja - da sitze ich nun mit der Grotte. Erst mal eine Nacht drüber schlafen. Vielleicht gibt´s ja doch eine Lösung...
Und wie diese Geschichte weitergeht, erzähle ich euch bald.
Bis dann, Uli
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