Recorderman-Technik zum Drum-Recording mit nur 2 Mics [Diskussion]

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So. Nachdem mir aufgefallen ist, dass hier zwar hin und wieder mal auf die Recorderman-Technik verwiesen wird, allerdings doch eher selten und nie etwas tiefer und wir diese Technik gestern im Proberaum zum Aufnehmen der Drums über mein 2-Kanal-Interface genutzt haben, hab ich mir gedacht, ich mach hier mal einen Thread dazu auf -- wenn euch das was taugt, könnt ihr gern drüber nachdenken, den in die FAQ-Ecke zu packen... oder es lassen :)

also erstmal für alle, die nicht wissen, was die Recorderman-Technik ist:
Im Prinzip ist das eine Methode, wie man mit 2 Overhead-Mikros ein komplettes Drumkit Stereo aufzeichnen kann. Wie das dann klingt kann man sich weiter unten anhören.

Benötigt wird
- ein Drumkit (das aus Position des Drummers so klingt, wie gewünscht)
- eine Schnur von ca. 2 Metern Länge
- Gaffa Tape
- 2 Overhead-Mikros (Kondensator, bevorzugt Kleinmembraner, bspw. Opus 53 in unserem Fall)
- 2 Mikro-Stative

Aufbau
Der Drummer setzt sich jetzt hinter sein Drumkit, nimmt seine Sticks, hält beide aneinander und misst damit eine Länge von 2 Drumsticks vom Mittelpunkt der Snare senkrecht nach oben. Da wo die Drumsticks enden, wird nun das erste Mikro positioniert und senkrecht auf die Snare-Mitte ausgerichtet.
Jetzt nimmt man die Schnur, befestigt ein Ende mit Gaffa auf dem Mittelpunkt der Snare. Dann zieht man sie stramm bis direkt unter die Kapsel des schon positionierten Mikrofons und markiert die Stelle (mit einem Knoten, einem kleinen Fetzen Gaffa oder auch einem kleinen Punkt mit Edding auf der Schnur - egal.)
Während jetzt einer die Schnur an dieser Position straff hält, nimmt ein anderer das freie Ende und klebt dieses wieder mit Gaffa auf den Mittelpunkt des Schlagfells der Bassdrum. Wir haben jetzt ein Seil das gespannt ist und vom Mittelpunkt der Snare zur Mikrofonkapsel und von da aus zum Mittelpunkt der Bassdrum verläuft.
Jetzt bewegt man das markierte Ende dieser Schnur unter Beibehaltung der Spannung in Richtung rechte Schulter des Drummers. Es ist nur eine Bewegung möglich, da die Schnur ja an 2 Punkten fixiert ist und gespannt bleiben soll. Dort wird dann das zweite Mikrofon aufgestellt, wieder so, dass die Kapsel genau an der markierten Stelle der Schnur ist und auf den Mittelpunkt der Snare zeigt.
Wählt für das zweite Mikro eine Position, von der aus der Drummer bequem spielen kann, aber die noch ermöglicht, das Mikro nicht allzu flach auf die Snare zu richten. Ist ja immernoch eine Over-Head-Mikrofonierung.

Nachdem das soweit eingerichtet ist, lasst den Drummer simple Snare-Schläge spielen und Pegelt die Mikrofone so aus, dass das Signal von beiden Mikros gleich laut ankommt. Daraus folgt dann, dass die Snare (und die Bassdrum) genau in der Mitte vom Panorama ist, wenn ihr die Spuren im Panorama verteilt. Stellt dann die 2 Mikrospuren so zwischen 40 und 60% im Panorama nach Links und Rechts, ganz nach Geschmack und Bedarf.

Hörbeispiele
Hier ein kurzer Ausschnitt, wie das sich dann trocken anhört:
http://www.file-upload.net/download-1244032/Recorderman-Dry.mp3.html

Wie man deutlich hören kann, ein sehr räumlicher, live-mäßiger Gesamteindruck des Drumkits - allerdings fehlt (vor allem der Bassdrum) etwas der Wumms
aber nichts, was man nicht mit ein wenig EQ und dem für Drums echt tollen "Dynamic Compression" Tool CLAS aufwerten könnte. Klingt dann so:
http://www.file-upload.net/download-1244036/Recorderman-Wet.mp3.html

Dann hab ich noch einen "Trick" angewandt, über den hier geteilte Meinungen vorherrschen, und zwar einen heftig arbeitenden einfachen Kompressor auf der Drumsumme via Aux-Send zugemischt, bringt meiner Meinung nach die Portion "Dreck" in die Drums die für Rockmusik sehr geil wirkt.
Und das hört sich dann so an:
http://www.file-upload.net/download-1244042/Recorderman-Wet-Comp.mp3.html

Und der selbe Ausschnitt dann im Kontext mit Bass, Gitarre und Gesang klingt dann in etwa so:
http://www.file-upload.net/download-1244073/Recorderman-Full.mp3.html

---
ansonsten hier auch noch der übliche Link mit auch einer Erklärung und Fotos dazu:
http://homerecording.de/modules/new...=48620&forum=1&post_id=386129#forumpost386129

abschließend finde ich: für eine einfache Demo-Aufnahme mit garnicht so sehr viel Aufwand und begrenzten Mitteln (in dem Fall begrenzt auf 2 Kanäle gleichzeitig ;)) sehr zufriedenstellend.
 
Eigenschaft
 
Genau, das hab ich vergessen zu linken, danke. Allerdings fand ich das so direkt beim ersten Schauen noch nicht komplett ersichtlich, als ich mich da neulich selbst schlau gemacht hab. So eine schriftliche Anleitung find ich am Anfang doch besser nachvollziehbar. Im Video wird das alles sehr schnell abgehandelt.
 
in der Kombination Deiner Beschreibung und dem Video sollte das dann aber alles gut erkennbar sein :)
 
Ich finde das sollte gepinnt oder nach FAQ verschoben werden! Super beitrag!
 
super beitrag, kommt genau rechtzeitig, da wir nächste woche mit minimalstem equipment ein paar aufnahmen machen wollen ;)
noch ne frage dazu: wir haben leider keine kondensatormikros, sondern nur dynamische (der klassiker sm58). klappt die technik mit den mikros auch?
 
@Deltafox

Super Beitrag, Danke! Aber könntest du vielleicht die Hörbeispiele auf einen anderen Webspace hochladen oder die files von file-upload freischalten lassen? Die haben alle .mp3 Dateien gesperrt :screwy:

Das Runterladen von allen mp3-Dateien wurde vorläufig wegen rechtlicher Probleme deaktiviert.

Sollten Sie der Urheber der mp3-Datei sein, so schreiben Sie uns. Wir werden die Datei dann freischalten.

Cheerio
M@ze
 
Danke für den Beitrag. :great:

Er steht nun im FAQ/Workshop-Bereich und hier kann weiter diskutiert werden...
 
mit den SM58 bzw. generell mit dynamischen Micros wird es wegen der geringeren Empfindlichkeit der Micros wahrscheinlich nicht so gut gehen.

Für den Anfang tun es die
http://www.musik-service.de/behringer-c-2-prx395749798de.aspx
besser wären 2 davon
http://www.musik-service.de/Recording-Mikrofon-Beyerdynamic-MCE-530-prx395615036de.aspx

dran denken - die brauchen Phantomspeisung

also extra neue mikros kaufen wollten wir nicht. außerdem hat unser kleines mischpult keine phantomspeisung :(
kleine anmerkung: wir wollen keine cd- oder demoaufnahmen machen, sondern nur für uns kleine aufnahmen, damit wir das ganze mal von "außen" hören ;) so hohe ansprüche an die qualität haben wir darum nicht. könnten wir dann einfach die mikros etwas näher ranmachen (unser drummer ist ja gottseidank klein :D) und halt lauter drehen? :redface:
 
@reppeK

ob die mics näher stehen, oder weiter weg, hat keinen wirklichen kompensationseffekt. ;)
Aber ich würde mal sagen, dass du es mit den sm58 sicher versuchen solltest und kannst.

Es gibt immer was besseres, aber wenn ich an meine anfänge denk,,.. :rolleyes:
da bist du um welten besser drann. :)

Lg Melody
 
Danke für den Hinweis über die Freischaltung. Hab gerade eine E-Mail rausgeschickt mit der Bitte, die 4 Dateien freizuschalten.

Freut mich, dass euch das gefällt.
Die Aufnahmen mit dynamischen Mikros würde ich aber nicht machen.
Wir haben uns auch für unsere Aufnahmen extra 2 Kleinmembraner geliehen. Meine Bandmitglieder waren eigentlich auch dafür, es einfach mal mit 2 Beta58 zu probieren, aber ich hab drauf bestanden, das wenn schon, dann sinnvoll durchzuziehen.
Bin im Nachhinein auch echt froh. Auf unseren Aufnahmen ist die Bassdrum schon etwas schwachbrüstig, wenn da 2 dynamische Mics gestanden hätten, wäre vermutlich gar nix mehr davon übrig und DANN bringt dir auch kein Nachbearbeiten mehr was.

Aber natürlich ist das eine Frage des Anspruchs. Wir wollten qualitätsmäßig Aufnahmen bekommen die über unsere bisherigen "Aufnahmegerät mit eingebautem Mono-Mikro an irgendner Stelle im Raum"-Mitschnitte hinausgehen - und das kann ich mir mit dynamischen Mikros sehr schwer vorstellen.
Keine Möglichkeit, euch für einen Tag was zu leihen?
 
moin moin,

sehr guter Beitrag (mit dem Video) :)

Ein paar kleine Ergänzungen hät ich noch:
- @reppeK: wie die Vorredner schon schrieben, wirds mit dyn. Mics zu 99% nicht funktionieren
- das Problem (mp3 Beispiele) mit der BD (und marginal Snare) läßt sich mit 2 "Stützmics" beheben - ja es werden 4 Mics ;-( Natürlich ist dann die Laufzeit anzupassen und dieses Signal ist nur ergänzend dazuzugeben ;-)
- das Wichtigste hierbei ist der Raum! Ich erinner mich gern an das Ergebnis (2xOH + BD + SN) in dem Tauchbecken (bröckelnde Kacheln) einer Sauna eines russischen Panzerbatalions :)
- was spricht gegen Großmembraner (außer Preis) ?

grüße, humi
 
könnten wir dann einfach die mikros etwas näher ranmachen
dann wirst Du 'nur' die Drum auf die das Mikro gerichtet ist lauter bekommen. Denk an die Nierencharakteristik der Mikros - je näher Du ran gehst, desto kleiner ist der Bereich.
 
- was spricht gegen Großmembraner (außer Preis) ?

Zum Beispiel der Platzaufwand. Also Prinzipiell machbar ist das schon, aber bei Kleinmembranern hat der Drummer doch etwas mehr Freiheiten, als wenn da n Großmembraner neben seinem Kopf schwebt - unserer kam bei den Aufnahmen auch einmal gegen das rechte Mikro beim Spielen.
Ansonsten hab ich auch schon gelesen, dass diese Technik mit Studio Projects B1ern gemacht wurde, was also Großmembraner sind und auch funktioniert.

Und jep, Stützmikro in die Bassdrum und noch n Mikro für den Snareteppich wären net verkehrt. Aber mein Interface hat nur 2 Eingänge und damit warn wir ziemlich eingeschränkt, sonst hätten wir das sofort gemacht.
Aber finde jetzt durch den Bassboost und Kompressor im Nachhinein kommt die Bassdrum doch ganz brauchbar raus.

Ach ja, für die, die's noch nicht realisiert haben: Die MP3s sind jetzt freigeschaltet :)
 
moin moin,

Platzbedarf ist sicherlich ein Argument (dachte an Gefell UM70 vs. M70).
Ein Nachteil ist die (fast ausschließliche) horizontale Ausrichtung des Schaftes bei Großmembranern. Aber bei geschickter Positionierung der Schafte (weg vom Drummer), sollte dies kein Argument mehr sein - ala erst wenn der Drummer durch Korb und Menbran ist, trifft er den Schaft - dies überlebt auch ein Kleinmebraner nich ;-)

Die "Bassboost"-Korrektur ist nicht wirklich das Wahre (mag auch an mp3 liegen), oder ?
Da kosten doch 2 Interfaces mit jeweils 2 verwendbaren Preamps weniger als ein brauchbares Kleinmembraner ;-)

... es wird bei nächster Gelegenheit ausprobiert ("kurze OH-Abstände"). OHs und Snare werden wohl UM70, bei der Basedrum muß man wohl nochmal experimentieren (Grenzfläche???) ... erstmal ein valides Schlagzeug, passenden Raum und Drummer finden ;;;-o

nochmals dank und grüße, humi
 
http://www.sendspace.com/file/bw83g0

Schlagzeug aufgenommen mit 2 x Opus 53 (Beyer Dynamics), die Methode allerdings etwas an die Bedürfnisse angepasst, das Ride wäre sonst zu präsent gewesen und einem MC 930 mit etwas Abstand vor das Kit gestellt. Insofern nicht 100% Recorderman, aber mal wieder ein Beweis dafür (zumindest für mich) das Raum und gutes Schlagzeug mehr als die halbe Miete sind.

Lg
 
http://www.sendspace.com/file/bw83g0

Schlagzeug aufgenommen mit 2 x Opus 53 (Beyer Dynamics), die Methode allerdings etwas an die Bedürfnisse angepasst, das Ride wäre sonst zu präsent gewesen und einem MC 930 mit etwas Abstand vor das Kit gestellt. Insofern nicht 100% Recorderman, aber mal wieder ein Beweis dafür (zumindest für mich) das Raum und gutes Schlagzeug mehr als die halbe Miete sind.

Lg

Dieser indirekte Sound passt halt auch nicht zu jeder Musikrichtung.

Das is, finde ich, auch das allgemeine Problem bei der Recorderman Technik.
Im extremfall klingts halt wirklich ablenkend-Strange.
 
es is eben nach wie vor eine Overhead-Technik. Für Direktheit und viel Druck sind dann nochmal n paar Stützmikros notwendig. Aber ich find's ne super Ausgangsbasis, besonders für ne einfache Demo-Aufnahme mit kleinen Mitteln.

Um ein fettes Metaldrumkit wie auf ner Studioaufnahme rauszuhauen braucht's tatsächlich deutlich mehr. Aber wer sich das nicht leisten kann oder will, der kommt so an ne Aufnahme die ein gewisses Grundniveau erfüllt und auf jeden Fall anhörbar ist.

edit:
Wobei ich aber zustimmen muss, auf der Aufnahme jetzt klingt's tatsächlich sehr indirekt. Hab eigentlich den Eindruck dass das bei unseren Aufnahmen nicht so heftig ist. Was genau habt ihr "angepasst"? Und wolltet ihr auf so einen Sound raus? Was ist da an Nachbearbeitung drüber?
 
Wie gesagt war das Ride bei der Spielweise und Größe problematisch laut und insofern haben wir die Distanz der Mikrofone ein wenig erhöht, aber dann auch tatsächlich mehr nach Ohrmaß. Und ja, wir wollten den Sound auch sehr indirekt bzw. sehr räumlich, weils einfach passte und gut klang, wobei es von vorneherein zu vermeiden galt, bei der Aktion in "Tweakland" verloren zu gehen. Das war für mich auch das Argument es so zu machen, also bewußt die Möglichkeiten klein zu halten und Zeit zu sparen, da die Räumlichkeit nun auch gemietet war.
Bei zwei Mikrofonen muss man sich halt einfach damit abfinden das es klingt wie es nunmal klingt. Das dritte Mikro war dann halt für die Bassdrum doch wichtig.
Bearbeitet ist da bisher noch garnichts.

Recorderman ist ja einfach nur die beste Möglichkeit um schnell,unaufwendig und mit minimalster Austattung das bestmöglichste Ergebniss zu erzielen, als etwas anderes sollte man es nicht verstehen, denke ich.
 

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